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Marc Zirlewagen: Der Schatz von Halberstadt

Aktualisiert: 19. März 2021


Marc Zirlewagen: Der Schatz von Halberstadt – Die KfW und das Ende des DDR-Papiergelds"


120 Seiten, durchgängig farbig bebildert, Format 21,6 x 22 cm, Harteinband, Frankfurt am Main 2020,

ISBN: 978-3-944542-22-5


Zur Online-Version der KfW:




Wenn man vom "Schatz von Halberstadt" im Zusammenhang mit dem DDR-Papiergeld spricht, wissen Geldscheinsammler natürlich sofort, was gemeint ist. Es ist die Rede von der Einlagerung der DDR-Banknoten in eine Stollenanlage im Vorharz, es geht um das Auftauchen bis dahin unbekannter Scheine auf dem Sammlermarkt, die aus den Stollen gestohlen wurden, und es geht um die finale Vernichtung des monetären Erbes des 1990 in der Geschichte versunkenen Staates DDR.

Marc Zirlewagen hat nun für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die das Erbe der ehemaligen Staatsbank der DDR als deren Rechtsnachfolgerin übernommen hat, eine lesenswerte Dokumentation geschrieben, die den Bogen von den Beutezügen in die Stollen der Thekenberge in den 1990er Jahren zurück zur Entstehungsgeschichte der Anlage für die Untertage-Rüstungsproduktion mit Häftlingen des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge und dann über die militärische Nutzung als Depot der NVA und nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik auch der Bundeswehr bis hin zur geplanten "Endlagerstätte" des nach der Währungsunion ungültig gewordenen DDR-Papiergelds spannt, das hier verrotten sollte. Die "Ostmark" erwies sich jedoch robuster, als man angenommen hatte, die Scheine verrotteten nicht und nicht wenige von ihnen landeten mit einem muffigen Geruch in den Alben von Sammlern. Die für den Krisenfall bis dahin völlig unbekannten 200- und 500-Mark-Scheine der Staatsbank wurden so bekannt, aber auch Militärgeld der Nationalen Volksarmee, das im Kriegsfall für die "Besatzungstruppe Ost" in der Bundesrepublik vorgesehen war.

Weil das DDR-Geld es nicht seinem Staat gleichtat und einfach so verschwand und um den Mythos vom "Schatz von Halberstadt" zu beenden, entschloss sich die Kfw schließlich das "Milliardengrab" zu heben und die DDR-Geldscheine zu vernichten.

Wie alle anderen Kapitel des Buches, so dokumentiert der Autor auch die Bergung und Vernichtung von insgesamt 3.000 Tonnen Ost-Banknoten in kenntnisreichen Worten und mit zahlreichen sehenswerten Abbildungen.

Das Buch wurde in nur geringer Auflage für die KfW sowie für Presse und Museen gedruckt, steht aber auf der Internet-Seite der KfW als kostenlose Online-Version zur Verfügung. Außerdem kann es als kostenloses E-Book gespeichert werden.


Hans-Ludwig Grabowski


Klappentext:

Ab 1. Juli 1990 war das DDR-Papiergeld mit Einführung der D-Mark kein gültiges Zahlungsmittel mehr. Die Staatsbank Berlin nahm die Banknoten zurück und lagerte sie 1990/91 in einer Stollenanlage bei Halberstadt ein. Eingemauert und eingeschlämmt war man sich sicher, dass das Geld bald verrotten würde, was ein Gutachten 1992 bestätigte. Zeitungsartikel sahen die Banknoten daher als „Beute für Mikroben“ an, bzw. sprachen davon, dass das Geld so gesichert sei wie in Fort Knox. Zweifel daran kamen 2001 auf, als auf dem Sammlermarkt muffige Geldscheine auftauchten, die nie emittiert und druckfrisch bei Halberstadt eingelagert worden waren. Eine Prüfung durch die KfW – seit 1994 als Rechtsnachfolgerin der Staatsbank für das „Milliardengrab“ unter den Thekenbergen verantwortlich – ergab, dass sich Diebe illegal Zutritt zu den Stollen verschafft hatten. Zwei von ihnen wurden auf frischer Tat ertappt und zu Haftstrafen verurteilt.

Um den Mythos des verborgenen Schatzes zu beenden und weitere Eindringlinge vor Gefahren im unterirdischen Labyrinth zu schützen, entschied sich die KfW nach Abwägung verschiedener Optionen für die endgültige Vernichtung der DDR-Banknoten. Hierfür wurden diese zunächst mit einem Radlader aus den Stollen herausgeholt und zur Vorbereitung einer Verbrennung in einem Trommelsieb von Steinen und Sand gereinigt. 50 Tage lang brachten täglich sechs Geld-Container mit einem Gewicht von insgesamt 3.000 Tonnen das Erbe der DDR zur Thermischen Restabfall-Vorbehandlungsanlage am Braunkohlewerk Buschhaus in Schöningen bei Helmstedt. Dort wurden die Scheine bei bis zu 1.200 °C zu einem Raub der Flammen.


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