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Geldscheinporträts: Maria Montessori – „Hilf mir, es selbst zu tun“

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen:

Albrecht Daniel Thaer auf einem 10-Reichsmark-Schein von 1929.

​Geburtsname:

Maria Tecla Artemisia Montessori

Zur Person:

Pädagogin, Ärztin, Philosophin

​Nationalität:

Italienisch

​Lebensdaten:

31. August 1870 – 6. Mai 1952

​Geburtsort:

Chiaravalle

​Sterbeort:

Noordwijk aan Zee

Abbildung 1: Maria Montessori in Amsterdam, Jack de Nijs, 01.03.1950, Fotocollectie Anefo, Nationaal Archief, (Permanente URL: http://hdl.handle.net/10648/a8d524b4-d0b4-102d-bcf8-003048976d84, Creative Commons)














Im 19. Jahrhundert bedeutete Schule vorwiegend Drill und Züchtigung. Maria Montessori hingegen setzte auf Freiheit statt Zwang und Selbstständigkeit statt Abhängigkeit – und erzielte große Lernerfolge. Das Prinzip des Montessori-Kinderhauses hat die frühkindliche Erziehung bis heute stark geprägt. Heute gibt es mehr als 25.000 Montessori-Einrichtungen auf der ganzen Welt.


Abbildung 2/3: Banca d´Italia, 1000 Lire, 1990 Vorderseite: Porträt von Maria Montessori; Rückseite: Kinder beim Lernen (Nach dem Gemälde „Bambini che studiano“ von Armando Spadini, 1918).



Maria Montessori wurde 1870 in Chiaravalle nahe der Hafenstadt Ancona geboren. Zu dieser Zeit konnten nur wenige, meist Männer, lesen und schreiben. Mädchenbildung hatte keine Priorität und war auch nicht sonderlich erwünscht. Gegen den Willen ihres Vaters besuchte sie die technische Oberschule und wollte erst Ingenieurin und dann Ärztin werden.

Maria Montessori schaffte, was vor ihr kaum eine Italienerin geschafft hatte: Als eine der ersten fünf Frauen im Land studierte sie Medizin. Im Jahr 1896 wurde sie an der Universität Rom promoviert. Den Hörsaal durfte sie erst betreten, wenn alle männlichen Kommilitonen bereits saßen, und den Anatomiekurs musste sie spätabends absolvieren – das gemeinsame Sezieren nackter Körper war untersagt. Während des Studiums begann sie in kinderpsychiatrischen Einrichtungen zu arbeiten. Die Missstände, die sie dort sah, bewegten sie dazu, eigene pädagogische Ansätze zu entwickeln. Sie sah die Entwicklungsrückstände der Kinder als pädagogisches Problem. Zur Weiterentwicklung ihrer Methoden leitete sie das Casa dei Bambini in einem Arbeiterviertel in Rom. Dort übertrug sie die Methoden, die sie zur Förderung geistig behinderter Kinder erprobte, auch auf die Kinder der armen Leute.

Aus aller Welt kamen Neugierige nach Rom, um das "Wunder von San Lorenzo" zu bestaunen: Unter Montessoris Hand mutierten desinteressierte Analphabeten zu gründlichen und konzentrierten Lesern. Selbsttätigkeit und Eigeninitiative ist der Fokus der Montessori-Pädagogik. Jedes Kind sollte sich seinem eigenen Rhythmus entsprechend entwickeln und dabei in seiner Neugierde und Selbstständigkeit bestärkt werden. Daher lehnte Montessori auch die Trennung nach Jahrgängen ab. „Hilf mir, es selbst zu tun“ – Mit diesem Motto wird der pädagogische Ansatz oft zusammengefasst. 1909 hielt Maria ihren ersten Ausbildungskurs über ihre Pädagogik und veröffentlichte ihr Werk „Il metodo della pedagogica scientifica“.


Weitere Kinderhäuser wurden gegründet und Montessori begann mit der Ausbildung von Lehrern. Sie machte sich die Verbreitung ihrer Methode zum Lebensziel. Dazu paktierte sie mit allen Förderern – unter anderem mit Benito Mussolini. Die Anbiederung an das faschistische Regime zahlte sich für Montessori aus: Der Diktator erklärte sie 1927 zur „Heldin des Vaterlandes“ und förderte ihr Vorhaben. Auch in Deutschland verbreitete sich das Montessori-Prinzip. Die Faschisten begannen, sich zunehmend in die Erziehung an den Montessori-Schulen einzumischen. Die unterschiedlichen Menschenbilder führten schließlich zum Bruch. 1934 floh sie mit ihrem Sohn Mario. 1939 reiste sie dann weiter nach Indien, wo sie bis 1946 lebte. In Indien entstand eine große Montessori-Bewegung, deren Wirkung sich noch heute zeigt. Ihren Lebensabend verbrachte die Reformpädagogin in den Niederlanden. 1952 starb sie in Noordwijk. Ihr Sohn Mario führte ihr Lebenswerk fort und leitete bis 1982 die Association Montessori Internationale (AMI).


Die pädagogischen Methoden sind bis heute weit verbreitet. Allein in Deutschland gibt es circa 600 Montessori-Kindergärten. Aus wissenschaftlicher Sicht wird die Erziehungsweise häufig bemängelt. Laut dem Psychologen Helmut Lukesch sind die „altbackenen und allenfalls alltagspsychologischen Ausführungen“ von Maria Montessori „mit dem Stand des heutigen entwicklungspsychologischen oder pädagogisch-psychologischen Wissens nicht in Übereinstimmung zu bringen“. Dennoch hielten Millionen von Italienern und Italienerinnen Montessori einst in den Händen, ihr Gesicht lächelte freundlich auf dem 1000-Lire-Schein.


Elias Heindl


Literatur/Quellen

  • Polistina, Francesca: Die Pionierin und die Kinder, Süddeutsche Zeitung, 30.08.2020, (aufgerufen über www.sueddeutsche.de/bildung/paedagogik-die-pionierin-und-die-kinder-1.5014337, zul. am 14.05.2023)

  • Iken, Katja: Säulenheilige und Meisterin, Opportunistin und herrische Diva, Der Spiegel, 31.08.2020, (aufgerufen über www.spiegel.de/geschichte/paedagogin-maria-montessori-die-frau-die-kindern-freiheit-gab-a-1d318e46-fcb6-410a-9014-19e1fe9b968f?sara_ref=re-xx-cp-sh, zul. am 13.05.2023)

  • Delvaux de Fenffe, Gregor: Maria Montessori, SWR, Planet Wissen, 12.11.2019, aufgerufen über www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/schulgeschichte/pwiemariamontessori100, zul. am 14.05.2023

  • montessori.de/about-company (zul. aufgerufen am 14.05.2023)

  • de.wikipedia.org/wiki/Maria_Montessori (zul. aufgerufen am 15.05.2023)

  • de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik (zul. aufgerufen am 15.05.2023)


Abbildungen

Banknote: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.

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