Leserpost: Unbekannter Geldschein der Deutschen Notenbank von 1948?
- Hans-Ludwig Besler (Grabowski)
- 12. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Aug.
Sehr geehrter Herr Besler (Grabowski),
ich bin derzeit mit der Auflösung meiner sehr umfangreichen Sammlung von Münzen, Banknoten, Orden und Ehrenzeichen sowie Aktien beschäftigt.
Nach 42 Jahren des Sammelns nun dieser Schritt, da sich weder meine Kinder noch meine Enkelkinder dafür interessieren und ich im kommenden Februar Rentner werde.
Jetzt beim Durchstöbern fiel mir eine 1-DM-Banknote von 1948 auf, da diese weder im Besitz von Serienbuchstabe(n) noch von Kennziffer(n) ist. Auch ist der Untergrund leicht ins Bläuliche statt ins Grünliche gefärbt. Ich habe zwei Fotos von der Banknote beigefügt.


Können Sie mir sagen, was dies für eine Banknote ist: SBZ-11 ohne Serie und Kontrollnummer oder DDR-2 ohne Serie und Kontrollnummer? In ihrer Literatur finde ich keinen Hinweis auf diese Banknote. Weicht sie vom Wert der anderen preislich bewerteten Banknoten ab?
Ich wäre Ihnen sehr über ein Feedback dankbar.
Mit freundlichen (Noch-)Sammlergrüssen verbleibt
H. Winter
Antwort der Redaktion
Bei Ihrer Banknote der Deutschen Notenbank über 1 Deutsche Mark aus dem Jahr 1948 für die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands bzw. die DDR handelt es sich ganz sicher um keine Fälschung oder bewusste Manipulation. Ein Vergleich des Druckbildes und etwa auch die deutlich sichtbaren Fasereinlagen im Papier bestätigt dies. Würde es sich um einen so offensichtlich von der Norm abweichenden Fehldruck handeln, dann wäre der Schein entweder überhaupt nicht erst in Umlauf gekommen oder aber bald aus diesem genommen worden. Dagegen spricht der stark gebrauchte Erhaltungszustand.
Die Lösung des Rätsels ist ganz einfach. Es handelt sich um keine unbekannte Ausführung oder Variante ohne Nummerierung und in anderen Farben, sondern der Schein ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Kleidungsstück vergessen und mit diesem gewaschen worden. Es ist hinreichend bekannt, dass nicht wenige Waschmittel die Druckfarben von Banknoten angreifen, zu Verfärbungen führen und sie zum Teil sogar komplett entfernen können, was hier und bei anderen bekannten Fällen auf die rote Nummerierung zutrifft.
Zum Vergleich nachstehend Abbildungen des gleichen Scheins (sowjetischer Druck) mit Vorder- und Rückseite.


Ob es sich bei Ihrem Schein um einen sowjetischen Druck von 1948 oder um einen DDR-Druck ab 1951 handelt kann ich leider nicht sagen, weil hierzu die Kontrollnummer als entscheidendes Erkennungsmerkmal dient.
Für den Einfluss von Waschmitteln spricht auch ganz klar die Art der Verfärbung.
Es ist sicher nicht der erste und auch nicht der letzte Geldschein, der in einer Waschmaschine gelandet ist. Um eine unbekannte Banknote oder eine besondere Rarität handelt es sich leider nicht, wohl aber um ein Stück Zeitgeschichte, dem man die Spuren seiner Authentizität ansieht. Zu bewerten ist sie entsprechend ihrer geringen Erhaltung.
Hans-Ludwig Besler (Grabowski)
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