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Warengutscheine für die niederländischen Rheinschiffer

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Bureau Internationale Vaart, August 1946, 10 Cent, Vorderseite.

Die Warengutscheine, ausgegeben vom Bureau Internationale Vaart, für die niederländischen Rheinschiffer

Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 normalisierte sich das Leben langsam.

Die niederländische Binnenschifffahrt, die vor dem Zweiten Weltkrieg einen großen Anteil am Gütertransport auf dem Rhein hatte, nahm wieder den Gütertransport zwischen den deutschen, französischen und schweizerischen Binnenhäfen und den Seehäfen an der Nordsee auf. Oft waren die niederländischen Rheinschiffer mit ihren Familien wochenlang unterwegs, sodass ihre Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland Probleme bereitete. Die US-amerikanischen Besatzungsbehörden waren bereit, gegen US-Dollar oder britische Pounds Lebensmittel aus ihrem Bestand zu liefern. Da die niederländische Regierung ihre Devisen anderweitig nutzen wollte, beabsichtigte man Lebensmittelhändler in Lobith dicht an der Grenze zu Deutschland für die Versorgung der Rheinschiffer zu gewinnen. Da diese nicht interessiert waren, wandte man sich an andere Unternehmen. Schließlich gewann die Rhein-Kommission die Firma Gruyter, die bisher nicht mit Kartoffeln, Gemüse, Obst, Fleisch und Brot handelte und auch auf dem Gebiet der Schiffsversorgung über keine Erfahrungen verfügte. Zunächst wurden Lebensmittelpakete unter Aufsicht der niederländischen Lebensmittelbehörde zusammengestellt, die ab Mai 1946 von Gruyter an die niederländischen Rheinschiffer abgegeben wurden. Von einem Zentrallager in Köln erfolgte die Versorgung durch fünf Abgabestellen: Duisburg-Ruhrort, Wesseling, Wiesbaden-Schierstein, Aschaffenburg und Mannheim.

Um die Abgabe der knappen Lebensmittel kontrollieren und steuern zu können, ließ das „Bureau Internationale Vaart“ (B.I.V.) in Rotterdam für das „Nederlandsch Rijvaart Personeel“ (Niederländische Rheinfahrts-Personal) Warengutscheine drucken. Ihre Ausgabe erfolgte in den B.I.V.-Büros in Rotterdamm, Lobith, Wesseling, Wiesbaden-Schierstein und Mannheim sowie in Ausnahmefällen bei einem Missionsposten in Duisburg.

Die Amsterdamer Druckerei J. H. De Bussy wurde mit dem Entwurf und Druck der Gutscheine betraut. Das Unternehmen griff bei den Gutscheinen auf den Entwurf der Zilverbon zu 1 Gulden aus dem Jahr 1938 zurück, die im Zweiten Weltkrieg anstelle von Silbermünzen zirkulierten. Eine erste Serie umfasste die Nominale zu 10 und 25 Cent sowie 1, 2,50 und 10 Gulden. Die Cent-Werte datieren vom August 1946, während die Gulden-Werte das Datum vom 9. April 1946 tragen. Die Scheine sind nur einseitig bedruckt und je nach Nominal farblich unterschiedlich. Das Gesagte gilt auch für die Größe. Eine zweite Serie wurde mit dem Datum vom 2. Januar 1949 ausgegeben.

Sie wurde farblich geringfügig verändert und wurde nun von zwei statt einer Person unterschrieben. Die Gutscheine zu 10 und 25 Cent wurden nicht mehr gedruckt.

Spätesten mit Inkrafttreten der Römischen Verträge am 1. Januar 1958 und der folgenden Aufhebung der Währungsbeschränkungen dürften auch die Warengutscheine für die niederländischen Rheinschiffer der Vergangenheit angehört haben.


Text und Abb. Uwe Bronnert

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