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Aus privaten Sammlungen: 50 Franken der Schweizerischen Nationalbank von 1910

Aktualisiert: 14. Feb.

Mit Bundesgesetz vom 6. Oktober 1905 wurde die Schweizerische Nationalbank (SNB) als Notenbank der Schweiz gegründet. Sie nahm am 20. Juni 1907 ihre Geschäfte auf. Damit bekam die Schweiz vergleichsweise spät eine zentrale Notenbank. Bis zur Gründung der SNB hatte das Recht zur Ausgabe von Banknoten bei diversen Kantonalbanken gelegen, die eigene Banknoten auf vom Bund zur Verfügung gestellten Formularen ausgegeben durften, für deren Einlösung der Bund jedoch nicht garantierte.


Schon bald nach Gründung der SNB setzte der Bundesrat eine fünfköpfige Expertenkommission ein, die aus drei Vertretern der Nationalbank, dem Inspektor der Schweizerischen Emissionsbanken sowie einem Vertreter der Schweizer Geschäftsbanken bestand, und die über die Gestaltung der von der SNB neu herauszugebenden Banknoten beraten sollte.


Als Vorgaben machte die Kommission, dass die neuen Banknoten auf der Vorderseite Porträtabbildungen enthalten sollten. Hierzu hatte beim Besuch eines Kommissionsvertreters in Wien aus Gründen des Fälschungsschutzes die Druckerei für Wertpapiere der Oesterreichisch-ungarischen Bank geraten. Die Rückseiten sollten Abbildungen aus der Schweizer Arbeitswelt zeigen. Guillochen und Ornamente als Sicherheitsmerkmale gab die beauftragte Druckerei Waterlow & Sons vor. Zu den Künstlern, die bezüglich der Abbildungen auf den neuen Schweizernoten angefragt wurden (ein Künstlerwettbewerb fand nicht statt), gehörte auch Ferdinand Hodler.


Hodler (14. März 1853-19. Mai 1918), in zweiter Ehe seit 1897 mit Berthe Hodler verheiratet, war einer der bekanntesten Schweizer Maler der Zeit und ein bedeutender Vertreter des Symbolismus und des Jugendstils. Seine Selbstbildnisse sowie Landschaftsansichten finden sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen. Sie tauchen auch heute immer wieder auf Kunstauktionen auf und erzielen dort hohe Preise.


Als Künstler war Hodler gleichsam beliebt wie umstritten, sein Stil spaltete die Zeitgenossen. Während er insbesondere mit seinen Landschaftsbildern zunehmend Anklang fand, stießen seine am Naturalismus ausgerichteten Frauenbildnisse, in denen er oft unterschwellig das Thema Verführung und Sexualität thematisierte, nicht selten auf harsche Ablehnung und wurden zuweilen von Ausstellungen ausgeschlossen.


Nachdem schon in der zweiten Sitzung der Expertenkommission im Juli 1908 Hodler mit zwei Entwürfen für neue Banknoten beauftragt wurde, zogen sich die weiteren Arbeiten hin.

Erste Entwürfe legte Hodler im Februar 1909 vor. Es begannen zeitaufwändige Verhandlungen und Abstimmungen, in deren Verlauf man von den ursprünglichen Entwürfen (die auf der Vorderseite zwei stehende Helvetia-Figuren bzw. Arbeiter zeigten) abrückte. Zwischenzeitlich wollte man auch von Hodler insgesamt Abstand nehmen. Schließlich entschied die Kommission nach Beratungen mit der englischen Wertpapierdruckerei Wilkinson & Son, die von Hodler mehrfach überarbeiteten Bildentwürfe zur 50-Frankennote umzusetzen.



Allerdings fehlt ein Frauenbild im Medaillon für die Vorderseite, da die stehenden Figuren verworfen worden waren. Kurzfristig legte Hodler ein bereits existierendes Bild aus dem Jahr 1909 vor, dass dann – auch aus zeitlichen Gründen – nach nochmaliger Überarbeitung als endgültige Fassung verabschiedet wurde. Es zeigt Jeanne Cerani-Charles. Jeanne Charles (geboren 1874 in Lyon, verstorben 1955 in Mostar) war seit 1905 mit dem Musiker Antoine Cerani verheiratet und viele Jahre eines der beliebtesten Modelle von Hodler, bis sich 1916 die Wege der beiden trennten, wohl aus persönlichen Gründen.




Hodler und Cerani-Charles – beide verheiratet – wird eine Liebesbeziehung nachgesagt. Dieses und die Tatsache, dass ein in Lyon geborenes Modell den von der Kommission gewünschten „typischen schweizerischen Charakter einer Bergbäuerin“ verkörpern sollte, gibt vor dem Hintergrund der strengen Moral- und Sittenvorstellungen der damaligen Zeit – Ehebruch war bis 1989 in der Schweiz ein strafbares – Anlass zum Schmunzeln.


Hodler hat Jeanne Cerani-Charles immer wieder gemalt und ihr auch zahlreiche seiner Bilder geschenkt, die sie später mit nach Jugoslawien genommen hat und sich heute in der Nationalgalerie von Bosinen & Herzegowina befinden. Auch das Bild eines Holzfällers im Tannenwald – der übrigens bei genauer Betrachtung Linkshänder ist – gibt es von Hodler in verschiedenen Fassungen.

Diese Abbildung hat einen fast ikonografischen Charakter und wurde 2007 von Swissmint auf einer Sondermünzen zu 50 Franken anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Schweizerischen Nationalbank erneut verwendet.



Die Banknote zu 50 Franken der 2. Emission blieb von 1911 bis 1958 im Umlauf, überdauerte zwei Weltkriege und die Abkehr der Schweiz vom Goldstandard. Sie ist Sinnbild für die Stabilität der Schweiz und der Schweizerwährung, aber eben auch dafür, dass sich hinter solide scheinenden Kulissen zuweilen Doppelmoral verstecken kann.



In Deutschland wurde Hodler vor allem durch sein monumentales Gemälde über den Auszug der deutschen (bzw. Jenenser) Studenten in den Befreiungskrieg 1813 bekannt, das sich in der Schiller-Universität in Jena befindet und 1908/09 von ihm geschaffen wurde.

 
 

Objekttyp: Banknote

Sammlung: Sammlung Dr. Sven Gerhard

Authentizität: Original

 

Land/Region/Ort: Schweiz

Emittent: Schweizerische Nationalbank, Bern und Zürich

Nominal: 50 Franken

Datierung: 1. Januar 1910

Vorderseite: Ornamente, Text in drei Sprachen (Deutsch/Französisch/Italienisch),

Frauenportrait im Rahmen (Bildnis von Jeanne Cerani-Charles),

Künstlersignatur im Rahmen "F. H.".

Rückseite: Wertziffern in Guillochenrahmen, Bild eines Holzfällers, unten rechts

signiert "F. Hodler".

Unterschriften: Johann-Daniel Hirter, A. Chevallier, Auguste Burckhardt.

Material: Papier ohne Wasserzeichen.

Druck: Waterlow & Sons Ltd., London.

Format: 165 mm x 106 mm

Nummerierung: 2C / 090749

Auflage: 3,1 Millionen Stück (Serien 1A–2K)

Umlauf: 22. Dezember 1911 bis 30. September 1958

Zitate:

  • 5a (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II – General Issues)

  • B311a (The Banknote Book: Switzerland, Owen W. Linzmayer)

  • CH21 (Richter/Kunzmann: Die Banknoten der Schweiz)

 

Dr. Sven Gerhard


Quellen:

  • Michel de Rivaz, Ferdinand Hodler, Eugène Burnand und die schweizerischen Banknoten, Bentili-Verlag Bern 1991

  • Richter/Kunzmann, Die Banknoten der Schweiz; Gietl-Verlag Regenstauf 2003

Bilder:

  • Der Holzfäller, 1910, verkauft beim Auktionshaus Christies am 14. März 2005 für CHF 2.520.000.

  • Bild von Jeanne Cerani-Charles, um 1909. Rechte: Kunstgallerie von Bosnien & Herzegowina, Sarajevo.

  • Auszug der deutschen Studenten in den Befreiungskrieg 1813, Wikimedia Commons.


Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.

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