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  • Südossetien: Eine 100-Zarin-Gedenkbanknote

    Die Bank von Alania in Südossetien gab am 19. September 2025 im Rahmen des ersten internationalen Wirtschaftsforums in Südossetien offiziell ihre erste Gedenkbanknote heraus. Am folgenden Tag wurde sie bei einer numismatischen Veranstaltung in den Niederlanden präsentiert. Südossetien, offiziell die Republik Südossetien oder Staat Alania, ist ein Binnenstaat im Südkaukasus mit teilweiser diplomatischer Anerkennung. Es hat eine offiziell angegebene Bevölkerung von etwas mehr als 56500 Einwohnern (2022), die auf einer Fläche von 3900 Quadratkilometern leben, davon 33000 in der Hauptstadt Zchinwali. Seit 2024 erkennen nur fünf Mitglieder der Vereinten Nationen (UN) Südossetien als souveränen Staat an – Russland, Venezuela, Nikaragua, Nauru und Syrien. Die georgische Regierung und alle anderen UN-Mitgliedstaaten betrachten Südossetien als souveränes Gebiet Georgiens. Der politische Status Südossetiens ist ein zentrales Thema des georgisch-ossetischen Konflikts und der Beziehungen zwischen Georgien und Russland. Die georgische Verfassung bezeichnet das Gebiet als „ehemaligen autonomen Bezirk Südossetien“ in Anlehnung an den 1990 aufgelösten Autonomen Oblast Südossetien. Die georgische Regierung bezeichnet das Gebiet informell als Region Zchinwali und betrachtet es als Teil der georgischen Region Schida Kartli. Da Georgien keine wirksame Kontrolle über das Gebiet ausübt, unterhält es eine Verwaltungsbehörde namens Provisorische Verwaltung Südossetiens. Die Gedenkbanknote ist weder in Südossetien noch in anderen Teilen Georgiens oder Russlands im Umlauf und wurde ausschließlich für Sammler hergestellt. Südossetien verwendet den russischen Rubel als offizielle Währung, hat jedoch in der Vergangenheit neben dem Rubel auch eigene Gedenkbanknoten ausgegeben. Die Banknote sei in Südossetien zu einem festen Kurs von 1 Zarin = 10 russischen Rubel zwar gesetzliches Zahlungsmittel, wurde jedoch als Sammlerstück produziert. Die Ausgabe hat einen Nennwert von 100 Zarin und wurde von Gosnak auf Papier gedruckt. Sie misst 157 mm x 69 mm. Es wurden 20000 Stück hergestellt. Die Vorderseite zeigt ein Porträt von Kosta Lewanowitsch Chetagurow (1859-1906), dem Nationaldichter Ossetiens. Rechts neben dem Porträt ist das historische Dorf Nar zu sehen, während links eine ossetische zwölfsaitige Harfe abgebildet ist. Das Wappen Südossetiens befindet sich in der oberen rechten Ecke, darunter ein traditionelles lila Kreuz, das Schutz symbolisiert. Die Wertzahl 100 ist in den unteren Ecken aufgedruckt. In der oberen linken Ecke befindet sich ein ornamentales Element, das alle guten Dinge symbolisiert, die vom Himmel und von der Sonne geschenkt werden. Die Rückseite zeigt einen Persischen Leoparden, der Stärke und die einzigartige Tierwelt des Kaukasus symbolisiert. Im Hintergrund erhebt sich der Berg Burkhokh, ein wichtiges Naturdenkmal Südossetiens. Oben links befindet sich das grafische Symbol der Währung Zarin. Die Wertzahl 100 ist zur leichteren Erkennung in der oberen linken und unteren rechten Ecke angegeben. Die Gestaltung verbindet natürliche Schönheit mit nationaler Symbolik und betont sowohl das kulturelle Erbe als auch die Unabhängigkeit Südossetiens. Nicht nur die UV-Images, aber auch das Wasserzeichen ist sehr gelungen: Diese neue Ausgabe ist zwar recht attraktiv, aber dennoch ein gewinnbringendes Souvenirprojekt, das in die Fußstapfen der jüngsten Ausgaben aus Abchasien tritt. Wir können uns also darauf freuen, in Zukunft weitere solche „Souvenirbanknoten“ aus Südossetien zu sehen. Donald Ludwig

  • Das Geld von morgen – Der Europäische Friedensdollar des Josef Drach

    Die Folgen des Ersten Weltkriegs führten nicht nur zum Sturz von drei Kaiserreichen in Europa und großen politischen Umwälzungen im Sog von linken und rechten Bewegungen, unmittelbar nach dem Krieg gab es auch eine Reihe von bedeutenden Initiativen, die eine neue dauerhafte Friedensordnung durch internationale statt nationale Lösungen schaffen wollten. Hierzu gehörte neben der Gründung des Völkerbunds sowohl eine Pan-Germanische Union, die einen wirtschaftlichen Zusammenschluss aller germanischen Staaten inkl. Großbritanniens und den USA vorsah, als auch eine Pan-Europäische Vision, die quasi als Vorbild für die spätere Europäische Union gelten kann, welche erst nach einem erneuten Weltkrieg Gestalt annehmen konnte. Einer der wichtigsten Vertreter Pan-Europas war der österreichische Schriftsteller, Philosoph und Politiker Graf Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (1894–1972). Nach dem Ersten Weltkrieg, den er als "Bürgerkrieg unter Europäern" und "Katastrophe erster Ordnung" empfand, entwickelte er seine visionäre Idee von "Pan-Europa", die 1922 für internationales Aufsehen sorgte und ihn sein ganzes Leben begleitete. Sein Buch "Pan-Europa" von 1924 gilt als wichtigstes Werk der ersten europäischen Einigungsbewegung, die die "Vereinigten Staaten von Europa" zum Ziel hatte. Zu den späteren Anhängern Kalergis, der 1950 erster Träger des Karlspreises war, aber heute in Deutschland fast vergessen ist, zählten solch bedeutende Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Thomas Mann, Otto von Habsburg und Konrad Adenauer. Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (1894–1972), Foto um 1926, Quelle: Wikipedia Kalergis Ideen stießen auch damals schon in Wien auf offene Ohren. Der Antiquitäten-Händler Josef Drach entwarf die Vision eines europäischen Friedens-Dollars, über den seinerzeit wiederholt in der Presse berichtet wurde: "Die Börse", Zeitung für das gesamte Wirtschaftsleben, Wien, den 29. Juni 1922 "Drachs Europäische Friedensbank" Interessante Gründungsgeschichte aus dem Zeitalter der Pläne, die die Menschheit retten wollen und niemals verwirklicht werden Eine der interessantesten Erscheinungen, die sich zu der Kroneninflation auf ihrem Leidensweg als Begleiterin gesellte, ist die Inflation der Sanierungspläne. Ein Blick in die düsteren Amtsstuben der Ministerien, in die von emsiger Arbeit erfüllten Stätten der Bankgebäude, in verstaubte Bureaus von Rechtsanwälten und blinkende Ordinationszimmer weißbekittelter Ärzte, in Studentenstuben und Professorenzimmer, kurz überall, wo geistige Arbeit herrscht, werden Rettungs-, Sanierungs-, Stabilisierungs-, Devalvierungs- und ähnliche Pläne besprochen, beschrieben und ersonnen. Diese flutartige Überschwemmung mit volkswirtschaftlichen und finanziellen Projekten brachte es allmählich dazu, daß man jeden Glauben an die praktische Verwendbarkeit derartiger, mit der Wirklichkeit zumeist in gar keinem Kontakt stehenden geistigen Turnübungen verlor. Von dieser Skepsis erfüllt, traten wir auch an das Projekt eines gewissen Josef Drach heran, der — wie sich einer seiner Mitarbeiter ausdrückte — in einem Augenblick der Erleuchtung einen Plan nicht nur zur Sanierung der österreichischen, sondern der gesamten europäischen Finanzen entwarf. Doch was diesem Plane schon auf den ersten Blick — unterschiedlich von seinen übrigen Gefährten — einen exzeptionellen und ernsteren Stempel aufdrückt, ist die Tatsache, daß Josef Drach nicht nur praktische Vorschläge entwarf, sondern bereits selbst an die Durchführung seines Planes schritt. Vor einigen Tagen wurde nämlich an die Adresse der zuständigen Behörden ein Gesuch zwecks Konzessionierung der Europäischen Friedensbank geleitet. Unter dem bei derartigen Gesuchen ungewöhnlichen Motto „Gegen Waffen und Grenzen!“ überreichte Josef Drach eine Eingabe an das Finanzministerium und das Ministerium des Innern, in der er um die Konzessionierung der oben genannten Bank mit einem Aktienkapital von einer Milliarde Kronen ansuchte. Dem Ansuchen ist ein mit anerkennenswertem volkswirtschaftlichen Wissen ausgearbeitetes umfangreiches Elaborat angeschlossen, das die Gründe, den zu erwartenden Effekt und die beabsichtigte Tätigkeit der neuen Bank zusammenfaßt. Josef Drachs theoretische Betrachtungen. In der Einleitung wird vorerst eine Lanze dafür gebrochen, daß nicht die Beseitigung der Defizitwirtschaft und die Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalt den Ausgangspunkt einer Sanierung bilden kann, sondern daß man in erster Reihe die Inflation beseitigen und die Währung wiederherstellen muß. Zu diesem Ziele aber führt laut dem Elaborat nur ein einziger Weg, der Weg der Devalvation und der Einführung einer neuen Währung, was als nächstes Ziel der zu gründenden Bank angegeben wird, mit der Bemerkung, daß das Endziel allerdings die Schaffung und Einführung einer einheitlichen Währung für ganz Europa und damit „das Wegräumen aller Schranken eines geregelten, nur auf produktive Arbeit aufgebauten Lebens ist". Das Elaborat befaßt sich sodann mit der möglichen Einwendung, die auf die Gefahr des Abwanderns und der Thesaurierung eines neuen, mit realem Werte ausgestatteten Geldes hinweisen könnte, und meint, daß nur in einem Lande mit schlechtem Gelde gutes Geld gehamstert wird, somit die Gefahr des Abwanderns und Thesaurierens nicht bestehen kann, wenn die schlechte Währung verschwindet. Sodann wird dafür eingetreten, daß als neue Währung der Dollar gewählt werde, allerdings eine neue Art von Dollar, der „europäische Friedensdollar“, der in seiner Grundeinheit nicht effektiv höher, sondern nur gegenüber dem jetzigen Werte der Krone stabil sein wird. Josef Drach wählt den Dollar schon aus dem Grunde als Muster der neuen Währung, da nach seiner Meinung Amerika ein größeres Vertrauen der neuen Währung gegenüber zeigen wird, wenn diese seiner Landeswährung gleich ist und die gleiche Fundierung besitzt. In den Vordergrund des Planes wird die Einführung von neuem Metallgeld gestellt, da dieses dem Fiskus große Vorteile bringt, der Gefahr der Thesaurierung weniger unterliegt und „vom Standpunkte der Volkspsychologie einen positiven Wert darstellt, so daß das Bewußtsein, sich mit einem „Cent“ etwas kaufen zu können, unbedingt die unheilvolle Vorstellung des „Fetzens“ verdrängen muß“, also auch der geringste Geldbetrag wieder gewertet wird. Schließlich wird als zweiter Hauptpunkt der Betätigung der neuen Bank die Aufbringung von Mitteln zwecks Hebung der produktiven Arbeit angegeben. Diese Mittel sollen der Industrie und dem Handel zugeführt werden, um den privatwirtschaftlichen Antrieb zur Steigerung der produktiven Arbeit zu stärken. Auch ein ausgiebiges Bauprogramm und eine Kreditpolitik in dieser Richtung wird ein Hauptbetätigungsgebiet der Bank sein. Die Konstruktion der neuen Bank. Sodann folgt die Schilderung der Konstruktion der Europäischen Friedensbank. Sie wird eine internationale Aktiengesellschaft sein mit dem Hauptsitze in Wien und ist als eine internationale Finanzorganisation gedacht, die nach dem Grundriß des amerikanischen föderativen Reservesystems aufzubauen ist. Da für eine solche auf ganz Europa und Amerika sich erstreckende Organisation eine eigene Rechtsform der Inkorporierung — offenbar im Wege des Völkerbundes — geschaffen werden müßte, ehe sie ihre Tätigkeit in mehreren Ländern gleichzeitig beginnt, so soll vorläufig mit Rücksicht auf die Dringlichkeit der Sanierung der österreichischen Währung eine Eintragung des Instituts unter der obbezeichneten Firma nach den für österreichische Aktiengesellschaften geltenden Bestimmungen erfolgen. Die Bank projektiert, das österreichische Geschäft mit einem volleingezahlten Kapital von 80 Millionen Dollar zu beginnen. Zu diesem Behufe werden 800.000 Stück Aktien im Nominale von 100 Dollar emittiert. Eine Beteiligung an der Übernahme von Aktien hat zu erfolgen entweder in Gold oder in solchen Apports, die für den Aufbau der industriellen Betätigung der Bank als gleichwertig mit effektivem Gelde angesehen werden. Es wird als Grundsatz fixiert, daß die Hälfte des Reingewinnes, wenn er die Höhe von 100 % der Bankreserven erreicht hat, dem Staate abzuführen ist. Um diesem die Kontrollmöglichkeit für die Geschäftsführung der Bank zu bieten, wird in das Statut die Bestimmung aufzunehmen sein, daß in der Verwaltung ein von der Regierung designierter aktiver Staatsfunktionär Sitz und Stimme haben muß. Europäische Friedensbank, Entwurf zur Münze zu 1 Cent von 1922, Vorder- und Rückseite. Europäische Friedensbank, Entwurf zur Münze zu 1 Dollar von 1922, Vorder- und Rückseite. Münzenprägung. Die Bank projektiert, unmittelbar nach Erlangung der Konzession folgende Münzstücke ausprägen zu lassen: In Silber: 6 Millionen europäische 1-Dollar-Stücke, 15 Millionen ½-Dollar-Stücke, 24 Millionen ¼-Dollar-Stücke und 200 Millionen 10-Cent-Stücke. Die Silberprägung werde laut dem Projekt einen Münzgewinn von nahezu 100 Milliarden Kronen ergeben, bei einem Einlegungskurs von 5000 Kronen per Dollar. Aus Nickel werden die 5-Cent-Stücke geprägt, und zwar beabsichtigt die Bank eine Emission von 225 Millionen 5-Cent-Stücken, wobei sie einen Mehrertrag von nahezu 48 Milliarden erhofft. Schließlich beabsichtigt die Bank, 200 Millionen Einzelstücke in Kupfer prägen zu lassen, die ihr einen Mehrertrag von ungefähr 8 Milliarden sichern würden. Was die Metallbeschaffung betrifft, so meint das Elaborat, daß es im Interesse der Regierung gelegen sein wird, von ihren Beständen gegen Abrechnung beizusteuern. Im übrigen übernimmt die Bank die Gesamtaufbringung aus eigenen Mitteln. Der hierfür verwendete Etat, der nach der Berechnung des Gründers ungefähr 120 Milliarden ausmacht, wird jedenfalls vom Staate durch Goldbons auf Friedensdollars zu garantieren sein, was einer entsprechenden Abmachung zwischen Bank und Regierung vorbehalten bleibt. Was die Hoheitsfrage betrifft, so anerkennt das Elaborat das Münzrecht als eine Prärogative des Staates, deren er sich nicht begeben kann, doch bezeichnet sich die Bank in diesem Falle nur als Vollstrecker des vom Staate erhaltenen Auftrages, den sie überdies mit eigenen Mitteln durchführt. Europäische Friedensbank, Entwurf zur Banknote zu 1 Friedensdollar von 1922, Vorderseite mit dem Porträt von Josef Drach. Notenemission. Diesbezüglich enthält das Elaborat folgende Ausführungen: „Als Grundsatz für die Notenemission wird folgende Bestimmung anzusehen sein: Drachs Europäische Friedensbank ist befugt, eigene Banknoten auszugeben, wobei das Vorhandensein einer Deckung von mindestens 20 % in Gold und 100 % in kurzfristigen Papieren als unerläßliche Vorbedingung gilt. Die Papiere würden von gutsituierten Banken indossiert und durch marktfähige Güter garantiert sein, die ihrer Natur nach nicht zugrunde gehen können, ordnungsmäßig versichert sind und deren Rechtsansprüche durch Dokumente begründet erscheinen. Nach der oberwähnten Aktienemission verbleibt, wenn man die Prägungskosten mit rund 40 Millionen Dollar beziffert, ein verfügbares Kapital von 30 Millionen Dollar. Zufolge des oben erwähnten Grundsatzes für unsere Notenemission ist daher auf diese Weise die Möglichkeit zu einer Emission von mindestens 150 Millionen Dollar gegeben, somit auch für reichliche Bestände an vollgedeckten Banknoten vorgesorgt." Sodann folgt der sogenannte Einlösungsplan, der von zwei Grundprinzipien ausgeht. Das erste ist die Stillegung der Notenpresse am Tage der Einführung der neuen Währung, das zweite bestimmt, daß die Einlösung nur nach Maßgabe der bei Beginn der Einlösung umlaufenden Papierkronenmenge erfolgt, so daß der Bestimmung der Relation eine feste Grenze nach oben gezogen erscheint. Das letzte Kapitel ist ein pazifistisches Bekenntnis, doch gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß den größten Vorteil aus diesem Unternehmen die Stadt Wien haben wird, die dadurch, daß sie als Hauptsitz der Friedensbank gewählt wird, die Möglichkeit bekommt, die reichste Stadt der Welt zu werden. In den Schlußsätzen werden sozial-ethische Gesichtspunkte ins Treffen geführt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß „durch die neue Währung ein vereinigtes Europa geschaffen wird, daß die Geldspekulation aufhört und die vielen, die nicht von der Arbeit leben, gezwungen werden, redlich zu arbeiten.“ In einem mit prachtvollen Antiquitäten vollgestopften Geschäfte hatten wir Gelegenheit, Herrn Josef Drach im Kreise seiner Mitarbeiter zu begrüßen. Er ist ein sympathischer, blonder, blauäugiger junger Mann von höchstens 35 Jahren. Seinen Plan überreichte er bereits anfangs April dem Ministerialrat Doktor Bartsch im Finanzministerium und er glaubt, durch seine Idee viel dazu beigetragen zu haben, daß man zur Errichtung einer neuen Notenbank aus eigenen Kräften geschritten ist. Er soll die Zusage des Finanzministeriums haben, mit der Notenbank kooperieren und auf diese Weise seine Pläne verwirklichen zu können. Sein Projekt ist bis in die letzten Details ausgearbeitet, der akademische Maler Alfred Offner zeichnete bereits die Entwürfe sämtlicher neuer Geldtypen. Außer Josef Drach ist u. a. auch die Baronin Berta Suttner, Tolstoi, Lord Beakensfield und Christus auf den Banknoten abgebildet. (Das Bildnis der 1 Dollar-Note stellt Herrn Josef Drach dar.) Auf unsere Frage, ob die eine Milliarde für die neu zu gründende Bank bereits beisammen ist, erwidert Josef Drach, ein wenig verächtlich lächelnd, daß der Betrag bereits mit 250 Millionen Kronen überzeichnet ist. „Geld,“ sagt er, „haben wir, soviel wir wollen. Für den Plan sind schwerreiche ausländische Kapazitäten gewonnen, so Sir Salomon Moses, Bankier in London und New York, Samuel Mogendorff, Realitätenhändler in Amsterdam, der sich brieflich bereit erklärte, eine Filiale in Amsterdam zu errichten, Alexander Schenker, Kaufmann in London, Melech Liebsohn, Großindustrieller und Mühlenbesitzer aus Beßarabien, der auf einmal 1000 Waggons Mehl nach Wien zu schicken imstande ist, Sanders Samuel, Mitinhaber der Nähmaschinen-Weltfirma Singer & Co., Jacques Bronner aus Berlin u. a. Auch Österreicher beteiligen sich an dem Unternehmen, doch die Namen dieser Herren kann ich Ihnen noch nicht nennen. Es sind alle Voraussetzungen da, die die Durchführung des Planes sichern. Ich hoffe, daß auch die österreichische Regierung mir beistehen wird.“ Josef Drach ist von einem starken Geiste erfüllt, wie man ihn in Krämerläden nur selten findet. Er besitzt aber auch den starken Glauben, der in Krämerläden so häufig anzutreffen ist. Vielleicht wird dieser feste Glauben ihm dazu verhelfen, zum Siege seiner Ideen etwas beizutragen, wenn auch nur wenig Hoffnung vorhanden ist, daß die Form der Verkörperung dieser Ideen eben Drachs Europäische Friedensbank sein wird. Dr. L. M. "Neues Wiener Journal", Nr. 10.307, 19. Juli 1922 Der europäische Friedensdollar. Ein Projekt zur Gesundung und Pazifizierung Europas. Das große Problem unserer Zeit ist die aus dem Krieg hervorgegangene europäische Not. Es ist überflüssig zu sagen, worin sie besteht. Sie hat in gleicher Weise wirtschaftlichen wie kulturellen Charakter. Die Staaten leiden in gleich heftiger Weise an ihr wie die einzelnen Gesellschaftsklassen und das Individuum. Ein solcher Notstand bringt die ideologischen Helfer und Propheten hervor, die, dem tätigen Leben fern, in stillen Studierstuben phantastische Pläne aushecken, Theorien der Verzweiflung, die niemals praktische Verwirklichung erfahren. Aber auch menschliche Energien werden in solchen Zeiten geweckt, die mit tiefem Einblick in das Notwendige neue Auswege aus dieser Not suchen und finden. Solche Energien und tiefe klare Einblicke scheint der Mann zu besitzen, dessen Projekt zur Sanierung Europas bereits in ernster öffentlicher Diskussion steht. Es ist da entstanden, wo die Not am heiligsten empfunden wird und nach Abhilfe am stärksten drängt. Herr Josef Drach, von dem das Projekt herrührt, ist ein Selfmademan, der vom einfachen Arbeiter bis zum angesehenen Kunsthändler sich emporschwang. Er ist Praktiker und Idealist zugleich und über persönliche Vorteile hinaus geht seine weit ausschauende Sorge. In dem stillen Kontor seines mit künstlerischen Kostbarkeiten vollgefüllten Geschäftshauses weiht er alle, die seiner Idee Interesse und Verständnis entgegenbringen, in seinen grandiosen Plan ein. Er breitet sein Exposé vor dem Besucher aus, das in seiner lichtvollen Darstellung und mit seinen Argumenten auch den Skeptiker überzeugt. Herr Drach verfügt bereits über eine Anzahl von theoretisch und praktisch bestbeschlagenen Mitarbeitern, die ihn in seiner rastlosen Propaganda unterstützen. Das Projekt wird von Ressortministern bereits ebenso ernst genommen wie in den sonstigen maßgebenden Kreisen. Es handelt sich um eine Friedensbank, deren Hauptstelle zunächst in Wien errichtet werden soll. Von hier aus soll der europäische Friedensdollar ausgehen, zu dem sogar schon die von Künstlerhand herrührenden Entwürfe bereits vorliegen. Die Modelle sind mit den Bildnissen der großen europäischen Geister geschmückt und tragen die Namen aller europäischen Länder. Das Endziel der Bank ist die Schaffung einer europäischen Einheitswährung, eine Idee, die schon mehrfach erwogen wurde. Im Exposé werden die Durchführungsmöglichkeiten haarscharf dargelegt. Diese Sinnheitswährung soll ein Kampfmittel gegen alle künstlichen Mauern und Grenzen sein, die das Wirtschaftsleben in den Zustand einer hoffnungslosen Krise brachten und fortwährend unterbinden. Ein solcher Hemmschuh ist die so ungleiche Bewertung und die mangelnde Stabilität der Währungen. Der Friedensdollar soll, wie es im Exposé heißt, das Symbol gleichsam dafür sein, daß es, ähnlich wie jenseits des Ozeans auch in Europa nur einen einheitlichen Willen geben muß, den Willen zum Frieden und zu redlicher Arbeit. In ihm wird die Abhilfe des Nebels gesehen, das darin liegt, daß in dem einen Land sich die Rohstoffe ungenutzt häufen und in dem anderen bitter entbehrt werden müssen. Ein vereinigtes Europa soll geschaffen werden; nur ökonomische Kräfte können es begründen. Das ist das ethische Grundmotiv des projektierten Geldinstituts. Dafür ist eine eigene Rechtsform im Wege des Völkerbundes erforderlich. Das vorläufig nötige Kapital steht Herrn Drach zur Verfügung. Er zeigt die schriftlichen Zusicherungen hinreichender finanzieller Unterstützung. Der Hauptsitz der Bank soll in Wien errichtet werden, das dadurch die Aussicht gewinnt, die reichste Stadt der Welt zu sein. Eine Utopie? Das Exposé setzt sich mit jedem Einwand auseinander und baut das als phantastisch erscheinende Projekt mit nüchternen Erwägungen auf. Und es zeigt die wirtschaftlichen Vorteile, die diesem notleidenden Staat in dem ganzen werktätigen Leben daraus erwachsen würden. Utopisch war Herzl's Judenstaat, der im alten verwüsteten Palästina nach Jahrtausenden jetzt seine Verwirklichung findet; utopisch ist alles, was zuerst nur reine Idee ist. Die geschichtliche Notwendigkeit, ist sie einmal erst erahnt und begriffen, setzt sie ins Reale um. Es ist zu wünschen, daß der europäische Friedensdollar nicht der unerfüllte Traum eines mit geschäftlicher Genialität begabten Menschen, nicht eine ungenützte Idee bleibt. H. M. Ganz so problemlos war die Umsetzung für Drach und seine Unterstützer dann doch nicht. Noch über Jahre wurde seine Idee des europäischen Friedensdollars immer wieder in den Gazetten aufgegriffen. "Der Tag", Wien, 9. September 1924 Volkswirtschaft. Eine europäische Friedensbank. Nicht nur zum Kriegführen, sondern auch zur Begründung eines Friedens, der seinen Namen wirklich verdient, gehört Geld. Der Unterschied ist nur der, daß das Geld, das der Krieg verschlingt, vernichtet wird und vernichtet, das Geld, das den Frieden bringt, tausendfältig Frucht trägt. Darauf beruht der Gedanke des Wiener Kaufmannes Josef Drach, der durch die Gründung einer Europäischen Friedensbank und die Ausgabe einer einheitlichen europäischen Friedenswährung (Friedensdollar) den latenten Krieg, der an Europas Mark zehrt, beenden will. Josef Drach will seinen Kampf gegen „Waffen und Grenzen" mit der goldenen Waffe seines Friedensdollars führen, für dessen reichliche Goldfundierung durch ausländisches Gold vorgesorgt sein soll. Die Detaildurchführung der Idee, die bereits bis ins kleinste scharf und logisch durchdacht ist, zeigt ein klares Erfassen nicht allein aller wirtschaftlichen Möglichkeiten und Notwendigkeiten, sondern auch aller psychologischen Momente, die sich insbesondere in den Entwürfen für die einzelnen Noten deutlich zeigen. Der Proponent der Idee wünscht als Österreicher begreiflicherweise Wien zum Zentralsitz dieser europäischen Bank zu machen, was auch in den inneren Grundlagen des Planes seine volle Begründung findet. Bisher hat sich Drach die moralische und die materielle Hilfe einer Reihe von Persönlichkeiten gesichert, deren Namen guten Klang in der internationalen Finanzwelt besitzen. Nun wäre es gerade jetzt vielleicht an der Zeit, wenn sich auch unsere Regierung mit dem Projekt eingehender beschäftigen wollte und es nicht bei einigen anerkennenden Worten bewenden ließe, um dann den Akt der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. C. G. "Die Stunde", Wien, 24. Oktober 1925 Der Dollartraum eines Wiener Utopisten Das Projekt einer europäischen Friedensbank und der Emission des Friedensdollars vor der internationalen Währungskonferenz. Vor kurzem erschien in den Blättern folgendes Communique: „Auf Vorschlag des Präsidenten Coolidge wird eine internationale Währungskonferenz einberufen werden, auf der auch das Projekt einer europäischen Friedensbank und einer einheitlichen europäischen Währung erörtert werden soll." Josef Drach Diese kurze telegraphische Nachricht, an der wohl die meisten achtlos vorübergingen, hätte in Wien ein gewisses Interesse verdient. Der Plan einer Europäischen Friedensbank und das Projekt der Emission von europäischen Friedensdollars stammt doch wie wir schon vor längerer Zeit berichtet haben von einem Wiener. Ein Wiener Antiquitätenhändler, Josef Drach, entwickelte vor sechs Jahren in einem ausführlichen Memorandum ein Projekt, das geeignet sein solle, aus dem Elend der Inflation und dem Wirrwarr der schwankenden Valuten durch Schaffung einer einheitlichen europäischen Währung und Gründung einer europäischen Friedensbank herauszuführen. Seine Memoranda verschwanden in Regierungsarchiven und in Papierkörben der Finanzkapazitäten. Seine Idee wurde und wird auch vielfach jetzt noch als Utopie und Phantasterei betrachtet. Josef Drach verlor aber nicht die Geduld, verfaßte immer neue Elaborate, trat mit führenden Persönlichkeiten des europäischen und amerikanischen Wirtschaftslebens in Korrespondenz und entfaltete für seine pazifistische Währungsform eine rührige Propaganda. Er hat sogar durch einen angesehenen Wiener Künstler, Alfred Offner, Entwürfe für die Dollarmünzen und Dollarnoten ausführen lassen. Als wir Josef Drach besuchten, zeigte er vor allem diese interessanten Entwürfe. Die Noten der europäischen Friedensbank sind geschmückt mit Symbolen des Pazifismus und den Porträts der Helden europäischer Kultur. Der Fünf-Dollar-Schein trägt in der Mitte das Bild Tolstois, rechts und links Sinnbilder der friedlichen Arbeit. Auf der Vorderseite der Fünfzig-Dollar-Note sehen wir den charakteristischen Kopf Jean James. Der Zehn-Dollar-Schein ist sogar mit dem Bilde Christus’ geschmückt. Außer den Noten sind bereits auch die Entwürfe für die Metallmünzen (1 Dollar, ¼ Dollar, 10 Cent, 1 Cent), fertiggestellt. Eine vollkommene Serie. Haben diese Noten gegenwärtig zwar keinen valutarischen, so doch gewiß einen künstlerischen Wert. (Wie armselig und unkünstlerisch sind doch im Vergleich dazu unsere in Umlauf befindlichen Papiernoten der österreichischen Nationalbank!). Josef Drach, der seit sechs Jahren an seinen Friedensdollar-Plänen arbeitet ein origineller erfinderischer Kopf war in seiner Jugend Handwerker, gelernter Maschinenbau-Meister. (Er hat unter anderem auch eine Erfindung zur Verhütung von Eisenbahnzusammenstößen und Zugentgleisungen gemacht.) Wir fragten ihn über die Aussichten seiner Friedensdollar-Projekte: Ich bin Idealist, aber kein Utopist, sagte er. Ich hoffe, daß meine Pläne doch über kurz oder lang verwirklicht werden können. Die sechs Jahre, die seit der Veröffentlichung meiner Vorschläge verflossen sind, haben die Richtigkeit meiner Ansichten bewiesen. Die von mir vorgeschlagene Errichtung der europäischen Friedensbank hätte uns die richtige Sanierung gebracht. Wäre man mir gefolgt, so hätten wir den Zimmerman erspart, meint er. Wie stellen Sie sich die Gründung der europäischen Friedensbank praktisch vor? Nach den Beratungen der internationalen Währungskonferenz sollte der Völkerbund die Konzession zur Errichtung der europäischen Friedensbank und der Emission von 80 Millionen Friedensdollar erteilen. Wo soll der Sitz der Friedensbank sein? In Wien natürlich. Im Schloß Schönbrunn. Auf Grund der Ermächtigung des Völkerbundes sollte die österreichische Regierung die Friedensdollarmünzen im Hauptmünzamt, die Noten in der Banknotendruckerei der Notenbank herstellen lassen. Es wäre für Österreich auch ein glänzendes Geschäft. Glauben Sie wirklich daran, daß Ihre Idee tatsächlich verwirklich werden kann, fragten wir skeptisch. Ja, ich glaube fest daran. Josef Drach faltet seine Friedensbank-Entwürfe und seine Patentschriften (zur Verhütung der Eisenbahnzusammenstöße und Entgleisungen) zusammen. Es scheint bei ihm ein Gedankenkomplex zu sein. Wird sein Patent zur Verhütung europäischer Zusammenstöße und diplomatischer Entgleisungen Erfolg haben? Selig sind, die glauben! "Badener Zeitung", Baden bei Wien, 28. September 1927 Der Friedensdollar. Der Vorschlag eines Wieners zur Verhinderung künftiger Kriege. Motto: Gegen Waffen und Grenzen. Auf dem Dr. Karl Lueger-Platz in Wien befindet sich eine Antiquitätenhandlung. Josef Drach nennt sich der Firmainhaber. Im Beruf haust und verkauft er persische Teppiche, türkische Decken, indische Möbel, spanische Intarsien, japanische Netsukes, Alt-Wiener Porzellan. Auf ein paar Jahrhunderte kommt es ihm bei dem oder jenem Stück nicht an. Im Nebenberuf ist er Politiker, Amateurpolitiker, der aber, wie wir gleich hören werden, Beruf und Nebenberuf geschickt zu verquicken versteht, seine Idee an seine Kunden und solche, die es mangels nötigen Kleingeldes nicht werden können, weiterzugeben weiß und, ein tüchtiger Geschäftsmann, auch wenn die Idee keine Verwirklichung findet, aus ihr Kapital schlägt. Der Wiener Antiquitätenhändler Josef Drach will nichts Geringeres gefunden haben als ein Mittel, künftige Kriege unmöglich zu machen. Vom Kriegführen und davon, was man dazu braucht, dürfte er nicht viel mehr wissen, als der selige Montecuccoli. Wenn dieser gewiegte altösterreichische Politiker mit seinem Ausspruch, man benötige zum Kriegführen bloß dreier Dinge, Geld, Geld und wieder Geld, recht hat, und daß er es hat, beweist der große europäische Dalles selbst bei den Siegerstaaten, dann ist doch auch schon das Gegenmittel gefunden, das Mittel, das den Krieg unmöglich macht: Man entziehe den Völkern das Geld zum Kriegführen und der ewige Friede ist da. Gibt es etwas Einfacheres, Einleuchtenderes? Drach beteuert nein, und ich, der ich ihm glaube, daß die japanische Göttin Kwannon 8. Jahrhundert ist, glaube ihm auch das: weil ich von dem einen wie von dem andern gleichviel verstehe .... „Mensch," sagt Herr Drach, „jetzt lassen Sie dem Buddha seine Weisheit und hören Sie auf mich." Ich reiße nur schwer den Blick vom sinnenden Gott, der seinen Nabel anstarrt. Täusche ich mich, oder lächelt er bei des Händlers Worten deutlicher, verständnisvoller? Herr Drach schleppt mich, den wildfremden Käufer und Sammler, in sein Allerheiligstes, drückt mich auf einen gotischen Kirchenstuhl des 14. Jahrhunderts, öffnet eine Lade eines entzückenden Empireschreibtisches und zieht kein vergilbtes Pergament, lieber Leser, sondern eine mit neuzeitlicher Maschinenschrift bedeckte Flugschrift heraus. Dann beginnt er (Buddha lächelt noch breiter): „Ein Mittel, jeden Krieg unmöglich zu machen, erblicke ich in der Schaffung einer einheitlichen Währung für alle Länder. Die Emission dieses neuen Geldes soll einzig und allein in die Hände des Völkerbundes gelegt werden. Alles Geld darf ausschließlich nur für Friedenszwecke in Umlauf gebracht werden und wird von der zu errichtenden„Welt-Friedensbank" hergestellt. Als Zentralsitz für den Völkerbund und die Friedensbank schlage ich Schönbrunn in Wien vor, dessen historische Bedeutung als Kulturstadt und Ort, wo der Gedanke zur Schaffung des Friedensdollars und die Umwechslung der Zahlungsmittel aller Staaten gegen diesen entstand, nachweisbar ist. Ist einmal das Geld zur Erzeugung von Kriegsmaterial nicht mehr vorhanden, so hört automatisch die Bedrohung der Grenzen auf. Das Geld darf nur für Zwecke des Friedens und der Wirtschaft verwendet werden, die Erzeugung von Waffen und Munition unterliegt strengster Bestrafung und die Abrüstung aller Staaten muß unbedingt erfolgen. Welch ungeheure Mittel werden hierdurch frei und dem Wohle der Allgemeinheit zugeführt! Die Volksvermögen, welche durch die Kriege vergeudet und buchstäblich verpulvert wurden, könnten künftighin dem Wiederaufbau der friedlichen Kulturarbeit, der Schaffung neuer Werte zugeführt werden. Die Grenzen würden geöffnet, die Handelsbeziehungen, die durch die unseligen Absperrungen erschwert sind, würden rege werden, Handel und Industrie zu neuer Blüte sich entfalten und die Völker in friedlichem Wettbewerbe zu Höchstleistungen auf allen Gebieten angespornt werden. Der Freihandel würde eine Verbilligung der Waren und eine Senkung der Kosten für die Lebensführung ermöglichen. Die Arbeitslosigkeit würde aufhören, sobald die Länder und Städte die Geldmittel zur Ausführung großzügiger Bauprojekte zur Verfügung stellen könnten." Herr Drach ist zu Ende. Er blickt mich an: „Was sagen Sie dazu? Habe ich recht?" Ich blicke zu Buddha hinüber. Wer deine Weisheit hätte! Könntest du Allwisser die Frage beantworten? Gibt es ein Mittel gegen den Krieg? Buddha schweigt und lächelt. Und blickt den Nabel an. Kommt aus dem Nabel die Weisheit? Des halb sind wir so unweise, weil uns unsere Kleidung hindert.... Hat Drachs Idee nicht einen guten Kern? Ich glaube schon. Ein Größerer hat sie gangbar gefunden. Sie besteht im wesentlichen aus folgendem: Um dem chaotischen Zustand in den Weltwährungen mit einem Schlage ein Ende zu machen, propagiert Herr Drach die Einführung einer einheitlichen Währung für alle Staaten Europas. In dem Augenblick, da alle Europäer, wenn sie in ihr Portefeuille greifen, nur Dollars und keine Franken, Pfunde, Schillinge usw. herausnehmen können, ist Drachs Gedanke zur Wirklichkeit geworden. Die Schaffung dieser Währung ist in der Hauptsache darauf gerichtet, künftighin Kriege zu verhindern, da ihre Verwendung nur für Zwecke des Friedens erfolgen darf. Drachs Devise „Gegen Waffen und Grenzen" sagt schon, daß für Kriegsrüstungen kein europäischer Staat auch nur einen Heller ausgeben darf. Zur Herstellung und Emission der einzelnen Teilwerte des Weltfriedensdollars soll die„Weltfriedensbank" gegründet werden. In dem Augenblicke, wo alles Geld ausschließlich nur für Friedenszwecke ausgegeben werden darf, würden automatisch alle Zollschranken, die die Völker trennen und bedrücken, fallen, ebenso die Sprachenzwistigkeiten und die Paßschikanen ein Ende finden. Ist einmal das Geld zur Erzeugung von Kriegsmaterial nicht mehr vorhanden, so hört automatisch die Bedrohung der Grenzen auf. Das Geld darf nur für Zwecke des Friedens und der Wirtschaft verwendet werden, die Erzeugung von Waffen und Munition unterliegt strengster Bestrafung und die Abrüstung aller Staaten muß unbedingt erfolgen. Welch ungeheure Mittel werden hierdurch frei und dem Wohle der Allgemeinheit zugeführt! Herr Drach hat sich an den Völkerbund mit seiner Idee gewendet. Er hat keine Antwort bekommen, die Herren waren anscheinend mit der„Abrüstung" beschäftigt. Wo haben sie Zeit für Friedensvorschläge? Der Wiener ist nicht irre geworden: Er hat einen gewaltigen Folianten auf einem Tische liegen: „Schreiben Sie mir hier Ihre Meinung über meine Idee nieder," bittet er. Ich blättere in dem dicken Bande und traue kaum meinen Augen: Heerführer neben Politikern, Zeitungsmänner und Künstler, Gelehrte neben Koryphäen auf dem Gebiete des Handels haben sich hier verewigt und in wenigen Worten ebensoviel Schmeichelhaftes über Drachs Idee geäußert. Ich gerate da in keine schlechte Gesellschaft. Deshalb schreibe ich: „Von des Krieges Weh und Ach / Befreie uns Herr Josef Drach. / O, hört auf ihn, ihr Herr'n in Genf. Da bockte mein Pegasus, ich fand den Vers auf Genf nicht gleich. Schöne Blamage! Da blickte ich zu Buddha hinüber. Jetzt lachte er vollends und schien zu sagen:„Auf deinen Senf kommts an!" Senf, Senf, da habe ichs! Und als Schlußvers schrieb ich: „Sein Plan ist mehr als bloßer Senf. Und nun lächelten wir alle, Buddha, Herr Drach und ich. J. x. o. "Badener Zeitung", Baden bei Wien, 31. August 1929 Friedensgeld. Da war im Krieg in der Abteilung des Kriegsministeriums, der ich vorstand, ein Landsturmmann eingerückt, Titularkorporal mit Intelligenzbörtel, im zivilen Leben ein angesehener Geschäftsmann. Er war mein Kanzleileiter; geschickt, diskret, voll rührender Ergebenheit für seinen Rittmeister. Und dann brach der Friede aus, ich verließ Wien und hörte nur selten von meinem, Kriegskameraden. Neulich ging ich spazieren und kam durch Zufall in einen mondainen Kaffeegarten mit Jazz und furchtbar verruchten Großstadtmädeln. Plötzlich rief mich jemand an. Hochelegant, 12 Jahre älter, gewichtig aber nach zwei gewechselten Worten war die alte Zusammengehörigkeit wieder hergestellt. Der Herr Kommerzialrat lud mich zu seinen Tisch. Dort saß ein gedrungener Herr in den besten Jahren, unauffällig für die Maße, nur in seinen Augen sah ich etwas glühen, was mir verwandt schien, Künstlerfeuer oder Phantasie mit einen Schuß Besessenheit. Sein Name wurde mir genannt – Josef Drach. Da setzte ich mich interessiert hin, denn mit diesem Namen verband ich die dunkle Erinnerung an einen Fanatiker des Friedens, eines wirklichen, echten, heiligen Gottesfriedens, unbeschwert von Versailles, St. Germain und Trianon. Überstürzt war seine Rede, ringend mit dem Worte, immer aber kehrte das Bekenntnis wieder zu einem tiefen Glauben an eine Mission, an ein Werk, umwälzender und revolutionärer als alle Bewegungen der christlichen Aera. Denn dieser Mann will das Engelwort der Weihnacht in die Tat umsetzen: Und Friede den Menschen auf Erden. Nicht durch papierene Vorträge, an die sich kein Mensch hält, nicht durch Pakte, die mit goldner Feder unterzeichnet und endlich nur bequeme Fragen für Kanditaten der Staatswissenschaft werden; nicht durch Demonstrationen, die nur zu Leitartikeln Anlaß geben, nicht durch genferne Diners und Empfänge oder durch sensationell aufgezäunte Pan-Europa-Vorträge gräflicher Utopisten [gemeint ist Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi] – sondern durch das einzige, was in dieser entgötterten Welt allein idealen Wert darstellt, an dem alles hängt, nach dem alles drängt – durch das Geld. Und dann war ich in Wien in seinen Milieu. Unter Boulemöbeln, Maria Theresien-Sekretären, Biedermaierkomoden, gotischen Heiligen und steiflehnigen Chippendalestühlen, unter alten italienischen und niederländischen Bildern, umweht von einer Vision von Gabriel Max und den preziösen Frauen einer Angelika Kaufmann sitzt er an einem mächtigen Empiretisch und holt aus einer grellbemalten Bauerntruhe einen Stoß mächtiger Bände hervor – sein Stammbuch. Jedes Blatt ein Dokument ehrlichster Menschlichkeit, Zeugen von fast religiösen Fanatismus für Ueberbrückung und Verständigung, Namen aus allen Weltteilen, Namen, die jeder kennt und achtet. In allen Sprachen der Welt, in arabischer, türkischer, chinesischer, kyrillischer und armenischer Schrift leuchtet aus diesen Folianten das Bekenntnis zum Erdenparadies, Hoover steht neben Hindenburg und Pflanzer-Baltin. Ueber den Schreibtisch ein großes Tableau, die Entwürfe zur Einheitswährung der Welt, zum „Friedensdollar". Nicht Regentenbildnisse schmücken die Note, die großen Apostel und Bahnbrecher der Menschheit grüßen vom Zahlungsmittel der Zukunft, Christus, der Erlöser der Seele, und Abraham Lincoln, der Befreier aus körperlicher Sklaverei und Marconi, der Weltumspanner. Drach erzählt :» Eine Weltfriedensbank sieht er im Geiste aufgestellt, sieht Grenzen verschwunden, Zölle aufgehoben, sieht Völker verbunden mit einheitlichem Schaffen unter einheitlichen, wirtschaftlichen Bedingungen, nicht Pan-Europa, sondern Pan-Univers und sieht Wien, sein geliebtes Wien, als glückliches, zufriedenes Kultur- und Kunstzentrum der Welt. Erschüttert steht man vor diesem Glauben, der, wie der Apostel sagt, Berge versetzen kann, nein. Schwereres vollbringen, Haß zerstören und die Vernunft auf den Thron erheben. Im Ausland kennt man Drach und seine Idee. Hervorragende Politiker und Wirtschaftler ziehen mit ihm an einem Strang. Hier in der Heimat ereilt ihn das österreichische Los. Erst wenn Deutschland und England, wenn Amerika und das ferne Japan von Drach und seinem Werke als einen selbstverständlichen Evolutionsschritt sprechen, werden die Oesterreicher darauf kommen, daß es einer der Ihrigen ist, der in Wien die Fäden einer Weltbewegung in der Hand hält. Richard Kühnelt "Bergland", Illustrierte alpenländische Monatsschrift. XIII. Jg., Heft 12, 1931 Das Geld von Morgen: Der europäische Friedensdollar – Die Einigung Europas Der Plan einer europäischen Friedensbank und das Projekt der Emission von europäischen Friedensdollars stammt von einem Wiener Antiquitätenhändler, Josef Drach, der bereits vor acht Jahren in einem ausführlichen Memorandum ein Projekt entwickelte, das geeignet ist, den europäischen Kontinent mit neuen, verjüngenden Kräften zu erfüllen, die Produktion zu heben, allgemeinen Wohlstand herbeizuführen. Das Projekt einer europäischen Friedenswährung ist bis ins Detail ausgearbeitet und allen Regierungen der europäischen Staaten unterbreitet worden. Finanzgrößen, Herrscher, Minister, Diplomaten, Bankfachleute haben es geprüft und für gut befunden. Die Friedensdollars sollen neben autonomen Währungen aller europäischen Staaten anerkannt werden; gleichzeitig soll eine Friedensbank gegründet werden, der die metallische Deckung der in Umlauf zu setzenden Währung vorbehalten bleibt. Warum man noch immer nicht auf die Lösung der Finanzprobleme durch Schaffung einer zwischenstaatlichen Währung verfallen ist, wobei alle Zollgrenzen fallen und die Zinsverhältnisse auf gesunder Basis geregelt werden? Josef Drach besitzt ein interessantes Buch, in dem sich unter anderen großen Männern der Öffentlichkeit auch der Franzose Herriot und der Präsident der Vereinigten Staaten Hoover eingetragen haben, also sichtbar für seine Idee eingetreten sind. Trotzdem bleibt man vorerst bei dem alten, komplizierten Währungssystem, das die ohnedies hohen Produktionskosten steigert, die Staaten durch einen komplizierten Kreditverkehr, durch Zollschranken gegeneinander absperrt. Bei Einführung des Friedensdollars würde der Güteraustausch ständig zunehmen, Perspektiven für den Freihandel würden sich eröffnen, die Verbindlichkeiten der Kaufmannswelt könnten reibungsloser und günstiger liquidiert werden. Der Friedensdollar soll, wie es im Exposé heißt, das Symbol dafür sein, daß es, ähnlich wie jenseits des Ozeans, auch in [Europa]…" Fakt ist, dass Josef Drach sich nicht nur mit der Idee zufrieden gab, sondern diese auch in die Tat umsetzen wollte. Hierzu beauftragte er den vom Jugendstil geprägten Maler, Grafiker und Plakatkünstler Alfred Offner (1879–1947) mit der Herstellung von Entwürfen. Offner hatte sich auch mit der Gestaltung von Plakaten und Wertpapieren für die Wiener Kommerzial-Bank und das Rote Kreuz beschäftigt. Nachstehend übernehme ich die Beschreibung der einzelnen Motive der Entwürfe aus dem Artikel von 1931, die heute wohl nur noch wenigen Numismatikern und Historikern bekannt sein dürften. Die 1-Dollar-Note zeigt besonders sinnvoll die Zerstörung des Krieges durch die Friedensarbeit, die Friedensgöttin, die das Elend lindert, im Hintergrund das Aufblühen von Handel und Gewerbe. [Rückseite] Die 2-Dollar-Note zeigt die bekannte Wiener Vorkämpferin gegen den Krieg Berta von Suttner. [Vorderseite] Die 5-Dollar-Note weist als Symbol zwischen den Allegorien der Freundschaft und der Arbeit das Porträt des Friedensapostels Leo. Tolstoi. [Vorderseite] Eine andere 5-Dollar-Note zeigt den Erdball von Ketten des Friedens und der Freiheit umschlungen. [Rückseite] Christus mit dem Lamm zwischen den Symbolen der Freundschaft und des Fleißes ist der Schmuck der 10-Dollar-Note. [Vorderseite] Auf der 20-Dollar-Note sieht man Goethe als einen der ersten Wegbahner des europäischen Einigkeitsgedankens. [Vorderseite] Auf der 50-Dollar-Note kann man das Porträt Jean Jaurés, des großen europäischen Sozialpolitikers, erkennen. [Vorderseite] Von der 100-Dollar-Note blickt Lord Beaconsfield, der große Wirtschaftsphilosoph, als einer der Pioniere des europäischen Friedensgedankens. [Vorderseite] Die ursprünglich handgezeichneten Entwürfe sind alle auf Wien, den 1. Juli 1922 datiert und als Emittent ist die "Europäische Friedensbank" bzw. "Drach's Europäische Friedensbank" angegeben. Der Druck erfolgte in unbekannter, aber wohl sehr kleiner Zahl. Die Entwurfsdrucke im Format von ca. 130 mm x 60 mm wurden auf dünnem Zeitungspapier aufgeklebt. Einzelne Entwürfe (5, 10 und 100 Friedensdollar) sind rechts unten mit der Künstlersignatur "OFFNER" versehen. Ob es tatsächlich auch einen Entwurf mit dem Porträt von Abraham Lincoln gab, wie im Artikel der "Badener Zeitung" vom 31. August 1929 behauptet, oder ob es sich um eine Verwechslung des Berichterstatters z. B. mit dem Porträt von Lord Beaconsfield auf dem Entwurf zum 100-Friedensdollar-Schein handelt, bleibt offen. Die Gültigkeitsklausel, die man so auf den Entwürfen zu 1 und 5 Friedensdollar findet, besagt: "Die Drach'sche Europäische Friedensbank zahlt sofort auf Verlangen gegen diese Note den vollen Gegenwert in ihrem gesetzlich anerkannten Metallgelde bei ihrer Hauptanstalt in Wien. 1 Juli 1922." Woher die Einlagen zur Deckung der Ausgaben der Friedensdollars in gesetzlichem Metallgeld kommen sollten, war wohl neben der Anerkennung als alternatives Zahlungsmittel und der Festlegung von Umtauschverhältnissen zu fortbestehenden nationalen Währungen eines der Hauptprobleme Drach's gewesen sein. Immerhin hatte er bereits einige, hauptsächlich jüdische Geschäftsleute, für seine Idee gewinnen können. Drach unterbreitete seine Idee vom Friedensdollar zahlreichen einflussreichen Personen, ein angeblicher Kontakt zum damals größten Kunsthändler Wiens, Ferdinand Spany (1897–1983), dürfte aber eher unbedeutend gewesen sein, auch wenn Spany selbst ein Verfechter des Pan-Europa-Gedankens und einer europäischen Einheitswährung war. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man von einer echten Einheits- oder von einer Alternativwährung spricht, die sich vorerst neben fortbestehenden nationalen Währungen behaupten muss. Eine europäische Einheitswährung haben wir mit dem Euro, zumindest für dessen Gültigkeitsbereich, erst seit 2002, also 80 Jahre nach den Ideen von Josef Drach in der Praxis verwirklichen können. Über Drach selbst, einen selbstbewussten Visionär, dessen Idee an der harten Realität einer Zeit scheiterte, in der Reparationsforderungen in klingender Münze den vermeintlichen Siegern und die Bewahrung nationaler und Verteidigung wirtschaftlicher Interessen den vermeintlichen Verlierern wichtiger waren als der europäische Einheitsgedanke, ist wenig bekannt. Seine Idee vom Friedensdollar sollte dennoch nicht ganz in Vergessenheit geraten und Drach selbst in der Geschichtsschreibung der Europäischen Union einen gebührenden Platz erhalten. Fest steht aber auch, dass Josef Drach nicht ganz allein mit seiner Idee einer einheitlichen europäischen Bank war, aus den USA kam bereits im Frühjahr 1922 eine entsprechende Initiative, die aber noch keine europäische Einheitswährung vorsah. "Wiener Zeitung", Wien, den 8. März 1922 Das Projekt einer Europabank Aus Berlin, 7. d. M., wird gemeldet: Der amerikanische Senator Robert L. Owen, der sich zurzeit in Berlin aufhält und heute nach Paris und London abreisen wird, erklärte in einer Unterredung mit dem Vertreter der "Zeit" über seinen Plan, mit amerikanischer Hilfe eine Europabank zu gründen, u. a.: Die Bank, die den Namen Federal Reserve Foreign Bank erhalten soll, soll ihren Hauptsitz in New-York und Zweigniederlassungen dort haben, wo solche von den Banken und Regierungen in Europa gewünscht werden. Die Bank soll über ein Kapital von 500 Millionen Golddollar verfügen, das von den 12 großen Federal Reserve-Banken der Vereinigten Staaten beigestellt würde. Die Bank werde sich einzig und allein mit der Diskontierung von Handelspapieren befassen, die auf greifbare Waren begründet seien. Die Reservebank werde den europäischen Banken auch Goldkredite gegen solche Papiere geben und so mit Unterstützung europäischer Banken Goldkreditreserven ansammeln, die sie bis zu einer Höhe von 2-5 Milliarden bringen will. Amerika werde auf diese Weise seinen Goldschatz nutzbringend für die europäische Produktion verwenden. Sollten die europäischen Bank dem Plane zustimmen, so würde er sein Äußerstes tun, den amerikanischen Kongreß zur Annahme des Gesetzes zu bewegen. Auch diese Idee aus den USA verlief wohl im viel zitierten Sande. Aller wohl gemeinte Idealismus muss sich letztlich an den politischen Realitäten jeder Zeit messen lassen und Europa war in der Zwischenkriegszeit noch weit von einer umsetzbaren Vision einer Einheit entfernt. Erst die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine haben so manche Naivität im politischen Alltag auch von heute schwinden lassen. Interessant ist, dass der Gestalter der Entwürfe Alfred Offner, der 1879 im damals österreichischen Tschernowitz in der Bukowina (heute Ukraine) geboren wurde, jüdische Wurzeln hatte und während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht vor Verfolgung ausgerechnet in der Burg Ronsperg des Adelsgeschlechts Coudenhove-Kalergi in der Nähe von Taus in Westböhmen (Sudetenland) fand. So schließt sich wieder der Kreis der frühen Pan-Europäer und Vorkämpfer einer europäischen Einheitswährung. Hans-Ludwig Grabowski Danksagung: Herzlichen Dank an Rudolf Richter aus Salzburg für die Bereitstellung von Informationen sowie für die Abbildungen der Entwurfsdrucke aus seiner Sammlung. Anmerkungen: Der Großteil der Zitate aus österreichischen Presseveröffentlichungen wurde erst durch die Digitalisierungen der Österreichischen Nationalbibliothek möglich. Es hat sicher noch weitere Veröffentlichungen zu Drachs "Friedensdollar" – auch in Deutschland und anderen Ländern – gegeben.

  • Lexikon: Mafeking

    Mafeking (heute Mahikeng ) ist eine südafrikanische Stadt in Kapland, die während des Zweiten Burenkriegs ab 1899 von den Buren belagert wurde. Die britischen Truppen (ca. 2.000 Mann) unter Colonel Robert Baden-Powell (später zum Lord erhoben) hielten der 217 Tage andauernden Belagerung durch ca. 9.000 Buren stand. Mafeking, Britische Notausgabe über 10 Shillings von Colonel Baden-Powell unter Belagerung während des Zweiten Burenkriegs im März 1900. Abb. Wikimedia Commons. Links: Col. Baden-Powell 1899, rechts: Obelisk zur Erinnerung an die britschen Gefallenen während der Belagerung von Mafeking. Abb. Wikimedia Commons. Die Belagerten gaben Notgeld über 1, 2, 3 und 10 Shillings sowie 1 Pfund in verschiedenen Auflagen aus (Januar, Februar bzw. März 1900). Weil er von den eigenständigen Leistungen seiner Melder während der Belagerung von Mafeking so beeindruckt war, wurde Sir Robert Baden-Powell (1857-1941) 1908 zum Schöpfer der englischen Pfadfinder und Leiter (Chief Scout) der internationalen Pfadfinder-Organisation. Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)

  • Polen: 1000. Jahrestag der Krönung von Bolesław dem Tapferen

    Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 1000. Jahrestag der Krönung des ersten polnischen Königs wird die Polnische Nationalbank (NBP) eine Gedenkbanknote herausgeben. Die Sonderausgabe der 20-Złotych-Banknote zeigt Bolesław den Tapferen, der auch auf dem derzeit im Umlauf befindlichen Zwanziger abgebildet ist. Der Gouverneur der NBP, Adam Glapiński, stellte die Gestaltung der neuen Gedenkbanknote am 9. Oktober 2025 vor. Bolesław der Tapfere (ca. 967 – 17. Juni 1025) ist prominent auf der Vorderseite der neuen Banknote abgebildet. Die Darstellung geht auf ein um 1770 gemaltes Porträt von Marcello Baciarelli zurück. Bolesław, Sohn des ersten christlichen Herrschers Polens, Herzog Mieszko I., erbte 992 das Reich seines Vaters. Entschlossen, seine Position als christlicher Herrscher zu stärken, beauftragte er Bischof Adalbert von Prag (in Polen unter seinem slawischen Namen Wojciech bekannt) als Missionar bei den benachbarten heidnischen preußischen Stämmen mit einer Mission, die letztendlich zu Adalberts Tod und seiner anschließenden Heiligsprechung führte. Bolesław war von 992 bis 1025 Herzog von Polen und wurde 1025 der erste polnische König. Von 1003 bis 1004 war er auch Herzog von Böhmen. Als Mitglied der Piasten-Dynastie war Bolesław als Monarch auch ein starker Vermittler in mitteleuropäischen Angelegenheiten. Er setzte die Bekehrung seiner Untertanen zum westlichen Christentum fort und erhob Polen in den Rang eines Königreichs. Seine königliche Herrschaft dauerte aber nur zwei Monate bis zu seinem Tod, woraufhin sein Sohn Mieszko II. Lambert seine Nachfolge antrat. Dennoch festigte seine Krönung den Status Polens als unabhängiger christlicher Staat in Europa. Auf der Rückseite der Gedenkbanknote ist rechts die Lanze des Heiligen Mauritius zu sehen, die manchmal mit der Heiligen Lanze identifiziert wird, die angeblich während der Kreuzigung die Seite Christi durchbohrt hat. Als eines der Symbole der kaiserlichen Autorität im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde Bolesław von Kaiser Otto III. eine Kopie der Lanze überreicht, um die Rolle des polnischen Herrschers als christlicher Monarch zu stärken. In der Mitte ist ein Ausschnitt der Türen abgebildet, die den Eingang zur Kathedrale in Gniezno (Gnesen), der ersten Hauptstadt Polens, schmücken und Szenen aus dem Martyrium des Heiligen Wojciech darstellen. Links sieht man die Abbildung einer zu Zeiten von Bolesław geprägten Münze mit einem gekrönten Adler, einer frühen Form des modernen Wappens Polens, und einem Kreuz. Der Verkauf der neuen 20-Złotych-Gedenkbanknote beginnt am 5. November 2025, sie kann vor Ort in Filialen der NBP gekauft oder online bestellt werden. 70.000 Stück werden in einer kleinen Gedenkmappe (Folder) herausgegeben und für 160 Złotych pro Stück verkauft. Donald Ludwig

  • Leserpost: Unbekannter Schein aus einer Haushaltsauflösung

    Liebes Team von GELDSCHEINE-ONLINE, bei einer Haushaltsauflösung fiel mir kürzlich dieser Schein in die Hände. Er hat eine Größe von ca. 142 x 51 mm. Das Internet ist bei der weiteren Bestimmung keine Hilfe. Was habe ich da gefunden?  Danke für Ihre Unterstützung und freundliche Grüße  P. Hansen Antwort der Redaktion Hallo Herr Hansen, das sieht ganz nach einem offensichtlich italienischen Schulgeldschein aus. Italienisch wegen der senkrechten Anmerkung „NON NEGOTIABLE“ rechts anstelle einer Kontrollnummer. Bei der zweisprachigen Währungsbezeichnung (Krone/Korona) wurde jeweils der erste Buchstabe weggelassen. Schulgeld dient – wie der Name schon sagt – der Schulung von Kindern, Auszubildenden und Bankangestellten im Umgang mit verschiedenen Währungen. Dazu wird eine Währung nachgeahmt (oft als Fantasiescheine, damit keine Verwechslungsgefahr besteht oder mit besonderem Überdruck). Schulgeld ist auch von Handelsschulen bekannt und die Bank of China hat zahlreiche Fremdwährungen als Schulgeld nachgedruckt. Hier handelt es sich um einen fiktiven 1-Krone-Schein der Oesterreichisch-ungarischen Bank aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit Aufdruck „Deutschösterreich“. Diese Bezeichnung wurde später durch die Alliierten verboten. Am 10. September 1919 musste Deutschösterreich (der nach dem Krieg von Österreich verbliebene Reststaat mit deutscher Bevölkerung) mit dem Vertrag von St. Germain den von den Alliierten verlangten Namen „Republik Österreich“ zustimmen. Ab  27. Februar 1919 waren sämtliche Scheine der Oesterreichisch-ungarischen Bank auf dem Gebiet Deutschösterreichs eingezogen und im Verhältnis 1:1 gegen solche mit dem Aufdruck „Deutschösterreich“ eingetauscht worden.  Am 21. Oktober 1919 nahm Deutschösterreich die von den Alliierten geforderte Staatsbezeichnung an. Die Republik Österreich gab aber noch bis Herbst 1920 die Überdruckprovisorien aus. Das Schulgeld stammt also aus der Zeit vom Frühjahr 1919 bis Herbst 1920. Da kein gesonderter Überdruck zur Verwendung existiert, könnte es sich aber auch um Theatergeld handeln. Die Gestaltung lehnt sich an den 1-Krone-Scheine vom 1. Dezember 1916 an, ist aber ansonsten frei erfunden. Hans-Ludwig Besler (Grabowski)

  • Wahre Verbrechen: The Biggest Robbery in UK

    „Der größte Raub im Vereinigten Königreich“: Nein, nicht der spektakuläre sog. Postzugüberfall von 1963 ist gemeint. Das Geschehen an der Bridego-Eisenbahnbrücke ist bekannt – aus Filmen, Büchern und Reportagen. Am 8. August 1963 hatte in den Morgenstunden eine Gangsterbande den Zug der West Coast Main Line von Glasgow nach London nahe Mentmore (Buckinghamshire/England) angehalten und aus dem Waggon der Royal Mail 120 Geldsäcke u.a. mit Banknoten der Bank of England, der Midland Bank, der Barclays Bank, der Royal Bank of Scotland und der Currency Commission Ireland gestohlen. Die Beute enthielt Scheine von Ausgaben zu 10 Shillings bis 50 Pounds; die meisten waren gebrauchte, nicht registrierte Noten zu 1 und 5 £. Abb. 1: Szenenbild aus dem Zweiteiler der Filmproduktion „The Great Train Robbery“ (© BBC 2013) – acht Geldsäcke mit vermutlich 131.000 £ wurden dabei aus „Zeitgründen“ zurückgelassen; der damalige Polizist John Woolley aus Buckinghamshire schätzte das Gesamtgewicht der Geldsäcke auf zweifelhafte zweieinhalb Tonnen. Abb. 2: Titelseite des Londoner „Evening Standard“ vom 8. August 1963 – etwa 15 Gauner erbeuteten 636 Geldbündel mit Banknoten jedoch mit der höheren Summe von 2.631.684 £ (Presseangaben) bzw. 2.595.997 £ 10 sh (Polizeiangaben) – bis heute konnte die Gesamtmenge nicht beziffert werden – ursprünglich sollten Banknoten in Höhe von nur 300.000 £ transportiert werden; da jedoch in Schottland ein Feiertagswochenende war, betrug die Gesamtsumme wesentlich mehr. Der Großteil der Beute aus dem Raub an der Bridego Railway Bridge, Ledburn, wurde nie wiedergefunden. Lediglich bei den Verhaftungen einzelner Täter wurden erhebliche Mengen der gestohlenen Geldscheine sichergestellt. Abb. 3: Zwei Geldsäcke der Royal Mail mit etwa 50.000 £, die in einer Telefonzelle an der Great Dover Street in Southwark im Zentrum von London nach einem anonymen Anruf bei der Polizei entdeckt wurden (© National Science and Media Museum). Abb. 4: Nahaufnahme mit schottischen Banknoten und 1- £ -Scheinen (Fotos: Ron Burton vom „Daily Herald“). Abb. 5: Banknote der Bank of England zu 1 £ – Originalschein aus dem Raub vom 8. August 1963 – Beweisstück No. 441 S; am 15. November 2019 wurde diese Banknote bei Bristol Auctions angeboten, zusammen mit weiteren Gegenständen, die im Zusammenhang mit dem Postraub standen (© Somerset County Gazette). Abb. 6: 5-Pfund-Note der Bank of England aus der Adam Partridge Auctioneers & Valuers Auktion vom 7. Juli 2021, bei einer Schätzung von 100 bis 150 £ erlangte der Graffiti-Schein das Höchstgebot von 460 £ – es unterschrieben Ronnie Biggs (mit der Inschrift „Rio 1998“), Buster Edwards, Bruce Reynolds, Tommy Wisbey, Gordon Goody und Jimmy Hussey; Beschreibung des Auktionshauses: „Dieser Artikel stammt aus einer sehr guten lokalen Privatquelle und obwohl wir die Echtheit dieser Unterschriften nicht garantieren können, haben wir allen Grund, an ihre Richtigkeit zu glauben. Die Banknote weist einige Knicke und Falten auf, mit ein paar braunen Flecken an den Rändern, aber dies tut diesem unglaublich einzigartigen Artikel keinen Abbruch.“ Abb. 7: 500-£-Spielgeld, mit Unterschriften von Bruce Reynolds und Ronnie Biggs; die Räuber spielten Monopoly aus Zeitvertreib in der ersten Fluchtunterkunft im Landhaus der Leatherslade Farm; im Internet werden unterschiedliche Graffiti-Scheine als Reprint offeriert (© https://www.ebay.co.uk ). Abb. 8: 10 Shillings, Rs., eine der Originalnoten, mit Unterschriften der Haupttäter (Bruce Reynolds, Bob Welch, Gordon Goody, Charlie Wilson, Roger Corderey, Buster Edwards, Jimmy White, Tommy Wisbey, Jim Hussey und Roy James – am 27. September 2023 vom Auktionshaus Chaucer in Folkestone mit einem Schätzwert von 40 £ versteigert. Bruce Richard Reynolds war der Rädelsführer der Bande, aber sein Mittäter Ronald Arthur „Ronnie“ Biggs erlangte eine unrühmlichere Bekanntheit durch seine Flucht aus dem Londoner Wandsworth-Gefängnis. Anschließend entkam er über Frankreich und Australien nach Brasilien – stellte sich aber aus Alters- und finanziellen Gründen 2001 in London der Polizei und verbrachte bis zu seiner Begnadigung 2009 eine Reststrafe im berüchtigten Belmarsh-Gefängnis. Damals wurde eine Belohnung von insgesamt 260.000 £ für die Ergreifung der Diebe ausgesetzt; u.a. fand die Polizei auf dem Monopoly-Spiel viele Fingerabdrücke der Täter. Noch im Jahr 1963 wurden die meisten Räuber verhaftet und 1964 und erhielten sie vor dem Schwurgericht von Aylesbury ihre Urteile, die meist auf 30 Jahre Gefängnis lauteten. Drei Räuber wurden nie gefunden. Der tatsächlich bis heute größte Geldraub in Großbritannien geschah jedoch 2006 im englischen Tonbridge – in der britischen Statistik als „Securitas Depot Robbery“ geführt. Das Verbrechen verlief wie folgt: Der 51-jährige Colin Dixon fuhr in den frühen Abendstunden in seinem Nissan Almera am 21. Februar 2006 auf der Fernverkehrsstraße A 249 von Tonbridge in Richtung seines Wohnortes Herne Bay. Auf halber Strecke der einstündigen Heimfahrt wurde er von der Polizei gestoppt und zwei Uniformierte baten den Filialleiter des Wachdienstes Securitas Co. Kent den Motor abzustellen, den Zündschlüssel im Auto zu lassen und auszusteigen. Die Verhaltensregeln der Sicherheitsfirma sahen vor, dass keiner seiner Angestellten die Wohnadresse wissen durfte, die Heimfahrt auf unterschiedlichen Routen und abwechselnd in unterschiedlichen Autos erfolgen und er nie aussteigen sollte. Im Falle eines Stopps durch die Polizei sollte Dixon den Beamten ein Schreiben vorzeigen, das ihn als Manager der Securitas Co. auswies. Er aber stieg aus, in Handschellen gefesselt wurde er gezwungen, in den bereitstehenden Volvo S 60 zu steigen. Anschließend fuhren die Täter zu Dixons Haus, forderte seine Ehefrau Lynn Dixon auf, mit ihrem 8-jährigen Sohn Craig ins benachbarte Krankenhaus mitzukommen, da ihr Ehemann angeblich einen Autounfall hatte. Lynn Dixon erkannte bald, dass es kein echtes Polizeifahrzeug war, in das sie gezwungen wurde. Alle fuhren zurück zur Securitas-Filiale nach Tonbridge; unter vorgehaltener Waffe musste Dixon mit seiner Karte und dem erpressten Code den Haupteingang des Depots öffnen und ein Angestellter ließ den falschen Bobby und den Manager ins Gebäude. Dort lagerten in großen Stahlbehältern Banknoten in farbigen Paketen, wie ein unscharfes Video einer Überwachungskamera zeigt. Davon stahlen die Gangster Banknoten im Gesamtbetrag von 53.116.760 Pfund. Abb. 9: Videoaufnahme vom 22. Februar 2006, 02:01.27 Uhr; in den Gitterboxen lagen die farbigen Pakete mit Banknoten: grün mit 5-Pfund-Noten zu je 2.500 £, blau mit 10-Pfund-Noten zu je 5.000 £, rot mit 20-Pfund-Noten zu je 5.000 £ und gelb mit 50-Pfund-Noten zu je 12.500 Pfund £ (© ShowTime). Abb. 10: Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen den Renault-Lastwagen und den Abtransport der geraubten Banknoten in 17 Stahlbehältern, sog. Käfige (Foto: Press Association). Abb. 11: 2001 errichtete die Barclay Bank im Medway House in der Vale Road vonTonbridge nahe des Discounters „Angel“ ihr Zwischenlager für gebrauchte und bankfrische Banknoten ( wikipedia.com ). Abb. 12: „Rücksichtsloser Überfall“ – Schlagzeile der „Irish Sun“ vom 27. Februar 2006, abgebildet sind das fensterlose Gebäude des Securitas-Depots, die Übersichtskarte und ein zur Entführung genutztes Fahrzeug (© https://www.thesun.ie ). Die Ermittlungen zum Raubüberfall führten schnell zur Aufklärung: am 27. Februar 2006 informierte die Polizei von Kent, dass vier Männer bei mehr als zehn Einsätzen festgenommen wurden. Anfang März wurden in dem zur Tat benutzen weißen Transit-Lieferwagen die ersten 3 Mio. Pfund gefunden – zusammen mit Waffen, Sturmhauben und Splitterschutzwesten. Fünf weitere Fahrzeuge, die mit dem Überfall in Verbindung standen, wurden ebenfalls entdeckt. Fünf Verdächtige wurden bald gefasst und ihnen konnte die gemeinsame Tat auch wegen ihrer vielen Fehler nachgewiesen werden; Jetmir Buçpapa, Roger Coutts, Emir Hysenaj, Stuart Royle und Lea Rusha waren geständig. Die beiden Beteiligten und Drahtzieher Lee Murray und Paul Allen flüchteten vier Tage nach dem Überfall nach Marokko. Wie sich später herausstellte: Der illegal nach England eingewanderte und im Securitas-Depot beschäftigte Albaner Emir Hysenaj galt als Insider. Mit einer Minikamera am Gürtel machte er heimlich Aufnahmen von den Innenräumen und versorgte die Bande mit weiteren Informationen. Alle 14 Mitarbeiter, Frau Dixon und ihr Sohn wurden in leere Gitterboxen eingesperrt. Ein Alarm wurde nicht ausgelöst, erst eine halbe Stunde nach Abmarsch der Räuber erfuhr die Polizei vom bisher größten Geldraub in Großbritannien. Eine Woche nach dem Raub wurden die meisten Fluchtfahrzeuge gefunden, eines enthielt Banknoten im Wert von 1,3 Mio. Pfund. Bei Razzien wurden weitere 9 Mio. Pfund in Welling und 8 Mio. Pfund in Southborough sichergestellt. Am 26. Juni 2007 begann der Strafprozess im Londoner Central Criminal Court of England and Wales, dem bekannten Old Bailey. Die Angeklagten Buçpapa, Coutts, Royle und Rusha wurden zu lebenslänglicher Haft und Hysenaj zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Lee Murray wurde im Juni 2006 in Rabat, Marokko, verhaftet und wegen seiner marokkanischen Staatsbürgerschaft dort erst im Juni 2010 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, Nach einem gescheiterten Fluchtversuch aus dem Gefängnis und einer erfolglosen Berufung erhielt er am 30. November 2010 eine auf 25 Jahre verlängerte Haftstrafe. Der nach Großbritannien ausgelieferte Paul Allen kam 2008 mit einer Strafe von 18 Jahren Gefängnis davon. Die meisten kamen vorzeitig aus der Haft. Bis 2016 waren 32 Mio. Pfund noch nicht wieder aufgetaucht. Ein Großteil davon befand sich angeblich in Marokko und Nordzypern. Das Fazit auch hier: Verbrechen lohnen sich nicht! Abb. 13: Teil der Beute in Höhe von 10 Mio. Pfund; bis zum 9. März hatte die Polizei über 21 Mio. Pfund sichergestellt – man ging davon aus, dass ein Großteil des sichergestellten Bargelds von der Bande absichtlich zurückgelassen worden war, da es sich um neue und nachverfolgbare Banknoten handelte, während der Rest aus gebrauchtem, nicht registrierten Scheinen bestand (© https://www.bbc.com.uk ). Abb. 14: Ein Großteil des gestohlenen Geldes gehörte der Bank of England, Securitas erstattete noch am selben Tag 25 Mio. Pfund und versprach, etwaige zusätzliche Verluste auszugleichen. Securitas und ihre Versicherer boten außerdem eine Belohnung von 2 Mio. Pfund für Informationen, die zur Ergreifung der Bande führten (© ShowTime). Abb. 15: Da aus Sicht der Täter der Abtransport schleppend verlief, beluden sie drei Einkaufswagen; 154 Millionen Pfund passten jedoch nicht in den Lkw und wurden zurückgelassen; die Pakete mit bankfrischen Scheinen waren meist die Ausgaben mit der Unterschrift von Andrew John Baily, von Januar 2004 bis April 2011 Chief Cashier der Bank of England unter Mervyn King (© https://www.reuters.com ). Michael H. Schöne Quellen: Nick Chester: „We Asked Ex-Career Criminals How They Would Have Pulled Off Britain’s Biggest Cash Heist“ in „VICE Magazine“ vom 20. Februar 2016 Neil Pooran: „Great Train Robbers dumped ,foreign‘ Scottish money“ in „The Scotsman“ vom 12. August 2013 Tom Sheen: „Mastermind of £ 53 million Securitas depot heist Lee Murray could have been the biggest British star in UFC“, in „The Sun“ vom 16. März 2018 https://en.wikipedia.org https://www.acornstairlifts.co.uk https://www.dailymail.co.uk https://galleriesofpeanuts.com https://www.kentonline.co.uk https://www.mirror.co.uk https://www.tagesspiegel.de https://www.theguardian.com.uk https://www.thesun.co.uk (Video von Sky.com/news )

  • Polymerbanknoten-Varianten von Barbados

    Barbados gab am 5. Dezember 2022 seine Polymer-Serie mit vertikaler Ausrichtung heraus, wie HIER in unserem Blog berichtet. Diese wurde 2023 auf der lateinamerikanischen Konferenz für Hochsicherheitsdruck als beste neue Banknotenserie ausgezeichnet. Alle Banknoten trugen ursprünglich die Jahreszahl 2022 und wurden von Gouverneur Cleviston Haynes unterzeichnet, der vom 1. Januar 2018 bis zum 1. März 2023 amtierte. Der gedruckte Name von Haynes erscheint auf keiner der Banknoten, nur seine Unterschrift. Zwei Jahre später druckte Barbados die Serie erneut und änderte die Unterschrift des Gouverneurs auf Kevin Greenidge, der am 1. März 2023 das Amt übernahm. Auf allen Stückelungen wurde der gedruckte Name des Gouverneurs DR. KEVIN GREENIDGE über dem Wort GOVERNOR hinzugefügt. Es scheint jedoch, dass die 20-Dollars- und 100-Dollars-Werte als erste neu gedruckt wurden, entweder bevor die Entscheidung getroffen wurde, den gedruckten Namen des Gouverneurs hinzuzufügen, oder weil dies vergessen wurde. Die ersten Druckauflagen dieser beiden Werte enthalten die neue Unterschrift aber nicht den gedruckten Namen. Dies wurde kurz darauf korrigiert. Beobachtete Serien für die Varianten der 20- und 100-Dollars-Scheine mit dem Datum 2024: 20 Dollars K01-K02: ohne aufgedruckten Namen K03 und höher: mit aufgedrucktem Namen 100 Dollars (abgebildet) E46-E48: ohne aufgedruckten Namen E49 und höher: mit aufgedrucktem Namen Auf der Rückseite der Banknoten wurden keine Änderungen festgestellt. Bitte überprüfen Sie Ihre Sammlungen. Welche Serien haben Sie? Gibt es möglicherweise Überschneidungen bei den Serien oder sind beispielsweise bei der 100-Dollars-Note alle Noten mit dem Serien-Präfix E48 ohne aufgedruckte Unterschrift und alle Noten mit dem Präfix E49 mit aufgedruckter Unterschrift? Wenn Sie mit den Serien helfen können, melden Sie Sich bitte beim Autor, vielen Dank! Donald Ludwig ( polymernotes.org )

  • Stack's Bowers Galleries bietet von PMG zertifizierte skandinavische Papiergeld-Raritäten an

    SARASOTA, Florida (22. Oktober 2025): Eine äußerst seltene Banknote von Dänisch-Westindien aus dem 18. Jahrhundert, die von Paper Money Guaranty® (PMG®) zertifiziert wurde und aus der L. E. Bruun-Sammlung stammt, sorgt derzeit bei einer Auktion von Stack's Bowers Galleries für Aufsehen. Sie ist nur eine von mehr als 200 PMG-zertifizierten skandinavischen Banknoten, die in der L. E. Bruun Collection, a Corpus of Scandinavian Numismatics Part III – Paper Money auction , angeboten werden, die am 28. Oktober 2025 endet. Die dänische Westindien-Banknote von 1799 im Wert von 5 Rigsdaler Vestindisk Courant mit der Bewertung PMG 12 Fine NET (Los 10189) hat einen Schätzwert von 30.000 bis 50.000 Euro (etwa 35.000 bis 59.000 US-Dollars). Banknoten der Dänisch-Westindischen Inseln aus dieser Zeit sind sehr selten; von allen Banknoten zwischen 1788 und 1842 sind nur drei weitere Exemplare bekannt. Von diesen ist diese Banknote wahrscheinlich in dem besten Zustand und möglicherweise das einzige Exemplar in Privatbesitz. Dänemark verkaufte die Dänisch-Westindischen Inseln (östlich von Puerto Rico gelegen) 1917 an die Vereinigten Staaten, die sie in Amerikanische Jungferninseln umbenannten. Bruun, ein dänischer Unternehmer, der sein Vermögen mit Butter und Immobilien gemacht hatte, sammelte Tausende von numismatischen Stücken aus Dänemark und anderen skandinavischen Ländern. Er verfügte, dass seine beeindruckende Sammlung nach seinem Tod für ein Jahrhundert zurückgestellt werden sollte, um als Ersatz für die Sammlung der dänischen Regierung zu dienen, falls diese verloren gehen oder zerstört werden sollte. Nun, da 100 Jahre vergangen sind, wird die Sammlung angeboten, wobei der Erlös seinen Erben zugute kommt. Ein dänischer Noble aus dem Jahr 1496 aus der Sammlung, der von der Numismatic Guaranty Company (der Münzbewertungsgesellschaft von PMG) zertifiziert wurde, erzielte im September 2024 bei einer Auktion einen Preis von 1,33 Millionen US-Dollars. Die aktuelle Auktion umfasst den gesamten Papiergeldbestand der Sammlung L. E. Bruun, darunter Banknoten aus Dänemark, Norwegen, Grönland, Island, den Dänisch-Westindischen Inseln und Norddeutschland (unter dänischem Einfluss) aus der Zeit vom späten 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Bruun erwarb seine seltenen Papiergeld-Sammlerstücke aus der Sammlung des Grafen von Brahesminde, die um 1800 zusammengestellt wurde. Weitere PMG-zertifizierte Banknoten in dieser Auktion der L. E. Bruun Collection sind: eine 100-Kronen-Banknote der dänischen Nationalbank aus den Jahren 1875–87 mit der Bewertung PMG 53 „About Uncirculated” (Los 10080), deren Schätzwert zwischen 30.000 und 40.000 Euro (etwa 35.000 bis 47.000 US-Dollars) liegt; eine 50-Kronen-Banknote der dänischen Nationalbank aus den Jahren 1875–81 mit der Bewertung PMG 30 Very Fine (Los 10079) mit einem Schätzwert von 20.000 bis 30.000 Euro (ca. 24.000 bis 35.000 US-Dollars); eine Dänemark, Exchange & Mortgage Bank 1737-1740 10 Rigsdaler Courant, bewertet mit PMG 25 Very Fine (Los 10008), mit einem Schätzwert von 15.000 bis 20.000 Euro (ca. 18.000 bis 24.000 US-Dollars); eine Dänemark, Nationalbank 1819 100 Rigsbankdaler, bewertet mit PMG 53, fast unzirkuliert (Los 10070), mit einem Schätzwert von 10.000 bis 15.000 Euro (ca. 12.000 bis 18.000 US-Dollars); eine Island/Dänische Verwaltung 1800-01 5 Rigsdaler, bewertet mit PMG 10 Very Good (Los 10155), mit einem Schätzwert von 10.000 bis 15.000 Euro (ca. 12.000 bis 18.000 US-Dollars). Über Paper Money Guaranty® (PMG®) PMG wurde 2005 gegründet und ist mit mehr als 10 Millionen zertifizierten Banknoten der weltweit größte und vertrauenswürdigste unabhängige Bewertungsdienst für Papiergeld. Dazu gehört auch ein 1000-Dollars-Silberzertifikat aus dem Jahr 1891, das für 2,6 Millionen US-Dollars verkauft wurde. Jede von PMG zertifizierte Banknote wird durch die umfassende PMG-Garantie für Echtheit und Bewertung abgesichert, was Sammlern mehr Vertrauen gibt. Dies führt zu höheren Preisen und einer größeren Liquidität für PMG-zertifizierte Banknoten. Weitere Informationen finden Sie unter PMGnotes.com . PMG ist Teil der Certified Collectibles Group® (CCG®), deren Mission es ist, Sammlern Dienstleistungen anzubieten, die Leidenschaft wecken, Werte schaffen und eine Gemeinschaft aufbauen. Mit mehr als 100 Millionen zertifizierten Sammlerstücken aus einer Vielzahl von Kategorien stehen die Marken der CCG – Numismatic Guaranty Company® (NGC®), PMG, Certified Guaranty Company® (CGC®), James Spence Authentication (JSA) und Authenticated Stamp Guaranty® (ASG®) – für Vertrauen und Fachkompetenz in ihren jeweiligen Bereichen. © 2025 Paper Money Guaranty. Alle Rechte vorbehalten. PMG, NGC, CGC, ASG und CCG sind eingetragene Marken oder nicht eingetragene Marken von Paper Money Guaranty und/oder seinen verbundenen Unternehmen in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Alle anderen in dieser Pressemitteilung genannten Namen und Marken sind Handelsnamen, Marken oder Dienstleistungsmarken ihrer jeweiligen Eigentümer.

  • Leserpost: 1 Rentenmark von 1937 mit Stempel der belgischen Gemeinde Beverce

    Hallo, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mich an Sie wende, aber ich habe eine 1-Rentenmark-Banknote aus dem Jahr 1937, die eine Überstempelung aufweist, die offenbar aus Beverce in Belgien stammt, und ich habe keine Hinweise auf ein ähnliches Exemplar finden können. Ich frage mich, ob Sie schon einmal darauf gestoßen sind oder etwas darüber wissen. Diese Banknote wurde drei Jahre vor dem Einmarsch Deutschlands in Belgien im Jahr 1940 ausgegeben, aber ich nehme an, dass sie unter deutscher Kontrolle eingeführt und an die lokale Bevölkerung ausgegeben worden sein könnte. D. Eisenberg Antwort der Redaktion Bévercé (deutsch: Wywertz) ist eine Gemeinde in der ehemaligen preußischen Rheinprovinz im Deutschen Reich, die mit dem Gebiet Eupen-Malmedy (1.036 qkm mit rund 60.000 Einwohnern) durch den Versailler Vertrag 1919 trotz seiner überwiegend deutschen Bevölkerung Belgien zugeschlagen wurde. Heute wird das Gebiet „Ostbelgien“ genannt und Wywertz ist seit 1977 Teil der Stadt Malmedy. 1919 war das Gebiet als "Neubelgien" unter provisorische belgische Verwaltung gestellt worden. Ab 1920 wurde es als Gouvernement Eupen-Malmedy verwaltet. Die Bevölkerung hatte zwar das Recht, sich in öffentlich ausliegende Listen in Eupen und Malmedy eintragen zu lassen und sich so gegen einen Anschluss an Belgien auszusprechen, Personen, die das taten, waren jedoch Repressalien bis hin zur Ausweisung aus ihrer Heimat, Ausschluss vom Geldumtausch und dem Bezug von Lebensmittelkarten und Entlassung aus dem Staatsdienst ausgesetzt bzw. bedroht. Nach einer Übergangszeit von fünf Jahren wurde das Gebiet am 6. März 1925 von Belgien einverleibt, was von den meisten Deutschen als Annexion angesehen wurde. Das Deutsche Reich protestierte gegen die manipulierte Befragung und forderte eine öffentliche Volksabstimmung. Ab 1926 führte es immer wieder Verhandlungen über den Rückkauf von Eupen-Malmedy und bot Belgien dafür sogar 200 Millionen Goldmark. Das scheiterte jedoch am politischen Widerstand und Druck Frankreichs auf Belgien. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet vorübergehend wieder Deutschland angegliedert und die deutsche Reichswährung eingeführt. Ende 1944 wurde es von alliierten Truppen besetzt, die die Abstempelung aller vorhandenen deutschen Zahlungsmitteln (Reichsbanknoten, Rentenbankscheine und Reichskreditkassenscheine) durch die Gemeinden anordneten. Alle ungestempelten deutschen Scheine wurden danach in diesem Gebiet für ungültig erklärt.  Abstempelungen deutscher Geldscheine gab es auch mit belgischen Lagerstempeln und von Gemeinden in Luxemburg, das bis 1866 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und zum Deutschen Bund gehört hatte (die Luxemburger stellten in ihrer Geschichte allein vier deutsche Kaiser) und das während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls wieder dem Reich angeschlossen war. Über die belgischen Abstempelungen gab es bereits 1973 einen eigenen Katalog: Peter Ramjoie, Die Abstempelungen der deutschen Geldscheine in Ost-Belgien, Band 40 der Schriftenreihe „Die Münze“, 1. Auflage 1973, Verlag Pröh, Berlin. Die Abstempelungen mit Gemeindestempel „Beverce“ sind hier aufgeführt (auf 1 und 2 Rentenmark von 1937, 5 Reichsmark von 1942, 10 und 20 Reichsmark von 1929, 20 Reichsmark von 1939, 50 Reichsmark von 1933, 100 Reichsmark von 1935 und auf Reichskreditkassenscheinen zu 2 Reichsmark ohne Datum). Experte auf diesem Gebiet ist Herr Michael H. Schöne, der auch hier als Autor im Geldschein-Blog veröffentlicht. Zu den Beiträgen von MichaelH. Schöne: https://www.geldscheine-online.com/blog/tags/michael-h-sch%C3%B6ne Abgestempelte Scheine rechtfertigen einen Preisaufschlag. In meinem aktuellen Katalog „Die deutschen Banknoten ab 1871“ habe ich die Abstempelungen auch mit als Varianten aufgeführt und bewertet. Hans-Ludwig Besler (Grabowski) Literaturempfehlung Hans-Ludwig Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871 Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine Titel:  Battenberg Verlag ISBN:  978-3-86646-224-3 Auflage:  23. Auflage 2023/2024 Format:  14,8 x 21 cm Abbildungen:  durchgehend farbig Cover-Typ:  Hardcover Seitenanzahl:  864 Preis:  39,90 EUR Zur Leseprobe Zum Buch

  • Aus privaten Sammlungen: 20 Mark der Finanzdeputation von Bremen 1918 mit nicht katalogisierter Serie

    Während des Ersten Weltkriegs gaben viele deutsch Städte und Gemeinden Notgeld aus. Weil es an Münzen im Zahlungsverkehr fehlte, nicht zuletzt weil diese in der Bevölkerung gehortet wurden, gab auch die Finanzdeputation der Freien Hansestadt Bremen sog. Kleingeldscheine in Umlauf. Zu einer wahren Flut von Großnotgeld-Ausgaben in Mark-Beträgen kam es dann am Ende des Kriegs um die Zeit des Waffenstillstands und der Novemberrevolution 1918. Die Finanzdeputation gab nun im Namen der Stadt Gutscheine über 5 Mark vom 28. Oktober und 20 Mark vom 15. November 1918 aus. Die Scheine wurden von allen bremischen Staatskassen in Zahlung genommen. Der hier vorgestellte Zwanziger ist an und für sich nichts Besonderes, wäre da nicht die bisher nicht katalogisierte Serienbezeichnung "J" und die Art der Entwertung bei gleichzeitig gebrauchter Erhaltung. In meinem Katalog "Deutsches Notgeld, Band 10: Das Papiergeld der deutschen Länder 1871-1948" (2. Auflage von 2006) konnte ich bisher nur die Serien A, B, C, E, H und K in Teils unterschiedlichen Ausführungen (mit und ohne KN sowie mit und ohne Trockenstempel) aufnehmen, die mir auch vorgelegen haben. Auch Reinhard Tieste führt nur die genannten Serien in seinem Katalog "Bremer Papiergeld" (Erstauflage von 2003) auf. Anton Geiger kennt die Serie "J" ebenfalls nur bei dem 5-Mark-Schein vom 28. Oktober, nicht aber bei dem Zwanziger vom 15. November 1918. Die Serie "I" entfällt bei vielen deutschen Papiergeldausgaben (wie z.B. bei Reichsbanknoten), weil der Buchstabe aus nur einem Strich leicht Manipulationen ermöglicht. Hier liegt nun die Serie "J" bei dieser Bremer Notgeldausgabe vor. Der Schein verfügt über einen Trockenstempel, hat eine normale Kontrollnummer wie bei Scheinen aus dem Umlauf und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Entwertet wurde er durch je eine rote Durchbalkung des Trockenstempels und der Gültigkeitsklausel auf der Vorderseite mit Rotstift. Die roten Tintenflecke um den Serienbuchstaben sind keine Manipulationen, es handelt sich nicht um eine zu "J" manipulierte Serie "I". Es stellt sich nun die Frage, ob der Schein mit der Serie "J" tatsächlich in Umlauf war oder nicht? Auf alle Fälle macht sich eine Ergänzung zu den bisherigen Katalogisierungen erforderlich. Objekttyp: Notgeldschein, Ländernotgeld Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Besler (Grabowski) Authentizität: Original Land/Region/Ort: Deutsches Reich, "Weimarer Republik", Freie Hansestadt Bremen Emittent: Finanzdeputation Nominal: 20 Mark Datierung: 15. November 1918 Vorderseite: Brauner Druck mit Wertangabe, Ornamenten und Rankenwerk, oben Stadtpanorama, links unten Prägestempel. Rückseite: Brauner Druck mit Wertangabe, Stadtwappen, Ornamenten und Rankenwerk, Mitte Liebfrauenkirche am historischen Markt in Bremen. Material: Papier ohne Wasserzeichen Format: 134 mm x 89 mm Nummerierung: J 12703 Druck: Carl Schünemann, Bremen. Zitate: BRE-5 (Grabowski: Deutsches Notgeld, Band 10 – Das Papiergeld der deutschen Länder 1871-1948, mit dieser Serie hier nicht verzeichnet!) 060.02 (Geiger: Deutsches Notgeld, Band 3 – Das deutsche Großnotgeld 1918-1921, doch anderes Format und andere Ausführung) 220.15 (Tieste: Bremer Papiergeld, mit dieser Serie hier nicht verzeichnet!) Hans-Ludwig Besler (Grabowski) Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com .

  • Arthur Kampf und Adolf Münzer – Eine letzte unvollendete Serie des Kaiserreichs

    Zwei wilhelminische Künstler und ihre Banknotenentwürfe 1906 wurden Reichsbanknoten zu 20 und 50 Mark ausgegeben. Diese Noten waren einfach gestaltet, da sie ursprünglich als Ersatznoten für den Fall eines Krieges gedacht waren. Um sie gegen Fälschungen zu schützen, wurden sie vornehmlich in Kupferdruck ausgeführt, der als schwer nachahmbar galt. [1] Das Reichsbankdirektorium hatte jedoch höhere Ansprüche an seine Banknoten und gab deshalb neue Reichsbanknoten zu 20 und 50 Mark in Auftrag. Nachdem mehrere Entwürfe verschiedener Künstler begutachtet worden waren, wurde Professor Arthur Kampf (1864 Aachen – 1950 Castrop-Rauxel) gebeten, die beiden Reichsbanknoten zu entwerfen. In Aachen als Sohn des königlichen Hoffotografen August Kampf geboren, besuchte der Künstler von 1879 bis 1892 die Königliche Kunstakademie in Düsseldorf. 1892 wurde er in den Lehrkörper der Kunstakademie übernommen und schon 1893 als ordentlicher Professor angestellt. Bereits während seines Studiums schuf Arthur Kampf großformatige Historiengemälde zu Ereignissen aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon I. Er wurde deshalb früh mit dieser bedeutendsten Bildgattung identifiziert, obwohl er sich noch einer Vielzahl anderer Themen, insbesondere der Porträt- und Genremalerei widmete. Der Ruf, einer der letzten prominenten Historienmaler Europas zu sein, ebnete ihm den Weg zu einer beispiellosen Karriere: 1898 folgte die Übernahme eines Meisterateliers an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, 1907 und 1911 wurde er deren Präsident sowie von 1915 bis 1924 Direktor der Königlichen Hochschule für die bildenden Künste in Berlin. [2] Er blieb bis 1945 vor allem aufgrund der breiten Rezeption seiner Darstellungen zur deutschen Geschichte sowie seines institutionellen Wirkens einer der prominentesten Künstler Deutschlands. Die Reichsbanknote zu 20 Mark kam im Dezember 1916 mit Datum vom 4. November 1915 in den Umlauf (Abb.1 und 2). Beschreibung der neuen Reichsbanknoten zu 20 Mark: „Die neuen Reichsbanknoten zu 20 M sind mit dem Papierrande 9 cm hoch und 14 cm breit. Das Papier ist auf dem linken Rande der Vorderseite mit einem braunen Faserstreifen versehen und enthält auf der ganzen Fläche ein natürliches Wasserzeichen, in welchem die Zahl 20 und das senkrecht stehende Wort MARK, je für sich in senkrechten Streifen abwechselnd, sich wiederholen. Das eigentliche Druckbild ist sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite der Note 8 cm hoch und 13 cm breit und allseitig von einem ½ cm breiten Papierrande umgeben. Beide Seiten der Note sind in Kupferdruck von tiefblauer Farbe als Hauptdruck derart ausgeführt, dass auf jeder Seite für sich durch einen verschiedenfarbigen Unterdruck eine besondere Tönung hervorgerufen ist. Die Vorderseite wird von vier Rechtecken gebildet, die von einer dunklen Umrandung eingefasst sind. Die beiden hochstehenden und 2 cm breiten Seitenfelder begrenzen rechts und links zwei waagerechte, den mittleren Hauptteil der Note ausfüllende Felder, von denen das obere etwa 4, das untere etwa 3 cm hoch ist. Das obere Mittelfeld zeigt zu beiden Seiten eines kreisrunden Mittelstücks, in ebenmäßiger Anordnung, je eine kniende Männergestalt, die aus einem Füllhorn Münzen schüttet. Das runde Mittelstück wird von einem in zarten Farbtönen gehaltenen Reichsadler ausgefüllt, von dem sich die Zahl 20 in großen Ziffern kräftig abhebt. Unterhalb der Zahl und zum Teil überdeckt ist der Kennbuchstabe in Hellgrau angebracht. Das untere Mittelfeld enthält in kräftiger Schrift den Text, welcher in der ersten Ausfertigung folgenden Wortlaut hat: Reichsbanknote Zwanzig Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin gegen diese Banknote dem Einlieferer. Berlin, den 4. November 1915. Reichsbank-Direktorium. Im unteren Teil dieses Feldes sind die Buchstaben RBD in Hellgrau eingedruckt. Die beiden Seitenfelder enthalten auf hellem Untergrunde je dunkel getönte Blattverzierungen. Zwischen diesen, in der Mitte der Felder, befindet sich je ein Stempel, der in rotbrauner Farbe den von einem kreisförmigen Bande umschlossenen Reichsadler zeigt. In dem Bande steht in weißen Buchstaben die Inschrift Reichsbankdirektorium. Am Fuße des Adlers trägt das Band einen weißen Schild mit der rotbraunen Zahl 20. Nach außen ist das Band von feinem Linienwerk umgeben. Die Nummer ist in dem unteren Teile der Note zu beiden Seiten der Unterschriften in rotbrauner Farbe zweifach angebracht. Die mit Eckstücken versehene und lorbeerverzierte Umrandung enthält in der Mitte der oberen Längsseite und jeder Querseite in dunklem Druck auf weißen runden Schildern die Zahl 20, während der untere Rand die Strafandrohung in weißen Buchstaben auf dunklem Grunde trägt. Die Rückseite zeigt in zwei hochstehenden achteckigen Feldern figürliche Darstellungen. Links das Brustbild eines kräftigen Mannes als Sinnbild der Arbeit und des tätigen Tages, rechts das Brustbild einer weiblichen Gestalt als Sinnbild der Ruhe und der Nacht. Die Felder sind von hellen mit grünlichem Linienwerk gefüllten Leisten eingefasst. Ebensolche Leisten zerlegen mehrfach auch die übrige Fläche des Druckbildes und schließen zwischen sich dunklere Felder mit verschlungenem Linienwerk in bläulicher Färbung ein. Ein derartiges kreisrundes Feld in der Mittellinie oben enthält die Zahl 20, ein anderes an entsprechender Stelle unten den Buchstaben M in Dunkelblau. Die aus Blattverzierungen gebildete Umrandung der Rückseite trägt unten in der Mitte auf einem Schilde mit hellerem Grunde den Strafsatz in dunklen Buchstaben. Die Nummer der Note ist in rotbrauner Farbe rechts und links auf dem Rande angebracht. Die Note ist mit einer aus senkrechten Linien bestehenden Riffelung versehen.“ [3] Abb. 1: Vorderseite der Reichsbanknote zu 20 Mark vom 4. November 1915, Format 140 mm x 90 mm, nach einem Entwurf von Arthur Kampf, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Abb. 2: Rückseite der Reichsbanknote zu 20 Mark vom 4. November 1915, Format 140 mm x 90 mm, nach einem Entwurf von Arthur Kampf, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Von der Reichsbanknote zu 50 Mark wurden zwar noch in der Kaiserzeit 100.000 Exemplare gedruckt und eingelagert, ausgegeben wurde sie allerdings erst in der "Weimarer Republik". Nachdem die Note durch den Verzicht auf die Kaiserkrone auf dem Adlerkopf geringfügig an die neuen politischen Verhältnisse angepasst wurde, kam sie im Dezember 1920 mit dem Datum vom 23. Juli 1920 in den Verkehr (Abb. 3 und 4). Beschreibung der neuen Reichsbanknote zu 50 Mark: „Die neue Reichsbanknote zu 50 M hat eine Größe von 10 x 15 cm. Das Papier, auf welches sie gedruckt ist, enthält ein natürliches Wasserzeichen, welches die Zahl 50 in zwei verschiedenen Stellungen zeigt. Auf dem linken Rande der Vorderseite ist ein brauner Faserstreifen angebracht. Das Druckbild der Vorder- und Rückseite lässt allseitig einen ½ cm breiten Papierrand frei, hat also die Größe 9 x 14 cm. Der Hauptdruck beider Seiten ist in Kupferdruck in kräftig grüner Farbe ausgeführt, doch ist der Farbenton jeder Seite für sich infolge Anbringung eines anderen Unterdrucks verschieden. Die Vorderseite zeigt innerhalb eines das Ganze zusammenstehenden breiten Rahmens, welcher dunkel und hell getönt und mit feinen Zierlinien ausgefüllt ist, zwei ungleich große Felder, von denen das größere linke die Aufschrift enthält. Dieses Feld ist quadratisch; in seinen vier Ecken sind kleinere Quadrate abgeteilt, von denen die oberen die Zahl 50 in heller Schrift auf dunklem Grunde umschließen, während die beiden unteren je einen Stempelabdruck des Reichsbankdirektoriums mit der Zahl 50 enthalten. Der ganze, zwischen den vier Eckfüllungen verbleibende Raum ist – wie diese selbst – mit feinem Zierlinienwerk gefüllt, aus welchem sich in der Mitte eine große 50 und darüber in dem Raume zwischen den beiden Eckquadraten ein Reichsadler in zarter Strichelung hervorheben. Auf dem Untergrunde erscheint in einfacher, kräftiger Schrift der Text der Banknote, welcher folgende Fassung hat: Reichsbanknote Fünfzig Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin gegen diese Banknote dem Einlieferer. Berlin, den 23. Juli 1920. Reichsbankdirektorium Die beiden Stempel des Reichsbankdirektoriums in den unteren Ecken sind wie die Nummern, die in der Mitte der kurzen Seiten des Rahmens ihren Platz gefunden haben, in brauner Farbe gedruckt. Das rechte Feld der Vorderseite enthält innerhalb eines hellen, mit leichten Zierlinien versehenen Rahmens auf dunklem Grunde das Brustbild einer sonnigen Mädchengestalt, die auf dem Kopf ein Rosengewinde und in den Händen einen schweren Früchtekranz trägt. Die Rückseite der Banknote ist in drei rechteckige Felder zerlegt, von denen die beiden äußeren als sinnbildliche Darstellung der Landwirtschaft und des Gewerbefleißes die kräftigen Gestalten eines Mähers und eines Werkarbeiters auf entsprechendem Hintergrunde im Brustbild zeigen. Das Mittelfeld enthält in seinem oberen Teile das Wort „Reichsbanknote“ und im unteren Teile die Strafandrohung in grünem Druck auf zarten Zierlinien. In der Mitte befindet sich in kreisrunder Umrahmung auf reichem dunklen Zierwerk eine große kräftige „50“ mit dem darunter stehenden Worte „Mark“. Außerdem haben im Mittelfelde oben der grau gedruckte Kennbuchstabe und unten die Buchstaben RBD Platz gefunden. Die drei Felder werden allseitig von einem breiten reichgeschmückten Rahmen umschlossen, der mehrfach den Wert der Banknote erkennen lässt sowie über und unter dem Mittelfelde deren Nummer in brauner Farbe trägt. Um diesen Rahmen legt sich an den vier Hauptseiten eine aus kleinen Quadraten mit Zierlinien gebildete Einfassung.“ [4] Abb. 3: Vorderseite der Reichsbanknote zu 50 Mark vom 23. Juli 1920, Format 150 mm x 100 mm, nach einem Entwurf von Arthur Kampf, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Abb. 4: Rückseite der Reichsbanknote zu 50 Mark vom 23. Juli 1920, Format 150 mm x 100 mm, nach einem Entwurf von Arthur Kampf, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Arthur Kampfs Entwurf für den 20-Mark-Schein zeigt als figürliche Bildelemente auf der Vorderseite zwei männliche Aktfiguren mit Bändern im Haar, die in kniender Haltung spiegelbildlich jeweils neben dem bekrönten Reichsadler im Medaillon Füllhörner mit Münzen ausschütten. Die Füllhörner sind seit der Antike ein Symbol des Glücks, wobei hier der Überfluss thematisiert wird. Die Nacktheit der Figuren soll Überzeitlichkeit verdeutlichen, ihr antikes Aussehen tradierte Seriosität. Völlig konträr dazu gestaltete Kampf die Rückseite des Scheins und wurde damit auch auf diesem künstlerischen Gebiet seinem Ruf gerecht, innerhalb der akademischen Formensprache neue Bildformen und -motive umzusetzen. Figürlichen Darstellungen wurde hier ein derart großer Raum zugebilligt wie nie zuvor. Arthur Kampf symbolisierte die Gegensatzpaare Tag/Nacht, Arbeit/Ruhe sowie Mann/Frau durch allegorische männliche und weibliche Figuren. Den Tag kennzeichnet der aktive Mann, der, unter Laubwerk vor der aufgehenden Sonne stehend, seine Hemdsärmel hochkrempelt. Rechts hinter ihm begrüßt ein singender Vogel im Geäst den neuen Tag. Es handelt sich hier jedoch nicht um eine historische oder mythologische Figur. Kampf zeichnete einen Zeitgenossen des frühen 20. Jahrhunderts, der den Betrachter direkt anblickt, also mit ihm kommuniziert und ihn so auffordert, es ihm gleichzutun. Auch dies war ein Novum in der Geldscheingestaltung. Die rechte Seite des Geldscheins ist der passiven Nacht zugeordnet, symbolisiert durch eine schlafende Frau unter Sternenhimmel. Ihre Hände sind gefaltet, die Arbeit ruht. Diese Gegensätze beziehen sich im Grunde aber auch auf den Gesamtentwurf. Während die figürliche Vorderseite durch den Bezug zur Antike die tradierte Gestaltungsweise des Papiergeldes rezipiert, zeigt die Rückseite den Einfluss der künstlerischen Moderne seit Beginn des Jahrhunderts. Anstelle von Personifikationen, mythologischen Figuren, Herolden, Rittern oder anderen Bildelementen höherer Sphären stellte Arthur Kampf Menschen aus der Alltagswirklichkeit dar und verwies damit auf ein Motivspektrum, mit dem er sich in seinen Genrebildern intensiv auseinandersetzte. Insbesondere die Wiedergabe von Szenen aus dem Leben der Arbeiter war über einen langen Zeitraum kennzeichnend für sein Schaffen. Die Art der Gestaltung des Mannes auf dem 20-Mark-Schein korrespondiert darüber hinaus mit dem neuartigen Entwurf des Geldscheins. Statt die Person als Staffage-Figur mit einem bedeutsamen Blick in die Ferne anzulegen, legt der Künstler sie durch die frontale Darstellung des Gesichts als Individuum an und wertet sie damit auf. [5] Die Vorderseite des 50-Mark-Scheins zeigt als figürliche Darstellung das Brustbildnis eines Mädchens en face. Sie trägt auf ihrem Kopf einen Kranz aus Rosenblüten und hält in den Armen verschiedene Früchte vor dem Körper. Durch eine starke Beleuchtung von der linken Seite wird das Gesicht vor dunklem Hintergrund stark akzentuiert. Die Rückseite des Geldscheins zeigt, wie bei der Reichsbanknote zu 20 Mark, zwei Personen. Auch diesmal stehen sie zueinander in Beziehung und repräsentieren erneut die Lebenswelt der Werktätigen. Die beiden sich zugewandten Männer symbolisieren mit ihren Werkzeugen die wichtigsten Arbeitsbereiche des Deutschen Reiches, die Landwirtschaft und die Industrie. Links schleift ein Mäher mit Backenbart und Hut im Getreidefeld stehend seine Sense. Auf der rechten Seite des Geldscheins schultert ein Arbeiter einen Vorschlaghammer vor der Kulisse rauchender Industrieschornsteine. Beide Darstellungen werden von breiten schrägen Bildelementen dominiert, links die Sense, rechts der kräftige Unterarm des Arbeiters. [6] Nachdem 1911 eine neue Reichsbanknote zu 100 Mark herausgebracht worden war – der sogenannte „Flottenhunderter“, der von Professor Friedrich Wanderer ursprünglich als Reichskassenschein zu 50 Mark entworfen und ab 1902 zu einer 100-Mark-Reichsbanknote umgestaltet wurde – bestand auch Bedarf für eine neue 1000-Mark-Reichsbanknote. Der ursprüngliche Entwurf der 1000-Mark-Reichsbanknoten entstammte noch den 1880er Jahren. Sie erschienen ab November 1884 und wurden im Laufe der Zeit nur geringfügig angepasst. Der Tausender war in die Jahre gekommen und wirkte nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Reichsbankdirektion beauftragte deshalb um 1910 mehrere Künstler, Entwürfe zu einer neuen Reichsbanknote zu 1000 Mark zu gestalten. Einer dieser Künstler war Adolf Münzer, der im Jahre 1911 einen entsprechenden Entwurf zeichnete (Abb. 5). Der Entwurf zeigt in einem symmetrisch von Ornamenten umrahmten achteckigen zentralen Feld Merkur und Germania, die sich an den Händen halten. Während die Germania sitzend im Profil von links an Merkur vorbeischaut, kniet der Gott des Handels vor ihr und blickt im Halbprofil ebenfalls nach links aus dem Bildfeld hinaus. Die linke Hand hält die Germania auf ein Schwert gestützt, das Stärke und Verteidigungsbereitschaft symbolisiert. Mittig im Hintergrund ist die Frontansicht eines Segelschiffs zu sehen, das für die weltumspannende Handelsmacht des deutschen Reiches steht. Der göttliche Beistand ist der Wirtschaft Deutschlands also sicher. Abgesehen von der kompositorischen Gedrängtheit der Bildelemente, entsteht der Eindruck, der Entwerfer wolle eher die künstlerischen Möglichkeiten von Ansichten – Seite, Halbfrontal, Frontal – abbilden. Inhaltliche mutet das Gesamtmotiv antiquiert an und repräsentiert keine moderne Nation. Allerdings muss man Adolf Münzer zu Gute halten, dass ihm für diese begrenzte Fläche kaum mehr als das große Segelschiff zur Versinnbildlichung des internationalen Handels zur Verfügung stand. Über und unter dem zentralen Feld sind die Kontrollnummern angebracht. Beide Randfelder geben jeweils die Wertzahl 1000 in reichhaltiger Ornamentik in den oberen Hälften an. Die unteren Hälften nehmen verkleinert das zentrale achteckige Bildfeld auf und geben rechts das Wasserzeichen und links den Reichsadler wider. Abb. 5: Entwurf aus dem Jahre 1911 zur Bildseite einer Reichsbanknote zu 1000 Mark von Adolf Münzer, Maße nicht bekannt, vermutlich wie bei den vorherigen Reichsbanknoten zu 1000 Mark  187 mm x 110 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Nachdem der „Flottenhunderter“ (Abb. 6 bis 8) massiv kritisiert worden war, verschob sich die Priorität der Reichsbank und die Gestaltung einer neuen 100-Mark-Reichsbanknote wurde als wichtiger eingestuft. [7] Im Tagebuch von Adolf Münzer sind nach 1911 keine Arbeiten an einer 1000-Mark-Reichsbanknote eingetragen. [8] Abb. 6: Einseitige Druckprobe der Vorderseite der Reichsbanknote zu 100 Mark ("Flottenhunderter") vom 21. April 1910, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Abb. 7: Vorderseite der Reichsbanknote zu 100 Mark vom 21. April 1910, Format 207 mm x 102 mm, nach einem Entwurf von Friedrich Wanderer, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Abb. 8: Rückseite der Reichsbanknote zu 100 Mark vom 21. April 1910, Format 207 mm x 102 mm, nach einem Entwurf von Friedrich Wanderer, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. Besonders das große, längliche Format der von Friedrich Wanderer gestalteten 100-Mark-Reichbanknote wurde als unhandlich angesehen, da eine Summe in 100-Mark-Banknoten mehr Platz in der Brieftasche beanspruche als die gleiche Summe in Gold. [9] Das Reichsbankdirektorium berichtete, dass die freie Fläche des Schaurands häufig für Stempel und Reklamezwecke missbraucht wurde und man die kuponartige Verlängerung sehr häufig abtrennte. [10] Die künstlerische Gestaltung wurde ebenfalls stark in Frage gezogen. So kritisierte bereits 1911 die Zeitschrift „Der Kunstwart“, dass „der neue Hundertmarkschein ein neues Glied in der Kette der – man kann es nicht gut anders ausdrücken – Attentate der Reichsregierung gegen den guten Geschmack und gegen die Würde der künstlerischen Kultur Deutschland bilde.“ [11] Selbst von „Schund“ ist in diesem Artikel die Rede. Wie der spätere Bundespräsident Theodor Heuß 1918 (zu der Zeit Geschäftsführer des Deutschen Werkbundes) in einem Artikel zum Kriegsnotgeld schreibt, „dass das Ausland hier [bei der Gestaltung des Geldes] keinen Vorsprung hat (wie doch zumeist bei den Briefmarken), das kann nicht davon zurückhalten, hier eine Besserung für recht wünschenswert anzusehen. Nicht aus einer »pädagogischen« Groteske (die »Kunst dem Volke« über den Hundertmarkschein), sondern weil anständig aussehen soll, was deutsche Reichs- und Staatsarbeit ist und kein gleichgültiges Pfuschertum, keine akademische Ideenlosigkeit bleiben. Für ihre Kriegsanleihe-Propaganda hat die Reichsbank die Graphiker jetzt gefunden; hoffentlich schließt sie mit ihnen über diese Zweckarbeit hinaus gute Freundschaft.“ [12] Die allgemeine Kritik veranlasste das Reichsbankdirektorium schon kurz nach der Ausgabe des 100-Mark-Scheins, eine neue Reichsbanknote zu 100 Mark im alten Format in Auftrag zu geben. Aus den eingegangenen Entwürfen wurde der von Professor Adolf Münzer (1870 Pleß/Oberschlesien – 1953 Landsberg am Lech) ausgewählt. Nach der Ausbildung zum Dekorationsmaler sowie Besuch der Kunst- und Gewerbeschule in Breslau zog Adolf Münzer nach München, wo er von 1889 bis 1896 zuerst an der Kunstgewerbeschule, dann an der Akademie der bildenden Künste studierte. Da er seinen Lebensunterhalt nicht als freischaffender Maler verdienen konnte, zeichnete er ab 1896 zunächst für das Satireblatt „Simplicissimus“, dann für die neu gegründete Zeitschrift „Jugend – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben“. Innerhalb weniger Jahre stieg er zu einem der prominentesten Mitarbeiter des stilbildenden Magazins auf und lieferte bis 1938 mehr als 300 Bildbeiträge. Insbesondere seine über 30 Titelbilder in den Jahren um 1900 waren charakteristisch für die Formensprache der Zeitschrift, deren Titel für den gleichnamigen Kunststil übernommen wurde. 1899 gehörte Münzer auch zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Künstlervereinigung „Die Scholle“, deren Mitglieder sich einem modernen Naturalismus zuwandten und den Bildtypus der „Großen Dame“ entwickelten. Die Mitarbeit bei der „Jugend“ verschaffte Münzer nicht nur regelmäßige Einkünfte, sondern wirkte sich auch auf seine künstlerische Entwicklung aus. Dank finanzieller Unterstützung des Herausgebers Dr. Georg Hirth hielt er sich zwischen 1900 und 1902 zu Studienzwecken in Paris auf, wo sein Zeichenstil unter dem Eindruck der französischen Plakat- und Illustrationskunst an Leichtigkeit und Eleganz gewann. In den kommenden Jahren charakterisierten Münzers Darstellungen, die meist Szenen aus dem Leben der Frau thematisieren und im Milieu des Großbürgertums bzw. der Bohème angesiedelt sind, weiche Konturen, reiche Binnenzeichnung und intensive Farbgebung. 1910 erhielt der Künstler eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie und führte bis zu seiner Emeritierung 1932 zahlreiche Wandmalereien, u.a. in Düsseldorf, Gleiwitz und Stuttgart aus. Je nach Aufgabenstellung sind sie in repräsentativen Zusammenhängen häufig allegorisierend-mythologischer Natur und werden durch Klarheit in der Komposition sowie Strenge in der Form bestimmt. [13] 1915 kurzzeitig Kriegsmaler, gestaltete der Künstler auch Propagandaplakate im Ersten Weltkrieg und wurde dadurch erneut einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Arthur Kampf und Adolf Münzer verbanden viele Aspekte. Beide unterrichteten mit einer zeitlichen Differenz von rund 20 Jahren an der Kunstakademie in Düsseldorf, beide waren Maler, Zeichner und Illustratoren, besaßen ein enormes Zeichentalent und gestalteten Propagandaplakate während des Ersten Weltkriegs. Sogar die Karrieren zogen sich parallel bis ins „Dritte Reich“, auch wurden beide in die „Liste der Gottbegnadeten“ [14] aufgenommen. Während Kampf bereits während seines Studiums auch die Historienmalerei als prominenteste Bildgattung umsetzte und gleichzeitig eine institutionelle Karriere anstrebte, fokussierte sich Adolf Münzer auf die graphischen Künste und kam erst später zur ersehnten Professur. Beide standen auch persönlich in Kontakt. Möglicherweise kannte man sich bereits aus den Anfangstagen der Zeitschrift „Jugend“, die im ersten Band 1896 Beiträge von Kampf ankündigte und im zweiten Band auch abdruckte. [15]   Münzer notierte am 19.01.1915 in sein Tagebuch, dass Kampf Nachfolger Anton von Werners an der Hochschule für die bildenden Künste in Berlin geworden sei und dass er im Juli desselben Jahres Briefe an ihn geschrieben hätte. [16]   Warum? Kampf strukturierte die Ausbildungsstätte neu, vielleicht bot Münzer seine Dienste an? 1915 befand sich Arthur Kampf auf dem Höhepunkt seiner Karriere und war als ein akademisch-traditionell arbeitender Künstler bekannt, der allerdings auch moderne Tendenzen unterstützte und neue stilistische Einflüssen in seinen Werken verarbeitete. Stilistisch zeigen die freien Malereien Adolf Münzers einen Duktus, der sich mit breitem Pinselstrich eher an den Impressionismus anlehnt. Beide Künstler variierten ihre künstlerische Ausdrucksweise je nach den Erwartungen des Auftraggebers. Abbildungen der Entwürfe zur 100-Mark-Reichsbanknote waren bislang nicht bekannt, doch wurden sie vor Kurzem im Nachlass des Künstlers im Adolf Münzer Museum in Utting am Ammersee entdeckt (Abb. 9 bis 11). [17] Wie bei seinem Entwurf zum 1000-Mark-Schein teilte Münzer die Fläche in drei vertikale Abschnitte, wobei die beiden schmaleren Felder jeweils zwei Bildelemente übereinander zeigen und die figürliche Darstellung das größere zentrale Feld einnimmt. Der erste Entwurf der Rückseite (Abb. 11) zeigt als allegorische weibliche Figur eine junge Frau mit zeitgenössischem Antlitz im germanisierenden Gewand und einer Halskette. Sie sitzt zwischen einem Getreide- und einem Rebenfeld auf dem Boden und blickt mit einem nach links ins Dreiviertelprofil gedrehten Kopf in die Ferne. Auf ihrem Schoß liegen Äpfel sowie ein mittelalterlich aussehendes Schwert in seiner Scheide. Die Aussage ist eindeutig: Der Reichtum eines Landes ist nur durch Wehrhaftigkeit zu sichern. Die den Motivfeldern unterlegte Ornamentik bedeckt ebenso wie auf der Vorderseite in ihrer Struktur die gesamte Reichsbanknote und hinterlässt den Eindruck einer großen Unübersichtlichkeit. Es handelt sich dabei um pflanzliche und ornamentale Muster, die in den jeweiligen Eckbereichen durch maskenhafte, Satyr-ähnliche Gesichter ergänzt wurden. Münzer griff hier – vermutlich aus Gründen der Fälschungssicherheit – auf Flechtwerkmuster des 19. Jahrhunderts zurück, wie sie z. B. im dekorativen Buchschmuck der englischen Künstler William Morris oder Edward Burne-Jones zu finden sind. Adolf Münzer überarbeitete seine Bildidee aber nach Beginn des Ersten Weltkrieges [18] (Abb. 10). Ende 1914 äußerte sich das Reichsbankdirektorium dazu wie folgt: „Die Stimmung der Zeit legte ihm den Gedanken nahe, dass eine weibliche Figur, wie er sie im Mittelbild der Rückseite der 100-Mark-Reichsbanknote ursprünglich dargestellt hatte, nicht mehr am Platze wäre. Er hat nun in diesem Gefühl eine in stiller Nacht auf deutscher Flur kniende, zum Himmel aufsehende, in Erz gewappnete, trotzige Germania gestaltet als dauernde Erinnerung an unsere große Zeit: Germanias Gebet. Diese Germania dürfte auch, worin dem Künstler zuzustimmen ist, dem Volksempfinden entsprechen. Das Reichsbankdirektorium ist dieser Auffassung beigetreten und hat beschlossen, das neue Mittelbild an Stelle des ursprünglichen für die Note zu wählen.“ [19] Bei den Deutschen herrschte keine Freude über den Krieg, aber die meisten Männer waren bereit, für das Vaterland in den Kampf zu ziehen. Wie in den anderen kriegsbeteiligten Staaten überwog auch in Deutschland die Überzeugung, einen Kampf zur Verteidigung der Heimat und der eigenen Kultur führen zu müssen. [20] Dieses Gefühl, für die Heimat einzustehen und sie mit Gottes Segen zu verteidigen, vermittelt dem Betrachter die zentrale Figur der „erz-gewappneten Germania, die zum Himmel aufblickend in stiller Nacht auf deutscher Flur betend kniet“, [21] den Schild an der Seite. Im Hintergrund ist der Kölner Dom zu erkennen. Das Kölner Wahrzeichen wird bis heute wie kaum ein anderes Bauwerk mit dem Rhein verbunden. Münzer verortete seine betende Germania bewusst an diese Örtlichkeit, da der Fluss spätestens seit den Forderungen der französischen Regierung von 1840 im Nachbarland als Grenze zu Deutschland aufgefasst werden konnte. Als unmittelbare Reaktion entstanden daraufhin auf deutscher Seite das patriotische Lied „Die Wacht am Rhein“ sowie im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts prominente Leinwandgemälde mit einer den Rhein bewachenden Germania von Lorenz Clasen und Hermann Wislicenus. Nach dem deutschen Sieg über Frankreich 1871 wurde mit dem 1883 eingeweihten Niederwalddenkmal bei Rüdesheim auch eine dauerhafte Erinnerung an die Bedeutung des Flusses als Nationalmythos geschaffen. Neben der steinernen Germania wacht am Sockel eine bronzene Allegorie des Krieges, die Frankreich zugewandt ist. Angesichts der beginnenden Kämpfe gegen die französische Armee entschied sich Adolf Münzer also ganz bewusst für die Standortbestimmung seines Motivs. Die Bildmotive der Rückseiten beider Entwürfe von Adolf Münzer zu einer 100-Mark-Reichsbanknote muten geheimnisvoll und märchenhaft an, der nordisch-germanischen Mythologie entnommen. [22] Aus der Fruchtbarkeitsgöttin im ersten Entwurf, die an die Göttin Freya erinnern sollte, ist eine Walküren gleiche Germania mit Brustpanzer geworden. Die Krone, die sie auf den anderen Abbildungen amtlicher Grafik trägt, hat sie gegen einen Helm getauscht. Der Schild, ansonsten als Insignie und Wappenträger eher von dekorativem Charakter, ist dem Beobachter abgewandt. Die Funktion, der Schutz vor dem Angreifer, steht damit im Vordergrund und nicht mehr das Dekorative. Die Sterne vermitteln Hoffnung, göttlichen Schutz und Segen. So ist sie bereit, in dunkler Zeit, die heimatliche Erde zu verteidigen. Die Haltung der knienden Germania wurde nach einem männlichen Modell gezeichnet. [23] Adolf Münzer wollte damit wahrscheinlich sicherstellen, dass seine Germania in einer kraftvollen und martialischen Position verharrt und dem Feind den nötigen Widerstand bieten kann. Abb. 9: Vorderseite eines Entwurfs zu einer Reichsbanknote zu 100 Mark vom 30. Oktober 1915 von Adolf Münzer, Format 160 mm x 105 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Abb. 10: Rückseite des nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs geänderten Entwurfs zu einer Reichsbanknote zu 100 Mark vom 30. Oktober 1915 von Adolf Münzer, Format 160 mm x 105 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Abb. 11: Rückseite des ersten Entwurfs zu einer Reichsbanknote zu 100 Mark vom 30. Oktober 1915 von Adolf Münzer, Format 160 mm x 105 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Die 100-Mark-Reichsbanknote wird Anfang 1915 wie folgt beschrieben: „Der von Professor Münzer in Düsseldorf herrührende Entwurf einer 100-M-Reichsbanknote soll beiderseitig in Kupferdruck ausgeführt werden. Der Druck erfolgt auf handgeschöpftem Papier, das auf einer vom Druck freibleibenden Stelle als figürliches Wasserzeichen einen Merkurkopf enthält. Das Papier wird außerdem am Rande mit einem Faserstreifen versehen, dessen Farbe noch zu bestimmen ist. Die Note ist von Künstlerhand in besonders fein auszuführender strenger Linienmanier zu stechen. In Verbindung damit werden vielfach in sich verschlungene zarte Linienmuster angebracht werden. Durch ein Zusammenwirken dieser verschiedenen Mittel wird eine möglichst große Sicherung gegen Nachbildung angestrebt. Die Schrift wird auf beiden Seiten in klaren, kräftigen deutschen Buchstaben ausgeführt und die Strafandrohung auf der Vorderseite in ganz kleiner eigenartiger Schrift, wie sie sich als Schutzmittel bewährt hat, dunkel auf hellem Grunde hergestellt werden. Für den Kupferdruck beider Seiten ist die bisherige blaue Farbe in Aussicht genommen. Der Kontrollstempel auf der rechten Seitenleiste der Vorderseite soll ebenso wie die Nummern in roter Farbe gedruckt werden. Zu weiterer Erhöhung des Schutzes gegen Nachahmung wird die Vorderseite (Textseite) einen farbigen Unterdruck erhalten. Die Rückseite wird teilweise ebenfalls durch einen andersfarbigen feinen Liniendruck geschützt werden, der das Mittelfeld, die betende Germania, und das Wasserzeichen möglichst freilässt. Die Nummerierung erfolgt je zweimal auf beiden Seiten. Die Beschnittgröße des Scheines ist 10,2 x 16 cm.“ [24] Der Entwurf zur Reichsbanknote zu 100 Mark wurde am 12. Juli 1915 Kaiser Wilhelm II. in das Große Hauptquartier geschickt. [25] Am 24. Juli 1915 genehmigte der Monarch den Entwurf mit der erz-gepanzerten Germania, wünschte allerdings, dass der Reichsadler, der stilistisch nicht richtig dargestellt sei, geändert werde. Um den Reichsadler richtig abzubilden, möge man das königliche Heroldsamt oder Professor Emil Doepler hinzuziehen. [26] Zur gleichen Zeit arbeitete Adolf Münzer auch an einem Reichskassenschein zu 10 Mark. Hier erforderte die schlechte Papierqualität des Reichskassenscheins zu 10 Mark vom 6. Oktober 1906 Ersatz (Abb. 12). Durch das neuartige Kopfwasserzeichen wurde das Papier anfälliger gegen Bruch und Reißen, sodass im Vergleich zu anderen Scheinen deutlich mehr im Umlauf ersetzt wurden. So mussten vom 10-Mark-Schein von 1906 nach 10 Monaten bereits 1,15% ausgetauscht werden, während die Reichskassenscheine zu 50 Mark von 1899 und zu 5 Mark von 1904 mit nur 0,03% beziehungsweise 0,04% zu Buche schlugen. [27] Abb. 12: Vorderseite eines Reichskassenscheins zu 10 Mark in der Version des Scheins vom 6. Oktober 1906, Muster für Papiertests, Bildnachweis: Bundesarchiv. [28] 1912, nachdem rund 750.000 Mark im Jahr für den Ersatz beschädigter 10-Mark-Scheine ausgegeben worden waren, entschloss sich die Reichsschuldenverwaltung, einen neuen Reichskassenschein zu 10 Mark herstellen zu lassen. Adolf Münzer erhielt auch in diesem Fall den Auftrag, den Schein zu gestalten. Schon im Februar lag der erste Entwurf vor, der allerdings nicht den technischen Anforderungen genügte. Der Künstler wurde gebeten, schnellst möglich eine Änderung durchzuführen. Sein Entwurf ging Ende April 1913 bei der Reichsdruckerei ein (Abb. 13 und 14). Sein Entwurf zur Rückseite wurde insgesamt als gut befunden, die Vorderseite allerdings abgelehnt. [29] Abb. 13: Vorderseite des ersten Entwurfs zu einem Reichskassenschein zu 10 Mark mit dem Datum vom 10. Oktober 1914 von Adolf Münzer, Format 130 mm x 55 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Abb. 14: Rückseite des ersten Entwurfs zu einem Reichskassenschein zu 10 Mark mit dem Datum vom 10. Oktober 1914 von Adolf Münzer, Format 130 mm x 55 mm, Bildnachweis: Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Adolf Münzer sollte die Vorderseite erneut überarbeiten. Währenddessen lieferten weitere Künstler Entwürfe, die aber den Anforderungen der Auftraggeber nicht genügten, sodass vor dem Beginn des Kriegs keine endgültige Fassung gefunden werden konnte. Aufgrund des hohen Bedarfs an 10-Mark-Scheinen wurden die eingelagerten Bestände der alten Reichskassenscheine zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Umlauf gegeben, was allerdings den hohen Bedarf nur kurzfristig deckte. Deshalb entschloss man sich, statt der in der Gesamtsumme beschränkten Reichskassenscheine Banknoten zu 10 Mark auszugeben. Mit dem Gesetz vom 22. März 1915 wurde die rechtliche Grundlage dafür geschaffen. [30] Um möglichst schnell die benötigten Reichsbanknoten herstellen zu können, griff das Reichsbankdirektorium auf Münzers Entwurf zu dem Reichskassenschein zurück und bat den Künstler, den Schein zu einer Reichsbanknote umzugestalten. Die fertige Note trägt das Druckauftragsdatum vom 26. Mai 1916 (Abb. 15 und 16). Der Künstler orientierte sich bei der Gestaltung an gängigen formalen Kriterien und verzichtete hier auf ein durchgehendes Dekorationsmuster. Die unterschiedlich großen Bildfelder sind nun wieder mit einer kontrastierenden Umrahmung versehen und zeigen deutlich erkennbare Motive, wie den Frauenkopf en face auf der Vorderseite. Diese Personifikation der Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, gibt inhaltlich aufgrund ihres antikisierenden Charakters das Thema vor. Künstlerisch stehen aber alle weiteren, das Thema aufnehmenden Bildfelder dazu in starkem Widerspruch. Während unter dem erhabenen Kopf die Darstellung des Bauern, der im Beisein seiner kleinen Familie die Sense schärft, anekdotenhaft und illustrativ wirkt, verbleibt die Wiedergabe des Sense-schärfenden Mannes im Skizzenhaften. Keiner dieser Entwürfe erscheint als Banknote repräsentativ. Abb. 15: Vorderseite der Reichsbanknote zu 10 Mark vom 26. Mai 1916 nach einem Entwurf von Adolf Münzer, Format 130 mm x 85 mm, Bildnachweis: Archiv der Bundesdruckerei, Berlin. Abb. 16: Rückseite der Reichsbanknote zu 10 Mark vom 26. Mai 1916 nach einem Entwurf von Adolf Münzer, Format 130 mm x 85 mm, Bildnachweis: Jürgen Koppatz, Zur Künstlerischen Gestaltung der Reichsbanknoten Teil 2, Der Geldscheinsammler 1994, Heft 3, S. 18. Eine offizielle Beschreibung der Reichsbanknote liegt nicht vor. Aus den Akten konnten wir folgende Vorgaben entnehmen: „Aus dem Umstande, dass die von Professor Kampf entworfene Fünfzigmarknote, von der wir eine Photographie hier beifügen, ebenfalls einen sensenschärfenden Schnitter enthält, ist unseres Erachtens ein Bedenken gegen die Annahme des Münzerschen Entwurfs auch dann nicht zu entnehmen, wenn dieser für eine Zehnmarknote verwendet wird, sodass die Aufschriften ähnlich werden. Die Größe der beschnittenen Note soll 8,5 : 13 cm betragen. Als Papier ist ein Maschinenpapier mit fortlaufendem Wasserzeichen und Faserstreifen in olivgrüner Farbe in Aussicht genommen. Der Faserstreifen soll auf der Schauseite an der rechten Seite angebracht werden. Das Papier wird außerdem mit einem künstlichen Kontrollwasserzeichen versehen. Die Note soll in der Hauptsache auf beiden Seiten im Kupferdruckverfahren, und zwar in rotvioletter Farbe, hergestellt werden. Die Originaldruckplatten sind dabei in Kupferstich, und zwar in der für den Banknotendruck allein geeigneten klaren und kräftigen strengen Linienstichmanier von Künstlerhand herzustellen. Im Übrigen wird die Note auf beiden Seiten mit zarten und schwierigen, in sich verschlungenen Linienmustern gefüllt werden. Als Schutz gegen Fälschungen ist je ein farbiger Überdruck vorgesehen. Dieser wird im Buchdruckverfahren hergestellt. Die Schauseite enthält den Text der Note. Die bisherige Formel »pp. zahlt die pp. ohne Legitimationsprüfung dem Einlieferer dieser Banknote« hat die Reichsbank noch von der Preußischen Bank übernommen. Durch das Bankgesetz und durch die Bestimmungen des B.G.B. hat sie ihre innere Berechtigung insofern verloren, als die Worte »ohne Legitimationsprüfung« völlig überflüssig geworden sind. [...] Wir haben daher beschlossen, im Anschluss an die Vorschrift des Bankgesetzes und im Einklang mit den Bestimmungen des B.G.B. lediglich zu setzen: »Zehn Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin gegen diese Banknote dem Einlieferer«. Das Ausfertigungsdatum und die Unterschriften werden später eingefügt. In der Mitte oben und unten nahe dem Rande soll je einmal die Nummer angebracht werden. Die Rückseite soll auf dem linken Teil den Kontrollstempel erhalten, dessen Reichsadler unter Zuziehung des Professors Emil Doepler heraldisch richtig gestaltet werden wird. Nummern sollen auf der Rückseite links unten und rechts oben angebracht werden. In dem Felde unterhalb des Schnitters soll der Strafsatz, in feinster und doch klarer, eigenartiger Schrift gehalten, eingedruckt werden. Eine Riffelung der Noten ist aus Rücksicht auf die reiche figürliche Ausstattung nicht vorgesehen.“ [31] Ebenso wie die Reichsbanknoten zu 100 und zu 50 Mark kam dieser Entwurf nicht mehr zur Ausgabe. Die Ceres auf der Vorderseite des ersten Entwurfs von Adolf Münzer zum 10-Mark-Schein (Abb. 17) wurde 1917 beim Darlehnskassenschein zu 5 Mark als junges Mädchen (Abb. 18) wieder aufgegriffen. Die Komposition dieses 5-Mark-Scheins unterscheidet sich aber stark von Adolf Münzers Entwurf und die Vorderseite ist eher an den Vorgänger von 1914 angelehnt. Abb. 17: Ceres aus dem Entwurf Adolf Münzers zum Reichskassenschein zu 10 Mark (Detail, siehe Abb. 11). Abb. 18: Kopf eines jungen Mädchens vom Darlehnskassenschein zu 5 Mark vom 1. August 1917 (Detail). Die 50-Mark-Reichsbanknote von Arthur Kampf (Abb. 3 und 4) wurde nur aufgrund des hohen Bedarfs an Papiergeld und der hohen Zahl gefälschter 50-Mark-Reichsbanknoten dann doch noch 1920 unter Protest des Reichskunstwarts und progressiverer, kunstinteressierter Kreise in den Umlauf gebracht. [32] Durch die Entwürfe von Arthur Kampf und Adolf Münzer lag mit den von Kaiser Wilhelm II. genehmigten Reichsbanknoten zu 10, 20, 50 und 100 Mark und der noch im Entwurfsstadium befindlichen Reichsbanknote zu 1000 Mark eine komplette neue Serie vor, die von zwei anerkannten zeitgenössischen Künstlern gestaltet wurde. Doch nur die Entwürfe von Arthur Kampf fanden den Weg in den Umlauf. Warum? Es wird verschiedene Gründe dafür gegeben haben, auch gestalterische. Beide Künstler konzipierten ihre Entwürfe mit unterschiedlichen Stilmitteln. Auffällig sind bei Adolf Münzer die oft verwendeten großen zentralen Achteckfelder, in denen mythologische Ganzfiguren ihren manchmal beengten Platz fanden. Hinterlegt wurde die Gesamtkomposition mit einem extrem kleinteiligen Dekormuster, das dem Künstler als Vertreter der Jugendstils geläufig war. Sicherlich fälschungssicher, aber auch verwirrend und wenig harmonisch. Der Betrachter versucht ständig eine zugrundeliegende Struktur zu erkennen. Kampf hingegen setzte auf Pendants: Tag/Nacht, Arbeit/Ruhe, Industrie/Landwirtschaft, Tradition/Moderne. Eingebunden in eine klare, gut proportionierte Aufteilung fand seine Gesamtkonzeption mehr Zustimmung. Vielleicht auch, weil sein Name (Akademiepräsident, Direktor der bedeutendsten deutschen Kunsthochschule etc.) der Größere war? Andreas Schroyen und Oliver Herzberg Anmerkungen: Ernst Crous, 50 Jahre Reichsdruckerei, Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1929, S. 147. Andreas Schroyen, Oliver Herzberg, Der Künstler Arthur Kampf und seine Entwürfe auf dem Gebiet des deutschen Papiergeldes, Geldgeschichtliche Nachrichten, H. 326, 2023, Jg. 58, S. 74-86. Deutscher Reichsanzeiger 1916, Ausgabe 296, S. 2. Deutscher Reichsanzeiger 1920, Ausgabe 293, S. 2. Ebenda, S. 8-9. Schreiben der Reichsschuldenverwaltung vom 2. Oktober 1908 an den Reichskanzler (Reichsschatzamt) zu den Reichskassenscheinen, BArch R2/ 41967, Bl. 75-77. Hilfsbanknote von beschränkter Umlaufzeit vorgesehen. Der braune Tausender der Kaiserzeit wurde bis Ende 1922 hergestellt und blieb, wenn auch inzwischen wertlos, bis zum 5. Juli 1925 gültig. etztendlich kam erst im September 1922 eine neue Reichsbanknote zu 1000 Mark in den Umlauf. Diese war nur als Hilfsbanknote von beschränkter Umlaufzeit vorgesehen. Der braune Tausender der Kaiserzeit wurde bis Ende 1922 hergestellt und blieb, wenn auch inzwischen wertlos, bis zum 5. Juli 1925 gültig. Tagebücher von Adolf Münzer von 1911 bis 1915, Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Deutscher Handelstag, Mitteilungen an die Mitglieder, Bericht über die Sitzung des Ausschusses des deutschen Handelstags vom 9. Oktober 1911, 51. Jahrgang, Nr. 24, 14. Dezember 1911, S. 47-48. Schreiben des Reichsbankdirektoriums an den Reichskanzler vom 31. Dezember 1914, BArch R3101/ 15998, Bl. 133. Hundertmarkscheinkunst, Der Kunstwart, 1911, Jg. XXIV, H. 12, S. 418-420. Theodor Heuß, Kriegsnotgeld, Deutscher Wille, 1918, Jg. 31, 2, H. 11, S. 121-122. Ulla Heise, Münzer, Adolf. Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online, Hg. Andreas Beyer, Bénédicte Savoy und Wolf Tegethoff. Berlin, New York: K. G. Saur, 2021.URL: https://www.degruyterbrill.com/database/AKL/entry/_00125575/html . (15.06.2025 abgerufen) sowie Christoph Kivelitz, Münzer, Adolf, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, Hg. Kunstmuseum Düsseldorf u. Galerie Paffrath, Düsseldorf, München: Bruckmann, 1998, Bd. 2, S. 434, 436. Seite „Gottbegnadeten-Liste“, in: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. Juni 2025, 08:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gottbegnadeten-Liste&oldid=256678837  (17. Juni 2025 abgerufen). Jugend, 1896, Jg. 1, Bd. 1, No. 3, S. 52 sowie 1896, Bd. 2, Nr. 37, S. 591. Tagebucheintrag von Adolf Münzer vom 19. Januar 1915, Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Die Autoren danken Herrn Florian Münzer, Utting, für die Unterstützung. Schreiben des Reichsbankdirektoriums an den Reichskanzler vom 31. Dezember 1914, BArch R3101/ 15998, Bl. 133-135. Schreiben des Reichsbankdirektoriums an den Reichskanzler vom 31.12.1914, BArch R3101/ 15998, Bl. 133-134. Arnulf Scriba, „Erster Weltkieg. Kriegspropaganda“, Deutsches Historisches Museum, Berlin. URL:  https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/propaganda  (28.06.2025 abgerufen). Schreiben des Reichsbankdirektoriums an den Reichskanzler vom 31.12.1914, BArch R3101/ 15998, Bl. 133-134. Zur Zeit des ersten Entwurfs arbeitete Adolf Münzer an Motiven der Nibelungen und der Götterdämmerung. Tagebucheintrag von Adolf Münzer vom 14. August 1914, Adolf Münzer Museum, Utting am Ammersee. Beschreibung einer 100-Mark-Reichsbanknote vom 12. November 1914, BArch R 3101/15598 Bl. 135. Schreiben des Stellvertreters des Reichskanzlers an Seine Majestät, den Kaiser und König, vom 12. Juli 1915, BArch R3101/ 15998, Bl. 137-139. Schreiben an den Stellvertreters des Reichskanzlers von Seiner Majestät, dem Kaiser und König, vom 24. Juli 1915, BArch R3101/ 15998, Bl. 140. Schreiben der Reichsschuldenverwaltung vom 2. Oktober 1908 an den Reichskanzler (Reichsschatzamt) zu den Reichskassenscheinen, BArch R2/ 41967, Bl. 75-77. BArch R2/ 41967 Bl. 84. Schreiben der Reichsschuldenverwaltung vom 7. November 1913 an den Reichskanzler (Reichsschatzamt) zum Reichskassenschein zu 10 M, BArch R2/ 41968 Bl. 79-80. Gesetz betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen und Reichsbanknoten zu 10 Mark vom 22. März 1915, RGBl., Nr. 40 vom 22. März 1915, S. 179. Schreiben des Reichsbankdirektoriums an den Stellvertreter des Reichskanzlers vom 20. August 1915, BArch R 3101/ 624, Bl. 42-43. Andreas Schroyen, Oliver Herzberg, Der Künstler Arthur Kampf und seine Entwürfe auf dem Gebiet des deutschen Papiergeldes, Geldgeschichtliche Nachrichten, Jg. 58, H. 326, 2023, S. 74-86.

  • Britisch-Guayana: Die Tukan/Wasserfall-Banknoten

    Britisch-Guayana war eine britische Kolonie und Teil Britisch-Westindiens. Sie lag an der Nordküste Südamerikas, östlich von Venezuela und westlich von Niederländisch-Guayana (heute Surinam). Seit 1966 ist sie als unabhängiger Staat Guyana bekannt. Die Banknoten der ehemaligen Kolonie sind bei Sammlern des britischen Commonwealth sehr begehrt. Sie zeigen auf den Vorderseiten einen Tukan, die Kaieteur-Wasserfälle am Potaro-Fluss im Kaieteur-Nationalpark und ein Siegel mit einem Segelschiff. Sie wurden zwischen 1929 und 1942 ausgegeben, zunächst mit König Georg V. und ab 1937 mit Georg VI. auf den Rückseiten. Alle wurden von Waterlow & Sons Limited in London gedruckt. Bevor wir uns mit den Banknoten sowie mit dem Tukan und den Wasserfällen befassen, wollen wir einen kurzen Blick darauf werfen, wer welche Banknoten ausgegeben hat, die zuvor in Britisch-Guayana im Umlauf waren. Die Kronkolonie Britisch Guiana entstand 1831, zu ihr gehörten auch die vormals niederländischen Kolonien Essequebo, Demerary und Berbice. Für die beiden Kolonien Essequebo und Demerary gab es bereits seit 1830 Ausgaben in Gulden-Währung. Die British Guiana Bank wurde am 11. November 1836 als private Geschäftsbank gegründet und nahm am 16. Februar 1837 in Georgetown ihren Betrieb auf. Sie gab bis 1907 Banknoten in den Nennwerten zu 5, 20 und 100 Dollars aus. Im November 1913 wurde sie von der Royal Bank of Canada übernommen. Die Colonial Bank wurde am 1. Juni 1836 per königlicher Urkunde gegründet, um in Westindien Handel zu treiben. Sie gab von 1871 bis 1926 Banknoten im Wert von 5, 20 und 100 Dollars aus. Im Dezember 1917 schloss die Barclays Bank eine Vereinbarung mit der Colonial Bank, die Barclays Zugang zu deren Präsenz in Westafrika und der Karibik verschaffte. Barclays sicherte sich 1918 die Mehrheitsbeteiligung an der Colonial Bank, und 1925 ermöglichte ein Gesetz des Parlaments die Neugründung der Colonial Bank, die ihren Namen in Barclays Bank (Dominion, Colonial and Overseas) änderte, eine private Tochtergesellschaft der Barclays Bank Limited. Die Royal Bank of Canada trat zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die westindische Wirtschaft ein und übernahm im November 1913 die British Guiana Bank. Die Royal Bank of Canada gab bis 1938 Banknoten in den Stückelungen 5, 20 und 100 Dollars aus. Die Barclays Bank folgte von 1926 bis 1941 mit Banknoten in denselben Stückelungen. Die Government of British Guiana hatte 1916 mit der Ausgabe kleiner, auf Dollar lautender Banknoten in nur zwei Stückelungen (1 und 2 Dollars) begonnen. The Government of British Guiana: 1 Dollar vom 10. Januar 1929, Vorder- und Rückseite. Das Government of British Guiana gab von 1929 bis 1936 neu gestaltete 1- und 2-Dollars-Banknoten heraus, auf deren Vorderseite ein Tukan, die Kaieteur-Wasserfälle und das Segelschiff-Siegel der Kolonie abgebildet sind, während die Rückseite ein Porträt von König Georg V. zeigt. Sie hatten eine Größe von 185 mm x 88 mm und wurden von Waterlow & Sons Limited in London gedruckt. Diese frühen Ausgaben werden selten auf Auktionen angeboten und sind extrem selten in guter Erhaltung zu finden. Von 1937 bis 1942 gab das Government of British Guiana neue, kleinere Banknoten mit den Maßen 152 mm x 82 mm heraus, auch von Waterlow & Sons Limited in London gedruckt. Es wurden auch höhere Stückelungen ausgegeben: 1 Dollar, datiert auf den 1. Juni 1937, 1. Oktober 1938 und 1. Januar 1942; 2 Dollars, datiert auf den 1. Juni 1937, 1. Oktober 1938 und 1. Januar 1942; 5 Dollars, datiert auf den 1. Oktober 1938 und den 1. Januar 1942; 10 Dollars, datiert auf den 1. Januar 1942; 20 Dollars, datiert auf den 1. Januar 1942; 100 Dollars, datiert auf den 1. Januar 1942. The Government of British Guiana: 1 Dollar vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. The Government of British Guiana: 2 Dollars vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. The Government of British Guiana: 5 Dollars vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. The Government of British Guiana: 10 Dollars vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. The Government of British Guiana: 20 Dollars vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. The Government of British Guiana: 100 Dollars vom 1. Januar 1942, Vorder- und Rückseite. Die jüngsten Auktionsverkäufe der Tukan/Wasserfall-Serie haben Rekordergebnisse erzielt: Eine 2-Dollars-Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 58EPQ wurde am 9. November 2023 bei einer Heritage-Auktion für 21.600 US-Dollars verkauft. Dieser Verkaufspreis übertraf bei weitem den Verkaufspreis der gleichen Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 64EPQ, die am 21. Oktober 2021 bei Heritage für 13.200 US-Dollars versteigert wurde. Eine 5-Dollars-Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 55EPQ wurde am 9. November 2023 bei einer Heritage-Auktion für 6.960 US-Dollars verkauft. Eine 10-Dollars-Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 40 wurde am 5. September 2025 bei einer Auktion von Stack's Bowers für 24.000 US-Dollars verkauft. Eine 20-Dollars-Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 25 wurde am 5. September 2025 bei einer Auktion von Stack's Bowers für 26.400 US-Dollars verkauft. Eine 100-Dollars-Banknote von 1942 mit der Bewertung PMG 30 wurde am 5. September 2025 bei einer Auktion von Stack's Bowers für 78.000 US-Dollars verkauft. Die oben genannten Banknoten waren bis zur Einführung des Britisch-Westindischen Dollars im Jahr 1951 im Umlauf. 1955 wurde der Britisch-Westindische Dollar dezimalisiert und im Namen der Britischen Karibikgebiete, Ostgruppe, ausgegeben. 1965 ersetzte der Ostkaribische Dollar den Britisch-Westindischen Dollar und war ein Jahr lang in Britisch-Guayana im Umlauf, bis nach der Unabhängigkeit im Jahr 1966 der Guyanische Dollar eingeführt wurde. Donald Ludwig Abb. Donald Ludwig, Heritage Auctions, Stack's Bowers

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