Wie finanziert man eigentlich einen Krieg? Geld ist zu allen Zeiten ein knappes Gut – außer in einer Inflation, da ist es nicht mehr viel wert – Bedürfnisse dagegen sind stets unbegrenzt. Albert Wenzel Eusebius von Waldstein, Herzog von Friedland (1583–1634), "Wallenstein" genannt, konnte als kaiserlicher Feldherr im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) noch sagen: „Der Krieg muss den Krieg ernähren.“ Demzufolge ließ er über seinen Kaiser eine allgemeine Kriegssteuer erheben, aber in den Werkstätten auf seinen Gütern in Böhmen wurden viele der benötigten Waffen und Ausrüstungsgegenstände hergestellt und diese Produktion musste vorfinanziert werden.
Die Aufrüstung der Reichswehr nach der Machtübernahme vom 30. Januar 1933 durch die Nationalsozialisten unter ihrem sog. Führer und Reichskanzler Adolf Hitler (1889–1945) erfolgte nicht nur durch Zahlungen aus dem Reichshaushalt, sondern auch über die so bezeichneten Mefo-Wechsel, eigentlich eine Wechselreiterei. Rüstungslieferanten, die nicht direkt vom Reichswehrministerium bezahlt wurden, erhielten statt Reichsmark die Mefo-Wechsel. Die Zahlen dieser Wechsel blieben geheim, sie tauchten in keiner Bilanz auf.
Man geht von ca. 12 Milliarden Reichsmark aus.
Der Wechsel ist ein Zahlungsversprechen, bedeutete aber für seinen Besitzer echtes Bargeld, da die Banken Wechsel diskontierten, d. h. aufkauften. Wechsel galten auch in den Bilanzen der Banken als Bargeld. Hier vollzog sich in jüngerer Vergangenheit durch die Einführung des Eurosystems ein Wandel. Die Rediskontierung wurde 1998 eingestellt, seit dem Jahr 2006 sind Wechsel nicht mehr notenbankfähig. Wegen der handschriftlichen Einträge entzogen sie sich auch einer fehlerfreien Maschinenlesbarkeit, einem weiteren Anachronismus im 21. Jahrhundert. Damit ging eine monetäre Ära zu Ende, die wie viele Finanzmodelle im 13. Jahrhundert in Oberitalien begonnen hatte.
Abb. 1: Abbildung eines Mefo-Wechsels (Blanko) aus: Firmenchronik der Bilfinger AG Mannheim aus dem Jahr 2005: "Drei Wurzeln – ein Unternehmen" von Bernhard Stier, Martin Kraus, 125 Jahre Bilfinger Berger AG, S. 121).
Abb. 2: Hjalmar Schacht, Reichsbankpräsident (1923–1930 und 1933–1939), Reichswirtschaftsminister (1934–1937), einer der Hauptangeklagten in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Er wurde jedoch 1946 freigesprochen.
Im Rahmen der Legalitätsstrategie Hitlers wurde zur Verschleierung der Wiederaufrüstung Deutschlands und einer erneuten Inflationsgefahr die Mefo gegründet, die Metallurgische Forschungsanstalts-GmbH. Ihre Gründer waren die Reichsbank und das Reichswehrministerium mit den folgenden Gesellschaftern: Krupp, Siemens, Gutehoffnungshütte und Rheinmetall mit einem Stammkapital zu je 255.000 RM.
Als Vorstand fungierten je ein Vertreter des Reichswehrministeriums und des Finanzministeriums. Das Personal stellte die Reichsbank, die Gesamtidee stammte von Dr. Hjalmar Schacht (1877–1970).
Ein Wechsel wurde als Zahlungsmittel gerne genommen und blieb lange im Umlauf, wenn möglichst viele Personen giriert hatten, wie z. B. auf der Rückseite eines anderen Wechsels aus Lahr/Baden 1934 in Abb. 4. Teilweise war er unter Geschäftsleuten beliebter als Bargeld, da der eingetragene Betrag nicht der traditionellen Stückelung von Bargeldnoten unterlag und Einbrecher nur an Bargeld und nicht an Wechseln interessiert waren. Er war das ideale Zahlungsmittel unter Geschäftsleuten.
Aufträge, die direkt oder indirekt mit der Wiederbewaffnung zu tun hatten, wie z. B. der Kasernenbau, wurden mit Mefo-Wechseln beglichen, d. h. auf diese Scheinfirma wurden Wechsel gezogen. Die Mefo akzeptierte Wechsel mit Zahlungsbürgschaft des Deutschen Reichs. Ihre ursprüngliche Laufzeit betrug nur drei Monate, allerdings mit eingeplanter Prolongation auf fünf Jahre. Die Ausgabezeit war 1934–1938.
Abb. 3: Bargeld, Reichsbanknote über 50 Reichsmark, DEU-210; Pick GER-182; Ros/Gra 175 a, Friedensdruck, KN siebenstellig, Z/Q, ausgegeben ab 1934, Vorderseite.
Abb. 4: Vorderseite eines normalen, echt gelaufenen Wechsels vom September 1935 über 250 RM.
Abb. 5: Rückseite des obigen Wechsels mit mehreren Indossaments, d. h. Eigentümerwechsel und einer Stempelmarke gemäß Wechselsteuergesetz vom 2. September 1935.
Die Wirkung der Mefo-Wechsel bestand in einer Ankurbelung der inländischen Wirtschaft einerseits und der finanziellen Absicherung der Aufrüstung und allgemeinen Revision der Friedensbedingungen von Versailles 1919 andererseits, wie es bereits im 25-Punkte-Wahlprogramm der NSDAP von 1920 stand. Tatsächlich kam es zu einer Freisetzung von Bargeldreserven in Wirtschaft und Bankwesen. Dagegen stand eine geringe Geldschöpfung und dadurch nur eine minimale Inflationsgefahr, bei großer Kreditschöpfung durch die Bindung der Wechsel in Waren als Lieferantenkredite. Da die Mefo-Wechsel zudem mit 4 v. H. verzinst wurden, steigerte das die Bereitschaft, diese möglichst lange zu halten. Die Hälfte der Wechsel waren als sichere Zahlungsmittel in Umlauf bzw. in Bankguthaben angelegt. Durch die Prolongation auf fünf Jahre wurden aus den kurzfristigen Handelswechseln mittelfristige Finanzwechsel.
Zu den Hauptwirkungen dieser Wechselreiterei gehörte die erfolgreiche Schaffung von wiederhergestelltem Vertrauen in die deutsche Währung und dadurch der erwünschte wirtschaftliche Aufschwung. Dazu fataler Weise die Schaffung einer starken Reichswehr bzw. Wehrmacht ab 16. März 1935: Die ursprüngliche Idee einer geräuschlosen Kriegsfinanzierung war umgesetzt worden.
Schacht hatte die Finanzierung der Aufrüstung deshalb übernommen, weil er nur in der militärischen Gleichberechtigung die Voraussetzung für eine außenpolitische Selbstständigkeit Deutschlands sah. Die uferlose Steigerung der Rüstung lehnte er dagegen ab und wurde nach persönlicher Vorsprache bei Hitler bereits am 19. Januar 1939 von seinem Amt als Reichsbankpräsident abgelöst. In der Laufzeitbegrenzung auf fünf Jahre hatte er eine Bremse gesehen, da ab 1939 – dem Jahr, in welchem dann der Zweite Weltkrieg tatsächlich mit dem deutschen Einmarsch in Polen beginnen sollte – die Schulden über ein Jahrzehnt lang hätten zurückgezahlt werden müssen und diese Mittel wären somit einer weiteren deutschen Aufrüstung entzogen gewesen.
In Nürnberg wurde Schacht von den alliierten Richtern freigesprochen.
Christian Merker
댓글