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Aus privaten Sammlungen: Fragment eines Wiener-Stadt-Banco-Zettels von 1796

Aktualisiert: 13. Apr. 2023

Objekttyp: Banknote

Sammlung: Uwe Bronnert


Historischer Kontext:

1756 begann der Dritte Schlesische Krieg – auch Siebenjähriger Krieg genannt – , an dem die fünf europäischen Großmächte Preußen, Österreich, Russland, Frankreich und Großbritannien beteiligt waren. Auf österreichischer Seite hatten sich nach fünfjähriger Kriegsdauer Staatsschulden in Höhe von 13 Millionen Gulden angehäuft, die weder durch Darlehensaufnahme noch durch höhere Steuern aufgebracht werden konnten. Hofkammerpräsident Graf Hatzfeld machte den Vorschlag, unverzinsliches Papiergeld auszugeben.

Mit Patent vom 15. Juni 1762 wurde die Wiener Stadtbank mit der Ausgabe von „Bancozetteln“ in Höhe von 12 Millionen Gulden betraut. Die ersten Bancozettel, die auf den

1. Juli 1762 datiert sind, wurden in Nennwerten von 5, 10, 25, 50 und 100 Gulden ausgegeben. Sie waren vom Bürgermeister der Stadt Wien, dem „Obereinnehmer“ und dem „Gegenhandler“ unterzeichnet.

Für das Publikum bestand kein Annahmezwang. Die Staatskassen nahmen sie bis zur Hälfte der zu leistenden Abgaben zum vollen Wert an. Das Papiergeld durfte nur gegen Bargeld emittiert werden, sodass die eingegangene Valuta als Deckung zu betrachten war. Außerdem konnte man die Bancozettel im Mindestbetrag von 200 Gulden in fünfprozentige Banco-Obligationen umtauschen. Die zurückfließenden Banknoten wurden nach den Bestimmungen des Patentes verbrannt.

Da das Papiergeld von der Bevölkerung angenommen wurde, veranlasste die Finanzverwaltung weitere Emissionen: 1771, 1784, 1796, 1800 und 1806. Zu den bisherigen Nominalen kamen noch Scheine zu 500 und 1000 Gulden. Schon bei der zweiten Ausgabe wurde verfügt, dass Steuerbeträge über zehn Gulden mindestens zur Hälfte in Bancozetteln zu zahlen seien. Diese Bestimmung hatte zur Folge, dass die Bancozettel zeitweise mit einem Agio (Aufgeld) von bis zu 2 ½ Prozent gegenüber dem Silbergeld gehandelt wurden.

Der Krieg gegen das Osmanische Reich (1788) und der erste Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich (1792) verursachten enorme Kosten, die Österreich durch die vermehrte Ausgabe von Papiergeld zu decken versuchte. Die Emissionen der Bancozettel von 1796, 1800 und 1806 ließ die in Umlauf befindliche Papiergeldmenge stark anschwellen. Waren 1796 Banknoten im Wert von 44 Millionen Gulden im Umlauf, so waren es 1797 bereits 74 Millionen und auf dem Höhepunkt 1810 schließlich 1 Milliarde Gulden. Bereits 1797 stellte die Finanzkasse die Einlösung in Silbermünzen ein und 1800 wurde die Annahmepflicht angeordnet. Der Privatverkehr rechnete 1792 für 100 Gulden Bancozettel noch 92 Gulden Silbermünzen, bis 1810 sank das Verhältnis auf 100:15.

Obwohl die Scheine der 1796er-Ausgabe Inflationswerte sind, gehören sie zu den großen Raritäten Österreichs, von denen nur die 5- und 10-Gulden-Scheine gelegentlich in Sammlerhände gelangen. Die Ausgabe war zwischen September/Dezember 1796 und September/Dezember 1800 im Umlauf. Bei dem abgebildeten Bancozettel handelt es sich möglicherweise um einen eingelösten Schein. Der untere Teil mit den Unterschriften und der Kontrollnummer wurde bei ihm schräg abgeschnitten.

 
 

Land/Region/Ort: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, Österreich, Wien

Emittent: Wiener Stadt-Banco

Nominal: 10 Gulden

Datierung: 1. August 1796

Vorderseite: schwarzer Druck; Ausgabebezeichnung, Nennwert, Jahreszahl und

Ornamente sowie Wertziffer und Wappen im Mittelteil; je ein

Prägestempel links und rechts oben. Drei gedruckte Unterschriften;

Kontrollnummer und eine Unterschrift handgeschrieben Rückseite: unbedruckt

Material: Papier, weiß

Wasserzeichen: Zehn, Bancozettel, 1796, Adler und Muster

Druck: unbekannt

Format: ca. 90 x 205 mm

Authentizität: Original, Umlaufbanknote

Zitate:

  • Kodnar/Künstner: Katalog der österreichischen Banknoten ab 1759, 3. Auflage, Wien 2018, S. 34, Kat.-Nr. 24.

  • Rudolf Richter: Papiergeld Spezialkatalog, Österreich 1759 – 2010, Salzburg 2010, S.27, Kat-Nr. 24.

  • A-23 (World Paper Money, Vol. II – General Issues)

 

Uwe Bronnert

 

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