Zwei Musterbücher zeigen die Entstehung einer Banknote
- Hans-Ludwig Besler (Grabowski)
- 18. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Wie entsteht eine Banknote? Sehen wir mal von Entwürfen und Druckproben ab, die natürlich vorab für jede Ausgabe notwendig sind und betrachten allein den Druck selbst, ohne aber auf technische Details einzugehen. Es geht ganz allgemein darum, einen Überblick über die verschiedenen Druckvorgänge zu erhalten, die notwendig sind, um eine Banknote herzustellen.
Nicht wenige Menschen glauben, dass für den Druck eines Geldscheins nur je eine einzige Druckplatte für Vorder- und Rückseite notwenig ist. Selbst in Filmen, in denen Geldfälscher am Werk sind, wird oft nur eine Druckplatte gezeigt und so diese Fehlannahme noch unterstützt. Wenn es sich nicht um sehr primitive Notausgaben (z.B. allein mit Textdruck) handelt, dann ist das aber falsch! Sammler kennen zumindest die Bezeichnung Unterdruck.
Meist handelt es sich hierbei um ein flächendeckendes Muster, das die Fälschungssicherheit erhöhen soll. Schon damit ist klar, dass es allein für einen Unterdruck mit darüber liegendem Textdruck zwei verschiedene Druckplatten und Druckvorgänge braucht.
In meinem Beitrag "Badische Bank – Eine einzigartige Sammlung von Mustern und Druckproben 1918 bis 1924", der hier im Geldschein-Blog erschienen ist, bin ich kurz auf zwei Musterbücher eingegangen. Dabei handelt es sich nicht um Hefte mit den üblichen Musterdrucken, wie sie etwa Banken als Vergleichsstücke nutzen oder aber Druckereien
in ihren Archiven aufbewahren. Solche Musterbücher dienten allein den Druckern als Arbeitsmittel mit Vorlagen für die verschiedenen Druckvorgänge bis zum fertigen Geldschein. Das macht sie auch für uns so interessant, weil sie beispielhaft die Entstehung einer Banknote nachvollziehbar machen.
Ich möchte hier die zwei Musterbücher zum Druck einer Note der Badischen Bank über 5000 Mark vom 1. Dezember 1922 (BAD-8) mit allen Druckstufen vorstellen.
Musterbuch für den Druck der Vorderseite:

Blatt 1: Erster Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Orange.

Blatt 2: Zweiter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Grau.

Blatt 3: Ergebnis des Druckes mit der ersten und zweiten Druckplatte.

Blatt 4: Dritter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Lilabraun.

Blatt 5: Ergebnis des Druckes mit den ersten drei Druckplatten.

Blatt 6: Vierter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Dunkelbraun.

Blatt 7: Ergebnis des Druckes mit den ersten vier Druckplatten.
Jetzt sieht der Vorderseiten-Druck fast schon wie beim fertigen Schein aus.

Blatt 8: Fünfter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 9: Sechster Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 10: Siebter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 11: Abschließender achter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.
Zur Herstellung der Vorderseite der Banknote waren also acht Druckvorgänge in verschiedenen Farben mit acht verschiedenen Druckplatten notwendig.
Das fertige Resultat sieht dann so aus:


Einseitige Druckprobe der Vorderseite.
Musterbuch für den Druck der Rückseite:

Blatt 1: Erster Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Orange.

Blatt 2: Zweiter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Grau.

Blatt 3: Ergebnis des Druckes mit der ersten und zweiten Druckplatte.

Blatt 4: Dritter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Lilabraun.

Blatt 5: Ergebnis des Druckes mit den ersten drei Druckplatten.

Blatt 6: Vierter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Dunkelbraun.

Blatt 7: Ergebnis des Druckes mit den ersten vier Druckplatten.
Jetzt sieht der Rückseiten-Druck fast schon wie beim fertigen Schein aus.

Blatt 8: Fünfter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 9: Sechster Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 10: Siebter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.

Blatt 11: Achter Druckvorgang mit gesonderter Druckplatte in Schwarz.
Auch zur Herstellung der Rückseite der Banknote waren acht Druckvorgänge in verschiedenen Farben mit acht verschiedenen Druckplatten notwendig.
Das fertige Resultat sieht dann so aus:


Einseitige Druckprobe der Rückseite.
Es versteht sich von selbst, dass bei anderen Banknoten auch andere Farben und weniger oder auch mehr Druckplatten und Druckvorgänge möglich sein können.
Einige einseitige Druckproben des Fünftausender der Badischen Bank wurden auf Karton aufgezogen und handschriftlich vom Künstler Ottohans Beier unterschrieben worden, von dem die Entwürfe für diese Banknote stammen.
Ottohans Beier (* 9.10.1892 in Karlsruhe; † 2.2.1979 in München) war ein deutscher Maler, Zeichner, Grafiker und Exlibris-Künstler, der überwiegend in München gearbeitet hat.


Präsentationskarton mit aufgezogenen einseitigen Druckproben der Vorder- und Rückseite auf Wasserzeichenpapier (CFM-Kopfmuster) in der Ausführung der ausgegebenen Noten, ohne Nummerierung, mit handschriftlichen Unterschriften des Künstlers „Ottohans Beier“, Rückseite zusätzlich mit handschriftlichem Vermerk „Notfried“ und Karton mit dem handschriftlichen Vermerk „Probedruck“.
Bleibt noch zu erwähnen, dass für den Druck der einzelnen Blätter in den Musterbüchern Papier mit dem Wasserzeichen Wellenbündel verwendet wurde. Die ausgegebenen Originalnoten wurden allerdings auf Wasserzeichenpapier mit CFM-Kopfmuster gedruckt,
das von der Druckerei C. F. Müller in Karlsruhe genutzt wurde. Hier wurden auch die Musterbücher erstellt und als Vorlagen für den Druck genutzt.
Die Druckerei C. F. Müller druckte u.a. die Inflationsausgaben der Badischen Bank sowie
das wertbeständige Notgeld der Badischen Landwirtschaftskammer.
Die hier gezeigten Stück stammen aus dem persönlichen Nachlass eines der letzten Präsidenten der Badischen Bank und werden am 3. Oktober 2025 in der Auktion 22 bei Münzen Gut-Lynt versteigert.
Hans-Ludwig Besler (Grabowski)