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UdSSR: 5 Rubel 1934/37 – Fehlerkorrektur bei der Sprachzuordnung

Aktualisiert: 4. Apr. 2022

Die ersten Geldscheine der UdSSR 1923/24 – die Scheine zu 10.000, 15.000 und 25.000 Rubel – waren in sechs Sprachen beschriftet. Das waren die in den vier Gründungsrepubliken (Russland, Ukraine, Belorussland und Transkaukasien) gesprochenen Sprachen Russisch, Ukrainisch, Belorussisch, Georgisch, Armenisch und Aserbaidschanisch. Im Oktober 1924 kamen die Usbekische und die Turkmenische SSR und im Oktober 1929 die Tadschikische SSR zur UdSSR dazu. Alle diese seit 1924 erfolgten Veränderungen wurden erstmals im September 1932 auf den 3-Tscherwonez-Scheinen sichtbar. Sie waren jetzt in sieben Sprachen beschriftet. Diese Gestaltung wurde auch für die 1934er Ausgabe von 1-, 3- und 5-Rubel-Scheinen übernommen.


RUS-211: 5 Rubel der UdSSR von 1934, Vorder- und Rückseite. Hier mit Unterschrift, also tatsächlich von 1934.


Die Abbildung zeigt den 5-Rubel-Schein von 1934. Im Gegensatz zu späteren Geldscheinen ist die mehrsprachige Wertangabe auch hier noch etwas umfangreicher, sie lautet „Staatliches Kassenbillet der UdSSR fünf Rubel“. Mittig ist in großer Schrift die Wertangabe in Russisch zu erkennen, begleitet von weiteren sechs „eingerahmten“ Wertangaben. Es handelt sich hierbei zweimal um kyrillische Schrift, je einmal um lateinische und arabische Schrift sowie um georgische und armenische Schrift.


Welche waren nun diese sieben Sprachen? Das sind zunächst das bereits genannte Russisch, dazu kommen Ukrainisch und Belorussisch in den beiden oberen Rahmen sowie Georgisch und Armenisch in den beiden mittleren Rahmen, beide sind eindeutig an der jeweiligen Schrift erkennbar. Offen bleiben dabei die unteren zwei Rahmen. Nach Senkevich[1] war für Aserbaidschanisch unverändert die arabische Schrift verwendet worden. Für die drei neu dazu gekommenen Republiken Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan sei eine gemeinsame in lateinischer Schrift geschriebene „Turk-Sprache“ festgelegt worden.

Diese Aussage ist jedoch falsch, wurde von mir allerdings 20 Jahre lang unkritisch als Basis für die Sprachzuordnung in mehreren Beiträgen[2] verwendet. Erst bei der Durchsicht durch eine Fachfrau ist der Fehler jetzt entdeckt worden[3].


In Wirklichkeit ist für die Beschriftung in Aserbaidschanisch das nach längerer Diskussion seit Ende der 1920er Jahre eingeführte lateinische Alphabet benutzt worden. Aserbaidschanisch gehört zu den Turksprachen. Da auch Turkmenisch und Usbekisch Turksprachen sind, wurde damals offensichtlich entschieden, dass für die beiden neuen Unionsrepubliken Turkmenistan und Usbekistan die Beschriftung in Aserbaidschanisch ausreicht.[4] Tadschikisch dagegen ist eine mit dem Persischen nah verwandte Sprache. Deswegen ist die siebte Wertangabe in Tadschikisch, geschrieben in arabischer Schrift. Übersetzt ist es die gleiche Information wie im Russischen, außer der anderen Währungsbezeichnung „Staatlicher Kassenschein der UdSSR 5 ṢŪM“.


5 Rubel der UdSSR 1934, Zusammenstellung der Wertangaben (ohne Russisch):


Ukrainisch

Belorussisch

Georgisch

Armenisch

Aserbaidschanisch

Tadschikisch


Die Wappendarstellung von der Vorderseite des Geldscheins zeigt das Wappen der UdSSR mit sieben beschrifteten Schleifen. Diese sind in den gleichen Sprachen beschriftet, wie sie in der Wertangabe verwendet werden.


5 Rubel der UdSSR 1934, Wappendarstellung.


Für Wappen und Wertangabe wurden also sieben Sprachen genutzt – diese stehen aber nicht für die Unionsrepubliken, von denen es – zufällig – auch sieben gab. Während die Transkaukasische SFSR mit drei Sprachen vertreten ist (Georgisch, Armenisch, Aserbaidschanisch), fehlen die Usbekische und die Turkmenische Sowjetrepublik.

1936 kamen dann die Kasachische und die Kirgisische SSR neu dazu, die Transkaukasische SFSR wurde aufgelöst und die Usbekische und Turkmenische Sowjetrepublik erhielten eigene Schleifen im Wappen. Aber alle diese Veränderungen konnten offensichtlich nicht so schnell umgesetzt werden, so dass 1937 zunächst ein unveränderter Nachdruck der 1-, 3- und 5-Rubel-Scheine der Ausgabe von 1934 vorgenommen wurde.


RUS-212: 5 Rubel der UdSSR 1934 (1937) ohne Unterschrift, Vorderseite.


Diese 1937er Ausgabe ist ein Beispiel dafür, wie oft und wie deutlich gedruckte Zeugnisse der wirklichen Entwicklung hinterherhinken können. Die Scheine sind ein nahezu unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1934 – inklusive der Jahreszahl. Im Einzelfall kann sich die Größe der Kenn-Nummern unterscheiden, außerdem fehlt die Unterschrift des Volkskommissars für Finanzen. Dieser war ein Opfer der stalinistischen Säuberungen geworden. Seitdem gab es in der UdSSR keine Geldscheine mit Unterschriften mehr.


Rainer Geike


Abb. Rainer Geike und Hans Worbes, www.worbes-verlag.de


Anmerkungen

  1. D. A. Senkevich: State Paper Money of RSFSR and USSR 1918-1961. Moskau 1989, S. 180f.

  2. Wappen auf Geldscheinen: Russland - UdSSR - Nachfolgestaaten. In: Herold-Jahrbuch, N.F., Bd. 4, 1999, S. 39-71; Der besondere Geldschein - 5 Rubel der UdSSR 1934/37. In: PapierGeld, Heft 6 - 2016, S. 9-11; Usbekistan - Wechsel der Schrift auf den Geldscheinen. In: DGWe.V. Information, Heft 2018/1, S. 16-19; Transkaukasien - Geldscheine und Wappen als Zeitdokumente. Gietl-Verlag 2009; Transkaukasien - Geldscheine und Wappen als Zeitdokumente. BoD Books on Demand, Norderstedt 2021.

  3. Herzlichen Dank an Ingeborg Baldauf, Zentralasien-Seminar der Humboldt-Universität Berlin.

  4. In der Verfassung von 1931 wird keine Anzahl der Schleifen oder Sprachen genannt, sondern lediglich angegeben, dass die Beschriftung in den allgemein in den Republiken benutzten Sprachen erfolgen solle. Quelle: V. Poceluev: Gerby Sojuza SSR (Wappen der UdSSR), Verlag Politizdat, Moskau 1987, S. 93.

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