Auf der Konferenz von Jalta Anfang Februar 1945 grenzten die großen Drei – Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und Josef Stalin – ihre Interessensphären ab. Schon bald trennte der Eiserne Vorhang Ost und West. Zwischen den Zielen der Westalliierten und der Sowjetunion bestanden unüberbrückbare Gegensätze. Die Sowjetunion etablierte in ihrem Machtbereich kommunistische Regierungen während der Westen auf Demokratie und Kapitalismus setzte. 40 Jahre lang bestimmte fortan der „Kalte Krieg“ die Politik zwischen den beiden Machtblöcken.
Beide Seiten waren bemüht, ihre Vorstellungen durchzusetzen. Der Westen setzte u. a. auf Destabilisierung der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa. Hierzu dienten auch Rundfunksendungen. 1950 nahm „Radio Free Europe“ den Sendebetrieb von der Hauptgeschäftsstelle München aus auf. Der Sender wurde vom „National Committee for a Free Europe“ betrieben, einer US-amerikanischen antikommunistischen Organisation, die 1949 in New York gegründet worden war. Am 1. Mai 1951 begann man, regelmäßige Sendungen für die Tschechoslowakei auszustrahlen.
Am 1. Juni 1953 führte die tschechoslowakische Regierung eine umfassende Währungsreform durch. Innerhalb von drei Tagen wurden alle kursierenden Zahlungsmittel gegen neue Banknoten und Münzen ausgetauscht. Jeder Einwohner konnte bis zu 300 Kčs gegen neue Geldzeichen im Verhältnis 5 : 1 umtauschen. Alle Barbeträge, die dieses Limit überschritten, unterlagen einem Umtauschverhältnis von 50 : 1. Darüber hinaus galten für Spareinlagen besondere Regelungen, so wurden z.B. Einlagen bis zu 5000 Kčs im Verhältnis 5 : 1 gutgeschrieben.
Große Teile der Bevölkerung fühlten sich um ihre Ersparnisse betrogen. In Prag, Pilsen und Ostrau kam es zu Unruhen mit Toten. Diese Situation nutzte „Free Europe Press“, eine Abteilung des „National Committee for a Free Europe“ und „Radio Free Europe“ zu einer gemeinsamen Aktion unter dem Codenamen „Prospero“.
In den Nächten vom 13. – 17. Juli 1953 stiegen 6.512 Ballons mit über 12 Millionen Flugblättern von der bayerischen Kleinstadt Tirschenreuth in den Himmel. Sie gelangten mit dem in den oberen Lagen vorherrschenden West-Ost-Wind in die Tschechoslowakei. Die Ballons transportierten Flugblätter mit drei verschiedenen Motiven: "Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR", "Machtkämpfe in der UdSSR nach Stalins Tod am 5. März 1953" und die sog. "Hunger-Krone", für die die neu ausgegebene Staatsnote zu 1 Koruna von 1953 als Vorlage diente.
Free Europe Press beauftrage die Druckerei Reynold Offset, West 31st Street in New York mit der Herstellung der Propagandascheine. Auf den Druckbögen zu 17 x 22 Zoll wurden 40 Flugblätter gedruckt, die in Größe (101 mm x 51 mm) und Farbe den Original-Noten entsprachen. Nach Angabe des beteiligten Druckers Ken Graeber wurden in weniger als drei Tagen ungefähr 75.000 Blätter gedruckt, also 3 Millionen Exemplare.
Im Gegensatz zur Original-Note wurde bei dem Propagandaschein auf Vorder- und Rückseite je ein weißes Feld mit einem Text eingefügt. Dieser lautet in der Übersetzung auf der Vorderseite:
Hunger-Krone – ein Geschenk der Sowjetunion
Das ist ein Beweis für den Bankrott Eurer Regierung und den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Fünf-Jahr-Planes, dies soll Euch daran erinnern, was Euch die Regierung gestohlen hat.
Dies ist die Aufforderung zu kämpfen, dies ist die Forderung, die gesamte Kraft des Volkes an der Schwäche des Regimes zu messen und den Widerstand zu leisten so viel und so gut es möglich ist. Die Völker der anderen von der Sowjetunion versklavten Staaten vereinigen sich, und sie werden Euch in Eurem Kampf unterstützen. Die freie Welt steht hinter Euch.
Alle Macht dem Volk!
Text auf der linken oberen Rückseite lautet in der Übersetzung:
Tschechen und Slowaken!
Das Regime wird schwächer und ängstlicher vor Euch. Die Macht liegt beim Volk, und das Volk steht gegen das Regime. Vereinigt und mobilisiert Eure Macht! Nieder mit den Kolchosen! Besteht auf dem Recht der Arbeiter! Fordert heute Zugeständnisse, morgen die Freiheit!
Im Gegensatz zu den Staatsnoten, die auf Papier mit dem Wasserzeichen „Ringe mit fünfzackigem Stern“ gedruckt wurden, weisen die Propagandascheine kein Wasserzeichen auf.
Uwe Bronnert
Literatur:
SGM Herbert A. Friedman (Ret.), Free Europe Press Cold War Leaflets, http://www.psywarrior.com/RadioFreeEurope.html. Stand: 07.04.2019, 14.00 Uhr.
Günter Graichen; Die Geldzeichen der Tschechoslowakei, Berlin (Ost) 1983.
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