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Aus privaten Sammlungen: Wertschein des Kriegswinterhilfswerks zu 5 Reichsmark von 1939/40

Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) war am 18. April 1932 als eingetragener Verein gegründet worden. Nach der „Machtergreifung” der Nationalsozialisten wurde er am 3. März 1933 zur Parteiorganisation und im Zuge der Gleichschaltung mit dem Verbot der Arbeiterwohlfahrt zur Staatsorganisation.


In den ersten Jahren unterstützte die NSV hauptsächlich bedürftige Familien finanziell über verschiedene Hilfswerke, so dem Winterhilfswerk oder dem Hilfswerk Mutter und Kind.

Während des Kriegs übernahm sie mehr und mehr Dienstleistungen, wie den Betrieb von Kindergärten und Gemeindepflegestationen, die Haushalts- und Jugendhilfe, den Bahnhofsdienst und die Kinderlandverschickung.


1938 waren rund eine Million ehrenamtliche Mitarbeiter für die NSV tätig und zu Kriegsbeginn zählte die NSV elf Millionen Mitglieder. Die Finanzierung erfolgte ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.


Eine der ersten Aufgaben der NSV war die Unterstützung sozial bedürftiger Personen in der Zeit hoher Arbeitslosigkeit. Hierzu sollten Sachwerte und Mittel aus Sammlungen verwendet werden. Zur praktischen Durchführung wurde bereits im September 1933 das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (WHW) gegründet. Zum Reichsbeauftragten des WHW wurde Erich Hilgenfeldt ernannt, dessen gedruckte Unterschrift sich auf den WHW-Wertscheinen findet.


Nachdem die Unterstützung Bedürftiger in den Friedensjahren hauptsächlich mit Sachwerten erfolgte und lediglich verschiedene zweckgebundene Gutscheine zum Bezug von Braunkohlenbriketts sowie Sonderausgaben zum “Tag der Machtergreifung“ (30. Januar) von 1934 bis 1938 für den Kauf von Lebensmitteln und für den Bezug von Brot Verwendung fanden, wurde mit Kriegs­beginn 1939 auf einheitliche Wertscheine des Kriegswinterhilfswerks (KWHW/WHW) umgestellt. Grund für deren Einführung war die kriegsbedingte Zwangsbewirtschaftung von lebenswichtigen Gütern, die nur im Rahmen der Rationierung auf „Karte” damit bezahlt werden konnten. Die vorherigen Gutscheine entsprachen dagegen einer Zusatzversorgung!


Die WHW-Wertscheine waren zwar kein Geld im eigentlichen Sinne, sondern dienten vielmehr als Verrechnungsscheine (der Empfänger bezahlte damit eine Ware oder Leistung; der Kaufmann reichte den Wertschein bei einer Bank wie Bargeld ein; die Bank leitete die Wertscheine zur Verrechnung mit dem WHW an die Reichsbank weiter), sie waren aber im ganzen Reich gültig und konnten zur Bezahlung von Lebensmitteln, Bekleidung und Brennstoffen, ab 1941 auch für Mietzahlungen sowie zur Bezahlung von Gas- und Stromverbrauch verwendet werden. Der jeweilige Einlösungsvermerk erfolgte auf der Rückseite.


Es gab auch Wertscheine einzelner Gaue sowie für das Generalgouvernement Polen (WHW des Deutschen Volkes im Generalgouvernement) in Zloty-Währung und in den besetzten Niederlanden (Winterhulp Nederland, WHN) in Gulden-Währung.


Neben den Ausgaben des Winterhilfswerks gab auch das Hilfswerk Mutter und Kind (MuK) Wertscheine in den Gauen Franken sowie Nieder- und Oberschlesien aus, mit denen Lebensmittel, Bekleidung und Brennstoffe bezahlt werden konnten.


 

 

Objekttyp: Wertschein, Geldersatzschein

Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski

Authentizität: Original

 

Land/Region/Ort: Deutsches Reich, Berlin

Emittent: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Winterhilfswerk

Nominal: 5 Reichsmark

Datierung: 1939/40

Vorderseite: Männerkopf mit Stahlhelm

Rückseite: Text und Einlösungsvermerk (eingelöst durch Johann Reitbauer aus

Gschaid bei Birkfeld in der Steiermark für den Kauf von Bekleidung

bei der Firma Otto Haas – Schuhe, Lederwaren, Ausstattung aus

Birkfeld/Stmk.). Ausgegeben laut Rundstempel durch die Ortsgruppe

Birkfeld des WHW.

Unterschrift: Hilgendeldt (Faksimiledruck)

Material: Papier mit Wasserzeichen Stachelquadrate

Druck: Giesecke & Devrient, Leipzig und Berlin

Format: 148 mm x 93 mm

Nummerierung: Reihe II, A 1778091

Umlauf: 1939/40 bis 31. März 1940 (für Kaufleute bis 15. April 1940)

Zitate:

  • WHW-14 (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)

  • 713 (Tieste: Spendenbelege des Winterhilfswerks – Reichsstraßensammlungen 1933-1945)

 

Hans-Ludwig Grabowski


Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.


Literaturempfehlung:


Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine


23. Auflage 2023/2024

ISBN: 978-3-86646-224-3

864 Seiten, durchgehend farbig

Preis: 39,90 Euro


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