Anbei sende ich Abbildungen von einem Schein aus Vegesack, der vielleicht von Interesse ist.
Außerdem noch ein Stück, zu dem Sie mir evtl. netterweise Infos geben können.
Besten Dank und herzliche Grüße
T. Neldner
Antwort der Redaktion
Erst einmal vielen Dank für die Scans. Bei dem Serienschein aus Vegesack handelt es sich offenbar um eine Druckprobe zu Gra./Me. 1359.1a1, möglicherweise aus einem Musterbuch der Druckerei. Die Kontrollnummer wurde doppelt gedruckt. Die Perforation diente der Entwertung.
Einen interessanten geschichtlichen Hintergrund hat der 5-Mark-Schein ohne Ausgabeort und Datum. Es handelt sich um einen sog. Baustein für die NS-Kultstätte „Freilichtbühne Stedingsehre“ im Rahmen der Thing-Bewegung, die in Bookholzberg in der Nähe von Bremen entstand. Bausteine sind Spendenbelege und ihr Erwerb diente der Unterstützung unterschiedlichster Bauvorhaben.
Ein Teil der Tribüne der Freilichtbühne Stedingsehre heute (Abb. Wikipedia).
Der Name der Anlage bezieht sich auf den sog. Stedingerkrieg 1233/1234.
Ich habe den Schein schon mal gesehen. Er sollte aus den Jahren 1934/35 sein, weil da die Freilichtbühne für die spätere Aufführung eines anlässlich des 700. Jahrestags der Schlacht bei Altenesch entstandenen Theaterstücks entstand, die Platz für bis zu 20.000 Menschen bot. Hier wurde dann von 1935 bis 1937 das plattdeutsche Stück "De Stedinge“ aufgeführt, das von Gauleiter Röver des Gaues Weser-Ems angeregt worden war, "Blut und Boden" verehrte und von insgesamt 150.000 Menschen gesehen wurde. 1937 hat Propagandaminister Goebbels die „Niederdeutsche Gedenkstätte Stedingsehre“ zur „Nordmarkfeierstätte“ geweiht, auf der auch Massenkundgebungen der NSDAP stattfanden.
Ausgehend von der hohen Kontrollnummer müssen viele dieser Bausteine verkauft worden sein.
Der plattdeutsche Text in der Umrahmung lautet:
Oben und unten: "Wer gifft, wat he hett, / is wert, datt he laewt" (Wer gibt, was er hat, ist wert, dass er lebt);
Links und rechts: "Fief Mark / Boosteen för / Bookholtsbarg" (Fünf Mark / Baustein für Bookholzberg).
Hans-Ludwig Grabowski
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