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Kein falscher Fünfziger!

Schon als Kind kommt man mit Geld in Berührung. Zuerst mit Münzen, später mit Papiergeld. Bei mir waren es in den 50-Jahren des letzten Jahrhunderts zuerst noch Scheine der Bank Deutscher Länder: die blauen Zehner und die grünen Zwanziger mit den allegorischen Frauen und Gesellen. Fünfziger oder den roten Hunderter habe ich nicht mehr gesehen, dafür aber die "Franzosenscheine", die mir damals nur wegen des dünnen Papiers und den beeindruckenden Kaufleuten auffielen. Eigentlich nur der Fünfziger, damit ging meine Mutter die Wochenendeinkäufe erledigen. Dann natürlich der Fünfmarkschein mit dem Motiv der barbusigen Europa, aber der kam gar nicht so oft vor. Dafür gab es die silberne Münze zu 5 Mark, auch "Heiermann" genannt.

Zu Beginn der 1960er-Jahre kamen dann neue Geldscheine heraus, bei denen mich aber eher die Rückseiten interessierten, das Eichenlaub des Fünfers, die Musikinstrumente auf dem Zwanziger und für mich als Jungen besonders der Segler im Stil der "Gorch Fock", dem Segelschulschiff der Bundesmarine auf dem Zehner. Aber auf dem Fünfziger, da war vorne wieder so ein braun behüteter Mann abgebildet, der mich faszinierte.


Abb. 1/2: Bank Deutscher Länder, 50 DM, Vs., sog. "Franzosenschein" vom 9.12.1948. BRD-2, Ro. 254, Pick 14a, Vorder- und Rückseite.


Abb. 3/4: Bundesbanknote über 50 DM vom 2.1.1960, Vorderseite Mann mit braunem Fellhut nach einem Gemälde von Barthel Beham aus dem Jahr 1527, KN rechtsbündig, BRD-9,

Ro. 265, Pick 21, Rückseite Lübecker Holstentor.


Der blaue Hunderte dagegen beeindruckte mich durch seine schiere Größe, dem Adler auf der Rückseite und der Strafandrohung:“ Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft.“ In die Hände bekam ich ihn natürlich erst später.


Abb. 5/6: Blanko-Euroscheck der Bezirkssparkasse Bensheim mit lfd. Schecknummer, Kontonummer des Ausstellers und eingedruckter BLZ, der Rest wurde von Hand eingetragen. Seit dem 01.01.2002 nicht mehr ausgegeben. Abb. Wikipedia.

Auf der Rückseite musste die Kartennummer der EC-Karte eingetragen und die Karte selbst vorgezeigt werden. Die Unterschrift musste echt wirken, aber nicht echt sein, um die garantierte Einlösung zu erwirken.


Als ich dann am Ende der 1970er-Jahre bei einem Reisebüro in einem bekannten Kaufhaus auf der Zeil in Frankfurt am Main in der Einkaufsmeile arbeitete, wurde noch viel mit Bargeld oder Euroschecks bezahlt. Eurochschecks (Eurocheques) waren bis vierhundert DM garantiert und hatten trotz des Namens noch nichts mit dem Euro zu tun, jedoch waren sie europaweit nutzbar. Dafür kam ich aber nunmehr in Kontakt mit Fünfhunderter- und Tausender-Banknoten, musste abends alles Geld zählen und bis auf das Wechselgeld zur Bank bringen. Dabei fiel mir bald bei den Fünfzigern ein Schein in die Hände, der mir falsch vorkam. Ein Schein, der um die Wertzahl herum nur grün war, und zwar Vorder- und Rückseite, obwohl hier sonst ein Wechsel zwischen Braun und Grün zu finden war. Auch die Druckfarbe des Strafsatzes sah nur einfarbig aus. Auf der Bank wurde der Schein aber problemlos akzeptiert und ich auf meine Nachfrage beruhigt, der Schein sei wirklich in Ordnung, trotz der Farbabweichung.


Abb. 7: Detail, grüner Rahmen der Wertangabe von der Vorderseite BRD-9, 1960.

Abb. 8: Detail, grünbrauner Rahmen Vs. BRD-24, 1977.


Abb. 9: Detail, grüner Rahmen der Wertangabe von der Rückseite BRD-9, 1960.

Abb. 10: Detail, braungrüner Rahmen Rs. BRD-24, 1977.


Abb. 11: Detail, Strafsatz "Zuchthaus" einfarbig braun, Rs. BRD-9, 1960.

Abb. 12: Detail, Strafsatz "Freiheitsstrafe" zweifarbig, Rs. BRD-24, 1977.


Heute weiß ich, dass der erste Fünfziger der neuen sog. "Gemäldeserie" (BBk I) zu den variationsreichen Scheinen zu Beginn der Bundesbanknoten gehört, und, wie auch die Fünfer, Zehner, Zwanziger und Hunderter über je sechs verschiedene Ausführungen verfügt:

a – f, mit und ohne Fasereinlage, UV- aktiv oder nicht, sowie drei verschiedene Austauschnoten.


Im Januar 1986 veröffentlichte die Deutsche Bundesbank unter der Überschrift "Kursfähige Bundesbanknoten" eine präzise und bebilderte Beschreibung aller Banknoten von 5 bis 1000 DM mit Datum der Erstausgabe und dem Format der Scheine. Der Eintrag zum Fünfziger lautet wie folgt:

Banknote zu 50 Deutsche Mark, Erstausgabe 18. Juni 1962, Format 75 x 150 mm. Die vorherrschenden Farben der Vorder- und Rückseite sind Schwarzbraun, Rötlichbraun und Olivgrün. Das große Kopfbild ist einem Gemälde entnommen, das sich unter der Bezeichnung „Mann mit Kind, Schwäbischer Meister um 1525“ im Besitz des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main befindet. Das Hauptmotiv der Rückseite, das Holstentor in Lübeck, soll den „deutschen Bürgerstolz“ verkörpern.

Am Ende des Textes finden sich folgende Hinweise:

  1. Banknoten zu 50 Deutsche Mark sind in zwei farblich voneinander abweichenden Varianten im Umlauf, und zwar sind die auf Vorder- und Rückseite befindlichen großen Zierstücke mit der hellen Wertzahl 50 sowie der Straftext auf der Rückseite bei Noten mit dem Ausgabedatum 2. Januar 1960 einfarbig grün, bei den nachfolgenden Ausgaben braun/grün gedruckt.

  2. Banknoten zu 5, 100 und 1000 Deutsche Mark weisen in jedem Falle unter UV-Licht fluoreszierende Fasern auf; bei den vier anderen Werten können auch Noten ohne Fluoreszenzfasern vorkommen.

  3. Die meisten umlaufenden Banknoten tragen fluoreszierende Notennummern. Gelegentlich kommen auch noch ältere Scheine vor, bei denen die Notennummer nicht fluoresziert.

Das erklärt die Vielfalt der Banknoten mit Datum 2. Januar 1960 im Aufdruck. Auch die Kontrollnummer im Kragenbereich des Mannes ist bei den späteren Ausgaben 1970 (nicht bei Serie M), 1977 und 1980 (mit und ohne Copyright © Deutsche Bundesbank 1962) weiter nach links, mehr mittig versetzt.


Abb. 11: KN Vorderseite rechts unten mehr rechtsbündig, BRD-9, 1960.


Abb. 12: KN Vorderseite mehr links, BRD-16, 1970.


Abb. 13: KN 1970 Serie M wie KN Position 1960.


Inzwischen wurde die Deutsche Mark vom Euro abgelöst und das Hertie-Kaufhaus auf der Zeil in Frankfurt am Main geschlossen. Sic transit gloria mundi! (So vergeht der Ruhm der Welt!).


Christian Merker

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