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  • Lexikon: Leinen-, Seidenscheine

    Geldscheine aus Jute, Kattun, Leinen, Seide und Samt werden auch als Stoffscheine oder Stoffgeld bezeichnet. Aus der Literatur bekannt sind die chinesischen Seidenscheine aus dem 13. Jahrhundert. Die frühesten erhaltenen Stoffscheine stammen aus dem 19. Jahrhundert. China, Provinz Szetschuan, Szechuan-Shensi Provincial Soviet Workers and Farmers Bank: 3 Chu'an auf Leinen aus dem Jahr 1933. China: frühkommunistische Leinenscheine aus den 1930er Jahren, vor allem aus den Provinzen Schensi ( Shaanxi) und Szetschuan (Sichuan) Bielefeld, Stadtsparkasse: 25 Mark vom 15. Juli 1921 auf Leinen, Vorder- und Rückseite. Deutschland: viele Gemeinden im Elsass (Altenbach, Hüsseren-Wesserling, Malpersbach, Mitzach, Wesserling, Wildenstein) 1914, Scheine auf Kattun Kleingeldscheine vieler Gemeinden, Städte und Privatfirmen auf Leinen, Beispiel: Hohensalza 1916, Koschmin 1917, Lauenburg 1914, Ruda 1914, Wollstein 1914 zahlreiche Leinen-Lagerscheine, Beispiele: Altenau, Berxen, Bad Colberg, Halle, Karlsruhe Bielefelder Leinen-, Seiden- und Samtscheine Westfalen, Landesbank 1923: 4,20 Goldmark auf Leinen Deutsch-Südwestafrika: Swakopmunder Buchhandlung 1916 bis 1918: Gutscheine zu 10, 25 und 50 Pfennig sowie 1,2 und 3 Mark auf Leinen J apan: General Saigo Takamori im Bürgerkrieg 1877: 10, 20 und 50 Sen sowie 1, 5 und 10 Yen (Saigosatsu) Mexiko: Oaxaca, Tesoreria General de Estado 1915: 20 Pesos auf Leinen Österreich: Schluckenau (Böhmen) 1848: B. Conrads Söhne, 3 Kreuzer auf Kattun Unter-Kratzenau (Böhmen) 1848: J. Kratochwill, 2, 4 und 6 Kreuzer auf Kattun Russland: Lodz (Polen) 1862, L. Geyer: 15 und 50 Kopeken auf Kattun Beresovka 1917, Gefangenenlager: 5 und 10 Kopeken auf Baumwollstoff für Hemden Harbin, Sportklub 1917: 1, 2, 3, 5 und 10 Rubel auf Kattun Chiwa und Choresmische Republik 1918 bi1 1921: zahlreiche Seidenscheine, die wegen ihres bunten Drucks und ihres exotischen Aussehens sehr gesucht sind Südafrika, Upington Border Scouts: 2 Shillings vom 1. Februar 1902. Druck auf “Khaki Shirt»-Uniformrest, mit Dienstsiegel der Grenzbrigade und Unterschrift von Major Birbeck. Südafrika: Upington 1902: Hemdenstoffgeld Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung) Literaturempfehlung: Hans-Ludwig Grabowski: Deutsches Notgeld, Band 9:   Notgeld der besonderen Art Geldscheine aus Stoff, Leder und sonstigen ungewöhnlichen Materialien 208 Seiten, Broschur, komplett farbig Format:  14,8 cm x 21 cm ISBN: 978-3-924861-93-3 Leseprobe

  • Neue Weltbanknoten-Varianten: Juli 2025, Teil 2

    Dominikanische Republik, Guatemala, Westafrikanische Staaten (Mali) BNB = The Banknote Book (von Owen W. Linzmayer) SCWPM = Standard Catalog of World Paper Money (eingestellt) Dominikanische Republik 50 Pesos Dominicanos von 2024 BNB B727g: wie BNB 727f (SCWPM nicht gelistet), aber mit neuem Jahr. 100 Pesos Dominicanos von 2024 BNB B728f: wie BNB 728e (SCWPM nicht gelistet), aber mit neuem Jahr. 200 Pesos Dominicanos von 2024 BNB B729f: wie BNB 729e (SCWPM nicht gelistet), aber mit neuem Jahr. 2000 Pesos Dominicanos von 2024 BNB B732f: wie BNB 732e (SCWPM nicht gelistet), aber mit neuem Jahr. Guatemala 100 Quetzales vom 15.03.2023 BNB B601p: wie BNB B601o (SCWPM 126), aber mit neuen Unterschriften (Monterroso/González), neuem DATUM (15 DE MARZO DE 2023) und Galaxy®-gefenstertem Sicherheitsfaden. Westafrikanische Staaten (Mali) 500 Francs CFA von 2024 BNB B120Dm: wie B120Dl (SCWPM 419D), aber mit neuen Unterschriften (Coulibaly/Brou) und neuem Jahr (20)24 (die ersten beiden Stellen der Kontrollnummer geben das Druck- bzw. Ausgabejahr an). Buchstabe D = Mali. 1000 Francs CFA von 2024 BNB B121Dx: wie B121Dw (SCWPM 415D), aber mit neuen Unterschriften (Coulibaly/Brou) und neuem Jahr (20)24 (die ersten beiden Stellen der Kontrollnummer geben das Druck- bzw. Ausgabejahr an). Buchstabe D = Mali. Donald Ludwig ( polymernotes.org ) (Abb. Owen W. Linzmayer, The Banknote Book )

  • Warnmeldung: Seltene Probedrucke ukrainischer Banknoten aus dem Jahr 1920 verschwunden!

    Folgenden Brief der Leipziger Münzhandlung erhielten wir über den Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e.V. als Warnmeldung: „Sehr geehrte Damen und Herren,  mit dieser E-Mail möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass zwei äußerst seltene ukrainische Geldscheine deutschlandweit und international zum Verkauf oder zur Einlieferung in Auktionshäusern und Münzhandlungen angeboten werden könnten. Diese befanden sich in einem Paket, das von uns mit Fed Ex aus Deutschland in die Schweiz versendet wurde und auf dem Weg verloren gegangen ist. Möglicherweise wurden die Stücke gestohlen und werden Ihnen angeboten. Es handelt sich hierbei um zwei äußerst seltene Geldscheine (siehe Bild) mit der Beschreibung: „Ukraine, 50 Hryven, 1920, 2 Stück.  Eine Rarität der ukrainischen Banknotengeschichte. II, seltene, nicht ausgegebene Banknote. Zwei Probedrucke. Avers und Revers sind getrennt auf Wasserzeichenpapier (helle Kreuze) in der Wiener Staatsdruckerei gedruckt, 117 x 58 mm.“ Leipziger Münzhandlung und Auktion  Heidrun Höhn e.K. Anmerkung Die seltenen Probedrucke könnten im Handel oder aber auch privaten Sammlern angeboten werden. Bitte wenden Sie sich umgehend an die folgende Adresse, sollten Sie die Scheine angeboten bekommen oder Kenntnis von deren Verbleib haben: Leipziger Münzhandlung und Auktion  Heidrun Höhn e.K. Inhaber: Manfred Höhn Nikolaistraße 25, 04109 Leipzig Tel. +49 (0) 341 12 47 90 Fax: +49 (0) 341 211 72 45 eMail:  info@leipziger-muenzhandlung.de Web:  www.leipziger-muenzhandlung.de

  • Leserpost: Protestaufdruck auf 50 Pfennig der Deutschen Notenbank von 1948

    Sehr geehrter Herr Grabowski, angeregt durch Ihre zahlreichen Leserbrief-Antworten wende auch ich mich heute mit Bitte um Auskunft an Sie. Der als Kopie beigefügte 50-Pfennig-Schein der Sowjetischen Besatzungszone ist mit einem politischen Protestaufdruck (Druckkastenstempel) versehen. Ich habe davon drei Stück kurz nach der Wende in einem ganz billigen, kleinen, zusammengewürfelten Geldscheinposten auf einem der damals neue Flohmärkte in Ostberlin gekauft. Eine wertsteigernde Manipulation seitens des Verkäufers halte ich für ausgeschlossen, er hat die Stempel vermutlich garnicht gesehen, auch ich habe sie erst zuhause bemerkt. Ob ein Vorbesitzer "gebastelt" hat oder ein zeitgenössischer Protest vorliegt, ist also unklar. Ich glaube mich zu erinnern, dass die drei Scheine fortlaufende Nummern hatten. Einen habe ich damals mit der Bitte um Auskunft verschickt, aber nie eine Antwort erhalten und weis heute auch nicht mehr an wen. Der zweite Schein ist unauffindbar und der Dritte liegt Ihnen als Kopie vor. Meine Frage: Ist Ihnen so etwas schon begegnet oder ist Ihnen eine Veröffentlichung dazu bekannt? F. Heidenreich Antwort der Redaktion Da Geld schon aus seiner Bestimmung heraus von Hand zu Hand geht, eignet es sich in besonderer Weise als Träger von politischen Botschaften. Neben der typischen Propaganda insbesondere kommunistischer Diktaturen durch entsprechende Motive – denken wir zum Beispiel nur an Banknoten aus China oder Nordkorea – wurden Geldscheine auch immer wieder genutzt, um sie mit Propagandaaufdrucken, Stempeln oder auch handschriftlichen Zusätzen zu versehen, um so eine rasche Verbreitung der Botschaften zu erreichen. Selbst wenn Geld bereits ungültig ist, behält es doch rein äußerlich seinen typischen Geldcharakter, der durch seine Gestaltung erkannt wird. Ein wertloser oder auch geldähnlicher Propagandaschein erzeugt deshalb immer deutlich mehr Aufmerksamkeit und wird eher zur Kenntnis genommen, als ein beliebiges Flugblatt. In der Zeit der "Weimarer Republik" nutzten verschiedene rechte Parteien, darunter die NSDAP, wertlos gewordene Banknoten und Notgeldscheine der Inflation als Träger ihrer politischen Propaganda. Besonders bekannt sind die Scheine mit antisemitischen Aufdrucken aus dieser Zeit. Es gibt aber auch Scheine mit politischen Parolen linker Parteien. Ihr Schein der Deutschen Notenbank über 50 Pfennig aus dem Jahr 1948 wurde in der Sowjetunion gedruckt und war bis 1. Mai 1965 gültig. Er lief also über einen längere Zeitraum in der Sowjetischen Besatzungszonen (SBZ) und der DDR um. Der Aufdruck bzw. die Stempelung (wohl mit den Typen einer Kinderdruckerei erzeugt) bezieht sich auf die "Nationale Front". Gemeint ist hier die von der SED kontrollierte überparteiliche "sozialistische Volksbewegung" aller Parteien (Blockparteien) und gesellschaftlichen Organisationen (bis auf die christlichen), die über eine Einheitsliste ihre Kandidaten zu den "Wahlen" in der DDR aufstellte. Die Bürger hatten also nicht die Wahl zwischen verschiedenen Parteien, sondern konnten lediglich den vorgeschlagenen Kandidaten der "Nationalen Front" zustimmen, indem der Wahlzettel einfach gefaltet und in die Urne geworfen wurde, oder aber einzelne Namen streichen. Im Volksmund sprach man deshalb auch vom "Zettel falten" oder "Falten gehen" statt "Wählen", da bereits der Gang in eine Wahlkabine als verdächtig galt. Dadurch wird der Sinn der Protest-Botschaft Die "Nationale Front" – ein aufgelegter Wahlschwindel" klar. Die "Nationale Front" war übrigens keine Erfindung der DDR, sondern in allen kommunistischen Diktaturen zum Zwecke der "Gleichschaltung" üblich. Gegen das System gerichtete Propaganda bzw. Proteste wurden in der DDR scharf verfolgt. Man kann sich vorstellen, dass die Botschaft auf diesem Schein aus der Zeit des Volksaufstandes im Jahr 1953 stammen könnte. Hier wäre sogar eine Quelle aus Westberlin denkbar, natürlich mit dem Ziel der Verbreitung in der DDR, insbesondere Ostberlin. Diese These wird auch durch den Kauf auf einem Ostberliner Flohmarkt gestützt. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich in meiner Kindheit immer wieder mal Luftballons gesehen habe, die mit Propaganda aus Westdeutschland auf die Reise in der DDR geschickt wurden. Dagegen spricht allerdings die recht improvisierte Machart. Möglich, aber weniger wahrscheinlich, wäre auch eine Verbreitung im direkten Zusammenhang mit einer bevorstehenden Wahl in der DDR. Das war eine risikovolles Unternehmen, gerade in der Anfangszeit der DDR, in der auch schon mal protestierende "Nichtwähler" über Nacht in sowjetischen Speziallagern verschwanden, die zuvor als Konzentrationslager vom NS-Regime genutzt wurden, oder aber gleich in der UdSSR. Mir ist noch kein Schein mit exakt dieser Botschaft begegnet. Von einer modernen Manipulation gehe ich aber ebenfalls nicht aus. Ein spannendes Zeitdokument, das es verdient, für die Nachwelt aufbewahrt zu werden. Hans-Ludwig Besler (Grabowski) Literaturempfehlung: Hans-Ludwig Grabowski: "Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck …" Für politische Zwecke und antisemitische Propaganda genutzte Geldscheine in der Zeit der Weimarer Republik und des Driten Reichs Titel: Battenberg Verlag ISBN: 978-3-86646-122-2 Auflage: 1. Auflage 2015 Format: 17 x 24 cm Abbildungen: durchgehend farbige Abbildungen Cover-Typ: Hardcover Seitenanzahl: 280 Preis:  29,90 EUR Zur Leseprobe Zum Buch

  • 500 Jahre Deutscher Bauernkrieg – Aufstand der Entrechteten

    1525: Eine Welt im Umbruch. Kirchen, Klöster und Burgen gingen in Flammen auf. Von Tirol bis an die Ostsee zitterten Adel und Klerus. Hunderttausende Bauern verließen ihre Höfe und bewaffneten sich – es war die größte Massenbewegung in Europa vor der französischen Revolution. Sie zogen aus, um dem feudalen System mit Leibeigenschaft, Abgaben und Frondiensten ein Ende zu setzen. Die Aufstände breiteten sich aus wie ein Feuer. Sie brachen spontan aus und organisierten sich selbstständig. Doch wie kam es zu dieser gewaltigen Rebellion? Abb. 1: Sammelbild aus der Reihe "Deutsche Kulturbilder", Bild 45 "Bauernkrieg": Schon im 15. Jahrhundert kam es in Deutschland zu Bauernaufständen, da Adel und Geistlichkeit oft maßlos hohe Abgaben und Frondienste verlangten. In den Fahnen führten die Bauern die Symbole ihrer Armut oder ihres Standes. Der "Bundschuh", der flache Lederschuh, ward zum Wahrzeichen jedes Bauernaufstandes. Auch Ritter wie Götz von Berlichingen und Florian Geyer kämpften für sie. Abb. auch "Deutsche Kulturbilder, Deutsches Leben in 5 Jahrhunderten 1400 – 1900" vom Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld, Werk 9, herausgegeben 1936. Die erste Erhebung fand 1524 bei Stühlingen im Schwarzwald statt. Einer Legende nach mussten die Bauern dort die Ernte unterbrechen, um Schneckenhäuser und Beeren für die verschwenderische Fürstin zu sammeln. Die Bauern ließen sich das nicht gefallen. Die Proteste weiteten sich weiter von Oberschwaben bis nach Thüringen aus. In Memmingen wurden von Vertretern der Bauernhaufen die „Zwölf Artikel“ verfasst, die zum Manifest der Bauernaufstände wurden. Sie wurden als Flugschriften in sehr hoher Stückzahl verbreitet und gelten als erstes menschenrechtliches Dokument in Deutschland. Die darin geforderte Abschaffung der Leibeigenschaft wurde religiös begründet. Weil nur Gott der Herr ist, darf kein Mensch Herr eines anderen sein. Der Einfluss der Reformation auf die Bewegung war klar erkennbar. Seit Luthers Thesenanschlag 1517 hatte die Reformation langsam Fahrt aufgenommen. Wenige Jahre später veröffentlichte Luther die Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Der Wittenberger Reformator meinte die innere, geistige Freiheit. Der Ton war jedoch gesetzt: Freiheit und Gleichheit vor Gott – das ließ sich nur schwer mit der starren Ständeordnung vereinbaren. Luther selbst forderte Gehorsam und verwehrte sich gegen eine Vereinnahmung für umstürzlerische Zwecke. Längst jedoch wurde seine Botschaft in radikaler Weise weitergedacht, unter anderem von Thomas Müntzer. Der Allstedter Prediger verband apokalyptische Mystik mit den reformatorischen Ideen zu einer Theologie der Revolution. Bald rief Müntzer offen zum Umsturz auf. Damit traf er auf offene Ohren. Die Bauern und Handwerker waren unzufrieden. 1525 lag die Lebenserwartung nur bei etwa 35 Jahren, etwa ein Viertel der Kinder starb bereits im Kleinkind-Alter. Die sog. "kleine Eiszeit" verursachte Kälteeinbrüche und Missernten. Abb. 2: Deutsche Demokratische Republik, 20-Mark-Gedenkmünze zum 500. Geburtstag von Thomas Müntzer, Silber, ausgegeben am 12.1.1989. Abb. 3: Gegossene Bronzemedaille 1989 (v. W. Günzel) auf den 500. Geburtstag von Thomas Müntzer. Vorderseite: Brustbild mit Barett. Rückseite: „500. Geburtstag. Eine gantze Gemayn soll Gewalt des Schwertz haben. Das Volck wirdt frey werden und Got will allayn der Herr daruber sein. Thomas Müntzer 1989." Abb. 4: Güttler-Medaille "450 Jahre Bauernkrieg" von 1975, Stahl, geätzt, Durchmesser 60 mm. Pestwellen rollten über das Land. Der „gemeine Mann“ hatte durch ausufernde Abgaben an Adel und Klerus eine immense Belastung zu tragen, aber so gut wie keine sozialen oder politischen Rechte. Besonders brisant war die Lage in Thüringen, wo sich verschiedene Faktoren zu einer explosiven Mischung verbanden. Die Region war politisch zersplittert – ein Flickenteppich aus kleinen Territorien, dessen Herren besonders gierig nach Einnahmen waren. In dieses Feuer goss Thomas Müntzer mit bissigen Predigten Öl. In seiner berühmten „Fürstenpredigt“ versuchte Müntzer noch, den Kurfürsten Friedrich und seinen Bruder Herzog Johann für sich zu gewinnen. Die Fürsten aber blieben unbeeindruckt. Im Frühjahr 1525 explodierte die Lage in Thüringen dann endgültig. Müntzer musste Allstedt kurzzeitig verlassen und floh nach Mühlhausen, wo er Prediger in der Marienkirche wurde und gemeinsam mit dem protestantischen Prediger Heinrich Pfeiffer eine Art Revolutionsregierung einrichtete. Pfeiffer hatte in Mühlhausen bereits eine beachtliche Menge an Bauern und Handwerkern um sich gesammelt. Gemeinsam ließen sie den „Ewigen Rat“ wählen, der die Klöster der Stadt auflöste und deren Besitz in die Nutzung der Gemeinde verfügte. Abb. 5.1: Notgeld der Stadt Allstedt (Serienschein), 10 Pfennig, 1. Oktober 1921, Druck: Kunstanstalt Alfred Eisenach in Bürgel. Vorderseite: Thomas Müntzer aus Stolberg, Pastor von Allstedt, ‚Erzfanatiker‘ und Anführer des Bauernaufstandes, im Hintergrund die Hinrichtung Müntzers. Abb. 5.2: Rückseite: Thomas Müntzer zerstört mit den aufgewiegelten Bauern die Malterbacher Kapelle, unten Künstlersignatur Arno Grimm. Abb. 6.1: Notgeld der Stadt Mühlhausen in Thüringen, Serienscheine 6 x 50 Pfennig vom 1. Oktober 1921. Druck: Paul Fischer, Mühlhausen, einheitliche Vorderseite: wütender Bauer mit Spieß. Dieses Motiv wurde auch für Notgeldscheine in der Zeit der Inflation verwendet, darunter für 1-Mio-Mark vom 15. August 1923. Abb. 6.2: Rückseite: Heinrich Pfeiffer predigt zum Volk. Text: Heinrich Pfeiffer leitete den Bauernkrieg in Mitteldeutschland ein. Er trat 1523 auf den Bierruferstein vor der Marienkirche zu Mühlhausen und rief "Höret zu, ich will euch ein ander Bier verkündigen." Abb. 6.3: Rückseite: Übernahme der Regierung der Reichsstadt Mühlhausen. Text: Nach Unruhen, Aufläufen u. Plünderungen zwangen die "Acht Mann" den Bürgermeister Rodemann, das Regiment der Stadt in ihre Hände zu legen. Abb. 6.4: Rückseite: Zug von Thomas Müntzer von Mühlhausen nach Frankenhausen. Text: Thomas Münzer kam nach Mühlhausen, predigte u. hatte großen Zulauf. Aber nur 300 Mann folgten ihm nach Frankenhausen, wo das Bauernheer von den Fürsten gestellt wurde. Abb. 6.5: Rückseite: Letzte Predigt Müntzers vor der Schlacht von Frankenhausen. Text: Vor der Schlacht hielt Münzer eine lange Rede an die verzagten Bauern und sagte, er wolle alle kugeln mit seinen Ärmeln auffangen. Doch seine Worte konnten das furchtbare Schicksal der Bauern nicht aufhalten. Ihrer wurden mehr denn 5000 erschlagen. Abb. 6.6: Rückseite: Fürsten und vergeblich flehende Frauen. Text: Die Sieger nahmen Rache an dem wehrlosen Mühlhausen. Zwar zogen 2000 Mühlhäuser Frauen u. Jungfrauen in das Lager der Fürsten, taten einen Fußfall und baten um Gnade. Aber es war vergebens. Abb. 6.7: Rückseite: Aufgespießte Köpfe Pfeiffers und Müntzers vor den Toren der Stadt Mühlhausen. Text: Münzer u. Pfeiffer wurden neben vielen anderen mit dem Schwerte gerichtet, ihre Köpfe auf Spieße gesteckt und öffentlich ausgestellt. Besonders erfolgreich waren die Aufständischen beim Angriff auf Klöster und Adelssitze. Das Kloster Volkenroda wurde geplündert und zahlreiche Burgen erobert. Zeitweilig schien es, als könnten die Bauern tatsächlich die gesamte Region unter ihre Kontrolle bringen. Doch der Schein war trügerisch. Den Aufständischen fehlte es an militärischer Erfahrung und einheitlicher Führung. Ihre Erfolge beruhten hauptsächlich auf dem Überraschungseffekt und der anfänglichen Ratlosigkeit ihrer Gegner. Als sich die Fürsten zu sammeln begannen, änderte sich das Kräfteverhältnis schnell. Es gelang nicht, die Bauernhaufen zu ordnen und zu sammeln. Müntzer folgten nur 300 Mann aus Mühlhausen nach Frankenhausen, wo es zur Entscheidungsschlacht kam. Das lag nicht zuletzt daran, dass Martin Luther sich vehement gegen die Aufständischen aussprach. Wenige Tage vor der Schlacht in Frankenhausen veröffentlichte er die Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“. Er forderte darin die Fürsten direkt auf, die Aufständischen zu töten. Dies sei Gottes Wille. Luther dachte wohl, dass die Bauernhaufen ‚seine‘ Reformation gefährden, weil sie sich auf seine Schriften beriefen. Er fürchtete, dass er dadurch den Rückhalt der Fürsten verlieren könnte. Abb. 7.1: Notgeld der Stadt Frankenhausen, Serienschein zu 50 Pfennig, September 1921. Serie mit Scherenschnitt-Motiven zur Schlacht bei Frankenhausen (6 x 50 Pfennig), einheitliche Vorderseite. Abb. 7.2: Rückseite mit einer Szene aus der Schlacht bei Frankenhausen. Abb. 8: Die abgebildete Lanze aus dem Bauernkrieg war über Jahrhunderte auf einem Bauernhof in einem Dorf in der Nähe von Frankenhausen versteckt, weil nach der Schlacht Jagd auf bewaffnete Bauern gemacht wurde. Sie wurde erstmals 1975 in einer Ausstellung "450 Jahre Bauernkrieg" in Thüringen gezeigt. Die Bauern in Frankenhausen wurden von den fürstlichen Truppen völlig unvorbereitet getroffen. Die Schlacht wurde zum Blutbad, fast 6000 Aufständische fanden den Tod. Müntzer und Pfeiffer wurden gefangengenommen, gefoltert und hingerichtet. Auch die anderen Bauernhaufen in Oberschwaben, im Schwarzwald und in Tirol wurden blutig zerschlagen. Abb. 9: Staatsbank der DDR, Banknote zu 5 Mark von 1975, Musterschein mit Perforation "MUSTER", Vorderseite mit Porträt von Thomas Müntzer. Abb. 10: Deutsche Post der DDR, Briefmarke der Serie "Deutsche Patrioten" zum Bauernkrieg 1525 mit Darstellung von Thomas Müntzer und Bauern mit der "Bundschuhfahne" zu 12 Pfennig aus dem Jahr 1953. Abb. 11: Deutsche Post der DDR, Briefmarkenblock zum 450. Jahrestag des Deutschen Bauernkrieges von 1975 mit Werten zu 5, 10, 20, 25, 35 und 50 Pfennig. Abb. 12: Deutsche Post der DDR, Kleinbogen zur "Thoms-Müntzer-Ehrung der DDR 1989" mit Gedenkmarken zu 4 x 20 Pfennig. Szene aus dem Monumentalgemälde von Werner Tübke im Bauernkriegspanorama Frankenhausen mit Thomas Müntzer in der Schlacht bei Frankenhausen. Abb. 13: Denkmal für Thomas Müntzer in seiner Geburtsstadt Stolberg (Harz). Das historische Interesse an den Bauernkriegen war lange erloschen. Insbesondere im Geschichtsbild der DDR fand Thomas Müntzer jedoch einen besonderen Platz, nicht zuletzt weil Friedrich Engels die Aufstände als „großartigsten Revolutionsversuch des deutschen Volkes“ bezeichnet hatte. Müntzer wurde auf Briefmarken, Gedenkmünzen und Medaillen abgebildet. Das 450-jährige Jubiläum der „frühbürgerlichen Revolution“ wurde für ausgiebige Festlichkeiten genutzt. Sogar auf der ab 1979 gültigen 5-Mark-Banknote (Datierung von 1975) war Müntzer zu sehen. 1989, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer, wurde noch eine 20-Mark-Gedenkmünze auf den 500. Geburtstag von Müntzer ausgegeben. Elias Heindl Abbildungsnachweis: Abb. 1, 5-12: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte Abb. 2, 3, 4: Bildarchiv Battenberg Bayerland Verlag

  • Lexikon: Ledergeld

    In der chinesischen Literatur wird ein Ledergeld des Kaisers Wu (140 bis 86 v.u.Z.) erwähnt, das aus dem Leder weißer Hirsche hergestellt, bemalt und bestickt war. Es handelte sich aber wohl mehr um ein am Hofe benutztes Symbolgeld. Gedrucktes Ledergeld gab es erst im 19. Jahrhundert. Im Baltikum wurden zwischen 1810 und 1831 verschiedene Ausgaben bekannt: Dorpat, Stadt: 1813, 1814, 1818, 1831, 25 Kopeken, 1 und 2 Rubel; Pernau, Stadt: 1820, 1 Rubel; Reval, Stadt: 1820, 50 Kopeken; Werro: 1815, 50 Kopeken; Woisek, Spiegelfabrik: 1820, 1 Rubel. Ledergeld der Stadt Dorpat (Tartu im heutigen Estland) über 1 Rubel von 1813. Das noch in russischer Zeit in Alaska (Russisch-Amerika) 1818 bis 1825 ausgegebene Geld über 10, 25 und 50 Kopeken sowie über 1, 5, 10 und 25 Rubel bestand aus Seal-Leder (Leder aus Walross-Häuten). Russisch-Amerika: 1 Rubel (Одинъ Рубль.) o. D., Vorder- und Rückseite. Beispiele für gedrucktes Ledergeld des 20. Jahrhunderts sind in Deutschland: Pößneck, Stadt: 1923, die wohl bekanntesten Ausgaben von Ledergeld als Inflations- und wertbeständiges Notgeld; Borna, A. Goedel: 1923, Sohlenlederstücke in verschiedenen Größen und Werten als wertbeständiges Notgeld; Paderborn, W. Mosheim, Notgeldhaus: 1923, 250, 500 und 1000 Mark auf Glacéleder; Osterwieck, Stadt: 1922/23, die in vielen Sammlungen vorkommenden Scheine aus Glacéleder waren als "Bausteine" bezeichnete Quittungen und kein Geld im eigentlichen Sinne. Pößneck, Stadt: Ledergeld zu 5 Millionen Mark vom 11. August 1923 auf hellbraunem Schafsleder, Vorder- und Rückseite. Pößneck, Stadt: sog. Stiefelsohlengeld zu 50 Goldpfennig vom 27. September 1923 auf dem Schuhleder eines Herrenabsatzes. Osterwieck, Stadt: Baustein über 500 Mark vom 4. Dezember 1922 (1923) auf weißem Glacélader, Vorder- und Rückseite. Auch in den USA gab es Ledergeld: Albany (Oregon), Sterberg: 1933, 10, 25 Cents, 1 Dollar (gestempelte Lederstücke). Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung) Abb. Hans Worbes, www.worbes-verlag.de

  • Der große Geldraub - Die Währungsreform in der Tschechoslowakei im Juni 1953

    Seit Gründung der Tschechoslowakei im Oktober 1918 wurden auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik vier Währungsumstellungen vorgenommen: Im März 1919, im November 1945, im Juni 1953 und schließlich im Februar 1993, als – nachdem sich die Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR) Ende 1992 aufgelöst hatte und die beiden Nachfolgestaaten Tschechische Republik und Slowakei entstanden waren - eine Separierung der tschechoslowakischen Währung in eine tschechische und eine slowakische Krone erfolgte. Im Rahmen einer Beitragsreihe sollen Ursachen, Hintergründe und die Durchführung der einzelnen Währungsumstellungen beleuchtet, und dabei natürlich auch Geldscheine vorgestellt werden, die im Rahmen dieser Umtauschaktionen ausgegeben wurden. Der vierte und letzte Teil der Reihe beschäftigt sich mit dem „großen Geldraub“ [1] – der Währungsreform im Juni 1953.   Die Währungsreform vom November 1945 hatte die Währungsprobleme in der Tschecho-slowakei nicht lösen können. Die verfügbare Warenmenge blieb im Verhältnis zur umlau-fenden Geldmenge zu gering. Steigende Löhne, und selbst ein ab 1949 eingerichtetes System von Geschäften mit freien, gegenüber den staatlich festgelegten deutlich höheren Preisen für Textilien, Kosmetika und Lebensmittel, verbunden mit einem besseren Waren-angebot, konnte die verfügbare Geldmenge nicht ausreichend abschöpfen. Die Löhne stiegen weiter, die Preise im freien Markt zogen nach. Schlange vor einem Lebensmittelgeschäft (nationales Unternehmen), Prag 1948. Quelle: Archiv der ČNB . Die Notwendigkeit einer erneuten Währungsreform war daher bereits im Februar 1948 offensichtlich [2] , als die kommunistische Partei unter Klement Gottwald in einem Staatsstreich die Macht übernahm. Diese gestaltete innerhalb kurzer Zeit die tschechoslowakische Wirt-schaft in eine staatliche gelenkte Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild um. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg war die Gründung der Tschechoslowakischen Staatsbank [3] zum 1. April 1950, die am 3. Juli 1950 ihre Tätigkeit aufnahm [4] und auf die sowohl die Tätigkeit der Handelsbank, der Postsparkasse, der slowakischen Tatrabank als auch der bisher Banknoten emittierenden Tschechoslowakischen Nationalbank überführt wurde.    Das Gesicht des Sozialismus machte auch vor den wenigen zwischen 1950 und 1953 ausgegebenen Geldscheinen nicht halt. So zeigen die Staatsnoten vom 1. Mai 1949 zu 20 Kronen eine Bäuerin in Tracht und die zu 50 Kronen vom 29. August 1950 einen Bergmann vor einer Förderanlage. Zahlreiche weitere Banknotenentwürfe in den Wertstufen 20, 100, 500 und 1.000 Kronen [5] im Stil des sozialistischen Realismus wurden nicht mehr umgesetzt und teilweise bereits gedruckte Scheine im Herbst 1954 vernichtet. Von der Banknote zu 100 Kronen vom 24. Oktober 1951 und der Staatsnote zu 20 Kronen vom 25. Februar 1953 sind nur wenige Originale der Vernichtung entgangen, für die heute hohe Preise gezahlt werden. Von beiden Scheinen gibt es von der tschechischen Wertpapierdruckerei STC für Sammler hergestellte Nachdrucke auf Wasserzeichenpapier, teilweise mit laufender Kontrollnummer. Achtung – es besteht Verwechslungsgefahr mit den seltenen Originalscheinen! Lesen Sie hier einen Beitrag zu den modernen Nachdrucken: https://www.geldscheine-online.com/post/offizielle-nachdrucke-von-nicht-ausgegebenen-banknoten-der-tschechoslowakei Banknote zu 10 Kronen Ausgabe 1953 (Vorderseite), russischer Druck. Pick 83a), Hejzlar 92a). Banknote zu 10 Kronen Ausgabe 1953 (Rückseite). Abbildung des Staatswappens. Während in der Wertpapierdruckerei der Staatsbank der Tschechoslowakei weiterhin an der Entwicklung neuer Geldscheine gearbeitet wurde, hatte die kommunistische Führung bereits entschieden, heimlich neue Geldzeichen für eine Währungsreform in der UdSSR herstellen zu lassen. Im Dezember 1952 beauftragte die Regierung des Č SSR den stellvertretenden Finanzminister Bohumil Suchard, unter strengster Geheimhaltung Verhandlungen mit der sowjetischen Wertpapierdruckerei Gosnak über den Druck neuen Banknoten zu führen. Der entsprechende Vertrag wurde am 10. April 1953 in Moskau unterschrieben, als der Druck der Scheine schon weit fortgeschritten war [6] . Die Scheine trafen am 24. Mai in der Č SSR ein, wo sie unter großer Geheimhaltung in Lagerhäusern des Militärs zwischengelagert wurden. Die Annäherung der tschechoslowakischen kommunistischen Partei an Moskau machte selbst vor dem Nominalen der im Offsetdruck auf Wasserzeichen gedruckten Geldzeichen nicht halt: Die Wertstufen entsprachen exakt denjenigen der russischen Rubelnoten. Erstmals wurden in der Tschechoslowakei Geldscheine zu 3 und 25 Kronen ausgegeben – Nominale, die es seit Gründung des Staates als Münzen oder Geldscheine nicht gegeben hatte. Man unterschied wieder zwischen Staatsnoten in den Wertstufen zu 1, 3 und 5 Kronen [7] , und Banknoten der Staatsbank der Č SSR in den Wertstufen zu 10, 25, 50 und 100 Kronen [8] . Die grafische Gestaltung der Staatsnoten und Banknoten ist oft als wenig ansprechend und „russisch“ kritisiert worden. Die Scheine sind jedoch grafisch ordentlich gemacht, zudem sind sie im Gegensatz zu den späteren Serien durchgehend zweisprachig in tschechischer und slowakischer Sprache. Die Noten zu 25, 50 und 100 Kronen zeigen auf der Rückseite mit Stadtansichten von Tábor, Banská Bistrica und Prag heimische Motive. Verantwortlich für die Gestaltung waren mehrere bei Gosnak beschäftigte Grafiker, u. a. der Chefgrafiker Iwan Iwanowitsch Dubasok [9] . Staatsnote zu 3 Kronen (Vorderseite), ausgegeben ab 1. Juni 1953. Gedruckt bei Gosnak. Pick 79a, Hejzlar 90a. Staatsnote zu 3 Kronen (Rückseite) - Abbildung Staatswappen. Die anstehende Währungsreform wurde am Samstag, den 30. Mai 1953 durch das Gesetz Nr. 41/1953 beschlossen, und durch eine Radioansprache vom Premierminister Viliam Široký am selben Tag verkündet. Der Geldumtausch wurde von Sonntag, den 1. Juni bis Mittwoch, den 4. Juni 1953 durchgeführt. Die Bevölkerung war völlig überrascht, zumal Staatspräsident Antonín Zápotocký in einer Radioansprache am Freitag, den 29. Mai 1953 noch behauptet hatte, eine Währungsreform sei nicht geplant [10] . Alle umlaufenden Geldzeichen – Scheine und Münzen – waren gegen die neuen in Moskau hergestellten Geldzeichen umzutauschen. Dabei wurde je Privatperson ein Betrag von bis zu 300 Kronen im Verhältnis 5:1 gegen neue Noten umgetauscht, der darüber hinausgehende Betrag im Verhältnis von 50:1. Für private Sparguthaben galten variable Umtauschsätze von 5:1 für Beträge bis 5000 Kronen, bis zu 31:1 für Beträge über 50.000 Kronen. Geldbeträge und Guthaben privater Firmen wurden generell im Verhältnis 50:1 umgestellt, während für staatliche Organisationen ein Umstellungs-verhältnis von 5:1 galt, ebenso wie für Löhne und Rentenzahlungen. Zugleich wurden alle noch blockierten Guthaben aus der Währungsumstellung vom November 1945 entschädigungslos gestrichen. Ebenso wurden sämtliche Staatsanleihen sowie Schuldverschreibungen und Hypothekenpfandbriefe von Banken für wertlos erklärt. Größere Geldvermögen in privater Hand wurden damit radikal enteignet, weshalb die Währungsreform von 1953 oft als „großer staatlicher Geldraub“ bezeichnet wird. Anstehen für den Währungsumtausch am 1. Juni 1953. Quelle: Archiv der  ČNB. Zugleich verkündete die Regierung ein neues System festgelegter Preise für Handelswaren und Konsumgüter, die (nach Umstellung) etwa doppelt so hoch lagen wie die staatlichen Preise vor der Geldumstellung [11] . Von der Regierung wurde die Währungsreform als ein Schlag gegen Schieber und Spekulanten sowie zur Aufhebung der Rationierung für die meisten Waren als große soziale Leistung gefeiert. Es existieren zahlreiche zeitgenössische Fotos und Filme, die volle Schaufenster und gut gefüllte Warenhäuser zeigen. Die Realität muss anders ausgesehen haben, denn viele Konsumgüter waren durch das neue Preissystem für Durchschnittsverdiener unerschwinglich geworden. Man schätzt, dass der Lebensstandard der Bevölkerung durch die Währungsumstellung um etwa 15% zurückging. In Folge des rapiden Kaufkraftverlustes und der Entwertung von Sparguthaben kam es in den Folgemonaten zu zahlreichen Protesten, u. a. von Arbeitern der Š koda-Werke in Pilsen, die durch die Machthaber massiv unterdrückt wurden, zugleich aber zu Preissenkungen führten. Banknote zu 50 Kronen Ausgabe 1953 (Vorderseite), russischer Druck. Abgebildet ist das 1950 von Karel Pokorny geschaffene Denkmal "Brüderlichkeit", das auf dem Bahnhofsvorplatz von Česká Třebová (Böhmisch Trübau) aufgestellt ist. Es gilt als ein Musterbeispiel für die Kunstrichtung des sogenannten "Sozalistischen Realismus". Pick 85a) , Hejzlar 94a). Banknote zu 50 Kronen Ausgabe 1953 (Rückseite) - Ansicht von Banská Bystrica (Neusohl). Mit der Währungsreform von 1953 und der Einführung eines Systems staatlich gelenkter Löhne und Preise entkoppelte sich die tschechoslowakische Wirtschaft vollständig vom Preis als Indikator für Angebot und Nachfrage. Es entstand eine sozialistische Planwirtschaft, die auf Lenkung und Güterzuteilung nach Planvorgaben statt auf Angebots- und Nachfrageregulierung durch Preise setzte. Der Wechselkurs für die neue Krone wurde mit 7,20 Kronen je US-Dollar willkürlich festgelegt, und in den Folgejahren u. a. für den Tourismus sowie für Exporte immer wieder korrigiert. Es entstand eine für osteuropäische Planwirtschaften typische Mangel- und Fehlwirtschaft. Alte Banknoten am Umtauschtag - Quelle: Archiv der ČNB. Von den ab dem 1. Juni 1953 ausgegeben Geldzeichen gibt es zwei Varianten – einmal die bei Gosnak gedruckte Erstausgabe, zum anderen die in der Staatlichen Wertpapierdruckerei STC in Prag hergestellte Zweitauflage. Beide Serien unterscheiden sich durch die Ziffern der Nummerierung, sowie aufgrund der Serien. Varianten der Kontrollnummern am Beispiel der Staatsnote zu 3 Kronen - oben die Zifferntype der bei Gosnak gedruckten Scheine (Serien AA-CB und ZA-ZB), unten die bei der Staatlichen Wertpapierdruckerei STC in Prag hergestellte zweite Auflage (Serien HA - RV). Die in der Č SSR produzierten Scheine beginnen alle mit der Serie HA und folgende, während die Serien der bei Gosnak gedruckten Scheine mit den Buchstaben A und B sowie – bei den Reservenoten – mit dem Buchstaben Z beginnen [12] . Beide Varianten sind heute in kassen-frischer Erhaltung einfach zu bekommen; entsprechende Scheine stammen aus den Restbeständen der Staatsbank. Während die Staatsnote zu 1 Krone bereits 1960 aus dem Umlauf genommen wurde, blieben die Staatsnoten zu 3 und 5 Kronen bis 1972 gültig. Von diesen Scheinen gibt es eine Nachauflage mit Datum 1961, einer geänderten Staatsbezeichnung und dem Schaurand auf der linken statt auf der rechten Seite. Die Banknoten zu 10 bis 100 Kronen wurden zwischen 1962 und 1967 eingezogen. Sie erinnerten die tschechoslowakische Bevölkerung noch viele Jahre an den „großen Geldraub“, der im Prinzip eine Bankrotterklärung der sozialistischen Planwirtschaft war. Da die Č SSR als Mitglied des Internationalen Währungsfonds (IWF), dessen Gründungsmitglied sie 1945 gewesen war, durch die fehlende Vorabinformation über die Währungsumstellung an den IWF ihre Pflichten verletzte, wurde sie Ende 1953 als Mitglied suspendiert, was den Zugang des Landes zum internationalen Kapitalmarkt erheblich erschwerte. Erst 1990 trat die Tschechoslowakei dieser Organisation wieder bei. Dr. Sven Gerhard Anmerkungen: So der Titel eines Buches von Zdenék Jirásek und Jaroslav Sula über die Währungsreform vom 1. Juni 1953, erschienen in Prag 1992. Die Situation war vergleichbar mit derjenigen in Österreich. Dort kam es nach der Einführung der Schillingwährung im Dezember 1945 nur drei Jahre später, im Dezember 1947, zu einer erneuten Währungsreform, verbunden mit einem Währungsschnitt von 3:1, der allerdings nur Bargeld und Kontoguthaben betraf. Löhne und Preise wurden nicht umgestellt. Durch Gesetz Nr. 31/1950 vom 9. März 1950. Verordnung des Finanzministeriums Nummer 383/1950 Zahlreiche Abbildungen von Entwürfen bei Tomsik, 100 Years of the Koruna, S. 247 ff. S. dazu Tomsik, a.a.O, S. 266 Hejzlar, Papirova platidla, 2. Auflage Prag 2022, Katalognummern 89-91, Pick 78-80 Hejzlar 92-95, Pick 81-86 Zu den Details Šustek, Neznámi autori československých papierových platidiel z rokov 1944, 1953 a 1961. Numizmatika 15 (1997), S. 80 – 89. Was fatal an den Satz von Ulbricht erinnerte, wonach „niemand die Absicht [habe], eine Mauer zu errichten“, den er in einer Pressekonferenz in Berlin-Ost am 15. Juni 1961 in Berlin sagte. Zwei Monate später hatte die DDR eine Mauer errichtet. Tomsik, a.a.O., S. 33. Nachweise der Seriennummern bei Hejzlar, a.a.O., S. 198 ff.

  • Jemen: Eine neue 200-Rials-Banknote der Huthi

    Die von den Huthi kontrollierte Zentralbank in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa hat am 16. Juli 2025 eine neue 200-Rials-Banknote eingeführt, doch die Zentralbank in der de facto Hauptstadt Aden hat diesen Schritt als illegal verurteilt. Die neue 200-Rials-Note ist auf Papier gedruckt und enthält viele der aktuellen internationalen Sicherheitsmerkmale, sie misst 155,2 mm x 76 mm. Auf der Vorderseite ist die Al-Janad-Moschee abgebildet, die sich 20 Kilometer nordöstlich von Taiz befindet. Sie ist die älteste erhaltene Moschee im Jemen und gilt als die erste, die im Land gebaut wurde. Im Jahr 6 des islamischen Kalenders (628 unserer Zeitrechnung) sandte der islamische Prophet Mohammed Muadh ibn Jabal als Religionslehrer in den Jemen, um dessen Bevölkerung die Vorschriften der Religion zu lehren. Der ließ die Al-Janad-Moschee erbauen, die damit eine der wichtigsten religiösen Stätten in der Provinz Taiz ist. Sie ist auch als Mu'adh-Moschee bekannt. Auf der Rückseite ist der Hafen von Aden abgebildet, der etwa 170 Kilometer östlich der Meerenge von Bab Al Mandeb liegt, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer verbindet. Er ist einer der größten Naturhäfen der Welt. Als wichtiger Ölspeicher und Tankstelle für Tanker war der Hafen in den 1950er Jahren nach New York der zweitgrößte Hafen der Welt für das Betanken von Schiffen. Die neue Banknote wird im folgenden Video (auf Arabisch) vorgestellt: Die von den Huthi kontrollierte Zentralbank in Sanaa behauptet, diese Ausgabe diene dazu, das Problem beschädigter Banknoten, insbesondere derjenigen mit einem Wert von 250 Rial und darunter, zu lösen. Nach der Ankündigung verurteilte die Zentralbank mit Sitz in Aden, die mit der international anerkannten Regierung verbündet ist, die neue Banknote als "schwerwiegende Eskalation" und warf der Gruppe vor, das von UN-Sondergesandtem Hans Grundberg vermittelte Abkommen vom Juni 2024 zu untergraben. "Ihr Versuch, die unverhohlene Plünderung des Kapitals und der Ersparnisse der Bürger fortzusetzen, ist Teil ihrer Bemühungen, ihre illegalen Netzwerke zu finanzieren, die ohne monetäre oder rechtliche Deckung mit großem Aufwand in Betrieb genommen wurden und sich auf Billionen Rial in der Landeswährung und Milliarden Dollar in Fremdwährungen belaufen", heißt es in der Erklärung der Zentralbank in Aden. Die Zentralbank in Aden warnte alle Bürger, Finanzinstitute, Banken und Geldwechselunternehmen davor, mit diesen "gefälschten" Banknoten einer "illegalen terroristischen Organisation" zu handeln. Sie forderte sie auf, solche Banknoten bei Finanztransaktionen nicht anzunehmen, um ihre Gelder zu schützen und Strafen für den Handel mit einer international als terroristische Organisation gelisteten Gruppe zu vermeiden. Sie warnte außerdem, dass jeder, der im Besitz dieser neuen Banknoten ist, sie verwendet oder mit ihnen handelt, mit Strafen rechnen muss. Die Bank fügte hinzu, dass sie mit verbündeten Ländern zusammenarbeite, um die Kanäle für Finanz- und Bankgeschäfte in den von den Huthi kontrollierten Gebieten zu regulieren. Kürzlich traf sich der Gouverneur der Zentralbank in Aden mit den Botschaftern der Europäischen Union im Jemen. Die Botschafter erkannten die in Aden ansässige Zentralbank als die einzige Institution an, die zur Ausgabe von legalem Zahlungsmittel im Land berechtigt ist. Donald Ludwig

  • Aus privaten Sammlungen: Unfertig – Sudan, 25 Piaster Ausgabe 1956

    Makulatur : Nach dem Papiergeld-Lexikon von Albert Pick (München 1978) die Bezeichnung für alle während der Herstellung misslungenen Drucke, die beim Wertpapierdruck vernichtet werden müssen; nicht zu verwechseln mit Fehldrucken, Druckzufälligkeiten und Druckfehlern. Ist der vorliegende Schein Makulatur? Zum geschichtlichen Hintergrund Am 1. Januar 1956 erlangte der Sudan seine staatliche Unabhängigkeit. Zur Errichtung einer eigenen Währung wurde das auch mit ausländischen Fachleuten besetzte Sudan Currency Board geschaffen, Vorläuferin der 1959 gegründeten Bank of Sudan, die im Februar 1960 den Geschäftsbetrieb aufnahm. Zu den Aufgaben des Sudan Currency Boards gehörte die Schaffung einer eigenen sudanesischen Währung. Auf dem Gebiet des neuen Staates galt das ägyptische Pfund. Die Wertpapierdruckerei Waterlow & Sons in London wurde 1956 mit der Herstellung einer neuen Banknotenserie in den Wertstufen 25 und 50 Piaster, sowie 1, 5 und 10 sudanesische Pfund beauftragt. Die Wertstufen zu 25 und 50 Piaster sowie zu 1 Pfund gelangten im April 1957 in den Umlauf und lösten die ägyptischen Banknoten im Verhältnis 1:1 ab. Eine Zweitauflage der Scheine wurde 1959 bei Thomas de la Rue in England in Auftrag gegeben, und ab 1960 in den Umlauf gegeben. Aus der bei Waterlow & Sons gedruckten Serie stammt der vorliegende unfertige Schein. Es fehlen Serie und Kontrollnummer. Der Schein ist an drei Seiten formatgerecht beschnitten, am vorderseitig rechten Rand fehlt der Beschnitt, so dass der Schein ca. 1 cm länger ist als das Original. Schön zu sehen sind am rechten Rand der Vorderseite die Passmarken für den Unterdruck, der im Offsetdruck ausgeführt ist, während der rote Druck der Hauptplatte im Stahlstich-Tiefdruck ausgeführt wurde. Auf der Rückseite am linken Rand sind die Passmarken für die beiden Druckgänge der Rückseite zu erkennen, die beide im Offsetdruck ausgeführt wurden – dunkelrot für die Guillochen, die Wertangabe und das Bild, hellrot für den Unterdruck. Das Papier enthält die als Fälschungsschutz eingestreute rote und grüne Planchetten. Der Schein zeigt keine Umlaufspuren. Große Wertpapierdruckereien führen über die Druckauflagen der von ihnen produzierten Scheine genau Buch und weisen diese in der Regel auch den Auftraggebern in Form von Protokollen nach, schon um die Auflagenhöhen korrekt nachzuweisen und in Rechnung stellen zu können. Ebenfalls protokolliert werden aussortierte Drucke, etwa aufgrund von Druckfehlern. Diese werden üblicherweise nach Beendigung des Druckauftrags in der Druckerei vernichtet, worüber ebenfalls Protokoll geführt wird. Die Definition Makulatur erfüllt der vorliegende Schein nicht. Er ist nicht während der Herstellung misslungen, sondern schlicht nicht fertig produziert worden. Es fehlt ein Randbeschnitt sowie die Nummerierung. Ob er aus Restbeständen der Druckerei stammt und dort (auf welchem Weg auch immer) der Vernichtung entgangen ist, oder zusammen mit den fertiggestellten Noten 1957 dem Sudan Currency Board übergeben worden ist, ist heute nicht mehr zu klären. Als kassenfrisches Originalstück ist der Schein selten und gesucht. Als unfertiges Exemplar stellt er eine schöne Ergänzung zum gelaufenen Stück dar, an dem man die technische Herstellung der Banknote nachvollziehen kann. Zum Vergleich: Sudan, Currency Board, 25 Piaster vom 05.09.1956, gelaufenes Stück (Vorder- und Rückseite, Sammlung Dr. Sven Gerhard. Objekttyp: Banknote (unfertig) Sammlung: Sammlung Dr. Sven Gerhard Authentizität: Original Land/Region/Ort: Sudan Emittent: Sudan Currency Board Nominal: 25 Piaster Datierung: 5. September 1956 Vorderseite: Emittent, Zahlungsversprechen, Wertangabe in arabischer Schrift, Polizeitruppe mit Gewehr. Rückseite: Emittent und Wertangabe in Englisch, Postreiter auf Dromedar. Unterschriften: Ibrahim Osman Ishag und Mamoun Ahmed A. Beheiry. Material: Papier mit roten und blauen Planchetten. Format: 131 mm x 65 mm. Druck: Waterlow & Sons, London. Nummerierung: keine Umlauf: der Originalschein, ab April 1957 bis vermutlich 1970er-Jahre. Zitate : Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II–General Issues - zu 1 B, The Banknote Book - zu SCB1. Dr. Sven Gerhard Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com .

  • Finnland: Eine nicht ausgegebene 5000-Markkaa-Banknote

    Vor kurzem habe ich über eine irische 100-Pfund-Banknote berichtet, die nie ausgegeben wurde. Über diese Banknote können Sie HIER lesen. Einer unserer engagierten Leser in Thüringen machte uns auf eine weitere, nicht ausgegebene Vor-Euro-Banknote aufmerksam, diesmal aus Finnland. 1986 gab die Suomen Pankki (Bank von Finnland) eine neue Serie heraus, die prominente Finnen aus verschiedenen historischen Epochen zeigt. Die neuen Banknoten sollten in erster Linie die Sicherheit erhöhen, und ihre Ausgabe fiel mit dem 175-jährigen Bestehen der Bank zusammen. Die Motive der 10-, 20- und 50-Markkaa-Scheine spiegeln die Zeit der Unabhängigkeit Finnlands wider, die 100- und 500-Markkaa-Scheine beziehen sich auf das Großherzogtum Finnland (Teil des Russischen Reiches), und der 1000-Markkaa-Schein steht für die Zeit, als Finnland zum Königreich Schweden gehörte (vor 1809). Finnlands 1986 ausgegebene Serie ( prominente Finnen ). Die folgenden Porträts erscheinen auf den Banknoten in aufsteigender Reihenfolge der Nennwerte: Paavo Nurmi (olympischer Läufer), Alvar Aalto (Architekt und Designer), Jean Sibelius (Komponist), Elias Lönnrot (Universalgelehrter, Arzt, Philosoph, Dichter, Musiker, Sprachwissenschaftler, Journalist, Philologe und Sammler traditioneller finnischer mündlicher Poesie) und Anders Chydenius (lutherischer Pfarrer und Mitglied des schwedischen Reichstags). Auch eine 5000-Markkaa-Banknote wurde entworfen. Die Bank von Finnland gab die Zeichnungen für die Banknote bei Torsten Ekström in Auftrag, einem finnischen Grafiker, der sowohl Briefmarken als auch Banknoten entwarf. Die 5000-Markkaa-Note wäre eine Fortsetzung der Banknotenserie von 1986 gewesen, die von Ekström und Erik Bruun, ebenfalls einem finnischen Grafiker, entworfen worden war. Mit dem 5000-Markkaa-Schein sollte Mikael Agricola (1510-1557) geehrt werden, ein finnischer lutherischer Geistlicher, der de facto zum Begründer der finnischen Schriftsprache wurde und ein prominenter Befürworter der protestantischen Reformation in Schweden war, zu der damals auch Finnland gehörte. Er wird oft als "Vater des literarischen Finnisch" bezeichnet. Die Hauptgründe für das Scheitern der Ausgabe der Banknote waren die langsame Inflation und die moderaten Abwertungen der Währung. Der Wert einer so großen Stückelung wurde zu dieser Zeit letztendlich als zu hoch angesehen. Im Jahr 1986 betrug der durchschnittliche Wechselkurs 1 DM = 2,3346 Markkaa. Im Jahr 1990 lag er bei 2,3665. Dies entsprach ca. 2142 DM (€ 1095) bzw. 2113 DM (€ 1080). Es gab einfach keinen wirklichen Bedarf für eine so große Stückelung. Außerdem wurden die Zentralbanken in den 1990er Jahren immer vorsichtiger. Banknoten in großen Nominalen zogen Geldwäscher, Steuerhinterzieher und andere Personen in den Grauzonen der Wirtschaft an. Torsten Ekström skizzierte das Gesicht von Mikael Agricola auf der Vorderseite der Banknote nach einer Statue von Oskari Jauhiainen, die 1952 vor dem Dom von Turku enthüllt wurde. Ekström zeichnete den Dom von Turku für die Rückseite des Scheins. Die Originalzeichnungen dieser geplanten Banknote und anderer Markkaa-Banknoten können im Geldmuseum der Bank von Finnland im Detail betrachtet werden. Donald Ludwig

  • Neue Euros kommen: Der Design-Wettbewerb hat begonnen!

    Im Januar 2015 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Entwürfe für die dritte Serie von Euro-Banknoten bekannt gegeben. Wir haben HIER in unserem Blog darüber berichtet. Am 15. Juli 2025 startete die EZB einen öffentlichen Wettbewerb für die Gestaltung der künftigen Euro-Banknoten. Dies ist der nächste Schritt im Verfahren der Neugestaltung der Euro-Banknoten. Der EZB-Rat hat nach Anhörung von Experten und der Öffentlichkeit bereits zwei mögliche Themen für die künftigen Euro-Banknoten ausgewählt: "Europäische Kultur", mit dem Schwerpunkt auf gemeinsamen Kulturräume und bedeutende Europäer, sowie "Flüsse und Vögel", mit dem Schwerpunkt auf der Widerstandsfähigkeit und Vielfalt der natürlichen Ökosysteme in Europa. Im Januar wählte der EZB-Rat außerdem Motive zur Veranschaulichung der beiden möglichen Themen aus, die in dem oben erwähnten Beitrag dargestellt sind. Drei der sechs vorgeschlagenen Persönlichkeiten (Europäische Kultur). Drei der sechs vorgeschlagenen Vögeln (Flüsse und Vögel). Ziel des Wettbewerbs, an dem Grafikdesigner mit Wohnsitz in der Europäischen Union teilnehmen dürfen, ist es, die besten Gestaltungsvorschläge für die künftigen Euro-Banknoten zu ermitteln. Der Wettbewerb läuft in zwei Phasen ab: eine Bewerbungsphase und eine Entwurfsphase. In der Bewerbungsphase müssen die Designer die in der Wettbewerbsbekanntmachung aufgeführten spezifischen Anforderungen erfüllen. Die Bewerber werden auf der Grundlage ihrer Qualifikationen und Leistungen bewertet. Ausgewählte Entwerfer werden zur Teilnahme an der zweiten Phase eingeladen und können ihre Entwürfe einreichen. Eine Gruppe unabhängiger Experten wird die Vorschläge bewerten und bis zu fünf pro Thema auswählen. Nach Abschluss des Wettbewerbs wird die Öffentlichkeit aufgefordert, ihre Meinung zu den ausgewählten Entwürfen abzugeben. Der EZB-Rat wird voraussichtlich bis Ende 2026 über die endgültigen Entwürfe entscheiden. Die neuen Banknoten werden einige Jahre nach dieser Entscheidung und nach dem Produktionsprozess für den Umlauf bereit sein. Gestalter, die an einer Teilnahme interessiert sind, werden gebeten, ihre Bewerbung bis zum 18. August, 12:00 Uhr MEZ, einzureichen. Weitere Informationen zum Designwettbewerb finden Sie HIER . Donald Ludwig

  • Reisescheckverkehr in der DDR

    Reiseschecks waren über viele Jahre weltweit ein beliebtes Reisezahlungsmittel, bevor Kreditkarten diese Funktion übernahmen. Sie konnten am Wohnsitz des Reisenden bei Banken oder anderen Einrichtungen gegen eine Gebühr käuflich erworben und am Reiseziel gegen Bargeld umgetauscht oder zur Bezahlung verwendet werden. Dafür musste der Inhaber sich mit einer zweiten Unterschrift auf dem Scheck legitimieren (Gegenzeichnung), nachdem die erste Unterschrift bereits bei Ausgabe des Schecks zu leisten war. Daneben boten die Schecks den Vorteil, dass sie bei Verlust ersetzt wurden. Reiseschecks sind ein eigenes Sammelgebiet. Sie können auch eine interessante Ergänzung zu einer Geldscheinsammlung sein, weil sie im Reiseverkehr eine Bargeldersatzfunktion hatten. Es lohnt ein Blick auf gelaufene Reiseschecks, die Ausgabestelle, den Ausgabeort und das Ausgabedatum, sowie den Einlösungsort – jeder Scheck erzählt die Geschichte einer Reise.   Der Reisescheck mit Gegenzeichnung wurde von American Express Company entwickelt. Nach einer Europareise hatte sich ein Angestellter der Firma beklagt, dass er außerhalb der europäischen Hauptstädte kein Bargeld eintauschen konnte. William C. Fargo, der Neffe des American-Express-Mitinhabers William G. Fargo, löste den ersten Reisescheck in Höhe von 50 US-Dollars am 5. August 1891 im Hotel Hauffe in Leipzig ein [1] .   Reisescheck der Staatsbank der DDR über 50 Mark, ausgegeben am 17. Oktober 1986 in Budapest von der Ungarischen Nationalbank und eingelöst im Oktober 1986 bei einer Kreisfiliale der Staatsbank der DDR, genaues Datum und Ort unleserlich. Reisescheck der Staatsbank der DDR über 50 Mark: Rückseite mit Ausgabestempel der Ungarischen Nationalbank und Druckvermerk. Auch im Reiseverkehr zwischen sozialistischen Staaten waren seit den 1950er Jahren Reiseschecks gebräuchlich, die von den Staats- oder Außenhandelsbanken der RGW-Länder ausgegeben wurden [2] . Die ersten Auslands-Reiseschecks der DDR gab 1957 die Deutsche Notenbank aus. Sie lautenden auf Deutsche Mark (der Deutschen Notenbank), bekannt sind Schecks in den Wertstufen 5, 20, 100 und 500 DM-DN. Es gibt zwei unterschiedliche Verwendungsweisen und entsprechend zwei unterschiedliche Ausführungen – zum einen Schecks, die von DDR-Bürgern für Reisen in sozialistische Länder verwendet wurden. Auf der Rückseite sind hier feste Beträge in Landeswährungen sozialistischer Staaten angegeben, zu denen der Scheck im Ausland eingewechselt werden konnte. Zum anderen gibt es Schecks, die im Ausland erworben und in der DDR eingelöst wurden, ein roter Aufdruck auf der Vorderseite des Schecks „Zahlbar in der Deutschen Demokratischen Republik“ sowie die auf der Rückseite aufgeführten Einwechselbestimmungen in der DDR machen das deutlich. Von 1967 bis 1978 übernahm die Ausgabe von Reiseschecks in der DDR die Deutschen Aussenhandelsbank (DABA), die Schecks zu 20, 50, 100, 200 und 500 Mark der DDR ausgab [3] , von denen es ebenfalls analog der Deutschen Notenbank zwei unterschiedliche Ausführungen gibt und die damit sowohl im Reiseverkehr von DDR-Bürgern in das Ausland (Nominale zu 50, 200 und 500 Mark, Serien D-F) als auch - mit Aufdruck - für Reisen in die DDR Verwendung fanden (Nominale zu 20, 100 und 500 Mark, Serien A-C). Identifizieren lassen sich die Ausgabejahre anhand der Druckvermerke auf den Rückseiten der Schecks, die in der DDR für jedes Druckerzeugnis obligatorisch waren [4] . Ab 1978 wurden Reiseschecks von der Staatsbank der DDR ausgegeben. Es gibt nur noch eine Serie mit Wertstufen zu 50, 200 und 500 Mark [5] , die bis 1990 ausgegeben wurden und die grundsätzlich für Reisende aus sozialistischen Staaten in die DDR bestimmt war, wenngleich eine Verwendung durch DDR-Bürgern im Ausland für bestimmte Länder nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Gelaufene Exemplare dieser Serie sind in der Regel für wenige Euro erhältlich, während gelaufene Exemplare der Reiseschecks der Deutschen Notenbank und der DABA sehr selten sind.   Reisescheck der Rumänischen Aussenhandelsbank über 500 Lei, verkauft am 4. September 1984 durch die Staatsbank der DDR Kreisfiliale Gera und eingelöst am 15. September 1984 in Cluj, Rumänien. Reisescheck der Rumänischen Aussenhandelsbank über 500 Lei: Rückseite mit Einlösungsstempel Cluj. Reiseschecks der sozialistischen Staaten erfüllten einen anderen Zweck als etwa die von Banken, Thomas Cook oder der American Express in westlichen Ländern ausgegeben Reiseschecks in konvertiblen Währungen: Während letztere vor allem dazu dienten, den Reisezahlungsverkehr zu erleichtern, unbegrenzt gültig waren, eine Versicherung bei Diebstahl und Verlust boten und grundsätzlich in unbegrenzter Höhe erworben werden konnten, hatten die Reiseschecks der RGW-Staaten vor allem die Funktion, die Zuteilung von Reisedevisen an Bürger des eigenen Landes im Rahmen der unter den Staats- und Außenhandelsbanken verhandelten Devisenkontingenten zu steuern, da die Währungen dieser Länder nicht konvertibel waren [6] . Das erkennt man auch an den recht hohen Nennwerten der Schecks (die Schecks der Deutschen Notenbank über 5 DM-DN bilden hier eine frühe Ausnahme) – es sollte ein einmaliger Umtausch des für die Reise notwendigen Betrages im Reiseland erfolgen. Vermieden werden sollte durch die Ausgabe von Reiseschecks, Reisende nur mit Bargeld des Reiseziellandes ausstatten zu müssen, dessen Ein- und Ausfuhr auch im Reiseverkehr zwischen sozialistischen Staaten der Höhe nach begrenzt war. Auch die Ausfuhr heimischer Währung zwecks Umtauschs im Reiseland war nicht erwünscht, da dieses die Devisenplanung gestört hätte. Daher war auch die Gültigkeit von Reiseschecks in sozialistischen Ländern regelmäßig auf 6 bzw. 12 Monate ab Ausstellungsdatum beschränkt, nämlich um eine zeitnahe Abrechnung und eine Anrechnung auf bestehende Devisenkontingente sicherzustellen. Im Reiseverkehr zwischen sozialistischen Ländern erfolgte in der Praxis eine Ausstattung von Reisenden bei kürzeren Reisen mit Bargeldbeträgen in ausländischer Währung, während bei längeren Reisen eine Ausstattung mit Reisezahlungsmitteln regelmäßig in Form eines kleineren Bargeldbetrages, sowie im Übrigen in Reiseschecks erfolgte.   Die Grundlage für die Ausgabe von Reiseschecks im Reiseverkehr zwischen den sozialistischen Staaten bildet das sogenannte Bukarester Abkommen vom 24. Juni 1963. Darin verpflichteten sich die Staaten des RGW, ihren Bürger bei Reisen in das sozialistische Ausland den Umtausch von Fremdwährungen im Gegenwert von 10 Rubel je Aufenthaltstag im Ausland zu ermöglichen. Was einfach klingt, sorgte in der Praxis oft für zähe Verhandlungen zwischen den Staatsbanken der Länder, insbesondere wenn es um die rechtzeitige Zurverfügungstellung vereinbarter Bargeldbeträge und Reisescheck-Kontingente sowie die Umrechnung der einzelnen Währungen zueinander ging. Diese standen zwar in einem festen Verhältnis zum sowjetischen (Transfer-)Rubel, jedoch kamen im touristischen Reiseverkehr oftmals abweichende Kurse zur Anwendung, über die intensiv verhandelt wurde.  Reisescheck über 50 Pesos der Banco Nacional de Cuba, verkauft am 27. November 1987 durch die Staatsbank der DDR Kreisfiliale Dresden und eingelöst am 2. Dezember 1987 auf Kuba. Gedruckt wurden diese Schecks in der Staatsdruckerei der Tschechoslowakei in Prag, erkennbar an der Kontrollnummer. Reisescheck über 50 Pesos der Banco Nacional de Cuba: Rückseite mit Einlösestempel vom 2. Dezember 1987 und Abrechnungsstempel der Banco Nacional de Cuba vom 7. Dezember 1987. Für den Reisescheckverkehr in der DDR regelte ab März 1979 die Anordnung über die Durchführung des Reisescheckverkehrs vom 5. Januar 1979 [7] die Details des An- und Verkaufs von Reiseschecks, einmal bezogen auf die Ausgabe und Einlösung von auf Mark lautenden Reiseschecks der Staatsbank der DDR, zum anderen bezogen auf die Ausgabe von Schecks auf Währungen der RGW-Länder und anderer Staaten. Nach § 3 der Verordnung wurden auf Mark lautende Reiseschecks durch die Staatsbank der DDR ausländischen Banken auf Grundlage der mit diesen getroffenen Vereinbarungen zur Verfügung gestellt, während gemäß § 9 die Kreditinstitute der DDR den Verkauf von Reiseschecks ausländischer Währungen gegen eine Gebühr [8] und zu festgelegten Umrechnungskursen vornahmen, welche die Staatsbank der DDR von den jeweiligen Staatsbanken ebenfalls auf Grundlage getroffener Vereinbarungen erhalten hatte. Nach § 12 der Verordnung war mit Zustimmung der Staatsbank ein Verkauf von Reiseschecks in ausländischer Währung auch durch andere Betriebe möglich, etwa durch Reisebüros. Man muss also im Reiseverkehr unterscheiden zwischen in die DDR eingehenden Reiseschecks, die auf Mark lauteten und von der Staatsbank der DDR ausgegeben, und die im Ausland verkauft wurden, sowie den in der DDR verkauften Schecks der Staatsbank sozialistischer Länder in deren Währungen. Daneben war gemäß § 15 der Verordnung auch der Ankauf von Reiseschecks ausländischer Banken geregelt. Diese Regelung betraf neben den Reiseschecks aus westlichen Staaten auch solche Länder, mit denen die DDR kein Abkommen über die Zuteilung von Reisedevisen geschlossen hatte. Die Gültigkeit von Reiseschecks der Staatsbank der DDR betrug 12 Monate ab Ausstellungsdatum. Ein Rücktausch nicht verbrauchter Reiseschecks in ausländischen Währungen war innerhalb der Gültigkeitsdauer bei den Verkaufsstellen spesenfrei möglich.   Das System der gegenseitigen Vereinbarungen über die Zurverfügungstellung von Reisevaluta in bar und in Form von Reiseschecks hatte sich bis Ende der 1970er Jahre zwischen den RGW-Staaten etabliert [9] . Zuvor – seit Mitte der 1960er Jahre – fand für den Verkauf von Reiseschecks in der DDR das sogenannte MARS-System Anwendung. MARS steht für Mark-Auslandsreiseschecks: Bestanden keine gesonderten Abkommen mit ausländischen Staats- oder Handelsbanken über den Verkauf von Reiseschecks lautend auf die Währungen dieser Länder, erhielten Reisende aus der DDR auf DM (DNB), MDN bzw. Mark lautende Schecks der Deutschen Notenbank, der Deutschen Außenhandelsbank bzw. der Staatsbank der DDR, die dann im Ausland zu zwischen den Staatsbanken vereinbarten Wechselkursen in Landeswährung umgetauscht werden konnten. 1981 waren bei der Staatsbank der DDR Reiseschecks in tschechoslowakischen Kronen, Z ł otych, Rubel, Forint, Lewa, Lei und nordkoreanischen Won verfügbar, daneben auch solche in jugoslawischen Dinar. 1982 kamen Schecks aus Kuba hinzu und 1986 solche aus der Mongolei.   Reisescheck über 50 Rubel der Aussenhandelsbank der UdSSR, verkauft am 20. August 1973 durch das Reisebüro der DDR Zweigstelle Dresden, Ernst-Thälmann-Straße 22 und eingelöst am 11. September 1973 in der UdSSR, Einlösungsort und Einlösestelle unbekannt. Reisescheck über 50 Rubel: Rückseite. Hinter der Ausstattung von DDR-Touristen mit Reiseschecks stand ein komplexes System jährlicher Verhandlungen der Staatsbank der DDR mit den Staatsbanken anderer sozialistischer Länder, teilweise unter Einschaltung der Finanzministerien, über die Zuteilung von Reisedevisen in Form von Bargeld und Reiseschecks. Dem voraus ging eine Einschätzung des Bedarfs an einzelnen Währungen pro Jahr durch die Staatsbank der DDR, die sogenannte Valutadienstleistungsplanung. Aus den Beschränkungen der geplanten Beträge an fremden Währungen resultierten für die meisten Währungen [10] ein maximal zulässiger Umtauschbetrag pro Reisenden und Reisetag.   Für den Staatshaushalt der DDR blieb der Saldo des Austauschs von Devisenkontingenten zu Reisezwecken mit anderen sozialistischen Ländern negativ, d.h. es wurden mehr Reisedevisen an DDR-Touristen ausgegeben als von Besuchern aus sozialistischen Ländern eingenommen. 1981 etwa stellte die Staatsbank der DDR für den nichtorganisierten Tourismus Reisezahlungsmittel im Gegenwert von 578 Millionen Mark zur Verfügung [11] , während die Gesamteinnahmen aus dem Tourismus von Reisenden aus sozialistischen Ländern einschließlich des organisierten Tourismus in die DDR nur mit 516 Millionen Mark geplant worden waren. Die negative Differenz musste durch die DDR mittels Exporten in die jeweiligen Länder ausgeglichen werden.   Schwierigkeiten bestanden seit Ende der 1970er Jahre wegen der stetig steigenden Anzahl von Touristen aus der DDR insbesondere im Verhältnis zu Ungarn, da die dortige Staatsbank die Lieferung zugesagter Kontingente an Forint in bar und in Reiseschecks wegen der anhaltend negativen Devisenbilanz und des Ausbleibens zugesagter Warenlieferungen aus der DDR mehrfach zurückhielt. Da der Forint bei der Staatsbank der DDR knapp blieb, konnten auch die Umtauschbeträge für Reisende aus der DDR nach Ungarn nicht erhöht werden. Angesichts des für DDR-Touristen hohen Preisniveaus in Ungarn führte das im Ergebnis zu einer verstärkten illegalen Ausfuhr von Mark und einem Umtausch vor Ort auch durch ungarische staatliche Banken, was wiederum die Staatsbank der DDR alarmierte [12] . Umgekehrt lehnte aber auch diese etwa Anfang der 1980er Jahre Forderungen der polnischen Nationalbank nach einer Erhöhung der Kontingente an Reiseschecks in Mark für Reisende aus Polen ab, was sicherlich den politischen Verhältnissen dort und einer gewünschten Reduzierung auch des Einkaufstourismus aus Polen in die DDR geschuldet war.   Je Land gab es Unterschiede hinsichtlich der Höhe der durch Reisende maximal zu erwerbenden Beträge in Landeswährung und damit in Reiseschecks. Touristen, die in die UdSSR und Polen reisten, konnten 1981 unbegrenzt Landeswährung erwerben, was angesichts praktisch fehlender Individual-Reisemöglichkeiten in die UdSSR und wegen der eingeschränkten Reisemöglichkeiten nach Polen aufgrund des dort herrschenden Kriegsrechts ohne große Bedeutung blieb. Touristen nach Ungarn konnten bis zu 30,- Mark pro Reisetag, nach Bulgarien bis zu 40,- Mark pro Tag, nach Rumänien bis zu 20,- Mark pro Tag umtauschen. Die Bargeldbeträge für den Erwerb von Währungen dieser Länder waren gedeckelt, für den übersteigenden Betrag wurden Reiseschecks ausgegeben. Für touristische Tagesreisen in die ČSSR galt ein Ausstattungslimit von 60,- Kronen je Person, für 2-Tagesreisen 100,- Kronen pro Tag, für Reisen ab drei Tagen 120,- Kronen pro Tag, wobei für kürzere Reisen nur Banknoten ausgegeben werden sollten. Große Sprünge waren mit diesen Geldbeträgen im Reiseland jedenfalls nicht möglich.   Aufstellung der Staatsbank der DDR für die Abgabe von Lewa-Banknoten und Lewa-Reiseschecks für touristische Reisen nach Bulgarien, mit Umrechnungskursen und Spesen als Arbeitsvorgabe für die Filialien der Staatsbank, 1981. Quelle: Bundesarchiv. Komplex und bürokratisch gestaltete sich die Disposition über die Scheckbestände in ausländischen Währungen bezogen auf den geschätzten Bedarf insbesondere während der Hauptreisezeit im Sommer, die rechtzeitige Bestellung von Schecks bei den Staatsbanken der sozialistischen Länder, die bedarfsgerechte Verteilung der Scheckbestände auf die Filialen der Staatsbank der DDR in den einzelnen Bezirken sowie auf andere mit dem Verkauf befasste Institutionen wie etwa Reisebüros, sowie im Rahmen des Verkaufs die Überwachung der Einhaltung von Umtauschhöchstbeträgen. Der mit der Ausgabe und Einlösung von Reiseschecks verbundene Verwaltungsaufwand bei der Staatsbank der DDR und den am Verkauf von Reiseschecks beteiligten Kreditinstituten war erheblich und band gerade in den Sommermonaten in größerem Umfang Personalkapazitäten.   Reisen blieb auch zwischen sozialistischen Staaten ein (finanzielles) Abenteuer, von dem jeder Reisescheck eine kleine Geschichte erzählen kann. Dr. Sven Gerhard Hinweis Den Ausführungen liegen Unterlagen der Staatsbank der DDR zum Reisezahlungsverkehr zugrunde, die sich heute im Bundesarchiv in Berlin befinden. Ich danke Dr. Frank Metasch, Dresden, für seine Anmerkungen und Kommentare. Anmerkungen [1] Wikipedia Stichwort „Reisescheck“, https://de.wikipedia.org/wiki/Reisescheck , abgerufen am 29.12.2024. [2] S. etwa für die ČSSR Sustek, Korunové cestovné šeky Národnej a Štátnej banky československej z obdobia 1947 – 1992 (Kronen-Reiseschecks der National- und Staatsbank der Tschechoslowakei im Zeitraum 1947-1992), Numismatik 2016, S. 139 (in tschechischer Sprache), oder für Rumänien das Buch von Vasiliţă und Ivan, BANII TURIŞTILOR, Bukarest 2020. [3] S. Huschka, Ersatzgeld und geldähnliche Belege in der DDR, Neuausgabe 202, RS16 – RS 25. [4] Dazu Grabowski, Reiseschecks der Deutschen Aussenhandelsbank AG der DDR, geldscheine-online.com vom 8. November 2021. [5] Huschka RS27 – RS29. [6] Dazu etwa Gwiazda, Das Währungssystem der RGW-Länder, APuZ 4/1986. [7] Gesetzblatt der DDR 1979 Teil I, S. 48. Ob es bereits vor diesem Zeitpunkt Verordnungen über den Reisescheckverkehr in der DDR gegeben hat, bedarf weiterer Recherche. [8] Diese betrug zwei Prozent des Umtauschbetrages. [9] Ein solches Abkommen bestand beispielsweise seit 1973 mit der CSSR und seit 1974 mit Ungarn. [10] Außer Rubel und Zlotych [11] Interessant ist die Aufspaltung dieses Betrages nach Ländern – für die CSSR waren es 325 Millionen Mark, für Ungarn 142 Millionen Mark, für die UdSSR 64 Millionen Mark, für Polen 23 Millionen Mark, für Bulgarien 18 Millionen Mark und für Rumänien 6 Millionen Mark. Daneben gab es Kontingente für beruflich veranlasste sowie „gesellschaftlich organisierte“ Reisen, und für den Kultur- und Sportaustausch. [12] Aus einem Vermerk des Stellvertreters des Präsidenten der Staatsbank der DDR über ein Gespräch vom 1.7.1981 mit dem stellvertretenden Finanzminister der DDR.

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