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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Gutscheine der Rudelsburg von 1921

Aktualisiert: 26. März 2021



Unlängst nutzte ich einen Besuch in Weimar für einen Ausflug auf die Rudelsburg bei Bad Kösen an der Saale. Rudelsburg und die nur wenige hundert Meter entfernte Ruine der Burg Saaleck bilden ein einzigartiges Ensemble in der "Thüringer Toskana", wie sich die Region selbst nennt, die heute zu Thüringen und Sachsen-Anhalt gehört.


Rudelsburg, Burgwirt: Gutschein über 50 Pfennig ohne Datum (Ende 1921), Schein 1


Vorderseite: Links Turm der Rudelsburg, Mittig Komplettansicht der Rudelsburg, Rechts Türme der Burgruine Saaleck, Unten Text 1:


"An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn.

Ihre Dächer sind zerfallen

und der Wind streicht durch die Hallen,

Wolken ziehen drüber hin."


Rückseite: Ansicht von Rudelsburg und Burg Saaleck über dem Saaletal zwischen Bad Kösen und Bad Sulza, links und rechts je eine Rose, unten Text "An der Saale hellem Strande"


Im 19. Jahrhundert wurde die Burgruine ein beliebtes Ziel für Wanderer und Treffpunkt für Studenten aus Jena, Leipzig und Halle. 1826 dichtete der Berliner Student Franz Kugler aus Stettin auf der Rudelsburg sein berühmt gewordenes Lied "An der Saale hellem Strande". Im Revolutionsjahr 1848 trafen sich 500 Corps-Studenten auf der Burg um die Gründung eines Dachverbands der deutschen Studentenverbindungen vorzubereiten.


Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden Besucher auch auf der Burg bewirtet. Ende 1921 nutzte der damalige Burgwirt die Popularität der Burg und die Gunst der Stunde, als Serienscheine gerade zu einem Sammelboom in Deutschland führten, zur Ausgabe einer Serie von fünf Gutscheinen zu je 50 Pfennig, die hier vorgestellt werden sollen.

Die Gutscheine waren laut Aufdruck bis einen Monat nach Aufruf nur im Zahlungsverkehr der Burg gültig.


Rudelsburg, Burgwirt: Gutschein über 50 Pfennig ohne Datum (Ende 1921), Schein 2


Vorderseite: Links Ritter in Rüstung mit Schild und Schwert, Mittig Komplettansicht der Rudelsburg, Rechts Erscheinung einer jungen Frau, Unten Text 2:


"Zwar die Ritter sind verschwunden, nimmer klingen Speer und Schild.

Doch dem Wandersmann erscheinen

in den altbemoosten Steinen

oft Gestalten zart und mild."


Rückseite: Bootspartie auf der Saale mit Rudelsburg und Burg Saaleck, links und rechts je eine Rose, unten Text "stehen Burgen stolz und kühn"


Rudelsburg, Burgwirt: Gutschein über 50 Pfennig ohne Datum (Ende 1921), Schein 3


Vorderseite: Links zwei weibliche Gestalten, Mittig Komplettansicht der Rudelsburg, Rechts junges Paar, Unten Text 3:


"Droben winken holde Augen, freundlich lacht manch roter Mund.

Wandrer schaut wohl in die Ferne,

schaut in holder Augen Sterne,

Herz ist heiter und gesund."


Rückseite: Ansicht der Burgruine Rudelsburg, links und rechts je eine Rose, unten Text "Ihre Dächer sind zerfallen"


Rudelsburg, Burgwirt: Gutschein über 50 Pfennig ohne Datum (Ende 1921), Schein 4


Vorderseite: Links grüßender Wanderer, Mittig Komplettansicht der Rudelsburg, Rechts winkende Frau, Unten Text 4:


"Und der Wandrer zieht von dannen, denn die Trennungsstunde ruft.

Und er singet Abschiedslieder.

Lebe wohl! tönt ihm hernieder,

Tücher wehen in der Luft."


Rückseite: Zwei Frauen in einer zugigen Halle, links und rechts je eine Rose, unten Text "und der Wind streicht durch die Hallen"


Rudelsburg, Burgwirt: Gutschein über 50 Pfennig ohne Datum (Ende 1921), Schein 5


Vorderseite: Links junger Mann, Mittig Komplettansicht der Rudelsburg, Rechts junge Frau, Unten Text 5:


"Franz Kugler schrieb dieses Lied im Jahre 1826 auf der Rudelsburg"


Rückseite: Blick über die Burgruine Saaleck auf die Rudelsburg, links und rechts je eine Rose, unten Text "Wolken ziehen drüber hin."


Gedenktafel auf der Rudelsburg für den Dichter des Liedes "An der Saale hellem Strande". (Wikipedia)

Die Gestaltung der Scheine stammt von einem Künstler Namens Kötschau. Gedruckt wurden die Serien bei der Firma Eduard Giltsch in Jena.

Ähnliche thüringische Wirts-Ausgaben sind auch vom Wachsenburg Komitte Gotha, von der Fuchsturmgemeinde Jena und von der Leuchtenburg-Wirtschaft Kahla bekannt.


Der an der Universität Jena gegründete Kösener Senioren-Convents-Verband tagt seit 1849 in Kösen (mit Unterbrechung während der DDR-Zeit) und die Rudelsburg wurde zum Mittelpunkt studentischer Treffen. So findet man im Umfeld der Burg auch einige bedeutende Denkmale, so etwa in Erinnerung an die gefallenen Corps-Studenten im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, den "Kaiserobelisk" für Wilhelm I., das "Löwendenkmal" für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und das "Jung-Bismarck-Denkmal".


Denkmal für die gefallenen Corps-Studenten im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Jung-Bismarck-Denkmal nahe der Rudelsburg.

Hans-Ludwig Grabowski

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