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Leserpost: Unbekannter Schein aus einer Haushaltsauflösung

Liebes Team von GELDSCHEINE-ONLINE,

bei einer Haushaltsauflösung fiel mir kürzlich dieser Schein in die Hände. Er hat eine Größe von ca. 142 x 51 mm. Das Internet ist bei der weiteren Bestimmung keine Hilfe. Was habe ich da gefunden? 


ree

Danke für Ihre Unterstützung und freundliche Grüße 

P. Hansen


Antwort der Redaktion

Hallo Herr Hansen, das sieht ganz nach einem offensichtlich italienischen Schulgeldschein aus. Italienisch wegen der senkrechten Anmerkung „NON NEGOTIABLE“ rechts anstelle einer Kontrollnummer. Bei der zweisprachigen Währungsbezeichnung (Krone/Korona) wurde jeweils der erste Buchstabe weggelassen.


Schulgeld dient – wie der Name schon sagt – der Schulung von Kindern, Auszubildenden und Bankangestellten im Umgang mit verschiedenen Währungen. Dazu wird eine Währung nachgeahmt (oft als Fantasiescheine, damit keine Verwechslungsgefahr besteht oder mit besonderem Überdruck). Schulgeld ist auch von Handelsschulen bekannt und die Bank of China hat zahlreiche Fremdwährungen als Schulgeld nachgedruckt.


Hier handelt es sich um einen fiktiven 1-Krone-Schein der Oesterreichisch-ungarischen Bank aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit Aufdruck „Deutschösterreich“.

Diese Bezeichnung wurde später durch die Alliierten verboten. Am 10. September 1919 musste Deutschösterreich (der nach dem Krieg von Österreich verbliebene Reststaat mit deutscher Bevölkerung) mit dem Vertrag von St. Germain den von den Alliierten verlangten Namen „Republik Österreich“ zustimmen.


Ab  27. Februar 1919 waren sämtliche Scheine der Oesterreichisch-ungarischen Bank auf dem Gebiet Deutschösterreichs eingezogen und im Verhältnis 1:1 gegen solche mit dem Aufdruck „Deutschösterreich“ eingetauscht worden.  Am 21. Oktober 1919 nahm Deutschösterreich die von den Alliierten geforderte Staatsbezeichnung an.

Die Republik Österreich gab aber noch bis Herbst 1920 die Überdruckprovisorien aus.

Das Schulgeld stammt also aus der Zeit vom Frühjahr 1919 bis Herbst 1920.


Da kein gesonderter Überdruck zur Verwendung existiert, könnte es sich aber auch um Theatergeld handeln. Die Gestaltung lehnt sich an den 1-Krone-Scheine vom 1. Dezember 1916 an, ist aber ansonsten frei erfunden.


Hans-Ludwig Besler (Grabowski)

www.geldscheine-online.com | Regenstauf

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