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Gutscheine der MITROPA

Gewissermaßen als Konkurrenz zur französischen Schlafwagen-Gesellschaft „Compagnie Internationale des Wagons-Lits“ wurde während des Ersten Weltkriegs am 24. November 1916 die deutsch-österreichische Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft gegründet – kurz MITROPA. Die sperrige Wortmarke findet sich in der Firmenbezeichnung MITteleuROPäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft.


Die Geschäftsfelder der MITROPA waren – außer dem Eisenbahnbetrieb – die Führung von Gaststätten in Bahnhöfen und auf Autobahnraststätten sowie später auf Flughäfen und Schiffen sowie einiger Hotels. Die "Siegermächte" des Ersten Weltkriegs gestatteten der MITROPA ihren Betrieb nur in Deutschland. In den 1920er Jahren weitete die Aktiengesellschaft ihre Betätigungsfeld auf viele Orte in ganz Europa aus.


Abb. 1: Stammaktie der MITROPA vom März 1926, es sind auch sog. Genussscheine vom Oktober 1926 über 100 Reichsmark bekannt.
Abb. 1: Stammaktie der MITROPA vom März 1926, es sind auch sog. Genussscheine vom Oktober 1926 über 100 Reichsmark bekannt.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs mussten viele Waggons der Deutschen Wehrmacht zur Verfügung gestellt werden. Schon im Juni 1942 wurden die Speisewagendienste und 1944 die Schlafwagenkurse eingestellt. Nachdem die Alliierten die ganze Struktur der MITROPA in ihren Besatzungszonen nutzten, wurde die Aktiengesellschaft ebenfalls in einen West- und einen Ostbetrieb geteilt.


Die MITROPA West in Frankfurt am Main ging am 1. April 1950 in die „Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft“ über und wurde ein Tochterunternehmen der am

7. September 1949 gegründeten „Deutschen Bundesbahn“. In Ostberlin wurde die MITROPA schon am 23. Mai 1945 als Aktiengesellschaft beantragt und bestand bis zum Verkauf im Jahr 2004.


Abb. 2: Das ab 1928 verwendete Logo der MITROPA entwarf der Gebrauchsgraphiker Karl Schulpig (links), es wurde 1949 in der DDR verändert (rechts, ohne Adlerkopf).
Abb. 2: Das ab 1928 verwendete Logo der MITROPA entwarf der Gebrauchsgraphiker Karl Schulpig (links), es wurde 1949 in der DDR verändert (rechts, ohne Adlerkopf).
Abb. 3: Historische Speisewagen mit dem typischen Bordeauxrot, der MITROPA-Hausfarbe seit 1928 (Foto von Michael Edelmann, Bahnhof Meiningen 2015).
Abb. 3: Historische Speisewagen mit dem typischen Bordeauxrot, der MITROPA-Hausfarbe seit 1928 (Foto von Michael Edelmann, Bahnhof Meiningen 2015).

Im Deutschen Reich, in der alten BRD und in der früheren DDR hat es verschiedene Gut- bzw. Wertscheine der MITROPA und Ähnliches gegeben. Aussagekräftig sind vorhandene Drucksachen aus damaliger Zeit, die Schlafplatzpreise aus den Jahren Ende der 1960er bzw. Anfang der 1970er Jahre nennen: so kostete zum Beispiel ein Einzelbett in der 1. Klasse auf der Transitstrecke Stockholm–Berlin 59,00 Schwedische Kronen, die Touristen-Bettkarte für die 2. Klasse von Kopenhagen nach Berlin 29,60 Dänische Kronen oder das Doppelbett in der 1. Klasse von Wien nach Berlin 179,00 Österreichische Schilling.


Auch Preise in den MITROPA-Speisewagen aus dem Jahr 1931 sind in Broschüren nachzulesen: Mineralwasser kostete zwischen 43 bis 82 Reichspfennig – 1 Flasche Bier zwischen 58 bis 66 Reichspfennig ... oder 1 Portion Kaffee Hag mit Sahne, Zucker, Brötchen und Butter für eine Person 1,60 Reichsmark.

Auskunft über Gaststättenpreise aus der DM-Ost-Zeit gibt folgende Speisekarte:


Abb. 4.1: 4-seitige Speisekarte in der MITROPA-Bahnhofsgaststätte Eisenach von 1957, Außenteil.
Abb. 4.1: 4-seitige Speisekarte in der MITROPA-Bahnhofsgaststätte Eisenach von 1957, Außenteil.
Abb. 4.2: 4-seitige Speisekarte in der MITROPA-Bahnhofsgaststätte Eisenach von 1957, Innenteil.
Abb. 4.2: 4-seitige Speisekarte in der MITROPA-Bahnhofsgaststätte Eisenach von 1957, Innenteil.

Vorgestellt wird weiterhin eine Auswahl von Gut- und Wertscheinen mit dem Wissen, dass es weitere entsprechende Belege gegeben hat. Dieser Beitrag über die Geldzeichen der MITROPA soll auch ein Aufruf an die Sammlerschaft sein, mehr nach solchen geldähnlichen Scheinen zu suchen.


Abb. 5: Pfandschein über 5 US-Cents (= 0,50 RM), US-Besatzungszone/Frankfurt a. M., o. J. (1945–1948).
Abb. 5: Pfandschein über 5 US-Cents (= 0,50 RM), US-Besatzungszone/Frankfurt a. M., o. J. (1945–1948).

Abb. 6: Pfandschein über 0,30 DM-Ost, o. J. (1958), zweiseitiger Druck auf Karton, es sind auch Pfandscheine über 0,15 DM-Ost, o. J. (1959) bekannt – grüner Druck.
Abb. 6: Pfandschein über 0,30 DM-Ost, o. J. (1958), zweiseitiger Druck auf Karton, es sind auch Pfandscheine über 0,15 DM-Ost, o. J. (1959) bekannt – grüner Druck.

Abb. 7: Aus heutiger Sicht befremdlicher Gutschein des MITROPA-Betriebs Leipzig, o. J. (1972).
Abb. 7: Aus heutiger Sicht befremdlicher Gutschein des MITROPA-Betriebs Leipzig, o. J. (1972).

Abb. 8: Quittungsbeleg über 1,60 DM-West, o. J. (1956), mit Kastenstempel 0,85 DM-West (© Christian Sakowski, Berlin).
Abb. 8: Quittungsbeleg über 1,60 DM-West, o. J. (1956), mit Kastenstempel 0,85 DM-West (© Christian Sakowski, Berlin).
Abb. 9: Quittungsbeleg über 0,90 DM-West, o. J. (1970).
Abb. 9: Quittungsbeleg über 0,90 DM-West, o. J. (1970).

Abb. 10: Quittungsbeleg über 0,10 DM-Ost, o. J.
Abb. 10: Quittungsbeleg über 0,10 DM-Ost, o. J.

Abb. 11: Gutschein über 2 Mark o. D. (1974), mit Rundstempel „MITROPA Betrieb Berlin-Mitte“; aus der Serie sind auch 20-Mark-Scheine von 1976 bekannt: Blankoscheine bzw. mit 5-stelliger Kontrollnummer und Gültigkeitsstempel versehene gelaufene Scheine – einfarbiger Druck der Vorder- und Rückseiten in Braun.
Abb. 11: Gutschein über 2 Mark o. D. (1974), mit Rundstempel „MITROPA Betrieb Berlin-Mitte“; aus der Serie sind auch 20-Mark-Scheine von 1976 bekannt: Blankoscheine bzw. mit 5-stelliger Kontrollnummer und Gültigkeitsstempel versehene gelaufene Scheine – einfarbiger Druck der Vorder- und Rückseiten in Braun.
Abb.12: MITROPA Rügen-Hotel-Saßnitz, Wertschein über 20 Mark o. D. aus der 1987-er Serie mit sieben Wertstufen von 50 Pfennig bis 50 Mark der DDR; hergestellt wurde diese im Mehrfarbendruck im VEB Wertpapierdruckerei der DDR Leipzig.
Abb.12: MITROPA Rügen-Hotel-Saßnitz, Wertschein über 20 Mark o. D. aus der 1987-er Serie mit sieben Wertstufen von 50 Pfennig bis 50 Mark der DDR; hergestellt wurde diese im Mehrfarbendruck im VEB Wertpapierdruckerei der DDR Leipzig.
Abb.13: Wertschein über 5 Mark 1989; Verpflegungsbon für eine Betriebsveranstaltung auf der Elbe.
Abb.13: Wertschein über 5 Mark 1989; Verpflegungsbon für eine Betriebsveranstaltung auf der Elbe.

Außer den Gut- und Wertscheinen sind einzelne Wertmarken für die MITROPA nachweisbar, die zeitlich nicht sicher zu bestimmen sind:


Abb.14: Pfandmarke über 5 Reichsmark, o. J.; MITROPA A.G. Stuttgart.
Abb.14: Pfandmarke über 5 Reichsmark, o. J.; MITROPA A.G. Stuttgart.
Abb.15: Pfandmarken über 15 und 20 Pfennig, o. J.
Abb.15: Pfandmarken über 15 und 20 Pfennig, o. J.
Abb.16: Pfandmarke über 10 Pfennig, o. J.
Abb.16: Pfandmarke über 10 Pfennig, o. J.

Es hat mit Sicherheit ähnliche Wert-/Pfandmarken der Mitropa gegeben, die bisher nicht gemeldet wurden. Bekannt sind die runden bzw. quadratischen braunen Kunststoffmarken zu 0,15 und 0,30 M aus DDR-Zeiten.


Michael H. Schöne


Quellen:

www.geldscheine-online.com | Regenstauf

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