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Leserpost: Militärgeld der NVA mit Handunterschrift? – Ein Online-Krimi!

Aktualisiert: 26. Okt. 2022

Ich habe im Mai diesen Jahres zwei Scheine mit Militärgeld-Stempel und einer Handsignatur erworben. Die Bilder dazu finden Sie im Anhang.

Der Anbieter hat die Scheine im Auftrag einer Witwe verkauft, deren Mann 30 Jahre bei der NVA tätig war. Dieser war schon vor einer geraumen Zeit verstorben, so dass es leider von ihm keine Auskunft zu den Noten mehr geben kann.



Hier ein Auszug aus der Korrespondenz von mir mit dem Anbieter:


Brief des Käufers:

Die Nummern der verwendeten Scheine mit Militärgeldstempel sind bekannt. Ihre gehören nicht dazu. Echtheit ist sehr fraglich. Wie sollen die Stempel auf die Noten gekommen sein, wenn nur wenige dieser Scheine mit den bekannten Nummern zur Verwendung standen, zumal diese Scheine aus den Reserven der Deutschen Notenbank stammten und diese um 1980 zur Verwendung kamen, als diese 1955er Ausgabe nicht mehr im Umlauf war, sie wurden 1964 ausgetauscht. Können Sie dazu aufklären?

Antwort des Anbieters:

Da bin ich selbst überfragt, hege bei Verkauf der Scheine ja selbst keinen Anspruch auf irgendeine Echtheit. Dann schreibe ich das wohl besser mit dazu, damit es keine Missverständnisse gibt.

Brief des Käufers:

Noch interessanter ist natürlich der geschichtliche Hintergrund der Scheine. Sie schreiben da etwas von einem Stabsfeldwebel Mohaupt, wenn ich das jetzt richtig wiedergegeben habe. Haben Sie dazu noch Informationen oder ein Schreiben zum Zweck der mit Stempel versehenen Scheine? Wäre schön, wenn dazu ein Schriftstück existiert, bitte mit zusenden. Ich bin selbst in der DDR groß geworden und befasse mich seit 20 Jahren mit DDR-Geld und dessen Hintergrund. Wer hatte sie da angeschrieben in dieser Sache, die kenne ich bestimmt. Mir sind die geläufigsten Sammler bekannt. Mit diesen kann ich mich dann darüber austauschen, wenn die so freundlich wären.

Antwort des Anbieters:

Gerne rufe ich die Frau heute Abend an und frage nach, ob sie da noch was hat für mich. Dann könnte ich ihr morgen das Geld auch gleich vorbei bringen in Dortmund. Wir haben uns mal auf einem Ostsee-Urlaub kennengelernt. Ihr Vater war ca. 30 Jahre bei der NVA in einer Nachrichtenkompanie irgendwo in Neubrandenburg. Dann im Wehrkreiskommando auch da in der Umgebung. Ende letzten Jahres dann verstorben... In der Tat , das ist ein eBay´er aus Dresden. Die anderen allerdings aus Österreich (2) und einer aus dem Elsass (Frankreich). Aus Datenschutzgründen kann und darf ich hier keine eBay-Accounts kommunizieren. Da müssen Sie mir jetzt einfach vertrauen. Da bin ich mal gespannt, ob sie noch was hat...! Ich melde mich dann diesbezüglich morgen und werde den Brief auch morgen im Laufe des Tages absenden.

Brief des Käufers:

Ich gehe mal davon aus, dass die Banknoten echt sind. Erkennt man ja am Wasserzeichen im Papier, wie bei jeder anderen Banknote. Der Stempel ist dann sekundär und es gilt in Erfahrung zu bringen, mit welcher Geschichte er zusammenhängt. Interessant wäre auch gewesen, ob es noch weitere Werte in dieser Art gab. Es gibt da sicherlich noch einige unbekannte Sachen, was die Militärgeschichte der DDR betrifft. Leider wird es immer schwieriger, darüber Auskunft zu bekommen, da die Genossen alle schon alt sind oder gestorben, die damit zu tun hatten. Ich hoffe die Frau kann aus der Dienstzeit ihres Mannes was berichten, was zur Geschichte beiträgt. Ich danke Ihnen schonmal im voraus für Ihre Bemühungen, auch der alten Dame gegenüber. Andere hätten die Scheine evtl. entsorgt und sie wären für die Nachwelt verloren gegangen. Ich bin gespannt und grüße Sie...

Antwort des Anbieters:

Der Brief ist auch heute versendet. Die Noten sind echt (Wasserzeichen sichtbar). Ich habe mir mal versucht, ein Bild zu machen von diesem Mann (durch die Erzählungen der Ehe-Frau, 86 Jahre alt). Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Mann einfach Geldscheine für sich fertig gemacht hat. Ist das denkbar, oder kann man das gänzlich ausschließen?! Es sind keinerlei Dokumente oder Ähnliches zu den Geldscheinen vorhanden. Einige Ordner wurden entsorgt...da war vielleicht was dabei. Sie hat sogar eine Uniform in die Altkleider geworfen. Da ist mir ganz schlecht geworden, als ich das gehört habe. Der Franzose (Elsass) wollte sich nächste Woche noch mal bei mir melden. Er hat sich die Geldscheine runtergeladen. Das ist wohl unter Anderem auch ein DDR-Mark-Interessent. Jetzt Kommt´s: Die Kürzel auf den Scheinen hat er schon mal irgendwo gesehen...! Er wollte bei sich und bei einem Bekannten nachschauen bzw. nachfragen. Soll ich mich diesbezüglich nochmal melden? Ansonsten war´s das dann erstmal von meiner Seite. Alles Gute Ihnen ...

Die Noten sind Echt, auch der Stempel scheint echt zu sein. Keine Anzeichen einer Manipulation meines Erachtens. Auch das Unterschriftenkürzel ist eine Handschrift, wobei mir der Name „Mohaupt“ auch nach längerer Recherche nichts zu Tage brachte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Offizier die Scheine für sich herstellen hat lassen, was man aber auch nicht ausschließen kann. Ich vermute eher, dass sie zu diesem bestimmten Zweck des Militärgeldes als Vorlagen, bzw. Entwurf gefertigt wurden.

Vielleicht haben Sie andere Informationen zu dieser Person, bzw. den Scheinen oder irgend einer Theorie, was diese ominösen Scheine betrifft.

Von einem Betrugsversuch gehe ich nicht aus, dafür war der Verkäufer zu Aufschlussreich und zu Seriös, so mein Empfinden. Es wäre schön, wenn wir in dieser Sache etwas Licht ins Dunkel bringen könnten.


Ich verbleibe mit den besten Grüßen

M. Hofmann


Antwort der Redaktion:

Wie Sie selbst schon in der Konversation mit dem Verkäufer angeführt haben, sind die Serien und bisher bekannten Nummernkreise für die Noten der Deutschen Notenbank aus dem Jahr 1955 bekannt, die 1980 zur Herstellung von Militärgeld der NVA verwendet wurden.

Beim 10-Mark-Schein war das die Serie HG und beim Zwanziger die Serie EH. Sowohl Vorläufertypen, als auch Musternoten und endgültige Drucke waren alles Scheine mit diesen Serienbezeichnungen.


Die von Ihnen erworbenen Scheine mit NVA-Stempel weichen davon ab. Ihr Zehner zeigt die Serie EN und der Zwanziger die Serie AD. Nun kann man deshalb nicht völlig ausschließen, dass es sich trotzdem um echte Militargeldscheine handelt, welchem Zweck sie auch dienten, was die zusätzlichen handschriftlichen Signaturen unterstreichen könnten. Kein Zweifel besteht sicher daran, dass es sich um echte Scheine handelt, fraglich ist aber die Echtheit der Abstempelung und Signatur.


Eine Rückfrage bei einem bekannten Experten für DDR-Geld, der sich auch intensiv mit dem Militärgeld der NVA beschäftigt hat, ergab, dass er sich diese Serien und Kontrollnummern bereits in der Vergangenheit als Manipulationen notiert hatte, als die Scheine über ein bekanntes Online-Auktionshaus mit Militärgeld-Stempel aufgetaucht waren, damals allerdings wohl noch ohne die Handsignaturen. Er hätte sich bei dieser Besonderheit die Abbildungen sicher abgespeichert, beließ es aber bei einer Notiz ohne die Signatur zu erwähnen.

Über dieses Auktionshaus wurden auch schon sog. "Repro-Stempel" angeboten, mit denen man Scheine selbst zu "Militärgeld" stempeln kann.


Nun haben Sie die selben Scheine mit zusätzlichen Handsignaturen gekauft.

Dass es sich um Stempel-Manipulationen handelt, erkennt man am Stempel selbst.

Ihre Scheine wurde mit einem Handstempel versehen. Der Original-Handstempel weist besondere Eigenheiten auf, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, um Fälschern die Arbeit nicht noch zu erleichtern. Besondere Eigenheiten, die hier nicht gegeben sind.

Die Stempel sind also höchstwahrscheinlich falsch. Als wir nicht zum ersten Mal auch in diesem Blog über die "Repro-Stempel" berichtet haben, kam wohl jemand auf die Idee mit den zusätzlichen Handsignaturen.


So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, vieles spricht dafür. Dass immer wieder auch Legenden "gestrickt" werden, um das eigentlich Unmögliche glaubhaft und deshalb zu einer besonderen Rarität zu machen, ist so alt wie der Betrug selbst.


Es tut mir leid, dass es sich nach meiner Einschätzung um Manipulationen handelt. Vorläufertypen und Muster zum NVA-Militärgeld sind bekannt, wozu hätte es dann noch zusätzliche "Muster" mit der Unterschrift eines unbekannten Offiziers geben sollen?

Natürlich hätte er als Offizier an einer Übung teilnehmen können, bei der solche Scheine verwendet wurden, wozu aber brauchte es seiner Signatur, zu mal die ebenfalls nicht echt zu sein scheint, wenn die Scheine vorher ohne diese angeboten wurden.


Auch wenn jetzt noch mehr solche Scheine auftauchen sollten, ist das keineswegs ein Beweis für deren Echtheit. Den gäbe es nur, wenn entsprechende Dokumente aus DDR-Zeiten diese belegen könnten.


Mit den besten Grüßen


Hans-Ludwig Grabowski

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