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Die „HUA FU INDUSTRIAL BANK OF CULTIVATION”

Aktualisiert: 12. Aug. 2021

Die Bank wurde 1914 oder spätestens 1915 gegründet, Hauptsitz Peking (Běijīng).

Es gab Filialen in den Städten Fèngtiān (奉天) und Yíngkǒu (營口), wohl auch in der benachbarten Provinz Hēilóngjiāng (黑龍江).

Es war eine private Geschäftsbank in Form einer Aktiengesellschaft. Das Grundkapital, das durch Aktienkäufe zusammenkam, betrug 1.320.000 Yuan. Die hauptsächlich in der Bank verantwortlichen Personen hießen Yáo Xīguāng (姚錫光) und Rèn fèngbīn (任鳳賓).

Auf der Rückseite aller ausgegebenen Noten findet sich die Unterschrift Yaos.


Was bedeutet der chinesische Name der Bank 華富殖業銀行 = Huá fù zhí yè yínháng?

殖業= zhi ye bedeutet „industrielle Erschließung“ bzw. “industrielle Entwicklung“, es gab in ganz China zahlreichen Banken, die sich der Erschließung bzw. Weiterentwicklung von bisher unerschlossenen oder nur wenig entwickelten Gebieten verschrieben hatten. Folglich gab es zahlreichen Banken, die in ihrem hinteren Namensteil zhíyè yínháng trugen, also Bank für industrielle Erschließung zeigten. Davor stand jeweils ein individuell gewählter Name.

華 = huá wurde gewählt, weil es einerseits „prächtig, blühend, gedeihend“ bedeutet, andrerseits aber auch „chinesisch“. 富= fú hat den Sinn von „reich, üppig, vermögend, ergiebig“. Beide Worte erwecken Vertrauen und versprechen Reichtum, passen also gut zu einer Bank.


Die Huáfú Industrial Bank of Cultivation war sehr kurzlebig, schon im Herbst 1918 wurde sie durch den zuständigen Provinzgouverneur geschlossen. Als Grund wurde offiziell angegeben, dass die Gründung der Bank nicht sorgfältig genug erfolgt sei. Der wahre Grund war wohl ein anderer: damals gaben die zuständigen Gouverneure bzw. "Warlords" gerne die Genehmigung zu einer Bankgründung. Sie gaben diesen Banken meist auch das Recht, Noten auszugeben. Anschließend versuchten sie dann, von der betreffenden Bank so viel Geld wie möglich zu erhalten, so dass die Bank mehr Geld ausgeben musste als Deckung vorhanden war. Der Bank, die hier nicht mitmachte, wurde kurzerhand unter fadenscheinigen Gründen die Betriebserlaubnis wieder entzogen.


Die ausgegebenen Banknoten tragen zwei verschiedene Ortsbezeichnungen, entweder Fèngtiān/MUKDEN oder Yíngkǒu/YINGKOW. Fèngtiān, auf Mandschurisch Mukden genannt, ist ein historischer Name für die heutige Stadt Shěnyáng (瀋陽), Hauptstadt der Provinz Liáoníng (遼寧). Yinkou ist eine bedeutende Hafenstadt, ebenfalls in der Provinz Liaoning (遼寧), etwa 200 km südlich von Shěnyáng gelegen.


Was die ausgegebenen Noten betrifft, so lassen sie sich in drei Gruppen teilen:

  • Jiao-Noten mit Datum MG 5 = 1916, Ortsangabe Yíngkǒu. Soweit bekannt, gedruckt von der Druckerei Donghua. (東華印刷館)

  • Yuan-Noten mit Datum MG 4 = 1915. Ortsangabe Fengtian. Gedruckt von Caizhenbu = Bureau of Engravong and Printing (财政部).

  • Mei-Noten, hier ist bislang nur ein einziges Remainder von 10 Mei aufgetaucht. Der Schein ist undatiert, ohne genaue Ortsangabe, aber über dem Titel steht = Provinz Hēilóngjiāng. Druckerei unbekannt.

Alle Jiao- und Yuan-Noten tragen die Zeichen 債券 = Schuldschein. Bei der abgebildeten

5-Jiao-Note sind diese Zeichen aus unbekanntem Grund per Hand ausgelöscht worden.


Insgesamt sind neun verschiede Notentypen in der chinesischen Literatur erwähnt, davon habe ich die 10-, 50- und 100-Yuan-Noten nicht gesehen. Sie sind in Sammlungen meines Wissens bislang nicht aufgetaucht.


1 Jiao MG 5 = 1916

2 Jiao MG 5 = 1916

5 Jiao MG 5 = 1916 (Abb.1)

Abb. 1: 15 Jiao von 1916, ehemalige Sammlung Beyer.


1 Yuan MG 4 = 1915 (Abb.2)


Abb. 2: 1 Yuan von 1915, Yangming Auktion, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun.


5 Yuan MG 4 = 1915 (Abb.3)


Abb. 3: 5 Yuan von 1915, Yangming Auktion, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun.


10 Yuan MG 4 = 1915

50 Yuan MG 4 = 1915

100 Yuan MG 4 = 1915

1 Mei ohne Datum (bisher nur als nicht ausgegebenes Remainder bekannt, Abb. 4)


Abb. 4: 1 Mei, ehemalige Sammlung Beyer.


Erwin Beyer

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