Noten des Währungsinstituts Slowenien („Denarni Zavod Slovenije“) 1944/45
Jugoslawien war nach dem Ersten Weltkrieg als von Serbien dominierter Vielvölkerstaat entstanden, zu dem auch vormals österreichische und ungarische Gebiete gehörten.
Anfang 1941 versuchte Deutschland im Konflikt auf dem Balkan zu vermitteln und schlug dem Königreich Jugoslawien den Beitritt zum Dreimächtepakt (Deutschland, Italien und Japan) vor. Am 25. März 1941 wurde der Beitritt des Landes zum Pakt der Achsenmächte erklärt. Daraufhin putschten mit sowjetischer Unterstützung in Belgrad Offiziere und stürzten die Regierung Cvetkovi.
Die neue Regierung unter General Dušan Simović und der junge König Peter II. schlugen sich auf die Seite der Alliierten. Am 6. April marschierten deshalb deutsche, italienische, ungarische und bulgarische Truppen in Jugoslawien ein. An ihrer Seite kämpften die Kroaten gegen ihren alten Feind Serbien. Am 10. April wurde Zagreb besetzt und noch am gleichen Tag der faschistische Unabhängige Staat Kroatien ausgerufen.
Belgrad wurde am 13. April von deutschen Truppen besetzt und am 17. April 1941
kapitulierte die jugoslawischen Armee. Slowenien wurde unter Deutschland, Italien und Ungarn aufgeteilt.
Schon bald regte sich Widerstand. In Slowenien schlossen sich am 27. April 1941 in Ljubljana (Laibach) in der Wohnung des Schriftstellers Josip Vidmar verschiedene Gruppierungen – die Kommunistische Partei Sloweniens, die Slowenischen Christlichen Sozialisten, der slowenische Sokol (Falke) und eine Gruppe Kulturschaffender – zur Antiimperialistischen Front (slowenisch: Protiimperialistična fronta; abgekürzt: PIF) zusammen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjetunion am 22. Juni 1941 erfolgte die Namensänderung in Befreiungsfront (slowenisch: Osvobodilna Fronta; abgekürzt: OF). Im September 1941 erklärte sich die OF zum Slowenischen nationalen Befreiungskomitee, dem höchsten politischen Gremium Sloweniens. Ihre Partisanen-Armee führte in den folgen Jahren einen erbitterten Guerilla-Krieg gegen die Achsenmächte. Nach der Kapitulation Italiens am 3. September 1943 fanden Wahlen zur Volksvertreterversammlung statt, die das 120-köpfige oberstes Plenum und ein zehnköpfiges Exekutivkomitee wählten. Letzteres diente nun als Slowenisches nationales Befreiungskomitee. In den befreiten Gebieten organisierte das Befreiungskomitees u.a. das Schulwesen, die Gesundheitsversorgung sowie die Versorgung der Partisanen. Im Februar 1944 trat in Črnomelj der Slowenische Nationale Befreiungsrat (SNOS), das Legislativorgan des Untergrundstaates, zur ersten Sitzung zusammen.
Bald nach dieser Sitzung wurden der akademische Maler Božidar Jakac und die Architekten Saša Sedlar und Branko Sim beauftragt, das neue slowenische Papiergeld zu entwerfen. Die im Februar/März 1944 entstandenen Entwürfe zu 1 Lira, 5, 100 Lir wurden jedoch nicht ausgeführt.(1)
Am 12. März 1944 gründete der SNOS durch Dekret das Währungsinstitut für Slowenien („Denarni Zavod Slovenije“). Die Slowenen weisen nicht ohne Stolz daraufhin, dass dies die erste freie Emissionsbank in einem von der Wehrmacht besetzten Land gewesen sei. Die Bank wurde ermächtigt gesetzliche Zahlungsmittel im Gesamtbetrag von insgesamt 20 Millionen Lir (Lire) zu emittieren, und zwar 10 Millionen Zahlungsanweisungen zu 1 Lira, 1 Million Stück zu 5 Lir sowie 500.000 Scheine zu 10 Lir. Der Entwurfsauftrag ging an das Grafische Atelier der zentralen Druckerei der Kommunistischen Partei Sloweniens in Črmošnjice, in dem die Maler und Bildhauer Milena Dolgan, Alenka Gerlovi, Vito Globonik, France Miheli, Dušan Petri, Nikolay Pirnat, Ive Šubic und der Architekt Banko Simi arbeiteten. Letzterer legte bereits im April erste Entwürfe für
1 Lira- sowie 5- und 10-Lir-Noten vor. Für die Herstellung der Druckplatten mussten jedoch vergrößerte Reinzeichnungen angefertigt werden, die von Banko Simčič zusammen mit Saša Sedlar im selben Monat in Črmošnjice ausgeführt wurden.(2)
Da der vorgesehene Zinkographiedruck auf dem befreiten Gebiet nicht möglich war, schnitzte Diplom-Ingenieur Vlado Jordan Holzdruckstöcke. Die Herstellung der Zahlungsanweisungen übernahm die Partisanendruckerei Triglav, 11 A, (ehemals Druckerei Nr. 1, der Name wurde im August 1944 geändert) an den Hängen des Goteniški Snežnik. Bereits Ende Juli lagen die 10-Lir-Scheine vor und im September folgte der 5-Lir-Wert. Der 1-Lira-Schein wurde Anfang November fertig.
Die Nummerierung der Scheine erfolgte in der Partisanendruckerei in Koevski Rog (ehemals Druckerei 13 A, umbenannt im August).
Die drei Werte sind ähnlich gestaltet. Beide Seiten zeigen geometrische Ornamente in verschiedenen Schattierungen. Der Text der Vorderseite lautet übersetzt:
„Das Währungsinstitut Sloweniens zahlt dem Inhaber dieser Banknote bei Ausgabe der einheitlichen Landeswährung den Gegenwert dieser auf Lira lautenden Note.“
Es folgt die Wertangabe und darunter links die faksimilierte Unterschrift des Schatzmeisters Alojz Štular und rechts die des Präsidenten Lavoslav Dolinšek.
Auf der Rückseite finden sich angaben zur Rechtsgrundlage der Notenausgabe:
„Der Erlass des Präsidiums des slowenischen nationalen Befreiungsrates (SNOS) vom 12. März 1944 in Verbindung mit dem Erlass des slowenischen nationalen Befreiungsrates (SNOS) vom 20. Februar 1944 ermächtigt das Währungsinstitut Sloweniens zur Ausgabe von Zahlungsanweisungen.“
Bei der Note zu 10 Lir befindet sich dieser Text auf der Vorderseite.
Abb. 1.1: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, Vorderseite.
Abb. 1.2: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, Rückseite.
Im August erhöhte das Präsidium des Befreiungsrates (SNOS) das Notenkontingent des Währungsinstitutes um 80 Millionen Lire, um die Ausgabe höherer Nominale zu ermöglichen. Wieder wurde Banko Simčič mit dem Entwurf der Noten beauftrag.
Bereits Ende August präsentierte er in Črmošnjice die Skizzen zu den Nominalen zu 50, 100, 500 und 1000 Lir. Diese sollten noch durch Porträts bekannter slowenischer Dichter ergänzt werden.(3) Ferner wünschte man bei den Nominalen zu 500 und 1000 Lire die Abbildung des Herzogsstuhls(4) und des Fürst-Steins.(5) Somit beanspruchte Slowenien auch Kärnten. Schließlich wählte man bei der 1000-Lir-Note ein Bild mit dem Panorama von Triest. Die Ergänzungen erfolgten durch den akademischen Maler France Miheli. Allerdings blieb es bei diesen Geldscheinen bei der Planungsphase.
Am 16. Oktober 1944 beschloss das Präsidium des Befreiungsrates neue Lir-Noten herstellen zu lassen, die die alten Lir-Noten ersetzten sollten. Ihr Nominalwert sollte
10 Prozent über dem der italienischen Lire und den im Umlauf befindlichen Lir-Noten liegen. Die Kriegsentwicklung – in einer großen Operation vom 10. – 20. Oktober 1944 war Belgrad befreit worden – erlaubten im Frühjahr 1945 den Druck der neuen Geldscheine zu 1, 5, 10 und 100 Lire auf modernen Maschinen in Belgrad.(6)
Auch wenn diese zweite Noten-Serie der ersten sehr ähnlich ist, fällt aufgrund der verbesserten technischen Möglichkeiten ihre Ausführung deutlich besser aus.
Abb. 2.1: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, 2. Serie, Vorderseite.
Abb. 2.2: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, 2. Serie, Rückseite.
Wegen des Mangels an höheren Lir-Banknoten gab das slowenische Währungsinstitut im Oktober 1944 handschriftlich zu vervollständigende Quittungen aus. Die auf Lir lautenden Papiere liefen wie Banknoten im befreiten Gebiet um. Am 25. Oktober 1944 ermächtigte das Präsidium des Befreiungsrates das Währungsinstitut Schatzwechsel in Höhe von 20 Millionen Lir auszugeben. Die von den Zweigstellen der Bank ebenfalls handschriftlich zu ergänzenden Papiere konnten auch als Zahlungsmittel verwendet werden. Der Entwurf stammt wieder von Branko Simič und zeigt im Unterdruck den Kopf eines Partisanen. Sie waren das letzte Zahlungsmittel, das auf dem Gebiet Sloweniens während des Befreiungskrieges gedruckt wurde. Die Rückseite blieb unbedruckt.
Abb. 3: Denarni Zavod Slovenije, handschriftlich: 23. April 1945, 10.000 Lir, Vorderseite.
In Block 18 und 19 des Konzentrationslagers Sachsenhausen wurden nicht nur Pfundnote der Bank of England gefälscht, sondern auch andere Geldzeichen, Briefmarken, Pässe und Dokumente. Der Häftling Adolf Burger erinnerte sich:
„Innerhalb von Hitlers ‚Festung Europa‘ wie die NS-Verbrecher und andere deutsche Chauvinisten das besetzte Europa nannten, bestand seit 1941 ständig ein freies Partisanengebiet. Im Laufe der Jahre 1942, 1943 und 1944 waren die befreiten Teile Jugoslawiens flächenmäßig größer als manche der kleineren europäischen Staaten.“
Zur Finanzierung ihres Kampfes, gaben die Partisanen sog. Volksanleihen und Geldscheine aus.
„Um die Zeichnung dieser Anleihen der jugoslawischen Volksbefreiungsbewegungen [die auch als Zahlungsmittel verwendet wurden (Anm. d. Verf.)] so stark wie möglich zu hintertreiben, wurden in Sachsenhausen ‚dreifarbige‘ Tito-Banknoten und Schuldscheine dieser Anleihe originalgetreu nachgedruckt. Die Nachahmung entsprach in Druck und Papierart vollständig dem Original, so daß es kaum möglich war, einen Unterschied festzustellen. Das Geld, das an der mir zugewiesenen Maschine hergestellt wurde, war in dem durch die jugoslawischen Volksbefreiungsarmee befreiten Teil Jugoslawiens im Umlauf. … 1944 wurde dieses Geld im befreiten Territorium Jugoslawiens in Umlauf gebracht.“(7)
Zu den gefälschten Scheinen gehörte auch die 10-Lir-Note des slowenischen Währungsinstitutes. Diese 10-Lir-Note wurde für Propagandazwecke missbraucht. Während die Vorderseite dem Original entspricht, wobei die rote-braune Farbgebung etwas dunkler ausfällt, enthält die Rückseite einen vierzeiligen großen Aufdruck:
„Ta denar je prav / taka nila, kakor / obljube iz Moskve / in Londona“, was übersetzt
„Dieses Geld ist genauso wertlos, wie die Versprechen aus Moskau und London“ lautet.
Die Scheine sollen in Ljubljana gedruckt worden sein.
Abb. 4.1: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, deutsche Propagandanote, Vorderseite.
Abb. 4.2: Denarni Zavod Slovenije, o. D., 10 Lir, deutsche Propagandanote, Rückseite.
* Standard Catalog of World Paper Money, Specialized Issues, 12th Edition, Iola, WI 2013, S. 1290 f. Der unter Kat.-Nr. S116 aufgeführte Wert zu 50 Lir wird bei Peter Kos nicht genannt!
(In Klammern): Peter Kos, Slovenska Partizanska Plailna Sredstva – The Slovene Partisan Means of Payment – Les Moyens de Paiements des Partisans Slovènes, Narodna Banka Slovenije, Ljubljana 1977.
Uwe Bronnert
Anmerkungen:
(1) S. Peter Kos, Slovenska Partizanska Plailna Sredstva – The Slovene Partisan Means of Payment – Les Moyens de Paiements des Partisans Slovènes, Narodna Banka Slovenije, Ljubljana 1977, S. 154 – 165, Kat.-Nr. 39 – 44.
(2) Ebenda, S. 166 – 167, Kat.-Nr. 45 – 47.
(3) Der Schein zu 50 Lire bildet Primož Trubar, der zu 100 Lire Fran Levstik, Ivan Cankar finden wir auf dem 500er und France Prešeren auf dem 1000er.
(4) Ebenda, S. 176 – 179, Kat.-Nr. 50 und 51. Er wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet und befindet sich auf dem Zollfeld. Der Herzogstuhl wurde als sedes Karinthani ducatus anlässlich der Herzogseinsetzung von Hermann von Spanheim im Jahr 1161 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
(5) Ebenda, S. 180 f., Kat.-Nr. 52. Der Fürstenstein (slowenisch: Knežji kamen) gilt als das älteste Rechtsdenkmal Kärntens. Er diente nach verbreitetem Glauben dazu, die nach der slawischen Besiedlung von Kärnten in Karnburg am Zollfeld residierenden Fürsten von Karantanien rituell einzusetzen. Heute wird der Stein im Landhaus Klagenfurt ausgestellt.
(6) Ebenda, S. 115 – 129, Kat.-Nr. 24 – 27.
(7) Adolf Burger, Unternehmen Bernhard, Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen, Berlin 1992, S. 120 ff.
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