Schlachtet die Nationalbank Polens das Huhn, das die goldenen Eier legt?
- Donald Ludwig
- vor 6 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Am 5. November 2025 gab die Polnische Nationalbank (NBP) eine 20-Złotych-Gedenkbanknote mit dem Bildnis von Bolesław dem Tapferen heraus. Die Gesamtauflage war auf 70.000 Stück begrenzt, und jede Banknote wurde für 160 Złotych in einer kleinen Mappe verkauft, was dem Achtfachen ihres Nennwerts entspricht. Dies ist die 17. Gedenkbanknote, die seit 2006 von der NBP in Auftrag gegeben und von der Polnischen Sicherheitsdruckerei (PWPW S.A.) hergestellt wurde.
Diese neueste Banknote wurde HIER in unserem Blog angekündigt.


Die neue Gedenkbanknote der NBP (Vorder- und Rückseite).
Die NBP startete ihre aktuelle Gedenkbanknotenserie im Jahr 2006 mit der Ausgabe von zwei Millionen Stück einer 50-Złotych-Banknote zu Ehren von Johannes Paul II., die für 90 Złotych, also 80 % über dem Nennwert, verkauft wurde und immer noch bei der NBP zum selben Preis erhältlich ist. Wenn man jetzt aber fünf oder mehr Stück kauft, kostet ein Schein jeweils nur 72 Złotych, 44 % über dem Nennwert. Es scheint, dass zu viele Scheine produziert wurden, und selbst zu einem reduzierten Preis hat die Bank 19 Jahre später noch immer einen großen Bestand. Die Druckauflagen lagen seitdem zwischen 30.000 und 120.000 Stück je Gedenkausgabe.
Historische Themen und Persönlichkeiten aus der reichen Geschichte Polens erfreuen sich bei Sammlern großer Beliebtheit. In den Jahren 2021 und 2022 wurden jedoch moderne politische Themen ausgewählt: Lech Kaczyński (2021) und Schutz der Ostgrenze (2022). Darüber hinaus sind drei aktuelle Ausgaben noch nicht ausverkauft und können weiterhin bei der NBP erworben werden: Schutz der Ostgrenze (2022), Kopernikus (2023) und der 80. Jahrestag des Warschauer Aufstands (2024) mit einer Auflage von je 80.000, 100.000 bzw. 80.000 Stück. Dies zeigt einen Rückgang des Interesses an den polnischen Gedenkbanknoten insgesamt.
Mit Ausnahme der ersten Gedenkbanknote, einer 10-Złotych-Banknote aus dem Jahr 2008 und einer 19-Złotych-Banknote aus dem Jahr 2019, wurden alle Banknoten im Nennwert von 20 Złotych hergestellt. Die erste 20-Złotych-Banknote wurde 2009 für 29 Złotych abgegeben, 45 % über dem Nennwert. Die NBP hat ihren Aufschlag auf den Nennwert im Laufe der Jahre kontinuierlich erhöht, sodass nun das Achtfache erreicht wurde! Ist ein solcher Aufschlag gerechtfertigt? Erhält der Sammler wirklich ein hochwertiges Produkt für sein Geld? Nach meiner Meinung lautet die Antwort leider NEIN, und diese Geldmacherei für die NBP beginnt langsam abzusterben.
Die polnischen Gedenkbanknoten erfreuten sich im Laufe der Jahre wachsender Beliebtheit. Die frühen Ausgaben mit geringer Auflage sind heute recht teuer geworden. Ich war bei den letzten sechs Gedenkbanknoten am Tag ihrer Ausgabe persönlich in Warschau anwesend. Zunächst lobe ich die NBP für die Entwicklung eines organisierten Verteilungsverfahrens (in Warschau), das sich von einem völligen Chaos im Jahr 2020, als die Polizei gerufen werden musste, zu einer geordneten Schlange mit Verteilung von Tickets durch die Bank entwickelt hat. Ein Ticket berechtigt einen Kunden zu einer bestimmten Anzahl von Banknoten. In Warschau waren es in diesem Jahr fünf Banknoten pro Ticket, in den beiden Vorjahren waren es zehn. Die Menge pro Ticket wird am Tag der Ausgabe bekannt gegeben und variiert zwischen den NBP-Filialen. Das Interesse ist jetzt geringer als in den Vorjahren, da viele Spekulanten gelernt haben, dass sie nicht mehr wie früher so hohe, sofortige Gewinne erzielen können, indem sie in der Schlange stehen, Banknoten erhalten und diese dann sofort teuerer verkaufen können.

Qualitätsverlust bei den Scheinen (Wellen im Papier).
Leider war die Qualität der diesjährigen Gedenkbanknoten die schlechteste, die ich seit Jahren gesehen hat. Nach den Banknoten zu urteilen, die ich persönlich in Warschau gesehen hat, wird geschätzt, dass etwa 75 % davon als Sammlerbanknoten einfach nicht akzeptabel waren. Sammler wollen einwandfreie Banknoten. Sie erwarten Qualität für ihr Geld. Während des Herstellungsprozesses dieses aktuellen Scheins wiesen die meisten Banknoten unansehnliche Wellen im Papier auf. Einige Wellen waren größer als andere, und wenn sich die Wellen im Bereich des Wasserzeichens befanden, waren die Banknoten einfach nur hässlich. Die NBP-Büros akzeptieren keine Rückgaben und erlauben unzufriedenen Kunden auch nicht, ihre Banknoten gegen einwandfreie einzutauschen.
Die NBP-Filiale nimmt jedoch die Banknoten entgegen und schickt sie zur Ersetzung an die zuständige Abteilung, was etwa zwei Wochen dauert. Die "Ersatzbanknoten" – ohne Garantie, dass diese einwandfrei sind – werden dann an den Kunden geschickt, aber nur, wenn er eine Adresse in Polen hat. Sammler ohne polnische Adresse bleiben mit minderwertigen Banknoten zurück, frustriert und verärgert.

Nicht nur die Gedenkbanknote war dieses Jahr von schlechter Qualität, sondern auch die kleine Mappe. Sie sieht zwar recht ansprechend aus, aber beim Berühren der dunkelblauen Farbe auf der Vorderseite bleiben sofort Fingerabdrücke zurück, was ihre Attraktivität erheblich beeinträchtigt.
Was kann man tun? Ich schlage Folgendes vor:
PWPW muss seine Qualitätskontrolle erheblich verbessern und sicherstellen, dass hochwertige Banknoten – ohne Wellen – für den Verkauf an Sammler hergestellt werden. Dies ist ihnen dieses Jahr nicht gelungen.
Die Präsentationsmappe muss so gestaltet sein, dass sie auch nach dem Anfassen noch attraktiv aussieht.
Die NBP muss ein besseres Verfahren für den Umtausch von Banknoten minderer Qualität einführen. Das derzeitige Verfahren, bei dem man die Banknoten einschickt und dann insgesamt etwa drei Wochen auf den Ersatz wartet, ist inakzeptabel. Dieses Verfahren funktioniert für Kunden außerhalb Polens nicht einmal, und selbst für polnische Kunden ist eine so lange Wartezeit auf den Ersatz ebenfalls inakzeptabel, insbesondere wenn man seine Banknoten als Händler sofort verkaufen und einen Gewinn erzielen möchte.
Sammler, die ebenfalls Banknoten von schlechter Qualität erhalten haben oder andere Beschwerden haben, sollten sich schriftlich bei der NBP und der PWPW beschweren.
Ich werde das auch tun.
Die aktuelle Situation in Polen erinnert den Autor sehr an die Vereinbarung zwischen Debden Security Printing und der Bank of England Printing Works. Numismatische Produkte, sog. Präsentations-Sets oder -packs, die von der Bank of England genehmigt wurden, wurden zwischen 1990 und 2003 hergestellt und verkauft. Über achtzig Sammlerprodukte wurden produziert und zum Verkauf angeboten. Das Interesse war anfangs groß. Nach mehreren erfolgreichen Jahren fühlten sich die Sammler jedoch überfordert und ausgenutzt, sodass viele das Programm schließlich boykottierten. Die Bank schlachtete das Huhn, das die goldenen Eier legte, und das Programm wurde eingestellt. Wird das Gedenkbanknoten-Programm der NBP das gleiche Schicksal erleben?
Donald Ludwig
