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Eine falsche englische 1-Pfund-Note der Ausgabe 1940

Aktualisiert: 15. Sept. 2022

Auf der Aachen-Show im März dieses Jahres fand ich in der Grabbelkiste eines französischen Händlers mehrere englische 1-Pfund-Noten der Ausgabe 1940 (Pick Nr. 367 / Duggleby Nr. B249), die sich bei genauer Betrachtung als durchaus gut gemachte Fälschungen herausstellten.

Bank of England: 1 Pfund, Fälschung, Vorderseite.


Im Frühjahre 1940 ersetzte die Bank von England die seit 1928 umlaufende, im Stichtiefdruck hergestellte grüne 1-Pfund-Note durch eine lithografierte Ausgabe mit der Hauptfarbe Blau sowie pinkem Unterdruck. Papier und Wasserzeichen blieben gegenüber der Ausgabe ab 1928 unverändert. Den durch den vereinfachten Druck verminderten Fälschungsschutz versuchte man durch einen im Papier eingelassenen metallischen Sicherheitsfaden zu kompensieren, der hier bei britischen Banknoten erstmals zum Einsatz kam. Die blauen

1-Pfund-Noten liefen bis 1948 um und wurden dann wieder durch die grüne Vorkriegsausgabe – nun ebenfalls mit Sicherheitsfaden – ersetzt.


Bank of England: 1 Pfund, Original, Vorderseite.


Dieser fehlt bei den Fälschungen, die ansonsten durchaus aufwendig gemacht sind: Sie weisen ein nahezu identisches Format auf wie die Originalnoten (151 x 84 gegenüber 152 x 85 mm beim Original), sind fortlaufend nummeriert (die mir vorliegenden Scheine tragen aus der Serie C62E die Kennnummern 021415, 021419 und 021469 im Stil der Original-Kennnummern, wobei die einzelnen Ziffern nicht in Reihe stehen) und lassen im Druckbild keine signifikanten Abweichungen gegenüber dem Original erkennen, auch wenn der Druck insgesamt deutlich vergröbert ist, was insbesondere gut bei der sitzenden Britannia auf der Vorderseite sowie der Abbildung des Bankgebäudes auf der Rückseite erkennbar ist. Auch die Farbgebung kommt dem Original nahe (die Blautöne schwanken auch bei den Originalscheinen zwischen Mittel- und Dunkelblau), wobei das Blau der Hauptfarbe blasser ausfällt. Das allerdings kann auch durch den Alterungsprozess verursacht sein, ebenso wie die Vergilbung des brüchigen Papiers, was auf einen hohen Holzfaseranteil hindeutet. Das Papier der Originalnoten besteht aus Baumwoll- und Leinenfasern.


Interessant ist, dass der (oder die Fälscher) auch versucht haben, das Wasserzeichen (umlaufende Wellen und Kopf der Britannia im Durchsichtsfenster) zu imitieren. Die Wellen scheinen manuell in das Papier eingebracht worden zu sein (es ist an diesen Stellen merklich dünner und bricht aus, auch ist der Druck auf der Rückseite an diesen Stellen nicht ausgeführt); der Kopf der Britannia ist schwach, aber in hellen und dunklen Schattierungen sichtbar.


Bank of England: 1 Pfund, Fälschung, Wasserzeichen.


Der Fundzusammenhang (französischer Händler, Fund inmitten stark gebrauchter französischer Banknoten der Jahre 1939–1944) kann darauf hindeuten, dass diese Scheine aus Frankreich stammen könnten. Wäre das möglich? Unlogisch erscheint es mir nicht, insbesondere für die Zeit kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieg. Denn der Französische Franc unterlag nach der Währungsreform 1945 einer gleitenden Abwertung, so dass der Wunsch nach wertbeständiger Absicherung von Ersparnissen groß gewesen sein mag und es daher in der französischen Bevölkerung Bedarf nach „harten Währungen“ gegeben haben kann. Als relativ wertstabile Währung neben dem US-Dollar spielte auch das Britische Pfund noch bis in 1950er Jahre international eine wichtige Rolle. Zugleich war sicherlich die Kenntnis über das Aussehen der englischen Banknoten und deren Sicherheitsmerkmale in der französischen Bevölkerung kaum verbreitet. Ein Ansatzpunkt könnte auch sein, dass sich englische Truppen 1944/45 in Frankreich befunden haben, die als Abnehmer hätten in Frage kommen können. Einen Zusammenhang mit den Fälschungen britischer Pfundnoten im Konzentrationslager Sachsenhausen würde ich dagegen ausschließen wollen, da dort nur Wertstufen ab 5 Pfund („White notes“) hergestellt wurden.


Anmerkungen und Hinweise auch zu weiteren Exemplaren zu diesen Fälschungen sind willkommen.


Sven Gerhard

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