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Notausgaben im Spanisch-Niederländischen Krieg 1568 – 1648

Aktualisiert: 25. März 2021


Leyden, 5 Stuiver von 1574, Vs und Rs mit Gegenstempel der Provinz Holland, Durchmesser 30 mm

Leyden (Holland), Notgeld der Stadt 1574

Nach der Abdankung Kaiser Karls V. im Jahr 1556, unter dem die Niederlande politisch geeint wurden und eine Blütezeit erlebten, fiel dieser Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation an die spanische Linie der Habsburger, die treu zur katholischen Kirche stand. In den nördlichen Provinzen der sog. Spanischen Niederlande (heute Niederlande, Belgien und Luxemburg) hatte aber die Reformation bereits stark an Einfluss gewonnen. Als die Spanier immer schärfer mit Strafaktionen und Ketzer-Edikten gegen die holländischen Protestanten vorgingen, kam es zum Aufstand.

Spanische Truppen belagerten ab 31. Oktober 1573 insgesamt 131 Tage lang die Stadt Leiden. Während der Belagerung fehlte es in der Stadt nicht nur an Lebensmitteln, es war auch kein Silber zur Prägung von Münzen mehr vorhanden. Auf der Grundlage eines Ratsbeschlusses vom 24. Dezember 1573 nutzte man deshalb Pappe aus den Deckeln von Kirchenbüchern und prägte daraus Notgeld mit den Stempeln der städtischen Silbermünzen in verschiedenen Werten (am bekanntesten: 5 und 20 Stuiver).

Als die Hungersnot zu einer ernsten Krise führte und die Bevölkerung die sofortige Übergabe der Stadt forderte, bot sich Bürgermeister van der Werff dem Hungrigsten als Speise an. Die Menschen kamen daraufhin zur Vernunft und ließen ihren Bürgermeister am Leben. Am 3. Oktober 1574 gelang es den niederländischen Kämpfern (Geusen) u.a. durch das Fluten der umliegenden Polder die Stadt zu befreien. Die Spanier zogen kurz darauf ab. Sie konnten sich letztlich nur im katholischen Süden der Niederlande behaupten (heutiges Belgien). Für die tapfere Verteidigung stiftete Wilhelm von Oranien der Stadt Leiden die erste Universität der Republik der Niederlande.

Das Leidener Belagerungsgeld ist das früheste „Papiergeld“ auf damals deutschem Gebiet und das älteste erhaltene Europas.


Leyden, 20 Stuiver von 1574, Vs und Rs mit Gegenstempel der Provinz Holland, Durchmesser 37 mm

Gegenstempel

Die Gegenstempelung erfolgte in Holland und Seeland zur Finanzierung des Unabhängigkeitskriegs gegen die Spanier. Alle umlaufenden Münzen (egal von welchem Land) mussten laut Verordnung vom Februar 1573 zur Gegenstempelung vorgelegt werden. Mit den Stempeln war eine Besteuerung verbunden, indem 15% aller Münzen einbehalten wurde.

Der Gegenstempel der Provinz Holland zeigt einen Löwen im Perlkreis oder im Perlkreis und im Schild, die Provinz Seeland stempelte mit ihrem Wappen (halber Löwe über Wellen).


Middelburg (Seeland), Notgeld der spanischen Besatzung 1573

1572 hatte sich die in der niederländischen Provinz Seeland liegende Stadt Middelburg zum Königreich Spanien bekannt. Anders als im Falle von Leiden wurde Middelburg nicht von den Spaniern belagert, sondern es kam zu einer Blockade der spanischen Besatzung der Stadt durch die Niederländer.

Als das Geld in der Stadt knapp wurde, ließen die Spanier Pappmünzen mit Dukaten-Stempel und der Jahreszahl 1573 prägen. Belegstücke sind heute aber leider nicht mehr erhalten.

Nach langer Belagerung wechselte die Stadt 1574 auf die Seite Wilhelms von Oranien.


Hans-Ludwig Grabowski

Abb. Jos F.M. Eijsermans

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