Gutscheine der MITROPA
- Michael H. Schöne
- vor 4 Stunden
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Gewissermaßen als Konkurrenz zur französischen Schlafwagen-Gesellschaft „Compagnie Internationale des Wagons-Lits“ wurde während des Ersten Weltkriegs am 24. November 1916 die deutsch-österreichische Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft gegründet – kurz MITROPA. Die sperrige Wortmarke findet sich in der Firmenbezeichnung MITteleuROPäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft.
Die Geschäftsfelder der MITROPA waren – außer dem Eisenbahnbetrieb – die Führung von Gaststätten in Bahnhöfen und auf Autobahnraststätten sowie später auf Flughäfen und Schiffen sowie einiger Hotels. Die "Siegermächte" des Ersten Weltkriegs gestatteten der MITROPA ihren Betrieb nur in Deutschland. In den 1920er Jahren weitete die Aktiengesellschaft ihre Betätigungsfeld auf viele Orte in ganz Europa aus.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs mussten viele Waggons der Deutschen Wehrmacht zur Verfügung gestellt werden. Schon im Juni 1942 wurden die Speisewagendienste und 1944 die Schlafwagenkurse eingestellt. Nachdem die Alliierten die ganze Struktur der MITROPA in ihren Besatzungszonen nutzten, wurde die Aktiengesellschaft ebenfalls in einen West- und einen Ostbetrieb geteilt.
Die MITROPA West in Frankfurt am Main ging am 1. April 1950 in die „Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft“ über und wurde ein Tochterunternehmen der am
7. September 1949 gegründeten „Deutschen Bundesbahn“. In Ostberlin wurde die MITROPA schon am 23. Mai 1945 als Aktiengesellschaft beantragt und bestand bis zum Verkauf im Jahr 2004.


Im Deutschen Reich, in der alten BRD und in der früheren DDR hat es verschiedene Gut- bzw. Wertscheine der MITROPA und Ähnliches gegeben. Aussagekräftig sind vorhandene Drucksachen aus damaliger Zeit, die Schlafplatzpreise aus den Jahren Ende der 1960er bzw. Anfang der 1970er Jahre nennen: so kostete zum Beispiel ein Einzelbett in der 1. Klasse auf der Transitstrecke Stockholm–Berlin 59,00 Schwedische Kronen, die Touristen-Bettkarte für die 2. Klasse von Kopenhagen nach Berlin 29,60 Dänische Kronen oder das Doppelbett in der 1. Klasse von Wien nach Berlin 179,00 Österreichische Schilling.
Auch Preise in den MITROPA-Speisewagen aus dem Jahr 1931 sind in Broschüren nachzulesen: Mineralwasser kostete zwischen 43 bis 82 Reichspfennig – 1 Flasche Bier zwischen 58 bis 66 Reichspfennig ... oder 1 Portion Kaffee Hag mit Sahne, Zucker, Brötchen und Butter für eine Person 1,60 Reichsmark.
Auskunft über Gaststättenpreise aus der DM-Ost-Zeit gibt folgende Speisekarte:


Vorgestellt wird weiterhin eine Auswahl von Gut- und Wertscheinen mit dem Wissen, dass es weitere entsprechende Belege gegeben hat. Dieser Beitrag über die Geldzeichen der MITROPA soll auch ein Aufruf an die Sammlerschaft sein, mehr nach solchen geldähnlichen Scheinen zu suchen.









Außer den Gut- und Wertscheinen sind einzelne Wertmarken für die MITROPA nachweisbar, die zeitlich nicht sicher zu bestimmen sind:



Es hat mit Sicherheit ähnliche Wert-/Pfandmarken der Mitropa gegeben, die bisher nicht gemeldet wurden. Bekannt sind die runden bzw. quadratischen braunen Kunststoffmarken zu 0,15 und 0,30 M aus DDR-Zeiten.
Michael H. Schöne
Quellen:
