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Geldscheinporträts: Thomas Müntzer – Verkannter Visionär oder verblendeter Eiferer?

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Thomas Müntzer

Zur Person:

Theologe, Reformator, Revolutionär

​Nationalität:

Deutsch

​Lebensdaten:

(vermutlich) 1489 – 27. Mai 1525

​Geburtsort:

Stolberg (Harz)

​Sterbeort:

Mühlhausen (Thüringen)

Thomas Müntzer, Kupferstich von Gaspar Bouttats (1625–1703) nach einer Zeichnung von Hendrik Frans Verbruggen (1654–1724), 1690.
Thomas Müntzer, Kupferstich von Gaspar Bouttats (1625–1703) nach einer Zeichnung von Hendrik Frans Verbruggen (1654–1724), 1690.

Thomas Müntzer wirkte in einer Zeit des Wandels. Die Ordnung im Reich und die Macht von Papst und Kaiser schienen sich aufzulösen. Klagen über Missstände, Prunksucht und Geldgier in der Kirche häuften sich, Reformen wurden gefordert. In diese unruhige Epoche wurde Müntzer in Stolberg am Harz geboren. Über seine Familie ist kaum etwas bekannt. 1506 nahm er ein Studium in Leipzig auf, das er in Frankfurt/Oder fortführte. Acht Jahre später wurde er in Halberstadt zum Priester geweiht. Sein Weg führte schnell in die früh- reformatorische Bewegung. In Wittenberg traf er erstmals auf Martin Luther. Später war er auch bei der berühmten Leipziger Disputation zwischen Luther und Johannes Eck anwesend. Es gärte und rumorte überall, die Sturmjahre der Reformation kündigten sich an.


Müntzer fühlte sich Luther anfangs sehr verbunden. Luther empfahl Müntzer 1520 sogar auf eine Pfarrstelle in Zwickau. Doch Müntzers Auffassungen ging bald weit über die Vorstellungen Luthers hinaus. Für Luther hatte nur die Heilige Schrift Autorität, Müntzers Gehorsam jedoch galt der Stimme Gottes, die auch in Visionen und Träumen zu den Menschen spricht. Luther lehnte Aufstände ab – Müntzer hingegen forderte nicht nur die Reform der Kirche, sondern wollte das irdische Leben grundlegend umgestalten. Müntzer trennte nicht zwischen religiösen und säkularen Zielen – Die Reformation sah er als

„Revolution des gemeinen Mannes“. „Alle Dinge sollen gemein sein“, predigte er und griff damit direkt die Grundlagen der feudalen Ordnung an. Er schuf eine Theologie der Revolution mit einem klaren Anspruch: „das volck wirdt frey werden und Got will allayn der herr daruber sein“.


1523 hielt Müntzer den ersten Gottesdienst in deutscher Sprache. Er versuchte mit seiner berühmten Fürstenpredigt noch, die zukünftigen Kurfürsten Johann den Beständigen und dessen Sohn Johann Friedrich I. für seine Sache zu gewinnen. Dann schloss er sich den aufständischen Bauern an. Weite Teile der Landbevölkerung zwischen Harz und Oberrhein hatten sich erhoben und bildeten sogenannte Haufen. Sie beriefen sich auf die Ideen der Reformatoren, Müntzers Programm stieß bei den von Leibeigenschaft, Frondienst und Obrigkeitswillkür geprägten Bauern auf fruchtbaren Boden. Müntzer versuchte energisch, die Bauernhaufen, die sich an verschiedenen Orten bildeten, zusammenzuführen. In Mühlhausen wurde unter seinem Einfluss ein „Ewiger Rat“ gegründet, der soziale Reformen durchsetzen sollte. Kirchengüter wurden beschlagnahmt, Klöster aufgelöst, und eine Art Wohlfahrtssystem für die Armen sollte entstehen. Müntzer war jedoch kein kühler Stratege, sondern Getriebener. Die Fürsten wehrten sich und ließen Söldnerheere aufstellen. Auch Martin Luther stellte sich vehement gegen die aufständischen Bauern. Er wetterte: „Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“


Staatsbank der DDR: Banknote zu Fünf Mark, 1975 (Austauschnote). Vorderseite: Porträt von Thomas Müntzer und Staatswappen der DDR. Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte.
Staatsbank der DDR: Banknote zu Fünf Mark, 1975 (Austauschnote). Vorderseite: Porträt von Thomas Müntzer und Staatswappen der DDR. Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte.
Staatsbank der DDR: Banknote zu Fünf Mark, 1975 (Austauschnote). Rückseite: Mähdrescher bei der Ernte auf einem Feld und Staatswappen der DDR. Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte.
Staatsbank der DDR: Banknote zu Fünf Mark, 1975 (Austauschnote). Rückseite: Mähdrescher bei der Ernte auf einem Feld und Staatswappen der DDR. Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte.

Die Bauernhaufen wurden völlig unvorbereitet getroffen. Die letzte Schlacht bei Frankenhausen 1525 glich einem Gemetzel. Fast 6000 Aufständische wurden getötet, das Fürstenheer hatte nur sechs Gefallene zu beklagen. Müntzer wurde eingekerkert, gefoltert und enthauptet. Nach seinem Tod versuchten viele, sein Andenken zu vernichten. Luther bezeichnete ihn als „Satan von Allstedt“. Jahrhundertelang galt er als gefährlicher Fanatiker. Erst im 19. Jahrhundert begann eine Neubewertung seines Wirkens, besonders durch Friedrich Engels, der in ihm einen frühen Vorkämpfer der sozialen Revolution sah.

In der DDR wurde Müntzer zur Symbolfigur erhoben. Sein Porträt zierte einen Fünf-Mark-Schein, Städte und Schulen trugen seinen Namen. Noch heute, 500 Jahre nach seinem Tod, scheiden sich an Müntzer die Geister. Für manche ist er Utopist, Schwärmer und militanter Fanatiker, für andere ein Kämpfer für die Wahrheit und eine bessere Gesellschaft.


Elias Heindl


Literatur/Quellen:

  • Hans-Jürgen Goertz (2015): Thomas Müntzer. Revolutionär am Ende der Zeiten. München, C.H. Beck

  • Siegfried Bräuer (2016): Thomas Müntzer. Neu Ordnung machen in der Welt.  Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus


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