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Leserpost: 1 Rentenmark von 1937 mit Stempel der belgischen Gemeinde Beverce

Aktualisiert: 22. Okt.

Hallo, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mich an Sie wende, aber ich habe eine

1-Rentenmark-Banknote aus dem Jahr 1937, die eine Überstempelung aufweist, die offenbar aus Beverce in Belgien stammt, und ich habe keine Hinweise auf ein ähnliches Exemplar finden können.


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Ich frage mich, ob Sie schon einmal darauf gestoßen sind oder etwas darüber wissen.

Diese Banknote wurde drei Jahre vor dem Einmarsch Deutschlands in Belgien im Jahr 1940 ausgegeben, aber ich nehme an, dass sie unter deutscher Kontrolle eingeführt und an die lokale Bevölkerung ausgegeben worden sein könnte.

D. Eisenberg


Antwort der Redaktion

Bévercé (deutsch: Wywertz) ist eine Gemeinde in der ehemaligen preußischen Rheinprovinz im Deutschen Reich, die mit dem Gebiet Eupen-Malmedy (1.036 qkm mit rund 60.000 Einwohnern) durch den Versailler Vertrag 1919 trotz seiner überwiegend deutschen Bevölkerung Belgien zugeschlagen wurde. Heute wird das Gebiet „Ostbelgien“ genannt und Wywertz ist seit 1977 Teil der Stadt Malmedy.


1919 war das Gebiet als "Neubelgien" unter provisorische belgische Verwaltung gestellt worden. Ab 1920 wurde es als Gouvernement Eupen-Malmedy verwaltet.

Die Bevölkerung hatte zwar das Recht, sich in öffentlich ausliegende Listen in Eupen und Malmedy eintragen zu lassen und sich so gegen einen Anschluss an Belgien auszusprechen, Personen, die das taten, waren jedoch Repressalien bis hin zur Ausweisung aus ihrer Heimat, Ausschluss vom Geldumtausch und dem Bezug von Lebensmittelkarten und Entlassung aus dem Staatsdienst ausgesetzt bzw. bedroht.

Nach einer Übergangszeit von fünf Jahren wurde das Gebiet am 6. März 1925 von Belgien einverleibt, was von den meisten Deutschen als Annexion angesehen wurde.

Das Deutsche Reich protestierte gegen die manipulierte Befragung und forderte eine öffentliche Volksabstimmung. Ab 1926 führte es immer wieder Verhandlungen über den Rückkauf von Eupen-Malmedy und bot Belgien dafür sogar 200 Millionen Goldmark.

Das scheiterte jedoch am politischen Widerstand und Druck Frankreichs auf Belgien.


Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet vorübergehend wieder Deutschland angegliedert und die deutsche Reichswährung eingeführt. Ende 1944 wurde es von alliierten Truppen besetzt, die die Abstempelung aller vorhandenen deutschen Zahlungsmitteln (Reichsbanknoten, Rentenbankscheine und Reichskreditkassenscheine) durch die Gemeinden anordneten. Alle ungestempelten deutschen Scheine wurden danach in diesem Gebiet für ungültig erklärt. 


Abstempelungen deutscher Geldscheine gab es auch mit belgischen Lagerstempeln und von Gemeinden in Luxemburg, das bis 1866 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und zum Deutschen Bund gehört hatte (die Luxemburger stellten in ihrer Geschichte allein vier deutsche Kaiser) und das während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls wieder dem Reich angeschlossen war.


Über die belgischen Abstempelungen gab es bereits 1973 einen eigenen Katalog:

Peter Ramjoie, Die Abstempelungen der deutschen Geldscheine in Ost-Belgien, Band 40 der Schriftenreihe „Die Münze“, 1. Auflage 1973, Verlag Pröh, Berlin.


Die Abstempelungen mit Gemeindestempel „Beverce“ sind hier aufgeführt (auf 1 und 2 Rentenmark von 1937, 5 Reichsmark von 1942, 10 und 20 Reichsmark von 1929,

20 Reichsmark von 1939, 50 Reichsmark von 1933, 100 Reichsmark von 1935 und auf Reichskreditkassenscheinen zu 2 Reichsmark ohne Datum).

Experte auf diesem Gebiet ist Herr Michael H. Schöne, der auch hier als Autor im Geldschein-Blog veröffentlicht.


Zu den Beiträgen von MichaelH. Schöne:


Abgestempelte Scheine rechtfertigen einen Preisaufschlag. In meinem aktuellen Katalog

„Die deutschen Banknoten ab 1871“ habe ich die Abstempelungen auch mit als Varianten aufgeführt und bewertet.


Hans-Ludwig Besler (Grabowski)


Literaturempfehlung


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Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine

Titel: Battenberg Verlag

ISBN: 978-3-86646-224-3

Auflage: 23. Auflage 2023/2024

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: durchgehend farbig

Cover-Typ: Hardcover

Seitenanzahl: 864

Preis: 39,90 EUR


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