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Fälscher & Falschgeld: Die Papiergeldfälschung, Teil 2

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 18: Exkurs: Der Sicherheitsfaden


Der Leiter der Druckerei der Bank of England, Stanley B. Chamberlain, experimentierte bereits Anfang der 1930er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Papierhersteller Portals, wie man einen Sicherheitsfaden so in das Banknotenpapier einbetten könnte, dass er den extremen Belastungen beim tagtäglichen Gebrauch eines Geldscheins standhalten würde. Den aus diesen Versuchen resultierenden Metall-Sicherheitsstreifen ließ er 1935, eine verbesserte Version 1938 patentieren. Die erste Banknote mit diesem neuartigen Sicherungsmittel war die Ein-Pfund-Note der farblich zum seitherigen Schein abgeänderten Kriegsausgabe 1940. Veranlassung zum sofortigen Einsatz des Streifens war unter anderem die rechtzeitige Vorsorge vor professionellen Fälschungen gewesen. Denn schon im Dezember 1939 war die Bank of England durch einen italienischen Juden namens Fernando Romano über die britische Botschaft in Paris gewarnt worden, die Deutschen würden die Nachahmung englischer Banknoten planen. In der Tat waren die Nazis zu diesem Zeitpunkt schon dabei, unter dem Decknamen „Unternehmen Andreas“ in der Berliner Delbrückstraße die Nachahmung von Pfundnoten vorzubereiten.


Die Fälschungen der Bundesbank-Klasse C2 führten Mitte der 1970er Jahre zu einem Anstieg des Falschgeldaufkommens in der Bundesrepublik. Die Falsifikate waren von guter Qualität, konnten jedoch an einigen markanten Fehlern erkannt werden: In der Kopfbedeckung von Sebastian Münster fehlen die weißen Trennlinien des Stichtiefdrucks, das Barett wirkt daher sehr dunkel und vollflächig. Über dem Buchstaben „e“ des Wortes „Banknote“ druckt ein kurzer Schrägstrich mit. Die rotviolette Rand-Guilloche darüber ist zu dunkel wiedergegeben, in der linken Rahmenleiste sind Teile des Druckbildes stark verkleckst und damit ebenfalls auffallend dunkel. Im rechten Teil des Pelzkragens befindet sich ein etwa 2,5 cm langer, vertikal verlaufender dunkler Strich, und letztendlich wurden bei dem vorliegenden Stück bei der Notennummer die Kennbuchstaben „LA“ verwendet, die es bei echten Noten dieser Serie nicht gibt. Einzelne Stücke weisen am oberen Rand das kommerzielle Wasserzeichen „C.M. FABRIANO“ auf, das Kennzeichen einer italienischen Papiermühle in der gleichnamigen Stadt der Provinz Ancona, deren etwas graustichiges Papier die Fälscher verwendet hatten.


Der englandfreundliche Romano hatte diese Information von einer gewissen Vikoria Kunst-Gunther, einer Mitarbeiterin der Neuen Wiener Zeitung, die offiziell Mitglied der NSDAP, aber insgeheim eine engagierte Gegnerin der Faschisten war. Kurz vor Kriegsende war dann der Einsatz des Sicherheitsfadens in der Fünf-Pfund-Note zwingende Notwendigkeit geworden, nachdem sowohl die Vorgängerausgaben dieser Wertstufe als auch alle höheren Wertabschnitte dieser „White-Notes“ wegen der massenweise aufgetauchten Nazi-Fälschungen allesamt außer Kurs gesetzt werden mussten. Lediglich der oben genannte Fünfer blieb mit dieser neuartigen Sicherung, geändertem Design der Nummerierung und der Herstellung in einem anderen Druckverfahren weiter im Umlauf. Er wurde erst 1957 durch einen neu gestalteten Schein im Stichtiefdruck und mit dem Bildnis der behelmten Britannia abgelöst.

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Das Fälschungsaufkommen konzentrierte sich in den frühen 1950er Jahren weiter auf die Noten zu 1, 2, 10 und 20 DM, ab und an tauchte auch ein falscher Fünfziger auf, seltener der rote Hunderter. Eine Fälschungsvariante der letztgenannten Wertstufe kam, wie damals so viele falsche Banknoten, aus Paris und war am unsauberen Druck und an dem falsch gezeichneten Arm der abgebildeten Frauenfigur zu erkennen, wobei die einzelnen Falsifikate hinsichtlich ihrer Qualität unterschiedlich ausgefallen waren. Die Bank deutscher Länder klassifizierte diese Fälschung mit A1. Kaum zu glauben, aber noch im August 2011 war ein Exemplar dieser Fälschungsklasse in der Falschgeldstelle der Bundesbank aufgetaucht! Von dieser Serie sowie von den mit dem Namen „Bank deutscher Länder“ versehenen Varianten der 10- und 20-DM-Note, die im Dezember 1951 bzw. im November 1952 ausgegeben worden waren, tauchten bis zur Außerkurssetzung der letzten Stückelung zum 31. Juli 1966 insgesamt rund 30.500 Fälschungen im Nennwert von rund 2,2 Millionen DM auf. Die im Laufe des Jahres 1951 ausgegebenen, ebenfalls nach deutschen Entwürfen in Frankreich gedruckten Wertstufen zu 50 und 100 DM waren von Fälschungen nicht überdurchschnittlich betroffen. Sie boten mit ihrer Herstellung im kombinierten Verfahren Stichtiefdruck/Buchdruck, der Abbildung großer Kopfbildnisse im deckungsgleichen Druck von Vorder- und Rückseite („Imprime identique“) und dem großen Kopfwasserzeichen, das an die Wasserzeichen-Tradition der Noten der ehemaligen Reichsbank anknüpfte, ebenfalls einen für den Stand der damaligen Technik sehr guten Fälschungsschutz. Von diesen beiden Nennwerten wurden bis zu ihrer Außerkurssetzung im Sommer 1965 rund 8.000 Fälschungen im Gesamtwert von ca. 124.000 DM angehalten.


Die Warnmeldung der Deutschen Bundesbank über die als Klasse B 1 bezeichnete 100-DM-Fälschung aus dem Westerwald.


Gegen Ende der 1950er und in den 1960er Jahren war das Thema Banknotenfälschung in unserem Land nur von untergeordneter Bedeutung, zumindest was die DM-Fälschungen anbelangt. Ab 1958 kamen betragsmäßig erheblich mehr Fälschungen ausländischer Noten als solche von DM-Scheinen vor, in der Hauptsache betraf dies den US-Dollar. Zwei Dinge mögen hier ursächlich gewesen sein. Zum einen die Einführung der neuen, für damalige Verhältnisse absolut fälschungssicheren Banknotenreihe BBk I ab 1961, zum anderen der deutliche wirtschaftliche Aufschwung, der bis gegen Ende der 1960er Jahre anhielt, dämpfend auf die Gesamtkriminalität und damit auch auf das Delikt Geldfälschung einwirkte. Von dem Gesamtbetrag der von 1948 bis 1966 angehaltenen Falsifikate von DM-Banknoten im Nennwert von 4,2 Mio. DM entfielen allein 3,5 Mio., das sind 83 %, auf die Zeit vom 20. Juni 1948 bis Ende 1950. Von diesen 298.000 angehaltenen Falschstücken entfielen 193.000 auf die 5-DM-Note der 1. Ausgabe, 38.000 auf den blauen Zwanziger und 175 Stück auf den, wie oben erwähnt, nur in wenigen Exemplaren ausgegebenen Fünfziger.



Fortsetzung folgt …




Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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