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Fälscher & Falschgeld: Die Verteilung

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 4


Falschgeld, das bandenmäßig produziert worden ist, wird durch ein ganzes Netz von Großhändlern, Mittelsmännern, Einzelhändlern und Kleinverteilern unter die Leute gebracht. Auch hierbei wird wieder das Dreiecksystem angewandt. Jeder Verteiler in

diesem Netz kennt nur die Person, die sich mit ihr in Verbindung setzt und das Falschgeld überbringt und die Person, mit der er selbst Kontakt aufnimmt,

um das Falschgeld zu einem höheren Kurs weiterzugeben. Die kriminalistische Regel, dass die Preise für Falschgeld in dem Maße steigen, wie sich die Falsifikate von ihrem Ursprungsort entfernen, hilft der Polizei bei ihren Ermittlungen. Wenn der

Kaufpreis für Falschgeld hoch ist, wird davon ausgegangen, dass sein Entstehungsort weit entfernt ist. Werden dagegen große Mengen von Falsifikaten bei einzelnen Personen gefunden oder zahlt ein Verteiler relativ wenig dafür, ist im Regelfall die

Herstellungswerkstätte oder zumindest das Verteilungszentrum in unmittelbarer Nähe zu suchen. Der „Verkaufspreis“ berechnet sich dabei prozentual, je nach Qualität.

So bezahlt ein Hauptverteiler, der die falschen Scheine direkt von den Herstellern

übernimmt, zum Beispiel für einen 50-Euro-Schein mittlerer Qualität etwa 10%, also 5 Euro pro Stück. Bei weniger guten Fälschungen kann dieser Preis noch etwas darunter liegen, bei guten auch darüber, bei etwa 12 oder 15%. Die Fälscher kennen die Güte ihrer Produkte meist sehr genau und wissen, was sie verlangen können. Je weiter vom

Herstellungsort das Falschgeld angeboten wird, desto mehr zwischengeschaltete Verteiler haben mitverdient und desto teurer ist es. Der letzte Kleinverteiler bezahlt die genannte 50-Euro-Fälschung mittlerer Qualität mit etwa 25 bis 30%, also mit ca. 12,50 bis 15 Euro für das Stück. Eine sehr gute Fälschung ist teurer und kostet bis zu 20

Euro. Beim Zwanziger ist die Relation noch ausgeprägter. Hier kostet selbst eine nur durchschnittlich gut gefälschte Note mindestens 25% des Nennwerts, wobei sich dieser Kaufpreis für exzellente Fälschungen auf bis zu 50%, also 10 Euro, steigern kann.

Der Durchschnittspreis für eine gefälschte 20-Euro-Banknote mittlerer Qualität liegt derzeit bei etwa 8 Euro. Wie bereits erwähnt gilt in den meisten Fällen: Je höher der Nennwert einer falschen Note, desto besser ist die Qualität der Fälschung und umso höher ihr Preis. In der Mehrzahl finden sich als Verbreitungsschwerpunkte Städte

ab 50.000 Einwohner aufwärts. Diese wechseln recht häufig, da es sich bei den Verbreitern in vielen Fällen um reisende Tätergruppen handelt, die so lange von Stadt zu Stadt ziehen, bis sie ihren mitgebrachten Vorrat verausgabt haben.

Die Strafverfolgung muss in einem Europa der offenen Grenzen und mit zunehmender Globalisierung heute mit anderen, subtileren Mitteln arbeiten, um Erfolge zu erzielen. International kooperierende und über Ländergrenzen hinweg mit weitreichenden

Befugnissen ausgestattete Ermittlungsbehörden, V-Leute, verdeckte Ermittler, die – im

wahrsten Sinne des Wortes – Scheinaufkäufe einfädeln und durchführen sowie der Lauschangriff gehören ebenso dazu wie der Einsatz modernster Technik und die noch engere Zusammenarbeit aller einschlägiger Behörden der EU-Mitgliedsländer.

Doch diese obgleich wichtige Materie soll nicht Thema dieses Buches sein. Das Buch soll aber auch nicht der Glorifizierung der Spezies der Geldfälscher dienen, wenn es auch durchaus sympathische und manchmal sogar tragische Figuren unter den Einzeltätern vergangener Zeiten gegeben hat. Die Öffentlichkeit bringt gerade dem Thema Falschgeld großes Interesse entgegen, entsprechend aufgemachte Berichte im Fernsehen und in den Printmedien zeugen dafür. So soll das Buch informieren

und unterhalten. Es soll Hintergründe und kriminalistische Details aufzeigen und uns in die äußerst interessante, spannende und mit einem eigenartigen Reiz behaftete Welt des falschen Geldes führen.


Ein Schlag gegen den internationalen Falschgeldhandel gelang 1989 dem Bayerischen Landeskriminalamt: Bei der Verhaftung von sechs „Blüten-Händlern“ wurden 6439 falsche 100-Dollar-Noten im Wert von damals umgerechnet rund 1,2 Millionen Mark sichergestellt. Foto Süddt. Verlag



Fortsetzung folgt …





Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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