Nach der Landung alliierter Truppen auf Sizilien machte der Faschistische Großrat den Duce für alle Fehlschläge des Kriegs verantwortlich und setzte ihn am 25. Juli 1943 ab. Als er seinen Rücktritt als Ministerpräsident einreichen wollte, wurde er auf Befehl des Königs verhaftet und an wechselnden Orten interniert. Zum neuen Ministerpräsidenten wurde Marschall Pietro Badoglio ernannt. Dieser versicherte zwar offiziell, dass er den Krieg an der Seite des Deutschen Reichs fortsetzen werde, verhandelte aber im Geheimen mit den Alliierten, um den Krieg für Italien so bald wie möglich und mit allen Mitteln zu beenden. Bereits am 29. Juli 1943 erfuhr die deutsche Abwehr aus einem Funkgespräch zwischen Roosevelt und Churchill, dass sich US-General Eisenhower wegen Waffenstillstandsverhandlungen an die neue italienische Regierung wenden wird. Daraufhin reagierte Hitler am 31. Juli mit Einsatzbefehlen zur Besetzung Italiens, falls sich das Land aus dem Bündnis lösen sollte. Die in Italien stehenden deutschen Truppen kämpften unterdessen weiter mit ihren italienischen „Waffenbrüdern“ gegen die alliierte Invasion. Am 14. August 1943 erklärte die italienische Regierung Rom zur „Offenen Stadt“ und bis zum 17. August musste ganz Sizilien aufgegeben werden.
Am 3. September 1943 begann die Invasion auf das europäische Festland mit alliierten Landungen an der Küste Kalabriens. Noch am selben Tag einigten sich die Italiener mit den Alliierten über einen Waffenstillstand, der auf Wunsch Italiens aber vorerst noch geheim bleiben sollte. Als General Eisenhower entgegen den getroffenen Vereinbarungen am 8. September 1943 über Rundfunk bekannt gab, dass mit Italien Waffenstillstand geschlossen sei, liefen nur kurze Zeit später die deutschen Gegenmaßnahmen an. Im Rahmen des Unternehmens „Fall Achse“ sollte Italien besetzt und die Alliierten zurückgedrängt werden. Bereits am 9. September 1943 waren trotz des Waffenstillstands US-amerikanische Truppen in der Bucht von Salerno gelandet, um gegen Neapel vorzugehen. Ziel der Alliierten war es, bis Weihnachten Rom zu erreichen, das am 10. September von deutschen Truppen besetzt wurde.
Da Hitler nicht nur die Alliierten in Italien aufhalten, sondern auch seinen ehemaligen Verbündeten retten wollte, ordnete er den Einsatz „Eiche“ an, bei dem Mussolini unter allen Umständen unverletzt befreit werden sollte.
Am 12. September startete „Eiche“. Fallschirmjäger unter dem Kommando von Generalleutnant Student sowie das kleine SD-Sonderkommando „Friedenthal“ unter Otto Skorzeny landeten mit Lastenseglern sowie einigen Flugzeugen „Fieseler Storch“ beim Hotel „Campo Imperatore“ auf dem Gran Sasso in den Abruzzen und besetzten das Gebäude im Handstreich. Nachdem die Bewacher Mussolinis aufgegeben hatten, wurde der unverletzte Duce mit einem Fieseler Storch zuerst nach Rom und schließlich über Wien in Hitlers Hauptquartier „Wolfschanze“ nach Ostpreußen gebracht. Skorzeny wurde für die Rettung Mussolinis zum Sturmbannführer befördert und von Hitler mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Schon einen Tag später begannen die deutschen Gegenangriffe am Golf von Salerno. Deutsche Truppen hatten inzwischen Norditalien und weitere Teile des Landes besetzt. Um Italien bei der „Achse“ zu halten und die kriegswichtigen Industriegebiete Norditaliens nicht zu verlieren, unterstützte Hitler Mussolini, der am 23. September 1943 die Sozialrepublik Italien (Repubblica Sociale Italiana) ausrief, die vom Brenner bis nach Rom (ohne die italienischen Inseln) reichte und unter deutschem Schutz stand.
Die Gebiete am Alpenhauptkamm hatten die Deutschen schon am 12. September 1943 in den Operationszonen Alpenvorland (Südtirol) und Adriatisches Küstenland (Istrien, Triest und Fiume) zusammengefasst. Sie standen unter deutscher Verwaltung, gehörten aber formell zur Sozialrepublik Italien.
Der neue faschistische Staat in Norditalien wurde anfangs nur vom Deutschen Reich und Japan, später auch von den Verbündeten der Achsenmächte Bulgarien, Finnland, Mandschukuo, Rumänien, der Slowakei und Ungarn anerkannt. Nach kurzem Zögern erkannte sogar der Vatikan den neuen italienischen Staat diplomatisch an. Bereits kurz nach Gründung der sog. Republik von Saló (hier hatte Mussolini sein Hauptquartier) erklärte dessen Staatschef und Außenminister Benito Mussolini dem im Süden Italiens fortbestehenden Königreich Italien, das unter dem Protektorat der Alliierten stand, den Krieg. Am 13. Oktober erklärte die Regierung des Königreichs Italien Deutschland den Krieg.
War die Politik des früheren Italien trotz seines Bündnisses mit Deutschland relativ eigenständig gewesen, was nicht zuletzt auch zu den unabgesprochenen und schließlich fehlgeschlagenen militärischen Abenteuern des Duce führte, so war die neue Sozialrepublik eher ein Marionettenstaat, der trotz aller deutschen Einflussnahme aber voll handlungsfähig war. So verfügte man über ein eigenes Postwesen, eigene Kfz-Kennzeichen, einen Rundfunk, eigene Briefmarken, Gesetzgebung (wenn auch in vielen Fällen angelehnt an des deutsche Recht) und eine öffentliche Verwaltung. Fast alles wurde militärisch organisiert, sogar die Feuerwehr, die man bewaffnete. Es gab außerdem eine eigene Polizei und sogar einen eigenen Geheimdienst. Schließlich gab man sogar Geldscheine der Banca d’Italia in Umlauf.
Das Regime von Saló galt als „radikalfaschistisch“, und bei den Partisanen sprach man von der „Allerfaschistischsten Republik“. Entsprechend hart und gefürchtet war z.B. auch der Einsatz italienischer SS gegen italienische oder jugoslawische Partisanenverbände, der mit brutalen Exzessen und Massenerschießungen einherging.
Ab 1944 war der Vormarsch der Alliierten nicht mehr zu stoppen. Südlich von Rom versuchten die deutschen Verteidiger, die alliierten Truppen an der sog. Gustav-Linie bei Cassino aufzuhalten. Trotz wiederholter gegenteiliger Versicherungen seitens der Wehrmacht befürchteten die Alliierten, dass sich wegen der militärisch günstigen Lage hoch auf dem Monte Cassino deutsche Soldaten im Kloster verschanzt hätten. Tatsächlich war das Kloster lediglich Zufluchtsort für Hunderte von Zivilpersonen.
Am 15. Februar 1944 luden 299 amerikanische Flugzeuge bei einem massiven, dreistündigen Angriff ihre Bombenlast von 453 Tonnen auf das im Jahre 529 erbaute weltberühmte Benediktinerkloster Monte Cassino ab und zerstörten es völlig. Die Aktion war militärisch sinnlos, da das Kloster überhaupt nicht in die deutschen Verteidigungsstellungen einbezogen war. In den Ruinen fanden zahlreiche Flüchtlinge den Tod. Erst nach der Bombardierung besetzte die Wehrmacht den Berg. Später bestätigte sogar der Vatikan, dass sich zu keinem Zeitpunkt deutsche Soldaten oder Kriegsgerät vor der Bombardierung im Kloster befunden hatten. Die Baupläne und Kunstschätze des Klosters waren rechtzeitig vor dem Angriff vom deutschen Oberstleutnant Julius Schlegel in den Vatikan evakuiert worden. Berg und Ort konnten trotz intensivem alliierten Beschuss über mehrere Monate hinweg gehalten werden.
So starteten die Angreifer am 25. März 1944 eine erneute Großoffensive, bei dem schwere US-Bomber B-17 über vier Stunden lang insgesamt 2.500 Tonnen Sprengbomben auf Cassino abwarfen. Danach begann ein Trommelfeuer aus 746 Rohren der alliierten Artillerie auf die Stadt. Erst als auf Seiten der Angreifer niemand mehr glaubte, dass dieses Inferno jemand überlebt haben könnte, begann der Angriff mit Panzern und Infanterie. Auch dieser Durchbruchversuch scheiterte an dem für die Angreifer völlig überraschenden Widerstand der deutschen Verteidiger. In den engen zerbombten Gassen von Cassino kämpften u.a. erbittert deutsche Fallschirmjäger, die einst Kreta besetzt hatten. Erst Mitte Mai 1944 wurde der Druck der angreifenden alliierten Verbände so stark, dass die angeschlagenen deutschen Einheiten notgedrungen zurückgezogen wurden. Die legendäre Schlacht von Monte Cassino endete mit dem Sieg der Alliierten, die aus US-amerikanischen, britischen, französischen, kanadischen, neuseeländischen und polnischen Korps bestanden, über die allein auf sich gestellten Einheiten der Wehrmacht. Bis Ende Mai fielen auch noch die restlichen deutschen Verteidigungslinien südlich von Rom, und am 4. Juni 1944 marschierte die 5. US-Armee in die „Ewige Stadt“ ein.
Bis Mitte 1944 blieb die Lage für die faschistische Führung der Sozialrepublik trotz Partisanenkrieg und alliiertem Vormarsch relativ stabil. Als Mussolini nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 den leicht verletzten Hitler in seinem Führerhauptquartier besuchte, ging ihm das sehr nahe. Es sollte das letzte Mal sein, dass sich beide Diktatoren sahen. Zurückgekehrt nach Saló ließ er sofort die am 30. Juni 1944 gegründeten „Schwarzen Brigaden“ verstärken, die als Armee der faschistischen Partei auch für seinen persönlichen Schutz zuständig war. Die annähernd 80.000 Mann starke Truppe kämpfte aber auch gegen die Alliierten und gegen italienische Partisanen und war für ihre Brutalität berüchtigt.
Nach dem Fall Roms verschlechterte sich die Situation für die Wehrmacht dramatisch. Vier Wochen nach Rom musste auch Florenz geräumt werden, und Ende August 1944 folgte der Rückzug auf die sog. „Goten-Linie“. Auch wenn Ende 1944 die Verteidigungslinie nur noch von La Spezia über den Apennin bis zur Adria nördlich von Ravenna reichte, feierte Mussolini Mitte Dezember in der Mailänder Scala seine „Republik“, von der bereits über 40% von den Alliierten besetzt war. Während die deutsche Heeresgruppe C verzweifelt kämpfte, um den alliierten Armeen den Zugang zur Po-Ebene zu versperren, versuchte Mussolini und sein Marschall Graziani, eine eigene republikanisch-faschistische Armee aufzustellen. Am Ende verfügte die Sozialrepublik über eine Armee von 600.000 Mann, deren Kern aus italienischen Soldaten gebildet wurde, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren. In Bezug auf Ausrüstung und Ausbildung war Mussolinis letzte Armee aber auf den deutschen Verbündeten angewiesen. Mitte April 1945 gelang es den Alliierten, den Po zu überqueren. Am 21. April erreichten sie Bologna. Unterdessen floh Mussolini mit seiner Geliebten Clara Petacci aus seinem Domizil am Gardasee mit einigen seiner Minister unter dem Schutz eines deutschen Begleitkommandos an den Comer See. Unterwegs wurde die Kolonne jedoch von Partisanen aufgehalten, und Mussolini und seine Begleiter wurden verhaftet. Am 28. April 1945 wurden Mussolini und seine Geliebte vom Partisanenführer Walter Audisio ermordet und mit den Leichen der übrigen
erschlagenen Faschisten nach Mailand gebracht, wo man sie kopfüber an einer Garage aufhing und öffentlich zur Schau stellte. Die Nachricht über Mussolinis und Clara Petaccis Ende erschütterte Hitler und war wohl auch mit Anlass für seine Heirat mit Eva Braun und beider Ende durch Selbstmord. Am 29. April 1945 kapitulierte nach langwierigen Verhandlungen die deutsche Heeresgruppe C in Italien vor den alliierten Streitkräften. Ab dem 2. Mai 1945 wurde der deutsche Widerstand eingestellt. Inzwischen war die 5. US-Armee bis zum Brenner vorgestoßen und nahm am 6. Mai 1945 die dort noch stehenden deutschen und italienischen Divisionen kampflos gefangen. Nur zwei Tage später kapitulierte auch das Deutsche Reich.
Regno d’Italia und Repubblica Sociale Italiana
Während die deutschen Truppen bis zum Waffenstillstand der Regierung Badoglio mit den Alliierten, spätestens aber bis zur Kriegserklärung durch das nach der Gründung der faschistischen Republik von Saló verbliebene Königreich im Süden Italiens als Verbündete gegen die alliierte Invasion in Italien kämpften, waren sie danach sowohl als Verbündete von Mussolinis Republik im Norden als auch als „Besatzer“ wie auch „Verteidiger“ im Süden Italiens aktiv. Der italienische König, die Regierung von Marschall Badoglio und der italienische Generalstab waren nach der deutschen Intervention von Rom nach Brindisi geflohen und hatten sich nicht mehr um die Ereignisse an der Front gekümmert. Die im Ausland stehenden italienischen Truppen wurden sich selbst überlassen und gerieten oft mit tragischen Konsequenzen zwischen die Fronten.
Erst nach dem alliierten Einmarsch in Rom löste Ivanoe Bonomi am 9. Juni 1944 Badoglio an der Spitze der Regierung ab. Ironie der Geschichte: 1945 schloss der italienische Senat Badoglio wegen seiner Zusammenarbeit mit den Faschisten aus der Regierung aus. Die sog. Sozialrepublik Italien bestand vom 23. September 1943 bis 25. April 1945.
Banca d’Italia 1943 – 1945
Die von der Banca d’Italia ausgegebenen Noten sind für den historisch interessierten Sammler im Zusammenhang mit deutscher Einflussnahme bzw. deutschem Militäreinsatz von Bedeutung. Von Vorteil ist dabei, dass die Ausgaben für das Königreich Italien (Regno d’Italia) und die Repubblica Sociale Italiana (RSI) klar anhand ihrer Ausgabedaten und Serien voneinander getrennt werden können.
Neue Ausgaben für das Königreich Italien folgten erst ab Oktober 1944, als die deutschen Truppen schon bis tief in die Sozialrepublik hinein zurückgedrängt waren.
Nennwerte, Ausgabedaten und Serien der Sozialrepublik Italien
50 Lire Mutter Italia 08.10.1943 Serien A 31 – Z 42
11.11.1944 Serien A 43 – Z 45
50 Lire Blütenkranz 08.10.1943 Serien A 1091 – V 1190
01.02.1944 Serien A 1191 – V 1290
100 Lire liegende Italia links 08.10.1943 Serien A 41 – Z 54
10.10.1944 Serien A 55 – Z 68
11.11.1944 Serien A 69 – Z 73
100 Lire liegende Italia Mitte 08.10.1943 Serien A 1126 – V 1275
500 Lire 08.10.1943 Serien A 19 – Z 25
01.08.1944 Serien A 26 – Z 32
17.08.1944 Serien A 33 – Z 39
11.11.1944 Serien A 40 – Z 46
13.02.1945 Serien A 47 – Z 53
1000 Lire Kopfmedaillon oben 08.10.1943 Serien A 211 – V 260
1000 Lire Kopfmedaillon unten 06.03.1944 Serien A 26 – Z 32
01.08.1944 Serien A 33 – Z 39
11.11.1944 Serien A 40 – Z 46
Anmerkungen
Ältere italienische Banknoten sind durchweg selten und meist nur gebraucht bis stark gebraucht zu bekommen. Leider sind viele italienische Banknoten auch geschönt, d.h. nachträglich z.B. gereinigt oder sogar gebügelt, was das Sammelgebiet nicht gerade beliebt macht.
Alle Geldscheine von Ländern unter deutscher Besatzung bzw. unter deutschem Einfluss im Ersten und Zweiten Weltkrieg findet man im Katalog: Ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung.
Text und Abb. Hans-Ludwig Grabowski
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